Alles eine Frage der Zeit [2013]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. August 2018
Genre: Liebesfilm / Fantasy / Drama

Originaltitel: About Time
Laufzeit: 123 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Richard Curtis
Musik: Nick Laird-Clowes
Darsteller: Domhnall Gleeson, Rachel McAdams, Bill Nighy, Lydia Wilson, Lindsay Duncan, Richard Cordery, Joshua McGuire, Tom Hollander, Margot Robbie, Will Merrick, Vanessa Kirby


Kurzinhalt:

Als er 21 ist, bekommt Tim (Domhnall Gleeson) von seinem Vater (Bill Nighy) mitgeteilt, dass die Männer in der Familie durch die Zeit reisen können – das aber nur in die Vergangenheit und nur zu Zeiten, die sie selbst erlebt haben. Es ist eine Fähigkeit, von der Tim alsbald regen Gebrauch macht, um endlich eine Freundin zu bekommen. Bei seiner ersten großen Liebe Charlotte (Margot Robbie), die einen Sommer bei seiner Familie verbringt, blitzt er allerdings ab. In London trifft er schließlich auf Mary (Rachel McAdams) und findet in ihr seine Traumfrau. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommen sie zusammen, aber irgendwann muss Tim erkennen, dass auch seine Gabe ihre Grenzen hat und dass Änderungen der Vergangenheit mitunter auch unerwünschte Auswirkungen haben können …


Kritik:
In Richard Curtis’ romantischem Fantasyfilm Alles eine Frage der Zeit bekommt die Hauptfigur Tim im Alter von 21 Jahren von seinem Vater gesagt, dass die Männer der Familie die Gabe besitzen, durch die Zeit zu reisen. So unermesslich die Möglichkeiten wären, die sich dem jungen Mann auftun, er entschließt sich, diese Fähigkeit einzig zu seinem persönlichen Vorteil zu nutzen. Ungeachtet dessen, wie charmant seine Geschichte von allen Beteiligten dargebracht ist, sie hinterlässt keinen bleibenden Eindruck – wie auch, wenn nichts, das er tut, endgültige Konsequenzen hat.

Es gibt für gewöhnlich zwei Richtungen, von denen aus sich diese Art Stories entwickeln können. In der einen durchlebt eine Figur denselben Tag oder denselben Zeitabschnitt immer wieder, ehe sie lernt, in der gegebenen Zeit alles richtig zu machen (perfektioniert und schwer besser zu machen als in …und täglich grüßt das Murmeltier [1993]). Bei der anderen versucht die Person, die Vergangenheit zu ändern und bringt damit unbeabsichtigt die Gegenwart vollkommen aus dem Gleichgewicht – dieser „Schmetterlingseffekt“ wird in Alles eine Frage der Zeit ebenfalls angesprochen. In der ersten Filmhälfte sieht es so aus, als würde Filmemacher Curtis, der auch das Drehbuch schrieb, beide Wege beschreiten wollen, ohne dass er jedoch einen zu Ende geht. Das beinahe Unverständliche daran ist, dass während Bill Murray immer wieder denselben Tag durchlebt, ehe er begreift, dass er die Zeit nicht bestmöglich für sich selbst nutzen, sondern anderen helfen soll, Tim hier stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist.

Das beginnt bereits mit der Art und Weise, wie er seine Traumfrau Mary kennenlernt. Nachdem er sich bei einem Dinner in the Dark unsterblich in sie verliebt hat, geht er in die Vergangenheit zurück, um einem mürrischen Autor zum Erfolg zu verhelfen. Nur dadurch lernt er Mary nie kennen. Als er sie schließlich findet, ist sie in einer Beziehung mit einem anderen Mann – also geht Tim wieder in die Vergangenheit und sorgt dafür, dass Mary ihren Freund nie kennenlernt und er mit ihr anbandeln kann. Mag sein, dass ich diesbezüglich ein altmodischer Spießer bin, aber Tim verhält sich wie ein widerwärtiger Egoist und nutzt alle Details, die er von Mary kennt, um so schnell wie möglich bei ihr landen zu können. Er mag kein schlechter Mensch sein, aber was er tut, ist weder nobel, noch aufrichtig. Vor allem aber bleibt dies für ihn ohne jegliche Konsequenz.

Stattdessen erzählt Alles eine Frage der Zeit, wie Mary und Tim glücklich werden, eine eigene Familie gründen und dass auch Tims Fähigkeiten ihre Grenzen haben. Dass man alledem gern zusieht, ist der Besetzung zu verdanken, die von Domhnall Gleeson und Rachel McAdams so charmant angeführt wird, dass man sich ihrer Ausstrahlung kaum entziehen kann. Bill Nighy umgibt eine gewohnt wissende Aura und in einer Gastrolle überzeugt Margot Robbie wie immer tadellos. Dem steht eine eher unruhige Inszenierung gegenüber, die in den unpassendsten Momenten, beispielsweise wenn eine Figur einfach abends durch die Straßen läuft, mit einer vollkommen unnötig verwackelten Kameraführung aufwartet, während der Rest ordentlich, aber nie außergewöhnlich eingefangen ist.

Die Aussage, die Filmemacher Richard Curtis schließlich einfängt, wird niemanden überraschen und dass man auch ohne die Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen, jeden Tag genießen sollte, versteht sich von selbst. Viel mehr ist es aber auch nicht, was Tim dem Publikum als Off-Kommentator mit auf den Weg gibt. Um zu diesem Schluss zu kommen, nimmt sich Alles eine Frage der Zeit sehr viel derselben und ist mit etwas mehr als zwei Stunden mindestens fünfzehn Minuten zu lang. Dabei ist es nicht, dass die Geschichte langweilig würde, nur wiederholt sie die einzelnen Stationen mitunter zu oft. Als romantische Unterhaltung eignet sich das zwar uneingeschränkt, ist jedoch auch in dem Genre weder überraschend, noch so bemerkenswert, wie die Besetzung es verdienen würde.


Fazit:
Wenn man die Möglichkeit hätte, jeden Moment, den man erlebt hat, nochmals zu begehen, um etwas besser zu machen, wenn kein Augenblick einzigartig und unwiederbringlich wäre, würde es diese Momente nicht ihrer unschätzbaren Bedeutung berauben? Wenn man jede Entscheidung – gerade in Liebesdingen – immer wieder durchspielen kann, verliert das „Wagnis“ eines Liebesgeständnisses nicht seinen Reiz? Es gäbe viele philosophische Fragen, deren sich Filmemacher Richard Curtis in Alles eine Frage der Zeit annehmen könnte und es läge zumindest die Aussage auf der Hand, dass jeder einzelne Moment unseres Lebens kostbar ist, gerade weil er einzigartig ist. Doch so mutig oder vielschichtig ist sein Fantasy-Liebesdrama zu keiner Zeit. Von einem namhaften Cast sympathisch vorgetragen, bleibt die Geschichte nicht nur weit hinter ihren Möglichkeiten, sondern braucht merklich lange, um an einer wenig einfallsreichen Botschaft am Ende anzukommen. Domhnall Gleeson und Rachel McAdams entschädigen dabei für Vieles, selbst wenn Tim zwar sympathisch, aber vor allem in der ersten Hälfte keine nette Person ist. Das ist unterhaltsam und unbestritten mit romantischen Augenblicken versehen, mehr aber bedauerlicherweise nicht.