David Mack: "Star Trek Destiny (Buch II): Gewöhnliche Sterbliche" [2008]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 26. Juli 2009
Autor: David Alan MackGenre: Science Fiction / Action
Originaltitel: Star Trek Destiny (Book II): Mere Mortals
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Englisch
Ausgabe: Taschenbuch
Länge: 428 Seiten
Erstveröffentlichungsland: USA
Erstveröffentlichungsjahr: 2008
Erstveröffentlichung in Deutschland: noch nicht erschienen
ISBN-Nr. (gelesene Ausgabe): 978-1-4165-5172-0
Kurzinhalt:
Während die Crew der U.S.S. Titan sowohl auf dem Planeten, als auch an Bord ihres Schiffes von den Caeliar gefangen gehalten wird und keine Verbindung zu irgendeinem anderen Schiff oder zueinander herstellen kann, versucht Deanna Troi, die undurchsichtige Erika für sich zu gewinnen, die nach ihrem Kommando auf der Columbia viele Hundert Jahre bei den mächtigen Außerirdischen verbracht hat.
Unterdessen verbünden sich Captain Dax von der Aventine und Captain Picard von der Enterprise, um den Borg die direkte Reiseroute tief in den Raum der Föderation abzuschneiden. Doch vernimmt Picard immer stärker den Ruf des Kollektivs und ahnt, welche unaufhaltsame Invasionsflotte auf die Föderation zurollt ...
Kritik:
Die Vorstellung, ein unnatürlich langes Leben führen zu können, mag für viele Menschen erstrebenswert sein. Unendlich lange leben zu können, ist dagegen schon wieder eine Schreckensvision. Ein solches Leben auch noch in Gefangenschaft verbringen zu müssen, mag sich wohl niemand vorstellen. Insofern befremdet die Entscheidung von Captain Erika Hernandez ein wenig, sich von den zurückgezogenen Caeliar helfen zu lassen. Immerhin verlängert sie damit ihre Einsamkeit und ihren Freiheitsentzug nur. Und doch berührt ihr Schicksal auf eine unerwartete Art und Weise. Stellenweise bekommt man bei Star Trek Destiny gar das Gefühl, als wolle Autor David Mack gar ihre Geschichte erzählen und die gesamte Rahmenhandlung um eine drohende Invasion der Borg dient lediglich als Einleitung ihres Martyriums. Dabei kommen ihre gestrandeten Begleiterinnen leider nur bedingt zum Zug, während sich Hernandez durch ihren stillen Widerstand und ihre Niederlagen gegenüber den allmächtig scheinenden Wesen für die Leser auszeichnet.
Nichtsdestotrotz gibt sich der Autor merklich Mühe, seiner Vielzahl an Hauptfiguren weiterhin eine Aufgabe zu übertragen. So stolpern beispielsweise die Captains Dax und Picard gemeinsam von einer brenzligen Situation in die nächste, ehe sie sich zum Finale einer unerwarteten Bedrohung stellen müssen. Nur an eben solchen Momenten hapert es bei Mere Mortals, dem zweiten Roman in der episch angelegten Trilogie. Denn immer wieder scheinen Nebenhandlungen keinen anderen Sinn und Zweck zu erfüllen, als dass sie eben erzählt werden sollten. Wirklich notwendig sind sie für das Verständnis oder die Entwicklung der Figuren jedoch nicht. So mag der Schauplatz des eigentlichen Finales der Enterprise und der Aventine wirklich beeindruckend und auch ebenso rasant und kompromisslos erzählt sein, notwendig für den Fortgang der Erzählung ist es nicht. Würden die Figuren bei jenem "Umweg" zur Haupthandlung etwas lernen, ein Puzzlestück in Erfahrung bringen, auf das man auch als Leser schon lange wartet, dann würden solche Sequenzen auch keinen so faden Beigeschmack behalten. Wie bei Star Trek üblich werden außerdem bislang unbekannte Charaktere nur zu dem Sinn und Zweck mit Namen eingeführt werden, dass sie wenig später als Kanonenfutter effektvoll verheizt werden können. Da sich jenes Schema in der Trilogie wiederholt, bleibt die Frage, um wie viel man die Romane hätte straffen können.
Dasselbe trifft mitunter auch bei Momenten zu, die Nebenfiguren in den Mittelpunkt stellen, ohne zum Kern der Geschichte aber etwas beizusteuern. Diese Charaktersituationen sind ein Luxus, den man sich bei weniger komplexen Stories eher leisten sollte, als bei einem solchen Mammutprojekt. Da sich jene Momente insbesondere auf die Crews der Titan und der Aventine konzentrieren, verliert man zudem das Gefühl einer wachsenden Bedrohung, das einem insbesondere bei Captain Picards Auftritten immer wieder eingeschärft wird. Als Gegenpol zu den stimmungsvollen Momenten in ständiger Anspannung bei den kampfgeplagten Raumschiffen dienen immerhin sowohl Hernandez' Erzählung, als auch die Schilderungen der Präsidentin der Föderation und ihr Bemühen, eine wirkungsvolle Verteidigungslinie gegen die Borg aufzustellen.
Jener politische Aspekt der Geschichte verleiht Destiny auch einen Grad an Realismus, der den Serien großteils fehlte. So bekommt man als Leser vermittelt, was sich hinter verschlossenen Türen tut und bestimmte Flotten und Formationen überhaupt erst ermöglicht. Dabei erzeugt David Mack mit einer erstaunlichen Leichtigkeit Zusammenhänge und Allianzen, zeichnet verständlich die Feindseligkeiten der verschiedenen Mitglieder der Förderation auf, so dass auch weniger bewanderte Fans einen schnellen Einstieg finden.
Nur plagen auch diesen Roman viele Stellen, bei denen sich der Autor in detaillierte Erklärungsversuche von technischen Gerätschaften verstrickt, oder aber die Physik von Star Trek verständlich zu machen versucht. Wenn er wie viele Autoren jenes Franchise eben diese konstruierte Technik hernimmt, um unmögliche Situationen aufzulösen, hat man allerdings das Gefühl, er würde dies nur tun, weil ihm keine andere Erklärung eingefallen ist.
All das macht Mere Mortals nicht zu einem schlechten Roman. Nur wird man als Leser das Gefühl nicht los, als würde es Autor Mack nicht ganz gelingen, seine Geschichte einem breiter gefächerten Publikum öffnen können, als denjenigen Fans, die sich mit den viele unterschiedlichen Figuren auskennen und ebenso versessen auf das "Technobabble" geblieben sind.
Ernst ist die Geschichte dabei durchaus und die Figuren auch entsprechend kantig gezeichnet. Doch bleibt der Eindruck, als stünde Erika Hernandez Schicksal mehr im Mittelpunkt, als das der restlichen Star Trek-Welt.
Fazit:
Nach dem anfänglichen Gefecht fährt Autor David Mack das Erzähltempo trotz der vielen Ebenen, auf denen seine Geschichte spielt, merklich herunter. Auch scheint es, als könne er sich nicht ganz entscheiden, welcher Story er denn am meisten Zeit einräumen möchte. Dadurch leidet die bedrohliche Atmosphäre durch die Borg, die ganze 400 Seiten lang nicht auftauchen. Ob man sich mit den lockeren Sprüchen in den brenzligsten Kampfsituationen anfreunden kann, muss jeder für sich entscheiden. Doch dafür animieren gerade die Charaktere zum weiterlesen.
Nichtsdestoweniger eignet sich Mere Mortals ausschließlich für Fans, die sich mit dem Canon des Trek-Universums auskennen. Diejenigen bekommen nach einer Lebensgeschichte, die wie ein Tagtraum anmutet, ein einfallsreiches, actiongeladenes Finale serviert, das gleichzeitig Lust auf mehr macht. Insofern ist Mack ein gelungenes Mittelstück einer Trilogie geglückt, die sich jedoch erst nach dem letzten Teil wirklich einschätzen lässt.