American Werewolf [1981]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 3. Dezember 2017
Genre: Horror / Fantasy / KomödieOriginaltitel: An American Werewolf in London
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 1981
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: John Landis
Musik: Elmer Bernstein
Darsteller: David Naughton, Griffin Dunne, Jenny Agutter, John Woodvine, Anne-Marie Davies, Lila Kaye, Brian Glover, David Schofield, Don McKillop, Paul Kember, Frank Oz
Kurzinhalt:
Die beiden amerikanischen Freunde David (David Naughton) und Jack (Griffin Dunne) machen eine Rucksack-Rundreise durch Europa. In England angekommen, sind sie weit ab in einer ländlichen Gegend unterwegs, als sie auf eine verschlossene Dorfgemeinschaft stoßen. Unsanft vor die Tür gesetzt, werden sie nachts auf dem Weg durch das Moor von einer Bestie angefallen. David überlebt verletzt und wacht Wochen später in einem Krankenhaus wieder auf. Dort erscheint ihm Jack aus dem Jenseits, der ihm erklärt, dass sie von einem Werwolf angegriffen wurden und sich David bei Vollmond verwandeln wird. David tut dies als Hirngespinst ab, obwohl ihn seit Tagen verstörende Alpträume plagen. Bei der Krankenschwester Alex (Jenny Agutter) untergekommen, muss er jedoch feststellen, dass an Jacks Prophezeiung mehr Wahres ist, als er sich eingestehen möchte …
Kritik:
Kaum ein Film hat das Horror-Genre um das Fantasywesen der Werwölfe so geprägt wie John Landis' American Werewolf. Dabei erzählt das vom Regisseur geschriebene Drehbuch keinen geradlinigen Monster-Horror, sondern vielmehr eine Komödie. Während manches davon heute ebenso gut funktioniert wie damals, als das Herzensprojekt des Filmemachers in die Kinos kam, sind andere Aspekte nicht so gut gealtert. Fans des Übernatürlichen werden allerdings immer noch bestens unterhalten.
Die Geschichte beginnt mit den beiden amerikanischen Freunden David und Jack, die eine Rucksacktour durch Europa unternehmen. In England angekommen, treffen sie in einem Pub in einer abgelegenen ländlichen Gegend auf die verschlossenen Einheimischen, die sie recht unsanft wieder vor die Tür setzen. Als sie sich bei Vollmond aufmachen, die nächste Ortschaft zu erreichen, werden sie von einer Bestie angegriffen. Jack wird getötet, David verletzt in ein Krankenhaus gebracht, wo er drei Wochen später wieder erwacht.
Bis dahin unterscheidet sich American Werewolf nicht nennenswert von anderen Filmen des Genres. Auch, dass sich David im Krankenhaus in seine Krankenschwester Alex verliebt, ist keine Überraschung. Wohl aber, dass ihm dort sein toter Freund Jack erscheint, der ihm offenbart, was geschehen ist und was David in wenigen Tagen erwartet. Sie seien von einem Werwolf angegriffen worden und er selbst, Jack, dazu verdammt, als Untoter zwischen den Welten zu wandeln, bis der letzte Vertreter dieser Werwolfslinie getötet sei. Und das ist inzwischen David, der auf Grund seiner Verletzungen dazu bestimmt ist, sich bei Vollmond in ein Monster zu verwandeln.
Der Kniff ist hierbei, dass der überraschend gut gelaunte Jack seinem Freund nicht in "normalem" Zustand begegnet, sondern wie er beim tödlichen Angriff durch den Werwolf zugerichtet wurde. Erscheint er im späteren Verlauf wieder, ist seine Leiche im fortschreitenden Stadium der Verwesung begriffen. Wer das für morbide hält, sollte bedenken, dass die Dialoge der beiden bedeutend leichtfüßiger sind, als man erwarten würde. Was bei Jacks erstem Auftritt bereits auffällt, ist die fantastische Maskenarbeit von Rick Baker, der hierfür in der in jenem Jahr zum ersten Mal verliehenen Kategorie den Oscar erhielt. Kenner wie neue Zuseher werden darüber hinaus gespannt sein, wie die Filmemacher die tatsächliche Verwandlung von David zum Werwolf filmisch umsetzen. Die Sequenz ist unumwunden das Highlight von American Werewolf und gerade auf Grund der praktischen Tricks und der erstaunlich langsamen Verwandlung bis heute unerreicht. Hört man die Knochen hier knacken, sieht den Körper sich verändern und hört David Naughtons schmerzerfüllte Schreie, lässt sich in etwa erahnen, was in ihm vorgehen muss.
Was der amerikanische Werwolf in London anrichtet, mag aus heutiger Sicht nicht ansatzweise so schockierend sein wie einst, doch weiß Regisseur John Landis das Beste aus seinem Budget und den technischen Möglichkeiten jener Zeit zu machen. Dass er sich lange Zeit mit dem Monster zurückhält, es eine Stunde dauert, ehe man es überhaupt zu sehen bekommt, steigert die Anspannung beim Publikum. Dass das Finale blutiger ausfällt als der Rest des Films, ist dem Genre zu verdanken und stört daher nicht. Nur dass American Werewolf so ganz ohne Epilog auskommt, verwundert dann doch. Zwar ist ein andere Auflösung der Geschichte kaum denkbar, doch ein kleinwenig mehr Zeit, mit den Figuren abzuschließen, wäre angebracht gewesen.
So ist Landis stellenweise schwarzhumoriger Fantasy-Horror-Film eindeutig ein Kind seiner Zeit und weniger auf Spannung ausgelegt, als man erwarten würde. Dafür sind die unheimlichen Momente zu rar gesät.
Fazit:
Horror-Visionen mit Zombies, eine Hauptfigur, die die Hälfte der Zeit (halb)nackt durchs Bild springt, oder auf einem öffentlichen Platz ausruft, er wäre ein Werwolf, lassen bereits erahnen, dass Regisseur John Landis seine Geschichte mit viel Augenzwinkern erzählt. Dabei gerät der Horror beinahe ins Hintertreffen, wird jedoch durch ziemlich blutige Einlagen wieder in den Fokus gerückt. Vor allem dank der hervorragenden und zeitlos beeindruckenden Maskenarbeit ist American Werewolf ein Klassiker, zu dessen Flair auch die drei prominentesten Songs beitragen, die alle ein gemeinsames Merkmal besitzen. Dass ein heutiges Publikum dem dahinterstehenden Horror nicht mehr so viel abgewinnen wird können, ist wohl dem Zeitgeist geschuldet. Aber das heißt nicht, dass man sich dabei nicht immer noch unterhalten lassen kann. Der Nostalgiefaktor trägt dabei sicher einiges dazu bei.