Eoin Colfer: "Und übrigens noch was ..." [2009]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. Januar 2010
Autor: Eoin Colfer

Genre: Science Fiction / Komödie

Originaltitel: And Another Thing ...
Originalsprache:
Englisch
Gelesen in: Englisch
Ausgabe: Taschenbuch
Länge: 340 Seiten
Erstveröffentlichungsland: Großbritannien
Erstveröffentlichungsjahr: 2009
Erstveröffentlichung in Deutschland: 2009
ISBN-Nr. (gelesene Ausgabe): 978-0-718-15515-5


Kurzinhalt:
Es ist nicht das erste Mal, dass die Erde zerstört wird, wohl aber, dass es der Flotte der Vogonen gelingt, dies in allen Dimensionen gleichzeitig zu tun. Erdling Arthur Dent erwacht leider etwas zu früh aus einer virtuellen Realität und scheint mit Trillian, seiner Tochter Random und Ford Prefect dazu verdammt, den Weltuntergang live zu erleben – wieder einmal. Wäre da nicht Zaphod Beeblebrox, dem es dank schierer Unwahrscheinlichkeit gelingt, die Truppe nur so lange zu retten, bis sie das Ende an Bord des Raumschiffes "Herz aus Gold" erwartet.
Nur hat Arthur, für den auch ein Ende mit Schrecken inzwischen immerhin ein Ende bedeutet, die Rechnung ohne den Außerirdischen Wowbagger gemacht. Und auch Gott Thor, der den unsterblichen Wowbagger endlich ins Jenseits befördern soll, spielt eine Rolle. Dass der kleine Planet Nano, auf den sich eine Gruppe Menschen gerettet hat, erneut von den Vogonen ins Visier genommen wird, und dafür Prostetnic Jeltz und dessen Sohn Mown die Verantwortung tragen, ist beinahe so unwahrscheinlich, dass es unausweichlich scheint ...


Kritik:
Mit Einmal Rupert und zurück beendete Autor Douglas Adams 1992 seine fünf Bücher umspannende Reihe Per Anhalter durch die Galaxis [1979]. Neun Jahre später verstarb er überraschend. Angeblich wollte er noch einen weiteren Band schreiben, wozu es aber nie gekommen ist. Der irische Autor Eoin Colfer, bekannt für seine preisgekrönte Jugendbuchreihe Artemis Fowl [seit 2001], nahm die Gelegenheit wahr, seinen Beitrag zu Adams-Romanreihe zu leisten. Mit Und übrigens noch was … erblickt somit der sechste Teil der ursprünglich als Trilogie angekündigten Saga das Licht der Welt. Und während man sich als Kenner der Romane durchaus auf ein Wiedersehen mit Figuren wie Arthur Dent, Ford Prefect, Trillian, Random oder sogar Zaphod Bebblebrox freut, kommt die Ernüchterung schon nach einigen Seiten. Ohne Frage trifft Colfer den Stil sehr gut, mit dem Douglas Adams seine Romane seinerzeit einzigartig werden ließ. Nur leider bezieht sich das auf die Stilrichtung, welche die Bücher drei und vier zu einer sehr zähen Lesekost werden ließen.

Wann immer man sich ein Kunst-Werk ansieht, sollte man erkennen können, was der Künstler denn damit aussagen wollte. Ob er beispielsweise bei einer fortgesetzten Buchreihe etwas Neues entdecken möchte oder aber Bestehendes weiterentwickeln will. Im Falle von Und übrigens noch was … gelingt es Autor Colfer leider nicht, das Interesse der Leser über die ersten Seiten hinaus zu retten. Sicherlich ist man gespannt darauf zu erfahren, wie die Figuren ihrem Dilemma im letzten Roman entkommen wollen. Nur wird selbiges als Aufhänger dafür hergenommen, eine grundsätzlich sehr simpel strukturierte Geschichte, die keine der Hauptfiguren wesentlich beeinflusst, und die mit möglichst vielen unwichtigen Anekdoten versehen ist, auf einen Kurs zu bringen, der letztlich an einem Ort endet, wo man sich in der Romanreihe schon vor dem letzten Roman befunden hat. Nach knapp 350 groß gedruckten und mit breiten Rändern versehenen Seiten (die sich mühelos auf 220 normalen Taschenbuchseiten hätten drucken lassen) ist man letztlich nur einmal im Kreis gegangen. Die Figuren haben sich aber in der Zwischenzeit nicht wirklich weiterentwickelt, zumindest nicht diejenigen, für die man sich interessiert. Arthur Dent beispielsweise, dem die Planetenzerstörung wie ein ewiger Schatten zu folgen scheint, mag hier zwar trotz seiner tollpatschigen Art der mühelos menschlichste und sympathischste Charakter sein, wird aber zur Nebenfigur degradiert. Stattdessen wird Nervensäge Zaphod Beeblebrox in den Mittelpunkt gerückt und auch der arbeitslose, selbstbemitleidende Gott Thor hat einiges zu tun. Sogar Trillian und der alle Wesen beschimpfende, unsterbliche Wowbagger bekommen einen eigenen Handlungsstrang zugeschrieben, während Random und Ford als Lückenfüller hergenommen werden.
Nur interessiert leider das Schicksal der verschrobenen und unwirklich erscheinenden Bevölkerung des Planeten Nano – seines Zeichens letzter Zufluchtsort der wenigen Menschen im Universum – ebenso wenig wie die Erzählungen des Vogonenkreuzers. Wer auf Figuren wie Marvin, dem paranoiden Androiden, hofft, oder gar auf Einträge des Reiseführers "Per Anhalter durch die Galaxis", die in den bisherigen Büchern mit allgemeingültigen, ironischen Weisheiten unterhalten haben, der wird enttäuscht. Stattdessen finden sich an den unpassendsten Stellen Einträge über fiktive Volksstämme und Ereignisse wieder, deren vermeintliche Aussage in jedem Fall vorhersehbar ist. Es dauert 70 Seiten, ehe die erste Situation, in der sich die Hauptfiguren wiederfinden, aufgelöst ist. Die Hälfte jener Seiten ist dabei mit unnützen Informationen vollgestopft und künstlich in die Länge gezogen. Eine spürbare Bedrohung für die Figuren kommt nie auf, zumal diejenigen, die einem ans Herz gewachsen sind, ohnehin nichts zu tun haben. Die letzten 50 Seiten schließlich, scheinen sich tatsächlich mit den Charakteren selbst zu beschäftigen und vergehen in der Tat wie im Flug – bis die letzten zwei Seiten alle guten Ansätze für eine versöhnliche Auflösung der Reihe wieder zunichtemachen. Wer darauf hofft, dass Arthur Dent doch noch glücklich wird, oder gar endlich erlöst wird, muss weiter hoffen. Mit den letzten Abschnitten vollendet Eoin Colfer seinen Kreis-Lauf und lässt die Figuren dort zurück, wo man sie schon einmal verabschiedet hat. Die Erkenntnis zu diesem Zeitpunkt? Dass nichts einen Anfang hat und nichts ein Ende, sondern alles eine Mitte von irgendetwas darstellt. Wem das zu wenig ist, der kann Und übrigens noch was … auch überspringen. Letztendlich hinterlässt das Buch einen noch schaleren Geschmack als die schwächeren Teile der Reihe. Man erinnert sich dadurch zwar an einige sehr fantasievolle Geschichten zurück, die Autor Douglas Adams mit liebenswerten Charakteren bevölkerte. Nur wie die Erinnerung an jene Romane scheinen auch die Figuren selbst in den Jahren dazwischen verblasst zu sein. Das heißt nicht, dass Autor Colfer einen schlechten Beitrag zur Reihe geleistet hat. Es ist nur ein vollkommen unnötiger.


Fazit:
Viele Anleihen an die Bücher von Per Anhalter durch die Galaxis finden sich in Eoin Colfers erstem Beitrag zu der Romanreihe wieder. Auch die Formulierungen und die absonderlichen Wendungen erinnern sehr stark an Douglas Adams Stil und man hat nicht das Gefühl, als wäre der Roman von einem anderen Autor verfasst. Nur spielt es auch keine Rolle, welcher Autorenname auf dem schön designten Cover prangt, denn der Inhalt bleibt derselbe. Und so bleibt nach denn ausufernd groß gedruckten Seiten festzuhalten, dass die einstigen Hauptfiguren hier zu Nebencharakteren degradiert werden. Zudem bewegt sich die Erzählung mit einer Zähigkeit, die einzig durch die aufgeblasenen und unnützen Verzögerungen selbst in vermeintlich spannenden Momenten erreicht wird.
Wer auf eine augenzwinkernde, Welt verändernde Erkenntnis hofft wie die Frage auf die Antwort "42", verzweifelte oder jauchzende Türen, Diskussionen mit depressiven Schiffscomputern oder generell eine philosophische Quintessenz, die Autor Colfer seiner Geschichte abringt, der wird enttäuscht. Nicht nur, dass sich die Charaktere am Schluss an einem Ort wiederfinden, wo man sie schon einmal gesehen hat, es hat auch keine nennenswerten Entwicklungen gegeben. Einen wirkliche Notwendigkeit für Und übrigens noch was … gibt es also leider nicht. Wen das nicht stört, wer einfach nur erneut jene Figuren besuchen möchte, mit denen man vor Jahren seine Zeit verbracht hat, wer sich mit einem verblassten Déjà-vu-Erlebnis zufrieden gibt, der mag auf seine Kosten kommen. Mir war das nicht genug.