Timothy Zahn: "Terminator: Die Erlösung – Nach dem Feuer" [2009]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Lars Adrian  |   Hinzugefügt am 09. August 2011
Autor: Timothy Zahn

Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Terminator Salvation: From the Ashes
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Englisch
Ausgabe: Taschenbuch
Länge: 318 Seiten
Erstveröffentlichungsland: USA
Erstveröffentlichungsjahr: 2009
Erstveröffentlichung in Deutschland: 2009
ISBN-13-Nr. (gelesene Ausgabe): 978-1848560864


Kurzinhalt:
Einige Jahre nach dem sogenannten "Tag der Abrechnung" haben von Skynet gesteuerte Maschinen die Herrschaft über die Erde erlangt. In dieser postapokalyptischen, trostlosen Welt nach dem nuklearen Inferno kämpfen die verbliebenen Menschen weit zerstreut ums Überleben, während sie von übermenschlichen, furchterregenden Cyborgs – den Terminators – gejagt und getötet werden.
Eine Gruppe, die überwiegend aus Zivilisten besteht, versteckt sich in den Ruinen von Los Angeles. Zu ihnen zählt der 16-jährige Kyle Reese, stets begleitet von dem stummen neunjährigen Mädchen Star. Kyle empfindet große Bewunderung für den ehemaligen U.S. Marine Sergeant Justo Orozco, der für den Schutz der Gemeinschaft verantwortlich ist. Die Bewohner dieses "Moldering Lost Ashes" (dt. "Zerfallende verlorene Asche") genannten Viertels sind sich indes nicht der todbringenden Gefahr bewusst, in der sie sich befinden. Denn Skynet plant eine umfassende Säuberungsaktion des gesamten Bezirks, an der eine massive Streitmacht aus Dutzenden T-600-Terminators und Hunter-Killers-Flugmaschinen teilnehmen wird.
Verbündete im Kampf gegen die Maschinen findet "Moldering Lost Ashes" in einer Splittergruppe der Résistance, angeführt vom 32-jährigen John Connor und seiner Frau Kate. Zu Connors Team zählen auch die waghalsige Pilotin Blair Williams und der dickköpfige aber unverwüstliche Barnes.
Kann es Connor und Orozco gelingen, die kostbaren Leben gegen die Übermacht Skynets in der alles entscheidenden Schlacht um das Viertel zu verteidigen?


Kritik:
Kurz nachdem Terminator 3 – Rebellion der Maschinen [2003] in den Kinos gelaufen war, erwarteten Viele aufgrund des bewusst offenen Endes, dass die Cyborg-Saga im Kino rasch weitergesponnen würde. Wider Erwarten dauerte es dennoch sechs Jahre, bis Terminator – Die Erlösung [2009] dann in den Lichtspielhäusern anlief. Kommerziell blieb der vierte Film der Reihe trotz eines Einspielergebnisses von weltweit über 371 Millionen US-Dollar hinter den Erwartungen der Macher zurück, so dass eine weitere Fortsetzung derzeit zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht direkt angekündigt ist.
Im Vorfeld von Terminator – Die Erlösung war die Werbemaschinerie natürlich in vollem Gange: Das Publikum sollte angemessen auf den Film vorbereitet und entsprechend Interesse und Appetit geweckt werden. Im Rahmen dieses Konzepts wurde Autor Timothy Zahn mit dem Verfassen eines sogenannten Prequel-Romans betraut – einem Buch also, das eine Geschichte erzählt, die unmittelbar vor den Geschehnissen im Film stattfindet. Der Verlag bewarb das Werk mit dem Hinweis, dass es gelesen werden müsse, bevor der nagelneue Film in den Kinos aufschlägt. Sinnigerweise wurde Terminator: Die Erlösung – Nach dem Feuer oder From the Ashes, wie der Roman im Original heißt, in den USA am 17. März 2009 veröffentlicht, also ziemlich genau zwei Monate vor US-Kinostart des Filmes. In Deutschland erschien Nach dem Feuer dagegen erst Monate später im Oktober – zu einem Zeitpunkt, als der Hype längst abgeflaut und bei Manchen der Ernüchterung gewichen war.
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich ein Buch wie dieses in erster Linie an Terminator-Fans richtet, die bereits entsprechendes Vorwissen über die prinzipiellen Handlungsstränge und die Beziehungen bestimmter Figuren untereinander mitbringen. Kein Interessent wird hier bedeutsame literarische Kunst oder ausgefeilte Charakterisierungen erwarten. Stattdessen muss Zahn dem Anspruch gerecht werden, die Ereignisse des Filmes inhaltlich stimmig zu vertiefen und gleichzeitig gut zu unterhalten.

Bei der Lektüre von From the Ashes wird schon recht schnell deutlich, dass dem Autor – der in der Vergangenheit einige Star Wars-Romane, darunter die vielbeachtete "Thrawn"-Trilogie [1991-1993], verfasste – der erste Aspekt weniger wichtig ist als der zweite. Die Geschichte des Romans findet einige Monate vor der Filmhandlung statt, wodurch sich eigentlich kaum Berührungspunkte der Stories ergeben können. Bezüge ergeben sich in der Regel lediglich durch Figuren, die in beiden Medien tragende Rollen haben, wie John und Kate Connor, Kyle Reese und Star, Blair Williams und Barnes. From the Ashes gesteht ihnen darüber hinaus keine richtigen Entwicklungen zu, sondern beschränkt sich darauf, ihre Persönlichkeiten durch Aktionen herauszuarbeiten. Die einzige größere Enthüllung gegen Ende des Buches, die sich auf Kate bezieht, dürfte für Kenner des Filmes ohnehin wenig überraschend sein.
Bemerkenswerterweise ist die vielschichtigste und sympathischste Figur des Romans eine Eigenkreation Zahns, die in keinem anderen Werk vorkommt: Mit Sergeant Orozco kann der Leser mitfühlen und mitfiebern, denn trotz seiner abgeklärten Härte zeichnet ihn tiefes Mitgefühl aus, was den tragischen Verlauf der Ereignisse umso greifbarer macht.
Die erste Hälfte des Buches vermittelt einen atmosphärischen Eindruck der sozialen Strukturen dieser von Elend und Furcht gekennzeichneten Welt, die in einem durchaus realistischen Kontrast zu den militärischen Elementen der "Future War"-Sequenzen der Filme stehen. Zahns Ansatz, die zivile Gemeinschaft von "Moldering Lost Ashes" den Résistance-Kämpfern an die Seite zu stellen, und beide Gruppen dann zusammen Skynet gegenübertreten zu lassen, stellt eine der Stärken des Romans dar.
In der zweiten Hälfte von From the Ashes spielt der Autor schließlich sein ganzes Können aus. Die Schlacht der menschlichen Bevölkerung des Viertels gegen die Übermacht an Terminators findet auf insgesamt fünf Ebenen statt und bietet Action-Sequenzen, Chaos und Verwüstung, die sich hervorragend in einen Terminator-Film eingefügt hätten – und in dem verschachtelten Ineinanderfügen und dem Zusammenarbeiten der verschiedenen Teams eine Brillianz aufweisen, die man in Terminator – Die Erlösung vermisst hat. Viele Fans hatten sich vom vierten Film vergeblich gewünscht, dass er umfangreich die Kampfsequenzen ausarbeitet, die die drei vorherigen Filme in den Zukunftssequenzen nur angedeutet hatten. Genau dies gelingt nun Timothy Zahn mit From the Ashes – und er verweigert sich mit einem bitteren Ende dankenswerterweise den Klischees, die in einem üblichen Hollywood-Film zu erwarten wären.

Terminator: Die Erlösung – Nach dem Feuer/From the Ashes ist für das Verständnis des vierten Terminator-Filmes sicher kein unerlässliches Werk.
Timothy Zahns Roman soll den Leser auf die Welt einstimmen, in der John Connor, Kyle Reese und ihre Mitstreiter einen fast aussichtslosen Kampf gegen Skynet führen, ohne dabei zu bahnbrechenden Erkenntnissen zu führen – die eigentlichen Überraschungen kommen dann erwartungsgemäß erst im einige Monate später angesiedelten Kino-Film.


Fazit:
From the Ashes bietet einerseits eine authentische Atmosphäre, und mit Sergeant Orozco eine Figur, über die man gerne mehr lesen würde. Im fast 160 Seiten langen "Finale" liefert Zahn dann ein aufregendes Action-Feuerwerk ab, das James Camerons meisterlichen ersten beiden Terminator-Filmen Ehre erweist.
Zusammenfassend also kurzweilige Unterhaltung, die für Fans der Reihe durchaus empfehlenswert ist.