Battlestar Galactica [2003]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 09. Januar 2006
Genre: Science Fiction

Originaltitel: Battlestar Galactica
Laufzeit: 175 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Michael Rymer
Musik: Richard Gibbs
Originalstimmen: Edward James Olmos, Mary McDonnell, Katee Sackhoff, Jamie Bamber, James Callis, Tricia Helfer, Grace Park, Michael Hogan, Matthew Bennett, Paul Campbell, Aaron Douglas, Callum Keith Rennie, Lorena Gale


Kurzinhalt:
Vor vierzig Jahren haben die Menschen der zwölf Kolonien Kobols zuletzt von den Zylonen gehört – jenen Maschinen, die als Diener erfunden wurden, und sich gegen ihre Herren aufgelehnt hatten, woraufhin ein blutiger Krieg entbrannt war. Doch nun, nach jahrelanger Vorbereitung und nachdem sich die Zylonen sehr viel weiter entwickelten, legen sie in einem groß angelegten Angriff die Kolonien der Menschen in Schutt und Asche.
Knapp 50.000 Menschen überleben die Zerstörung und finden sich auf Rettungsschiffen oder anderen Raumschiffen ein, um in Nähe des letzten verbliebenen Schlachtkreuzers, der Galactica, Schutz zu suchen. Deren Befehlshaber, Commander Adama (Edward James Olmos) sieht sich einer vollkommen neuen Situation gegenüber – zum einen kann er nicht akzeptieren, dass der zweite Krieg mit den Zylonen bereits vorüber sein soll, zum anderen will er dem Befehl der Präsidentin der Kolonien, Laura Roslin (Mary McDonnell) nicht nachgeben, vor den Truppen der Zylonen zu fliehen, und selbst wenn, wohin?.
Doch während die Galactica und die übrigen Überlebenden ihre Chancen abwägen, ziehen die Zylonen ihr Netz immer enger um diese letzte Bastion der Menschheit – wobei ihre größte Waffe nicht von außen zum Angriff bereit ist, sondern schon mitten unter den Menschen wandelt ...


Kritik:
Kaum jemand ist derart tief in der Geschichte der Fernsehserien verwurzelt, wie der inzwischen 68jährige Glen A. Larson, der seine Karriere als Drehbuchautor bei der legendären Krimiserie Auf der Flucht [1963-1967] begann. Sein erstes eigenes Serienkonzept, Ein Jahr Galgenfrist [1971-1973] überstand zwar nur wenige Staffeln, sein zweites allerdings schrieb Krimigeschichte im Abendprogramm: mit Quincy [1976-1983] erschuf Larson eine Figur, die auch 20 Jahre nach seinem letzten Fall noch regelmäßig Millionen Zuschauer vor die Bildschirme zieht. Es folgte die kurzlebige Science-Fiction-Serie Buck Rogers [1979-1981], die hawaiianische Detektivserie Magnum [1980-1988], Ein Colt für alle Fälle [1981-1986] und Knight Rider [1982-1986] – Larsons spätere Serien hatten im Vergleich zu den drei letztgenannten bedeutend weniger Erfolg und werden auch bei weitem nicht so oft wiederholt, wie jene Klassiker.
Nur von kurzer Dauer war Larsons ansich erste Science-Fiction-Serie Kampfstern Galactica [1978-1979], die zwar kein großer Erfolg wurde, aber eine treue Fangemeinde um sich scharte. Grund für das schnelle Ende der Serie waren die damals horrenden Produktionskosten von über einer Million Dollar pro Episode, wobei ein Großteil des Budgets auf die visuellen Effekte verwandt wurde. Teile der Serie wurden in zwei TV-Filme, einen gleichnamigen und Mission Galactica - Angriff der Zylonen [1978] umgeschnitten, und eine Nachfolgeserie, Kampfstern Galactica 1980 [1980], die nur 10 Folgen überlebte, wurde anschließend im TV-Film Das Ende einer Odyssee - Galactica III [1980] neu verwertet, der der Saga damals einen wenig rühmlichen Abschluss einbrachte. Seither waren sowohl Glen A. Larson, als auch der Hauptdarsteller der ersten Serie, Richard Hatch, darum bemüht, Kampfstern Galactica als Serie neu umzusetzen – aber während Hatch mit seinem Kurzfilm Battlestar Galactica: The Second Coming [1999] immerhin auf Conventions ein Erfolg gelang (aus lizenzrechtlichen Gründen darf der Film ansonsten nirgendwo gezeigt werden), wartete Larson geduldig, bis der in Fachkreisen renommierte Star Trek-Autor Ronald D. Moore, der unter anderem für Schlüsselepisoden von Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert [1987-1994], Star Trek: Deep Space Nine [1993-1999] und den Kinofilm Star Trek: Der erste Kontakt [1996] verantwortlich war, sich anschickte, Kampfstern Galactica neu zu interpretieren.

Dass Moores Neu-Erfindung des Franchise insbesondere bei Kennern und Fans der Originalserie einen schweren Stand haben würde, war abzusehen, und als die immerhin 10 Millionen Dollar teure Miniserie unter dem Banner des SciFi-Channels produziert wurde, war nicht bekannt, ob Battlestar Galactica überhaupt in Serie gehen würde. Als jedoch klar war, dass der dreistündige TV-Film die beste Quote des Jahres für den Sender erringen konnte, war die Entscheidung des Senders schnell gefällt. Die deutsche DVD-Veröffentlichung dieses Pilotfilms wurde dabei interessanterweise Kampfstern Galactica getauft, wohingegen die daraus resultierende Serie den Originaltitel Battlestar Galactica beibehielt.
Wer als Kenner der immerhin 25 Jahre alten TV-Serie jedoch mit der Erwartungshaltung eines richtigen Remakes an die Miniserie herangeht, wird ohne Zweifel enttäuscht werden. Nicht nur, dass Moore und Larson einige Schlüsselelemente innerhalb der Geschichte um den Kampf der Menschheit mit den Zylonen geändert haben, auch die meisten Figuren haben mit ihren Vorbildern des Serien-Klassikers nicht mehr viel gemein. Aus Starbuck und Boomer sind in der Neu-Interpretation weibliche Figuren geworden, der ursprüngliche Konflikt zwischen Menschen und Zylonen wird im Pilotfilm gar nicht weiter thematisiert, und der neu entbrennende Krieg nimmt gerade im zweiten Drittel des TV-Films gänzlich andere Züge an, als man zunächst annehmen würde.
Was sicher positiv auffällt ist die Tatsache, dass nun alle Charaktere der Serie auch Vor- und Nachnamen besitzen, und sichtlich mehr Streitpotential innerhalb der Crew der Galactica bereitgelegt wird. Die Geschichte selbst mutet zunächst dem Originalen sehr ähnlich an, wurde jedoch um interessante Facetten erweitert, von denen das neue "Aussehen" der Zylonen sicher am offensichtlichsten ist. Überraschend ist auch die durchgehende Atmosphäre des Mehrteilers, der sich so düster gibt, wie man es heutzutage kaum erwarten würde.
So sehen sich die Menschen nicht nur ihrer vollkommenen Auslöschung gegenüber, ohne Verbündete, einen Flottenverband oder eine zahlenmäßige Überlegenheit gegenüber den Zylonen scheint die Lage schlichtweg aussichts- und hoffnungslos, woran sich auch im Verlauf der drei Stunden wenig ändert. Die Auseinandersetzungen im Weltall ebenso wie an Bord der Galactica auf realistische Weise zu schildern, ohne Phaser-Pistolen oder übermächtige Kraftfelder, ist ebenfalls ein mutiger Schritt der Autoren, und wenn die Technik an Bord des letzten Schlachtkreuzers hoffnungslos veraltet wirkt (und das in einer Science-Fiction-Serie), mobilisiert das auch sehr schnell die Sympathien der Zuschauer für die Crew der Galactica.
Und doch gibt es Kritikpunkte an der Vorlage, die sich erstaunlicherweise nicht auf die durchweg gute und erfrischend tiefgehende Einführung der unterschiedlichen Figuren bezieht – denn während das Skript in jenem Bereich sehr durchdacht erscheint, lahmt die Geschichte selbst trotz einiger sehr gut umgesetzter Actionszenen unter einer eher schleppenden Dramaturgie und zu wenigen Spannungsmomenten. Wäre dieselbe Story 30 bis 45 Minuten straffer erzählt worden, hätten sich die Macher zusätzlich zu ihren vielen Figuren auch auf eine schnellere Geschichte konzentrieren können, denn so kann man zu viele Charaktermomente noch nicht in dem Maße schätzen, wie es im Verlauf der Serie der Fall sein wird.
Abgesehen davon ist die Vorlage jedoch wirklich gut gelungen, wartet mit handfesten Überraschungen auf und überzeugt mit einer sehr düsteren Atmosphäre, die dennoch viel Potential für kommende Abenteuer an Bord der Galactica offen lässt.

Über einen Mangel an namhaften Darstellern können sich die Macher außerdem kaum beklagen, Edward James Olmos gehört seit vielen Jahren zu den stillen Stars Hollywoods und ist in vielen Produktionen zu sehen (für seine Darbietung in Stand and Deliver [1988] wurde er sogar mit einer Oscarnominierung belohnt); auch hier hinterlässt er neben einer charismatischen Präsenz einen sehr guten Eindruck und füllt die Uniform des Commander Adama mit Würde und Autorität; dass ihm die Charaktermomente ebenso gut gelingen, wie die Ausstrahlung des kampferfahrenen Anführers, kommt der Serie nur zugute.
Mary McDonnell war zuletzt in Donnie Darko [2001] zu sehen und stand zusammen mit Olmos in Die 2 Geschworenen [1997] vor der Kamera – sie hat einer der schwierigsten Rollen übernommen, scheint der Herausforderung aber problemlos gewachsen. Ebenso Michael Hogan, der aus zahlreichen TV-Produktionen bekannt ist.
Weit weniger überzeugend mimt in der Miniserie hingegen Katee Sackhoff, die bei Fans der Originalserie schon auf Grund ihrer Rolle als Starbuck einen schlechten Stand besitzt – durch ihre karge Mimik wirkt sie in der Tat mit der Rolle überfordert, was sich jedoch in der Serie wird weisen müssen, wenn ihre Figur auch mehr zu tun bekommt.
Als Judas an Bord der Galactica hat James Callis in der Rolle des Gaius Baltar ohnehin schon eine schwierige Figur zu verkörpern, umso erfreulicher, dass ihm die Personifizierung des bereits in der alten Inkarnation zwiespältig aufgenommenen Charakters überaus gut gelingt. Ebenso Jamie Bamber, der als Apollo sichtlich mehr zu tun hat, als man zunächst erwarten würde.
Aaron Douglas wird zwar erst in der Serie mehr zu tun bekommen, macht seine Sache hier aber schon wirklich gut, ebenso Grace Park, die ebenfalls in der Serie stärker in der Mittelpunkt gerückt werden wird.
Von Paul Campbell und Matthew Bennett ist bislang nicht viel zu sehen, Tricia Helfer und der aus Ein Mountie in Chicago [1997-1999] bekannte Callum Keith Rennie (der in der Serie bislang nur einen weiteren Auftritt hat), werden indes gefordert, und können wenigstens überzeugen, gleichwohl Helfer in der Serie eine permanente Rolle zugeschrieben wird.
Insofern gibt es am Cast an sich kaum etwas zu bemängeln, wobei sich die Darsteller sichtlich über die fordernden Charaktermomente freuen, die sie auch auskosten können.

Handwerklich wagen die Macher mit Regisseur Michael Rymer (Undercover: In Too Deep [1999], Königin der Verdammten [2002]) einen überraschenden Ansatz, präsentieren das Science-Fiction-Abenteuer in einer Handkamera-Optik mit vielen bewegten Einstellungen, einem schmutzigen Look und insbesondere bei den Kampfszenen schnellen Schnitten.
Das bewirkt zwar einerseits, dass Battlestar Galactica ein ungewöhnlich dokumentarisches Flair besitzt, das gerade in den hektischen Momenten die Zuschauer ins Geschehen platziert, andererseits kann man die ansich wirklich guten Spezialeffekte bei den Außenaufnahmen kaum genießen, da sich die Kamera ständig bewegt und viel zu selten ein Objekt im Fokus zeigt.
Dennoch ist der Einsatz der Handkamera immerhin wohl überlegt und nicht schwindelerregend eingebracht, wie bei manch anderen Film- und Fernsehproduktionen. Die Schnittarbeit ist grundsätzlich ebenfalls gut gelungen, auch wenn man sich gerade bei den Schlachtszenen der Galactica mit den Shuttles der Zylonen auschweifendere Eindrücke gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz ist Battlestar Galactica durchweg gut eingefangen und stilistisch insbesondere im Science-Fiction-Genre ein gänzlich anderer Ansatz, als die bisher bekannten Formate. Ob sich das jedoch als Serienkost eignet, bleibt abzuwarten.

Komponist Richard Gibbs, der in der Serie von Bear McCreary abgelöst wird, verpasst der Miniserie mit einem sehr zurückhaltenden, rhythmischen Score auch eine sehr ungewöhnlich anmutende Musik, die durch das wiederkehrende Trommelelement bei den Kampfszenen unerwartet viel Dynamik entwickelt, und zusammen mit den melancholisch-atmosphärischen Klängen eine Grundstimmung für den TV-Film etabliert, der das Schicksal der Figuren sehr gut zum Ausdruck bringt.
So würde sich der Score sicher auch zum Hören ohne die Miniserie eignen, wiederholt sich in seiner Struktur bezogen auf die immerhin drei Stunden Film aber recht häufig, ohne dabei negativ aufzufallen. Das spezielle, beunruhigende und unheilschwangere Thema der Zylonen sticht dabei ebenso hervor, wie wie die oftmals völlig ausbleibende Musik bei bestimmten Schlüsselmomenten, die den Darstellern genügend Raum gewährt, sich zu entfalten.
Der Score ist aber so ungewöhnlich wie effektiv und unterstützt das Geschehen sehr gut – auch wenn gerade Fans der alten Serie einen etwas kraftvolleren Score mit einem einprägsameren Thema der Galactica selbst vorgezogen hätten.

Auf das neue Design der Serie waren viele Kenner der Originalen merklich gespannt, und es ist überaus erfreulich, dass in Bezug auf die kleinen Kampfschiffe der Zylonen oder der Menschen nur wenige Änderungen vorgenommen wurden – das neue Design der Galactica mag zwar manchen Fans nicht gefallen, ist aber ansich dem alten nicht nur sehr ähnlich, sondern nur an denjenigen Stellen modernisiert, wo es auch aus technischer Sicht notwendig gewesen wäre. Womit die Macher der Miniserie aber sichtlich protzen, sind ihre großen Sets, die sie mit langen Kamerafahrten, großen Weitwinkelaufnahmen und gleichzeitig einer beengten Stimmung an Bord der Kommandobrücke einfangen. Auch hier leisten die Produzenten gute Arbeit und verzichten darauf, viele blinkende Lichter zu zeigen, deren einzige Funktion es eben ist, bunt zu blinken.
Trotz dieser eindrucksvollen Innenaufnahmen, sieht man dem TV-Film die Budgetbeschränkungen gerade in Bezug auf die Masse der gezeigten Spezialeffekte durchaus an – diejenigen, die man jedoch zu sehen bekommt, machen einen sehr guten Eindruck und verblüffen gerade bei den Stadtaufnahmen zu Beginn durch ihr unauffälliges Eingliedern in die bestehenden Bilder.
So ist Battlestar Galactica für diejenigen sicher geeignet, die eine ernste, düstere Science-Fiction-Serie als Analogie zum derzeitigen Weltgeschehen zu schätzen wissen, bei der Miniserie aber mit einigen inhaltlichen Längen rechnen. Ganz so spannend, wie man sich das wünschen würde, ist Rymers Regiearbeit leider nicht immer geraten, überzeugt dafür aber mit einer guten und stellenweise einfallsreichen Geschichte, guten, vielschichtigen Figuren und einer durchweg bedrückenden Atmosphäre, die aber erstaunlicherweise am Ende nicht gehoben, sondern eher noch gedämpft wird.
Tragisch ist an dieser Miniserie allerdings, dass sie die schwächsten Episoden der ersten Staffel der erfrischenden Science Fiction-Serie darstellt, die zwar in einer futuristischen Zeit angesiedelt ist, aber heutige und aktuelle Themen auslotet. So sollten auch diejenigen, die von dem Pilotfilm nicht überzeugt sind, die ersten drei regulären Episoden abwarten, die an Qualität im Laufe der Staffel immer weiter gewinnen und vor allem auf einander aufbauen.


Fazit:
Ob das Konzept der auf der Suche befindlichen Heimatlosen in der Serie funktioniert, wird sich weisen – auch beim Original lag das größte Problem nicht bei der Ausgangslage. Mit den eingebrachten Änderungen und Modernisierungen ist Glen A. Larson und Ronald D. Moore jedoch ein guter Einstand gelungen, der mit einer vielzahl facettenreicher Figuren, einer sehr ernsten und stellenweise auch hintersinnigen Story und einem merklich hohen Produktionsaufwand überzeugt.
Zwar ist die Miniserie Battlestar Galactica nicht ganz so mitreißend gelungen, wie man sich das erhofft hätte, dafür ist vom Übergriff der Zylonen auf die Siedlungen der Menschen zu wenig zu sehen, aber dank der eingebrachten Storywendungen und der schwierigen Entscheidungen, denen sich manche Figuren gegenüber sehen, vergehen die drei Stunden dennoch zügig, wenngleich nicht wie im Flug.
So darf man als Zuseher gespannt sein, wie sich die Serie entwickeln wird, die mit diesem Pilotfilm ein solides Fundament bekam. Fans der Originalserie sollten jedoch aufgeschlossen an diese Neuinterpretation herangehen, denn trotz einiger Schwächen verbirgt sich hinter der düsteren Fassade eine Science-Fiction-Geschichte für Erwachsene, denen der (inzwischen meist verklärte) Trash-Charme des Originals bewusst und glücklicherweise fehlt.