Angel Has Fallen [2019]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. März 2020
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Angel Has Fallen
Laufzeit: 121 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Ric Roman Waugh
Musik: David Buckley
Besetzung: Gerard Butler, Morgan Freeman, Danny Huston, Lance Reddick, Tim Blake Nelson, Nick Nolte, Piper Perabo, Jada Pinkett Smith, Michael Landes


Kurzinhalt:

Einige Jahre, nachdem der verdiente Secret Service-Agent Mike Banning (Gerard Butler) einen Anschlag auf das Leben des US-Präsidenten in Europa verhindert hat, dient er dem neuen Staatsoberhaupt, Präsident Trumbull (Morgan Freeman), ebenso ergeben. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen will Banning die Beförderung zum Leiter des Secret Service nicht annehmen, da ihn dies am aktiven Dienst hindern würde. Als ein Drohnenanschlag auf das Leben des Präsidenten verübt wird, gerät Banning selbst ins Fadenkreuz von FBI-Ermittlerin Helen Thompson (Jada Pinkett Smith). Während der US-Präsident im Koma liegt, wird Banning beschuldigt, den Anschlag mit Hilfe Russlands geplant zu haben. Aus diesem Grund trifft der amtierende Vize-Präsident Martin Kirby (Tim Blake Nelson) Vorbereitungen eines Krieges, von dem vor allem private Sicherheitsunternehmen wie das von Bannings ehemaligem Armee-Kameraden Wade Jennings (Danny Huston) profitieren würden. Banning gelingt die Flucht und um seinen Namen reinzuwaschen, sucht er seinen Vater Clay (Nick Nolte) auf, mit dem er seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Allein kann Mike seinen Auftrag, den Präsidenten zu beschützen, der immer noch in Gefahr schwebt, diesmal nicht erfüllen …


Kritik:
Was für eine Art Film Angel Has Fallen ist, lässt sich am besten an der Szene beschreiben, die kurz nach Beginn des Abspanns nachgeschoben wird. Der kurze Abschnitt in einer Spa-Einrichtung ist für die Figuren oder die Story vollkommen irrelevant. Sie soll witzig sein, kann jedoch nur ein müdes Lächeln produzieren und ist von der Idee her interessanter, als die ungelenke Umsetzung, bei der sich die beiden Darsteller beinahe unwohl zu fühlen scheinen. So ergeht es auch der zweiten Fortsetzung des Fallen-Franchise nach Olympus Has Fallen - Die Welt in Gefahr [2013] und London Has Fallen [2016]. Die Grundidee einer Geschichte um Secret Service-Agent Mike Banning, der in ein Komplott verstrickt wird und nicht nur seinen eigenen Namen reinwaschen, sondern auch den Präsidenten der Vereinigten Staaten retten muss, hört sich interessanter an, als Filmemacher Ric Roman Waugh dies umzusetzen in der Lage ist. Dabei gehen hier die dramaturgischen Schwächen mit den inhaltlichen des ab einem gewissen Punkt erstaunlich dürftigen Skripts Hand in Hand.

Möchte man es anders ausdrücken, könnte man auch sagen, Angel Has Fallen ist die Art Fortsetzung, die, als jedes Kind noch wusste, was eine Videothek war, direkt die dortigen Regale bevölkert hätte, ohne zuvor in den Lichtspielhäusern zu sehen gewesen zu sein. Trotz eines Budgets, das gerade einmal die Hälfte des ersten Films ausmacht, bleibt Regisseur Ric Roman Waugh den vorigen Filmen treu und präsentiert Action und Explosionen zuhauf – denen man die geringeren finanziellen Mittel allerdings deutlich anmerkt. Dabei gäbe es durchaus die Möglichkeit, Mike Bannings dritten Leinwandauftritt anders zu gestalten, ihn mehr als Thriller, denn als brachiale Action-Tour zu präsentieren. Aber selbst wenn der Film augenscheinlich zurückhaltender beginnt, die bleihaltige zweite Hälfte lässt keinen Zweifel daran, an welches Publikum sich Bannings Suche nach den Verschwörern richtet.

Die Geschichte beginnt mit einem intensiven Einsatz Bannings in einer Trainingseinrichtung seines ehemaligen Armee-Kameraden Wade Jennings, der inzwischen als Leiter eines privaten Sicherheitsunternehmens tätig ist. Dessen Geschäfte gehen nicht so gut wie geplant, vor allem, weil der amerikanische Präsident Trumbull den bislang extensiven Einsatz dieser privaten Unternehmen stark einschränken möchte. Kurz darauf wird ein Mordanschlag auf den US-Präsidenten verübt. Banning ist der einzig überlebende Secret Service-Agent vor Ort. Während Trumbull im Koma liegt, verdichten sich die Hinweise, dass Banning das Attentat geplant und durchgeführt haben soll. Der flieht, um seine Unschuld zu beweisen und muss gleichzeitig den Präsidenten retten, da die wahren Attentäter ihren Plan sicherlich zu Ende führen würden. Währenddessen bereitet der amtierende Vize-Präsident Kirby einen Angriff auf Russland vor, wo Bannings Hintermänner sitzen sollen. Dabei will er vor allem private Sicherheitsunternehmen in Anspruch nehmen.
Als Nebenschauplätze werden einerseits Mikes Gesundheitszustand beleuchtet, der nach den Geschehnissen der vorigen Filme unter Schlafstörungen, Migräne und Schmerzen leidet, und seine Beziehung zu seinem entfremdeten Vater Clay, der zurückgezogenen in einer Waldhütte lebt. Der wird verkörpert von Nick Nolte und stellt zweifellos das Highlight von Angel Has Fallen dar. Sieht man den traurigen Blick in seinen Augen, wenn er seinem Sohn von den größten Fehlentscheidungen seines Lebens berichtet, verleiht er seiner Figur mehr Tiefe, als die klischeehafte Charakterzeichnung vom Drehbuch zugeschrieben bekommt.

Wer nach der vorgenannten Inhaltsbeschreibung die Zusammenhänge im Übrigen noch nicht vollends durchschaut hat, wird sich womöglich tatsächlich über die ein oder andere „überraschende“ Wendung im Skript freuen können. Tatsächlich ist die Story derart klischeebeladen und vorhersehbar, dass man sich angesichts der Art, wie selbstüberschätzend die Macher die Wegstation abarbeiten durchaus fragen muss, ob sie ihr Publikum entweder für dumm verkaufen wollen, oder sie davon selbst überzeugt sind. Dass Figuren wie die von Jada Pinkett Smith verkörperte FBI-Agentin vollkommen verschenkt werden, macht es nur noch unverständlicher. Von ihr abgesehen, werden nur etwas mehr als eine Handvoll Figuren mit mehr als einem Dutzend Dialogzeilen vorgestellt, bei denen die Konspirateure so offensichtlich sind, dass man sie selbst mit geschlossenen Augen erkennen kann.

Alle übrigen Elemente von Angel Has Fallen stehen augenscheinlich unter dem Einfluss des klammen Budgets. Die Trickeffekte sind oftmals offensichtlich, meistens sogar so aufdringlich, dass die wenigen realen Explosionen zu Beginn umso mehr auffallen. Insbesondere das Finale erinnert mehr an Fernsehproduktionen vor einigen Jahren, als heutige Kinofilme. Wenn es sich die Macher nicht einmal leisten können, zwei Figuren auf einem Boot auf einem See zu filmen, sondern der Green Screen im Hintergrund stets offensichtlich ist, wäre es vermutlich die bessere Entscheidung gewesen, die Szene irgendwo anders hin zu verlegen. Die Besetzung agiert im Sparmodus und die Inszenierung selbst ist phasenweise so dunkel gehalten, als hätte man die beleuchteten Gesichter der Figuren vor einer schwarzen Wand aufgenommen. Dass die Action wackelig gefilmt und oft unübersichtlich geschnitten ist, verbirgt indes nicht, dass man den deutlich behäbiger agierenden Hauptdarsteller Gerard Butler in den wenigsten Momenten tatsächlich sieht, während sich seine Figur gegen Angreifer wehrt. Da ist der gedämpfte, sich auf unterschwellig bassige Themen konzentrierende Soundtrack, der kein wirkliches Thema oder gar eine Dynamik entwickelt, nur das Tüpfelchen auf dem i.


Fazit:
Hatte Gerard Butler, der wie zuvor auch erneut als Produzent auftritt, im Vorfeld noch davon gesprochen, dass der Abschluss der Trilogie auch das Ende der Filmreihe sein sollte, ist von den Machern inzwischen zu hören, dass ganze drei Fortsetzung sowie flankierende TV-Serien geplant sind. Man kann sich hierbei auf der einen Seite fragen, was diese inhaltlich beisteuern sollen, aber auch, wie viel Sinn es mit der Figur überhaupt macht. Die charakterliche Entwicklung von Mike Banning ist bestenfalls als mäßig anzusehen, die letztlich präsentierte „Lösung“ seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten gelinde gesagt dürftig. Die Story selbst könnte zumindest Grundlage für einen soliden Action-Thriller sein, doch scheinen sich die Macher diesbezüglich keine Mühe geben zu wollen. Die Story von Angel Has Fallen ist derart einfallslos und absehbar, dass das Publikum an sich beleidigt sein sollte, für wie simpel das Drehbuch es offensichtlich hält. Die Inszenierung leidet sichtlich unter den finanziellen Einschnitten, ist entweder zu dicht an den Figuren, um eine Übersicht zu wahren, oder bei größerer Entfernung mit zu offensichtlichen Trickeffekten angereichert. Dass die Entscheidung des Bösewichts, eine halbe Stunde vor Schluss in den Angriffsmodus überzugehen, inhaltlich vollkommen hanebüchener Unsinn ist, fällt aber schwer, zu verzeihen. Immerhin ist der dritte Teil nicht menschenverachtend brutal und nie vollkommen langweilig. Ein schwacher Trost, aber immerhin ein besseres Gesamtpaket als der unmittelbare Vorgänger.