Alien Vs. Predator [2004]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 20. November 2004
Genre: Science Fiction / Action / Horror

Originaltitel: AVP: Alien Vs. Predator
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: USA / Tschechien / Kanada / Deutschland
Produktionsjahr: 2004
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Paul W.S. Anderson
Musik: Harald Kloser
Darsteller: Sanaa Lathan, Raoul Bova, Lance Henriksen, Ewen Bremner, Colin Salmon, Tommy Flanagan, Joseph Rye, Agathe De La Boulaye, Carsten Norgaard, Sam Troughton


Kurzinhalt:
Ein Satellit des Multimilliardärs Charles Bishop Weyland (Lance Henriksen) hat unter dem Eis der Antarktis eine pyramidenartiges Gebäude entdeckt. Der schwer erkrankte Abenteurer möchte eine Forschungsexpedition dorthin selbst begleiten und heuert die erfahrene Führerin Alexa Woods (Sanaa Lathan) an, die das Team – bestehend aus den Spezialisten Sebastian de Rosa (Raoul Bova), Graeme Miller (Ewen Bremner), Thomas Parks (Sam Troughton) und Adele Rousseau (Agathe De La Boulaye), sowie einigen Sicherheitskräften, angeführt von Maxwell Stafford (Colin Salmon) – zu dem Fundort bringen soll.
Am Ziel angekommen finden die Wissenschaftler einen Schacht vor, der bereits in die notwendige Tiefe gebohrt wurde; tatsächlich entpuppt sich das unterirdische Gebilde als Pyramide, die Einflüsse verschiedenster Erdkulturen vereinigt. Zu spät erkennen die Expeditionsteilnehmer, dass es sich um eine tödliche Falle handelt, und so werden sie allesamt in dem Bauwerk eingeschlossen.
Ein Alptraum beginnt, als der Trupp von außerirdischen Wesen dezimiert wird: Viel schlimmer ist, dass sie offensichtlich zwischen die Fronten zweier verfeindeter Spezies geraten, die die Pyramide als Kampfarena nutzen – und die Menschen als Lockvögel. Es wird zu einem Kampf ums Überleben, doch wie Alexa Woods feststellen muss, nicht nur für die Menschen im Eis, sondern auch um die Welt selbst, denn sollte eine der Spezies an die Oberfläche gelangen, stünde die Menschheit ihrer sicheren Auslöschung gegenüber ...


Kritik:
Seit vor 14 Jahren in Predator 2 [1990] der Schädel eines anderen bekannten Filmmonsters zu sehen war, gab es Spekulationen, dass ein Film gemacht werden soll, der beide Kreaturen zusammenbringt und sie gegeneinander antreten lässt.
1991 lieferte Drehbuchautor Peter Briggs sein erstes Skript zu Alien Vs. Predator ab, und wurde damit über Nacht zum Gesprächsthema Nummer Eins. Doch das produzierende Studio Twentieth Century Fox legte das Drehbuch nach internen Umstrukturierungen zunächst wieder auf Eis und verschob das Filmprojekt mit stetiger Regelmäßigkeit. Erst als Regisseur Paul W.S. Anderson (Event Horizon – Am Rande des Universums [1997]) bekannte, er sei ein Fan der Predator- und Alien-Filmreihen, kam das Thema beim Studio wieder ins Gespräch. Anderson verfasste ein neues Skript, stieg bei zwei anderen Projekten (Mortal Kombat: Domination [2005], Resident Evil: Apocalypse [2004]) als Regisseur aus und setzte seine persönliche Vision des fast schon legendären Stoffes um.
Um das titanenhafte Zusammentreffen der beiden Filmmonster hatte sich seit den ersten Gerüchten ein eigenes Franchise quasi aus dem Nichts entwickelt. Zuerst gab es Comics, anschließend Romane und Videospiele und zuletzt sogar eine Spielkarten-Reihe. Den Stoff nun auch als Film umzusetzen schien dem Studio also der nächste logische Schritt und vor allem eine sichere Einnahmequelle.
Als aber an die Öffentlichkeit drang, dass Anderson nicht nur das Drehbuch, sondern außerdem die Regie übernehmen würde, machte sich Unmut in der Fangemeinde breit, erinnerte man sich doch an weniger rühmliche Regiearbeiten wie Mortal Kombat [1995], Star Force Soldier [1999] oder Resident Evil [2002]. Zu allem Überfluss wurde dann kurz vor Kinostart auch noch bekannt, dass der Film in den USA bereits ab 13 Jahren und nicht erst für Erwachsene freigegeben sein würde, und der Aufschrei der Fans war groß. Nicht nur, dass dies der erste Film der beiden etablierten Reihen ist, der mit einer Freigabe für Jugendliche versehen worden war, Regisseur Anderson hatte zuvor zugegeben, dass der Film ursprünglich für ein erwachsenes Publikum gedreht wurde, und das Studio nun also im Hinblick auf die niedrigere Alterfreigabe entsprechende Kürzungen der Gewaltszenen veranlasst hatte.
So blieb der große Erfolg trotz des moderaten Budgets von nur 60 Millionen Dollar aus, obwohl der Film immerhin schon über das Doppelte seiner Produktionskosten weltweit einspielte. Mit einer Fortsetzung wird dennoch geliebäugelt, und wenn man sich die Zutaten von Alien Vs. Predator ansieht, kann man das sogar durchaus verstehen. Zwar spielt das Werk in keiner Sekunde in derselben Liga wie die beiden Patenreihen, aber dank der überaus guten Effekte, der ordentlichen Inszenierung und vieler Anleihen für die Fans (darunter sowohl bei den Vorgänger-Filmen, als auch bei den Comics), erweist sich AVP, wie Paul Andersons Film zu Promotionzwecken genannt wird, als unterhaltsamer, wenn auch etwas enttäuschender Action-Streifen, der weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, aber zumindest viele Fans des Franchise zufriedenstellen dürfte.

Die größten Schwächen sind ohne Frage schon auf das Drehbuch von Paul Anderson zurückzuführen, der zwar einige Referenzen für Kenner der Alien- und Predator-Filme mit einwob, aber seine eigentliche Story im Schnelldurchlauf erzählt und sie mit bisweilen unbeabsichtigt komischen Dialogen gespickt hat.
Dabei lassen sich durchaus hervorragende Ideen im Skript entdecken – sei es der auf der kommenden DVD enthaltene alternative Anfang mit einer Walfängerstation im Jahre 1904, die unterirdischen Pyramide oder auch das Eintreffen des Predator-Schiffes, das über die aufgegebene Walfängerstation fast lautlos schwebt. Ein Alien mittels des Fangnetzes zu "markieren", so dass man es zwischen all den anderen unterscheiden kann, ist ebenfalls ein ausgezeichneter Einfall, und die Alien-Queen miteinzubauen, ist Anderson genauso gut gelungen.
Nur begeht das Skript abgesehen davon viele klassische Fehler und geht nach dem einfallslosen "Wen metzelt das Monster als Nächstes ab?"-Prinzip vor. Inhaltlich überraschungsfrei erschrecken allenfalls plötzlich laute Geräusche den Kinobesucher, statt sich neu ergebende Situationen. Charles Weyland schon frühzeitig aus dem Franchise zu streichen, ist dabei eine der schlechtesten Ideen, aber die Predators sind ebenfalls nicht wirklich ausgenutzt. So machen die neuen Sichtmodi wenig Sinn; das Wärmebild funktioniert nun auch im tiefsten Eis. Gleichzeitig tummeln sich die Expeditionsteilnehmer bei antarktischen Temperaturen ohne Gesichtsschutz, ohne Handschuhe, und die Heldin zum Schluss sogar ohne Jacke – solche Logik-Fehler sollten einer großen Produktion ansich heute nicht mehr unterlaufen.
Die ägyptische, aztekische und kambodschanische Kultur mit den Predators zu verbinden, ist hingegen sehr originell, obgleich Anderson dies nicht vollends ausgearbeitet hat, und man sich eine weitere Erforschung dieser "Beziehung" gewünscht hätte. Statt die Geschichte auszuschmücken, und die Forscher langsam hinter das Geheimnis der Pyramide kommen zu lassen, werden die Erkenntnisse in wenigen Szenen serviert und hauptsächlich die Action voran getrieben.
Diese wiederum kann zwar durchaus unterhalten, allerdings gibt es kein richtiges Aufeinandertreffen von Mensch und Alien, dafür jedoch weitaus hoffnungslosere Auseinandersetzungen zwischen Mensch und Predator. In der Folge wird kein einziges Alien von einem der Söldner erlegt – und der unglaublich kurze Entwicklungszyklus der Aliens vom "Chestburster" bis hin zur ausgewachsenen Bestie ist ebensowenig nachvollziehbar.
Hier hätte Anderson, spätestens aber das Studio beim Sichten des Skripts, nachbessern müssen – dann wäre nicht nur ein längerer, sondern auch ein besserer Film herausgekommen. So mögen viele Szenen an Mischungen aus Predator 2, Alien - Die Wiedergeburt [1997], Aliens – Die Rückkehr [1986] und zu Beginn Das Ding aus einer anderen Welt [1982] erinnern, erreichen dennoch nie deren Klasse oder gar Dramaturgie. Und Action-Szenen ohne Höhepunkte machen einfach bei weitem weniger Spaß, als beispielsweise das kongeniale Finale mit der Alien-Queen in James Camerons Aliens.
Ein Knackpunkt des Skripts von Regisseur Anderson ist insbesondere die Verteilung der Bösewichtsrollen – selbst wenn das sicher jeder Zuschauer für sich entscheiden muss. Fans der beiden Filmreihen dürften sich wahrscheinlich darüber im Klaren sein, dass die Aliens instinktiv agieren; ihre Handlungsweisen sind nicht böswillig, sondern sie folgen lediglich ihrer Natur. Wenn man jedoch sieht, wie die Predators die Alien-Queen gefangenhalten, sie für ihre Zwecke missbrauchen und die Menschen kaltblütig als Wirte für ihre perfiden Jagd-Spiele in die Antarktis locken, werden einem ihre niederen, arroganten und menschenverachtenden Praktiken schnell bewusst – und doch versucht das Drehbuch dem Zuschauer den Predator als den weniger schlimmen, weniger brutalen Bösewicht unterzujubeln, ihn quasi als fast schon sympathischen Helden zu verkaufen. Ganz ohne Zweifel kann man mit einem Alien weder diskutieren, oder gar mit ihm zusammenarbeiten, es jedoch zu dämonisieren und gleichzeitig die Predators zu glorifizieren ist schlichtweg unverständlich. Zwar fällt dieses Grundsatzproblem in den eineinhalb Stunden nicht so sehr ins Gewicht, allzu viel Zeit zum Nachdenken bekommt man ohnehin nicht, allerdings wird das Fans des Franchise sicher auffallen, und die Macher sollten sich fragen, ob dies für eine mögliche Fortsetzung tatsächlich der richtige Weg ist.
Paul Anderson bekundet, er sei Fan der beiden Filmreihen; das mag man ihm gerne glauben und prinzipiell hat er mit seinem Skript den Grundstein für einen soliden Unterhaltungsfilm gelegt. Leider gelingt es seinem Aufbau nicht, Spannung zu erzeugen, dafür wirkt er zu abgekupfert, zu altbacken und bekannt. Hätte man das Drehbuch nochmals gründlich überarbeitet, einen routinierten und talentierten Autor die Dialoge und Szenen anpassen lassen, hätte aus Alien Vs. Predator problemlos ein bedeutend gelungenerer Film werden können.

Dass die Darsteller keine überaus fordernden Rollen auszufüllen haben, war zweifellos zu erwarten, immerhin dienen die meisten sowieso nur als Alien-Futter.
Ein paar Darsteller stechen trotzdem glücklicherweise heraus, allen voran Lance Henriksen, der bereits in den ersten beiden Fortsetzungen zu Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt [1979] mitgewirkt hat. Ihn als Charles Bishop Weyland einzubinden ist nicht nur eine gute Idee, es wird Kennern der Alien-Filme zudem ein Lächeln wert sein. Schade nur, dass er so wenig zu tun hat.
Hauptfigur Alexa Woods wird von Sanaa Lathan verkörpert, zuletzt im Denzel Washington-Thriller Out of Time [2003] zu sehen. Sie gehört zu den aktivsten Darstellern im Film und bringt ihre Figur gut zur Geltung, obwohl ihre Actioneinlagen bei weitem nicht so eindrucksvoll gerieten wie diejenigen von Sigourney Weaver in Aliens.
An ihrer Seite spielt Raoul Bova den eindimensionalen, aber sympathischen Wissenschaftler recht natürlich, wenngleich er zu wenig zum Zug kommt.
Von den übrigen Darstellern sind am ehesten noch Ewen Bremner, Sam Troughton und Agathe De La Boulaye gefordert, die jedoch alle nur kurz zu sehen sind und keine nennenswerten Leistungen erbringen müssen. Sie agieren routiniert und überzeugend genug, um angesichts der Bedrohung nicht völlig farblos zu erscheinen.
Als kleine Gastrolle war ursprünglich die Figur von John Yutani angedacht (Fans werden sich erinnern, dass die Firma in den Alien-Filmen "Weyland-Yutani Corporation" hieß), die sowohl Gary Busey (aus Predator 2), als auch Peter Weller angeboten worden war, aber letztendlich nie realisiert wurde.

Was man bei Paul Anderson am ehesten befürchten konnte, war neben auffälligen Studio-Aufnahmen in erster Linie eine unsaubere Inszenierung, die hier allerdings erfreulicherweise sehr gut ausgefallen ist. Zwar sind die Kampfszenen rasant geschnitten – was vermutlich unter anderem auf die niedrigere Altersfreigabe zurückzuführen ist – dennoch wird man nicht aus den Bildern herausgerissen und bekommt stets übersichtliche Einstellungen präsentiert, die den Zuschauer auch am Geschehen teilhaben lassen. Mit interessanten Kameraeinstellungen und guter Ausleuchtung gelingt dem Regisseur eine überzeugende Atmosphäre, die die Studiosets sehr natürlich erscheinen lassen.
Unterstützt wird das nicht nur durch die gelungenen Bauten – die sehr viele Details, Verzierungen, Hieroglyphen und Alterserscheinungen aufweisen –, sondern vor allem durch die erstklassigen Spezialeffekte, die nur für geschulte Augen vereinzelt als solche zu erkennen sind. Gerade der Zweikampf mit der Alien-Queen im Finale gehört zu den bestgemachten Sequenzen im Film und sieht wirklich toll aus. Unverständlich ist dabei nur, weswegen Anderson dem Zuschauer keine Aufnahmen im helllen Tageslicht gönnt. Schon Cameron hatte es seinerzeit nicht nötig, seine Queen zu verstecken, und präsentierte sie in voller und atemberaubender Größe; deshalb sollte man annehmen, dass Alien Vs. Predator 18 Jahre später mit weit fortgeschrittener Tricktechnik hier noch einen draufsetzen könnte, was leider nicht der Fall ist.
Unter anderem war übrigens die Effektefirma Framestore an der Produktion beteiligt, die zuvor für die BBC-Dokumentationen Dinosaurier – Im Reich der Giganten [1999] und zuletzt Space Odyssey - Mission zu den Planeten [2004] verantwortlich zeichnete.
Ein besonderes Lob verdienen außerdem die Masken und die Kreaturen. Während für die Aliens erneut Alec Gillis verpflichtet wurde, der bereits in Alien3 [1992] und Alien – Die Wiedergeburt mitwirkte (er hat in AVP sogar am Anfang zusammen mit Kollege Tom Woodruff Jr. einen kleinen Gastauftritt als Techniker), stand Stan Winston (Terminator 2 – Tag der Abrechnung [1991]) für die Predator-Masken leider nicht zur Verfügung. Die stammten diesmal aus der Schmiede von Amalgamated Dynamics Inc., die auch an Starship Troopers [1997] mitarbeiteten. Obwohl die Predators große Ähnlichkeit mit den bereits bekannten besitzen, sind einige Unterschiede erkennbar – auffällig ist zum Beispiel, dass die furchteinflößende Gesichtspartie des Predator nun noch beweglicher ist. Gleichwohl Winstons Masken bis heute nicht besser zu machen sind, ist den Make-Up-Künstlern hier eine sehr gute Arbeit gelungen.
Handwerklich und tricktechnisch gibt es an Alien Vs. Predator nichts auszusetzen, die Macher haben sich ins Zeug gelegt und das Budget ist deutlich auf der Leinwand zu sehen.
Dass Paul Anderson die Kameragimmicks – Matrix-Bullet-Time lässt grüßen – nicht übertreibt und nur selten einsetzt (auch wenn sie in den wenigen Szenen sicher nicht zwingend notwendig waren) tut dem Film gut, ebenso wie die geschickten Überblendungen zwischen den Hologrammen der Predators und den tatsächlichen Räumen im Pyramiden-Tempel.

Auf die Musik von Harald Kloser durfte man gespannt sein, immerhin vertonte der deutsche Komponist schon den diesjährigen Sommerfilm The Day After Tomorrow [2004] gekonnt. Allerdings scheint sich Kloser für Alien Vs. Predator nicht so sehr ins Zeug gelegt zu haben; es finden sich keine neuen Themen, und es sind bisweilen zwar Anspielungen auf Jerry Goldsmiths Alien-Score herauszuhören, aber von den herausragenden Rhythmen, die Alan Silvestri für die Predator-Filme erschuf, fehlt leider jede Spur.
Dafür mutet Klosers Score wie eine aufgeblasene Version der Action-Passagen von The Day After Tomorrow an, die den Zuschauer stets mitzureißen sucht, gleichzeitig aber keine Spannung aufzubaut. Gerade in den Action-Szenen klotzt der Komponist mit Bombast, der sich ständig wiederholt und trotzdem die Momente nicht wirklich unterstreicht. James Horners erstklassiger Soundtrack zu Aliens bot sowohl beunruhigende Themen, als auch bis heute unerreichte Action-Musik – Kloser dagegen bietet für die beiden Filmmonster identitätslose Melodien, ohne ihnen einzeln ein Thema zu widmen, oder sich wirklich auf das Geschehen einzulassen.
Im Ergebnis stört der Score im Film zwar nicht, kann aber auch nicht über dessen Schwächen hinwegtäuschen, und bleibt dem Kinobesucher an Ende nicht im Gedächtnis haften.
Für den epischen Kampf der Science-Fiction-Titanen hätte man sich eine ebenso epische Musik gewünscht, die Harald Kloser leider nicht zu liefern vermochte.

Wie eingangs schon erwähnt, wob Autor und Regisseur Paul W.S. Anderson zahlreiche Anleihen an die beiden Filmreihen Alien und Predator mit ein, obgleich Fans nicht alle auf Anhieb entdecken werden.
Zu den offensichtlichsten zählt, dass der Weyland-Satellit zu Beginn erst der Silhouette der Alien-Queen und anschließend der Sulaco aus Aliens ähnelt; auch Alexas Bemerkung, das Alien sei ein "ugly mother...", dürfte Fans von Predator [1987] ein Schmunzeln entlocken. Wie sich die Sensordaten zu Beginn auf dem Predator-Helm widerspiegeln, erinnert zweifellos an Alien; und die Anordnung der Altare in der Opferkammer gleicht derjenigen der Tiefschlafkammern der Nostromo aus dem selben Film – ebenso wie Fans bei den Totalaufnahmen der Expeditionsmitglieder auf dem Vormarsch in die Pyramide unwillkürlich an das abgestürzte Alien-Schiff im ersten Film denken müssen. Nicht von ungefähr gleicht darüber hinaus die Abbildung der Alien-Figur auf dem Boden der Opferkammer derjenigen des Posters zu Alien3.
Nur beinharten Fans wird der Name des Eisbrecher "Piper Maru" vertraut sein, hieß doch ein Schiff in der dritten Staffel der TV-Serie Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI [1993-2002] in einer ähnlichen Situation ebenso – dort übrigens benannt nach Hauptdarstellerin Gillian Andersons erster Tochter, die im September 1994 zur Welt kam.
Kenner des Morse-Codes können zu Beginn den Satelliten übrigens eine Nachricht übermitteln hören, die da lautet "Wer immer gewinnt – wir verlieren", was die Werbezeile des Films gewesen ist.
Comicfans wird überdies der Name "Verheiden" bekannt vorkommen; Mark Verheiden war der Autor des ersten "Aliens vs. Predator"-Comics; abgesehen davon wird weder die Bezeichnung "Alien", noch "Predator" je im Film erwähnt.

Möchte man Alien Vs. Predator abschließend bewerten, fällt einem das als Fan der beiden Reihen nicht leicht.
Ganz offensichtliche Mängel wie das Fehlen von kondensiertem Atem in der antarktischen Kälte, oder die Tatsache, dass die Überreste eines Alien-Kopfs die Hände der Heldin nicht wegätzen, damit man ihn so gut als Schild benutzen kann, liegen schwer im Magen. Andererseits besitzt der Film zweifelsohne einen Comic-Charme, den Fans wiedererkennen werden und auf den man sich auch gefreut hat.
Letztlich ist AVP durchweg unterhaltsam und wartet mit ein paar wirklich guten Einfällen auf. Was ihm aber ganz offensichtlich zum Verhängnis wird, ist ein Drehbuch, das mit Hängen und Würgen versucht, alle Szenen im XXL-Format zu präsentieren. Da werden Waffen wie die Wristblade, die Shoulder-Cannon oder der Predator-Speer verlängert, vergrößert und noch gefährlicher gestaltet, und sogar das Finale mit der Alien-Queen findet hanebüchenerweise als Hand-Zweikampf statt, obgleich die beiden Mitstreiter gegen die riesige Bestie keine Chance hätten.
Richtige Spannung oder Atmosphäre erzeugt Alien Vs. Predator aber (fast) nie. Wenn die Protagonisten im antarktischen Eis mit T-Shirts durch den Kunstschnee stapfen und nicht frieren, oder man entscheidende Momente vor dem Zugriff des Aliens, des Facehuggers oder aber des Predators nicht zu sehen bekommt, fehlt dem Film einfach das gewisse Etwas, das den Film "Für Erwachsene" gekennzeichnet hätte, und das sowohl die Alien-, als auch die Predator-Filme ausgezeichnet hat. So scheint AVP wie ein neunzigminütiger Actionstreifen für Jugendliche, die noch zu grün hinter den Ohren sind, als dass sie die sehr guten Filme der beiden Reihen ansehen dürften und würdigen könnten.
Ob man das im Kino gesehen haben sollte, sei dahingestellt; angesichts der Ausgangslage hätte der Film allerdings zugegebenermaßen auch bedeutend schlechter werden können.


Fazit:
Ist man als Fan von Aliens und Predators am Schluss enttäuscht? Ansich schon. Wer die Videospiele und Comics kennt, hat mit einem epischen Aufeinandertreffen gerechnet, mit Massenschlachten und Effekten, coolen Sprüchen und einer zwar nicht wichtigen, aber doch interessanten und spannenden Story, in der die Menschen ums Überleben kämpfen.
Was Autor und Regisseur Paul W.S. Anderson serviert, trieft hingegen nicht nur vor Schleim, sondern auch vor altbekannten Situationen, überrascht selten und ist überdies trotz langer und professionell umgesetzter Action-Szenen nie gruselig; der Kinobesucher weiß genau, wer überlebt, und wer ausbrütet, wird jedoch mit sehr guten Sets und ebenso ausgefeilten Spezialeffekten bei Laune gehalten, und mit ab und an unfreiwillig komischen Dialogen unterhalten. Gerade das erinnert zwar durchaus an die Comics und bisweilen die Spiele, hat mit den beiden etablierten Science-Fiction-Film-Reihen aber nichts gemein.
So sollte man Alien Vs. Predator als das sehen, was er wohl sein soll: Ein Fanfilm, der den beiden Paten-Monstern huldigt und ihnen nacheifert, sie aber nie einholt oder gar übertrumpft. Eine gewisse Enttäuschung kann so nicht ausbleiben, dennoch bekommt man noch etwas vom Charme der "alten" Filme vermittelt.
Ohne Frage hätte das Aufeinandertreffen viel schlimmer ausfallen können, angesichts der Chancen und des Potentials allerdings auch sichtlich besser.