After Earth [2013]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. Dezember 2013
Genre: Science Fiction / Action / Drama

Originaltitel: After Earth
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: M. Night Shyamalan
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Jaden Smith, Will Smith, Sophie Okonedo, Zoë Kravitz, Glenn Morshower, Kristofer Hivju, Sacha Dhawan, Chris Geere, Diego Klattenhoff, David Denman, Lincoln Lewis, Jaden Martin


Kurzinhalt:
Vor Tausend Jahren hat die Menschheit die verwüstete Erde verlassen und auf Nova Prime Zuflucht gesucht. Doch sie waren nicht allein. Im Kampf mit den Außerirdischen züchtete diese die Ursas – tödliche Monster, die zwar nicht sehen, aber Pheromone ihrer verängstigten Opfer riechen können. Erst mit dem Ranger Cypher Raige (Will Smith), der vollkommen ohne Angst ist, so dass ihn die Ursas nicht entdecken können, gelang es, die Menschen vor einer erneuten Auslöschung zu bewahren. Cyphers Sohn Kitai (Jaden Smith) eifert ihm zwar nach, wird von seinem Commander aber nicht zum Ranger ernannt. Damit sich Vater und Sohn wieder näher kommen, fliegen sie gemeinsam auf Geheiß von Faia Raige (Sophie Okonedo) zu Cyphers nächster Mission.
Doch das Raumschiff gerät in einen Asteroidenschauer und zerbricht bei einer versuchten Landung auf einem nahegelegenen Planeten. Schwer verletzt kann sich Cypher nicht bewegen und so liegt es an Kitai, dem einzigen sonstigen Überlebenden, ein Notsignal im 100 km entfernt abgestürzten Heck des Schiffes zu aktivieren. Dabei sind sie nicht auf irgendeinem Planeten abgestürzt. Dies ist die Erde, deren Flora und Fauna Eintausend Jahre Zeit hatte, sich unabhängig von den Menschen weiterzuentwickeln. Außerdem befand sich im Heck ein zu Schulungszwecken transportierter Ursa, der beim Absturz wieder freigesetzt wurde ...


Kritik:
Wenn Will Smith die Story für einen Film liefert, in dem er zusammen mit seinem Sohn Jaden die Hauptrolle übernimmt, wird man das Gefühl nicht los, als wollte er damit seinem Sprössling einen Karriereschub verpassen. Umso mehr, da Smith Jr. der eigentliche Star des Films sein soll. Dass After Earth schließlich weniger als zwei Stunden in Anspruch nimmt, ist eine Wohltat. Auch wenn sich Filmemacher M. Night Shyamalan, von dessen Handschrift aus früheren Werken hier nichts zu sehen ist, sichtlich Mühe gibt, die 100 Minuten Laufzeit so lang wie nur irgend möglich erscheinen zu lassen.

Führt man sich dabei die Ausgangslage vor Augen, könnte aus der Idee durchaus ein Überlebensdrama werden. Vater und Sohn überleben einen Absturz auf einer verlassenen Insel. Während der Vater verletzt ist, liegt es an dem Jungen, allein loszuziehen, um Hilfe zu suchen. Dass er ebenso unter Verlustängsten leidet, wie sich Vater und Sohn fremd sind, gestaltet das Setting zwar nicht überraschend, aber immerhin konfliktgeladener. Doch statt sich hierauf zu konzentrieren, verfrachtet das Drehbuch von Shyamalan und Gary Whitta, der bislang mehr Vorlagen für Videospiele als für Filme geliefert hat, die Figuren 1.000 Jahre, nachdem die Menschen die verwüstete Erde verlassen haben, in die Zukunft, lässt sie auf der Erde wieder abstürzen und neben Tierarten, die alle darauf aus sind, Menschen zu töten, gegen einen so genannten Ursa antreten. Auf ihrem neuen Planeten sind die Menschen auf Aliens gestoßen, die im darauf folgenden Kampf die Ursas gezüchtet haben – eigentlich blinde Monster, die die Angst ihrer Beute riechen können. Überflüssig zu sagen, dass die Ursa sich unsichtbar machen können, ein einzelner unzählige Menschen dahinmetzeln kann und Will Smiths Ranger-General Cypher Raige die Fähigkeit zu "Ghosten" perfektioniert hat. Das bedeutet, er ist so vollkommen ohne Angst, dass ihn die Ursas nicht wittern können. Wen jetzt der Eindruck beschleicht, dass diese Elemente nichts mit einem Überlebensdrama zu tun haben, der sollte daran denken, dass der Beinahe-Ranger Kitai, Cyphers Sohn, vollkommen voller Angst ist, da ihn das Kindheitstrauma des Verlusts seiner Schwester nicht loslässt.

Zu behaupten, ihre Geschichte wirke zusammengestückelt und zusammenhanglos, würde bedeuten, dass einen das Schicksal der Figuren überhaupt interessieren würde. Doch die in Rückblenden gezeigten, entscheidenden Erinnerungen versuchen dem Flickwerk aus Ideen besserer Filme bestehenden Rest einen Anspruch aufzuzwingen, der nie gerechtfertigt ist. Dass Will Smith einen Film mühelos tragen kann, hat er nicht erst in I Am Legend [2007] bewiesen. Doch als furchtloser "Geist" werden ihm hier sämtliche Emotionen genommen, so dass er in den allermeisten seiner Momente denselben teilnahmslosen Gesichtsausdruck beibehält. Dem hält Jaden Smith eine aufgesetzte Furcht entgegen, gefolgt von einer unglaubwürdigen Traurigkeit samt Tränenüberfluss und einer ebenso unpassenden Wut. Sein Spiel, so erzwungen es in jedem Moment ist, ist dabei eines der wenigen Merkmale von After Earth, die einem tatsächlich ins Auge springen.
Handwerklich gibt sich M. Night Shyamalan so statisch, dass selbst in den vermeintlichen Actionsequenzen keine Dynamik aufkommen mag. Die Spezialeffekte der renaturierten Erde pendeln von unauffällig mittelmäßig bis wirklich gut – herausragend ist jedoch keine Einstellung. Und auch das Zukunftsdesign mit scheinbar halb-organischen Materialien macht zwar einen verkrampft andersartigen Eindruck, ist aber nie bis zu Ende gedacht. So gibt es in dem hochmodernen Raumgleiter mit tragbarem Wurmloch-Generator keine einzelnen Kabinen und Sicherheitsabsperrungen, die buchstäblich jedes Kind überwinden kann. Kitais hochmoderner Anzug mit Tarntechnik ist niedrigen Temperaturen nicht gewachsen und überhaupt haben die Konstrukteure der Zukunft noch nie von Rettungskapseln gehört.

Es spielt keine Rolle, welchen Aspekt man sich bei After Earth genauer ansieht, kein einziger kann wirklich überzeugen. Selbst die durchaus gelungene Musik von James Newton Howard lässt jeglichen Wiedererkennungswert vermissen. So fehl platziert die Story auch ist, man hätte aus einigen Grundzügen einen durchaus packenden Science Fiction-Film machen können. Vergleiche mit Enemy Mine - Geliebter Feind [1985] liegen nahe. Woran es hier allerdings mangelt, sind vor allem Figuren, mit denen man auch mitfiebern möchte. Will Smith jeglicher Gefühle zu berauben ist dabei ebenso absurd, wie zu glauben, sein Sohn Jaden wäre in der Lage, eine solche Geschichte zu schultern.


Fazit:
Wenn M. Night Shyamalan eine Botschaft bezüglich eines gesünderen Planeten ohne Menschen in seinem Film versteckt hat, hat er dafür ein sehr gutes Versteck gesucht. Der Vater-Sohn-Konflikt läuft in eben den Bahnen ab, die man vom ersten Moment an hat kommen sehen und auch Kitais großer Auftritt beim Finale stolpert von einem Klischee zum nächsten. Bis es soweit ist, bekommt man einen behäbig inszenierten Science Fiction-Film gezeigt, mit dessen Produktionswert nicht nur ein deutlich überzeugenderer Ausflug in die Zukunft möglich gewesen wäre, sondern der keine neuen Ideen besonders einfallslos präsentiert.
Dürftig bis im Falle von Will Smith gar nicht gespielt, dehnt After Earth die Ausgangslage zu lange, als dass jemals Spannung aufkommen würde. Man mag hier künstlerischen Anspruch hinein interpretieren wollen, sieht man sich aber an, um wie viel packender, innovativer und besser frühere Filme von Smith und Shyamalan sind, ist es vor allem eines: Die Zeit nicht wert.