Star Trek: Nemesis [2002]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Dominik Starck  |   Hinzugefügt am 25. Januar 2003
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Star Trek: Nemesis
Laufzeit: 116 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Stuart Baird
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: Patrick Stewart, Brent Spiner, Tom Hardy, Jonathan Frakes, LeVar Burton, Michael Dorn, Gates McFadden, Marina Sirtis, Ron Perlman, Dina Meyer


Kurzinhalt:
Während einer Sitzung des romluanischen Senats, in der die Verbrüderung mit den verachteten Bewohnern des Nachbarplaneten Remus abgelehnt wurde, fällt die gesamte politische Spitze des Imperiums dem heimtückischen Anschlag mit einer gefährlichen Waffe zum Opfer. Die Förderation erhält daraufhin die Nachricht, dass der neue Prätor, ein Remaner namens Shinzon (Tom Hardy), an Friedensgesprächen interessiert ist, und er eine Delegation willkommen heißen will.
Sternenflotten-Admiral Janeway (Kate Mulgrew) beordert daraufhin die U.S.S. Enterprise NCC-1701-E nach Romulus. Captain Picard (Patrick Stewart) und seine Crew befinden sich zu diesem Zeitpunkt praktischerweise an der Romulanischen Neutralen Zone, da sie im Anschluss an die Festivitäten anlässlich der Vermählung von Commander Riker (Jonathan Frakes) und Counselor Troi (Marina Sirtis) auf dem Weg nach Betazed positronische Signale von einem kargen Planeten in diesem Neutrale-Zone-nahen System empfingen. Wie sich herausstellte befand sich dort ein zerlegter Androide des Soong-Typs, ein Prototyp von Data namens B-4 (beide Brent Spiner).
Als die Enterprise kurz darauf Romulus erreicht, werden sie vom remanischen Flagschiff Scimitar in Empfang genommen und erhalten eine Audienz bei Shinzon, über den die Sternenflotte so gut wie keine verlässlichen Informationen hat. Umso größer ist die Überraschung als sich Shinzon zunächst als Mensch und wenig später sogar als jüngerer Klon von Jean-Luc Picard erweist. Es stellt sich allerdings die Frage, ob seine Absichten so ehrenhaft sind, wie Picard das glauben möchte ...

 
Kritik:
Nach vier Jahren Pause (der größten in der gesamten Filmreihe) meldet sich eines der bekanntesten Franchises auf der großen Kinoleinwand zurück. Besonders nach dem mäßigen Erfolg von Star Trek: Der Aufstand [1998] und der Tatsache, dass Nemesis der zehnte Film der Reihe ist, waren die Erwartung enorm hoch. Bekannterweise sind von allen Star Trek-Filmen diejenigen mit gerader Nummer die besseren, ein Grund mehr also auf Teil zehn gespannt zu sein.

Besonders gut ist es dem Phänomen Star Trek in den letzten Jahren nicht unbedingt ergangen.
Der letzte Film floppte.
Die vierte Serie "Star Trek: Voyager" erfüllte nie die in sie gesetzten Erwartungen und lief schließlich aus.
Die neue, fünfte Serie Enterprise [seit 2001] versuchte sich an einem neuen Ansatz, dem Sprung in die Vergangenheit. Mit Abenteuern, die noch rund hundert Jahre vor den Geschichten von Captain Kirk spielten. Die Startquoten waren beachtlich, doch im Laufe der ersten Staffel sanken sie bereits wieder. Und das tiefer, als alle Negativrekorde vorhergehender Serien.
Eines von vielen Problemen, an denen das Franchise krankte, war nach Erachten der Produzenten und dem Studio Paramount die Tatsache, dass sich seit vielen Jahren eine fest zusammengeschweißte Gruppe Männer und Frauen um die Zukunft von Star Trek gekümmert hatte. So waren die Autoren der letzten Filme um die Nächste Generation allesamt Trek-erprobt, ebenso die Regisseure David Carson und Riker-Darsteller Jonathan Frakes, der für Star Trek: Der erste Kontakt [1996] und Der Aufstand im Regiestuhl Platz nahm. Zwar hatte dies den Vorteil, dass die Beteiligten sich mit der Materie sehr gut auskannten, doch fehlte es auf Dauer an frischen Ideen und neuen Perspektiven.

Nach dem Motto "Neue Besen kehren besser" kamen neben vielen alten Bekannten mit Nemesis zwei wichtige neue Männer an Bord, die über keinerlei Trek-Erfahrung verfügten. Regisseur Stuart Baird und Autor John Logan, der im Gegensatz zu Baird aber Fan der Serie und ein Freund von Brent Spiner ist, und begeistert war, diesen Auftrag zu erhalten.
Dem kreativen Input der beiden durchaus talentierten Männer (Baird hatte vor seiner Zeit als Regisseur von Filmen wie Auf der Jagd [1998] bereits beachtliche Leistungen als Cutter vollbracht und Logan schrieb das Skript für den Erfolgs-Monumentalfilm Gladiator [2000]) waren jedoch Grenzen gesetzt. Selbst wenn er es gewollt hätte, waren die Designs und Prämissen vieler Dinge bereits so strikt festgelegt, dass Baird nie denselben Einfluss auf die Filmreihe hätte haben können, wie es einst Nicholas Meyer mit Star Trek II: Der Zorn des Khan [1982] gelungen war. Auch Logans Drehbuch basierte "lediglich" auf einer Story, die von Produzent Rick Berman und Data-Darsteller Brent Spiner ersonnen worden war.

Hier zeigt sich auch eines der maßgeblichen Probleme des Films, denn an dieser Geschichte gibt es einige Störfaktoren, was man von der produktionstechnischen Seite des Films nicht behaupten kann.
Dass die Star Trek-Filme stets einen starken Schwerpunkt auf bestimmte Hauptcharaktere haben, ist seit den Tagen der Classic-Crew kein Geheimnis. Auch zu Zeiten von Kirk, Spock und McCoy hatten die anderen Crewmitglieder bestenfalls eine nette Szene und waren ansonsten in der Regel auf bessere Nebenrollen reduziert. Dies setzte sich in den Filmen der Next Generation-Mannschaft leider fort, denn spätestens mit Der erste Kontakt wurde klar, dass das Gewicht der Filme stark auf den Schultern von Picard und Data liegen würde.
Nun hatte man sich für Nemesis einiges vorgenommen und schon bald sickerte nach außen, dass Picard auf einen Klon seiner selbst, die ultimative Nemesis, treffen würde. Eine faszinierende Idee, hätte man nicht noch einen zweiten Haupthandlungsstrang mit eingebracht.

So gut der Charakter des Data und die Darstellung durch Brent Spiner auch sind, es ist schon eine recht zweifelhafte Entscheidung in einem Film gleich zwei Gegengewichte zu den beiden Hauptfiguren einzubringen, nämlich Shinzon für Picard und B-4 für Data. Fehlte im Grunde nur, dass Rikers "Beam"-Bruder Thomas noch auftaucht und womöglich noch ein Worf aus einer anderen Realität.
Zu allem Überfluss ist B-4 beileibe nicht der erste andere Androide vom Soong-Typ, mit dem sich Data bisher schon auseinanderzusetzen hatte; man denke nur an Lore. Ein weiterer Aspekt, der diesen Storyteil alles andere als originell macht (wobei zudem auch völlig offen bleibt, wo Shinzon B-4 überhaupt aufgetrieben hat). Dass man auf diesen Handlungsstrang bestanden hat, ist umso unbegreiflicher, wenn man sich in einigen Interviews zu Nemesis von verschiedener Seite schon dahingehend äußerte, dass die starke Konzentration auf Data in den vorangegangenen Filmen bereits das Gleichgewicht gestört hat.
Aus diesem Grund muss die Richtigkeit der Entscheidung, Brent Spiner an der Story mitschreiben zu lassen, schon bezweifelt werden.

Daneben setzt sich leider auch der Trend fort, die anderen Crewmitglieder Riker, Troi, Crusher, Worf und LaForge zu einfachen Befehlsempfängern und Stichwortgebern zu degradieren. Natürlich hat jeder mindestens eine nette Szene, besonders für Riker und Troi, bei denen es endlich zu der lange herbei gesehnten Hochzeit kam.
Dennoch kann man einfach nicht umhin festzustellen, dass zum Beispiel Worf bis auf das Abfeuern von Phasern und Torpedos nichts zu tun hat. Es wäre einfach schön gewesen, wenn man zumindest einmal eine wichtige Nebenhandlung für einen dieser Charaktere gefunden hätte.

Veränderungen sind ein bestimmendes Thema in Nemesis und auch wenn einem diese nicht immer gefallen mögen, so sind sie doch wichtig. Dies gilt auch dafür, dass im Film eine starke Abschiedsstimmung vorherrscht. Die Crew, die Familie, die sie seit fünfzehn Jahren bilden, bricht auseinander, alle entwickeln sich in verschiedene Richtungen weiter. Riker und Troi, nun verheiratet, siedeln auf ein anderes Schiff über; endlich hat Riker ein ihm angebotenes Kommando auch angenommen. Picard bleibt der Enterprise wohl treu, ähnlich sieht es für Dr. Beverly Crusher und Geordi LaForge aus (wohingegen Crusher im ursprünglichen Cut am Ende das Schiff verließ und zur Medizinischen Abteilung der Sternenflotte auf der Erde wechselte). Worf hingegen dürfte wohl wieder in seinen diplomatischen Dienst zurückkehren, in den er nach dem Ende von Star Trek: Deep Space Nine [1993-1999] getreten war (dem Maincast dieses Spin-Offs war er nach seiner Zeit bei Star Trek: Das nächste Jahrhundert [1987-1994] vier Jahre lang -bis zum Serienende- treu geblieben).
Und Data ... nun, er hätte Commander an Bord der Enterprise-E werden können, die Lücke von William Riker ausfüllen und Picards neue "Nummer 1". Stattdessen handelt der Androide, der stets danach trachtete, besser zu sein und menschlicher zu werden, in den letzten Augenblicken seines "Lebens" wie ein Mensch. Wie ein Held, genau genommen. Er opfert sich für einen Freund auf und dies nicht in kalter maschinenhafter Überlegung, sondern mit einem bedauernden Zögern, welches ihn dem Menschsein näher bringt als es ein Emotionschip jemals vermocht hätte.
Dieses gleichermaßen schockierende wie aufopferungsvolle und damit heldenhafte Ende, nicht nur für Data sondern auch für den Film, ist natürlich trotz seiner Klasse für alle Fans des Androiden traurig, denn schließlich sehen sie ihren Freund nun nie wieder.
Aber halt; da ist ja noch B-4! Und ganz in der Tradition von Spocks Tod hat man "schlauerweise" vor Datas Selbstaufopferungsakt noch schnell seine Katra übertragen ... ach nein, das war ja Spock und sein "lebender, atmender Geist". Heute nennt man das "Gedächtnisengramme überspielen". Leider kommt es aber auf dasselbe Ergebnis hinaus, denn wenn man es möchte hat man hierdurch die Möglichkeit aus B-4 einen zweiten Data zu machen.
"Die letzte Reise einer Generation ... beginnt" – mit diesen Worten bewarb Paramount sein neuestes Sternenkind. Das Ende hätte diesem Slogan Rechnung tragen können und der Crew der Enterprise-E einen würdigen Abgang von der Bühne des Star Trek-Universums bescheren können. Leider wirkt das Ende in dieser Form aber so, als habe man sich auf Krampf eine Hintertür aufzuhalten versucht, um im Falle eines phänomenalen Erfolges ein weiteres Mal mit dieser Mannschaft mutig dorthin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist.

Trotz allen Ärgers, den man hierbei empfinden kann, gibt es natürlich auch noch die Haupthandlung um Captain Jean-Luc Picard und sein "Spiegelbild" Prätor Shinzon.
Auf dieser Ebene weiß der Film auf ganzer Linie zu gefallen, was sowohl Autor John Logan als auch dem fantastischen Leinwandduell von Patrick Stewart und dem jungen Tom Hardy zu verdanken ist.
Stewart füllt seine Rolle als Picard einmal mehr hervorragend aus und schafft es, oft nur mit einem Blick oder einem kurzen Zucken mehr Gefühl zu vermitteln, als andere Schauspieler in einer zehn Minuten langen Monolog-Szene.
Da bekanntlich der Held nur so gut wie sein Gegner ist hätte das ganze Konstrukt auch wie ein Kartenhaus zusammenfallen können, wenn Tom Hardy nicht funktioniert hätte. Die Vorschusslorbeeren aus dem Hause Paramount sind jedoch mehr als berechtigt und Hardy dürfte jeden Kritiker durch seine ausdrucksstarke Performance in die Schranken verweisen. Er versteht es genau, den richtigen Punkt zwischen den durch Picard vertrauten Gesten und Verhaltensweisen und einem durch ein schlimmes Leben hart gewordenen, äußerlich beherrschten und doch sehr leidenschaftlichen Mann zu treffen, der einerseits neugierig auf die Ursprünge seiner eigenen Person, andererseits auch ehrgeizig und vom Hass zerfressen ist.
Sehr entscheidend ist dabei auch das "Treffen" von Picard und Shinzon im Bereitschaftsraum der Enterprise, in dem Shinzon als Holo-Projektion erscheint. In bester Sternenflottenmanier und in der Hoffnung an seine Menschlichkeit appellieren zu können, versucht Picard ihn von der Falschheit seines Handelns zu überzeugen und ihm klar zu machen, dass er mehr sein kann als das, was er ist. Einen Moment lang scheint Shinzon tatsächlich darüber nachzudenken, doch gelingt es Picard nicht, ihn zu überzeugen. Wie weiland Khan Noonian Singh einen sehr persönlichen Grund hatte, Kirk zu hassen so sieht auch Shinzon auf der Suche nach seiner Identität nur eine Lösung; Picards Vernichtung. Erst hiernach kann er selbst ein einzigartiges Individuum sein.
Es gibt noch mehr, was Shinzon mit dem vermutlich besten und auf jeden Fall persönlichsten Gegner von Captain Kirk verbindet: die dramatische, etwas theatralische Art zu sprechen und zu gestikulieren. Dieses an Shakespeare gemahnende Verhalten ist auf den Einfluss von Nicholas Meyer zurück zu führen und zog sich seither durch die verschiedenen Star Trek-Inkarnationen, jedoch seit Kahn und dem "Hamlet"-zitierenden Klingon-General Chang aus Star Trek VI: Das unentdeckte Land [1991] nicht mehr in diesem deutlichen Maß. Auch darüber hinaus lassen sich einige Parallelen zwischen Nemesis und Der Zorn des Kahn herstellen, denn nicht umsonst erinnert wohl das aufregende Gefecht am Ende von Nemesis an das Katz und Maus-Spiel zwischen Kirk und Kahn seinerzeit, wobei in beiden Fällen stellare Phänomene die Sensoren beeinträchtigten.

Das Thema Klonen und die damit verbundenen ethischen und moralischen Fragen stehen heute natürlich mehr denn je im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, nachdem Anfang 2003 bekannt gegeben wurde, dass angeblich die ersten Klon-Babys zur Welt gekommen sein sollen. Dieser Aspekt verleiht dem ganzen Thema um Shinzon noch eine zusätzliche brisante Dimension.

Mehr noch als zu der Handlung gab es im Vorfeld jedoch Gerüchte über die vielen Cameos und ähnliche Bonbons, die sich in dem Film für Fans finden sollten. Auch waren nicht wenige Fans froh darüber, dass die Romulaner endlich ihren verdienten Platz als Hauptgegner der Förderation in einem Kinofilm einnehmen würden. In diesen Punkten wurden allerdings einige Erwartungen enttäuscht.
Die Beteiligung der Romulaner fiel durch die Remaner bedingt relativ klein aus, wenngleich auch Romulaner-Fans trotzdem auf ihre Kosten kommen dürften (so gibt es unter anderem neue "Warbirds" zu bestaunen, die zwar etwas gewöhnungsbedürftig sind – da sie von der groben Form dem klingonischen "Bird of Prey" recht ähnlich sind – dafür aber sehr spektakulär in Szene gesetzt wurden).
Da der erste Schnitt des Films knapp drei Stunden lang war, wurden aus ihm ca. 40 Minuten Material entfernt (darunter auch Szenen, die in den Teasern und Trailern zu sehen waren). Weiß man über diese Tatsache nichts, mag es vermutlich weniger auffallen, im anderen Fall kann man es aber kaum übersehen, was besonders schade ist, da die meisten dieser Szenen zwar für die Handlung eher unwichtig waren, dafür aber die anderen Figuren besser zur Geltung gebracht hätten, und zudem einige Gastauftritte (wie Geordis Freundin Dr. Leah Brahms) beinhalteten. So wurde aus dem Gastauftritt von Wesley Crusher nur ein winziges Cameo ohne Worte, welches man verpassen kann, wenn man zu oft blinzelt. Auch Oscar-Gewinnerin Whoopie Goldberg (Die Farbe Lila [1985], Jumpin' Jack Flash [1986]), die der geneigte Fan bereits beim Kampf mit den Borg schmerzlich vermisste (da ihre Spezies einst von den Borg nahezu ausgelöscht wurde) hat nur einen sehr kurzen Auftritt auf der Hochzeitsfeier in Alaska. Datas Katze Spot schaffte es ebenfalls kurz ins Bild, ebenso "Sternenflotten-Crewman" Bryan Singer, der Patrick Stewarts Regisseur bei X-Men [2000] und X2 [2003] war.
Szenen mit Deanna Troi nach der geistigen Vergewaltigung (die vermutlich aus Rücksichtnahme auf das jugendliche Zielpublikum relativ harmlos ausfiel), fehlen genauso wie Szenen mit Worf und Riker.
Man kann nur hoffen, dass diese Sequenzen einmal auf DVD veröffentlicht werden. Wenn man die "Melk-den-Fan"-Veröffentlichungspolitik von Paramount zugrunde legt, ist dies auch durchaus wahrscheinlich, wenn auch erst in der x-ten Auflage einer "Special Edition".

Während die Geschichte also gleichermaßen Highlights und Löcher hat, läuft die in nunmehr 15 Jahren durch sieben Jahre TV-Serie und zuvor drei Kinofilme lieb gewonnene Besetzung von The Next Generation erneut zu Höchstform auf. Dies gilt nicht nur für Patrick Stewart und Brent Spiner sondern auch für Jonathan Frakes, LeVar Burton, Michael Dorn, Gates McFadden und Marina Sirtis (der erstmals in der Kinoreihe eine etwas größere Rolle zuteil wurde). Auch das eine oder andere graue Haar und Mehr-Pfund hier und da können daran nichts ändern.
Neben der bereits vertrauten Besetzung und dem beeindruckenden Tom Hardy gibt es in Nemesis ein Widersehen mit zwei in Genre-Kreisen bekannten Gesichtern – obwohl beide unter Make-up gut versteckt wurden. Ron Perlman, der Shinzons remanischen Stellvertreter spielt, wurde durch seine Rolle als Vincent in der TV-Serie Die Schöne und das Biest [1987-1990] bekannt und war in den letzten Jahren u.a. in Happy, Texas [1999] und Alien - Die Wiedergeburt [1997] zu sehen. Die schöne Dina Meyer aus Genre-Filmen wie Starship Troopers [1997] oder dem gefloppten Vernetzt - Johnny Mnemonic [1995] verschwand indes unter Perücke und militärischer Uniform, um als Romulanerin Donatra kurz aber prägnant aufzutreten.

Das Production-Design ist von gewohnt hervorragender Qualität. Nach Sets wie der Stellar-Kartegoraphie in Star Trek: Treffen der Generationen [1994] (mit der die neue Variante aus Nemesis nicht im Entferntesten mithalten kann), der teilweise assimilierten Enterprise in Der erste Kontakt oder dem Inneren von Ru'afos Geheimwaffe in Der Aufstand, ist das Highlight diesmal sicherlich der Sitzungssaal des romulanischen Senats, eine wirklich beeindruckende, hohe Konstruktion. Auch die Inneneinrichtung der Scimitar (selbst wenn man hiervon nur wenig sieht) ist überzeugend geraten und besonders die zweigeschossige Kommandobrücke ist sehr gelungen.
Ebenso gelungen wie die Sets sind die von Digital Domain geschaffenen Special Effects. Die Weltraumszenen sind enorm realistisch und die Schiffe erreichen beinahe das Echtheitsgefühl der alten Modell-Tricks. Aber selbst bei den noch heute oft problematischen Blue- bzw. Green-Screen-Tricks sind den Effekt-Künstlern hier wirklich überzeugende Resultate gelungen (siehe die Hangar-Sequenz bei den Skorpion-Klasse-Jägern). An rundum guten Arbeiten wie diesen gemessen, erscheinen George Lucas' neue Star Wars-Filme leider umso schlechter und man kann froh sein, dass man sich bei Star Trek noch immer weitmöglichst auf reale Sets verlässt, und im Falle von Computer-Effekten fotorealistische Ergebnisse anstrebt.
Ein beeindruckendes Ergebnis gelang den CGI-Experten auch bei dem Ramm-Manöver, bei dem Picard die Enterprise von Deanna Troi (die bekanntermaßen bereits in Treffen der Generationen kein glückliches Händchen mit der Steuerung des Schiffs bewies, auch wenn sie nicht unbedingt die Schuld an der Zerstörung der Enterprise-D trug) in die Scimitar fliegen lässt, um dieser so einen schweren Schlag zu versetzen (wohlwissend, dass Shinzon damit nicht rechnen würde). Trotz des bombastischen Effekts ist diese Aktion natürlich nichtsdestotrotz ziemlich dumm und unmotiviert und man muss ihr einfach den Vorwurf machen zum Selbstzweck entstanden zu sein. John Logan selbst sagte mehrfach, er habe dies schon immer sehen wollen. Hier bekam er seinen Wunsch zwar spektakulär erfüllt, aber auf Kosten der Logik, da Picard nicht einmal die vorderen Decks der Untertassen-Sektion evakuieren ließ.
Make-up-Künstler Michael Westmore, der bereits für die Masken der neuzeitlichen Trek-Serien verantwortlich war und sich bereits dort mehrfach selbst übertroffen hat, hat auch diesmal wieder ganze Arbeit geleistet. Am offensichtlichsten ist sein Talent sicher bei der neuen Rasse, den Remanern. Zwar erinnern diese mitunter ein wenig an die Orks aus Peter Jacksons Herr der Ringe-Filmen, doch das ändert an ihrer Klasse nichts. Die Haut erscheint beinahe durchsichtig, spitze, große Zähne bestücken die Kiefer und die Augen erinnern an lauernde Raubtiere. Die dunklen, wie bei Öl in Wasser schimmernden Kostüme der Remaner unterstreichen diesen an Tiere aus den tiefsten Tiefen der Ozeane erinnernden Look noch.

Ein weiterer Trek-Veteran ist Altmeister Jerry Goldsmith, der erneut den Taktstock schwang, um eine Reise in den Weltraum mit den passenden Klängen zu versorgen. Hierbei variiert er geschickt das bekannte Star Trek-Thema aus dem ersten Kinofilm mit Stücken aus seinem wunderschönen Thema von Der erste Kontakt. Für die Romulaner und Remaner hat er sich jedoch auf gänzlich neu geschriebene Stücke verlassen, die ein wenig sphärisch klingen und sich gut einfügen.

Stuart Baird ist sicher nicht der beste Regisseur, den die Filmreihe jemals hatte (Szenen wie die Offenbarung Deannas, sie sei von Shinzon vergewaltigt worden, sind einfach nicht so gut ausgefallen, wie sie hätten sein können) doch besonders in den zahlreichen Action-Szenen zieht er alle Register und macht aus dem Film eine aufregende Achterbahnfahrt. Natürlich ist auch die Autoverfolgungsjagd auf der Suche nach B-4's Einzelteilen eigentlich völlig überflüssig (gäbe es die Störung des Transporters nicht wäre das Einsammeln eine Sache weniger actionloser Minuten gewesen) aber bei dem starken Fun-Faktor verzeiht man das gerne.

Am Ende steht einmal mehr die Frage, ob es das nun gewesen war. War dies wirklich die letzte Reise der U.S.S. Enterprise NCC-1701-E und ihrer lieb gewonnenen Mannschaft?
Nun, sagen wir mal, es ist zumindest wahrscheinlich. Die Slogans sprechen für sich, und obwohl das Ende von Nemesis durchaus kontrovers ist, könnte es einen gelungenen Strich unter das Kapitel Next Generation ziehen.
Auch kann man natürlich die Altersfrage nicht völlig verdrängen. Patrick Stewart ist jetzt 61 und damit genauso alt wie William Shatner, als er Kirks Schwanengesang in Treffen der Generationen spielte. Und wie Michael Dorn alias Worf jüngst sagte, achten die Leute ab einem gewissen Zeitpunkt mehr auf das alternde Aussehen ihrer Helden, als auf den Film.
Auch einige der Darsteller würden es lieber sehen, wenn mit diesem Film Schluss ist. Bereits im Vorfeld zu Nemesis gab es einiges Zögern und zähe Nachverhandlungen (besonders bei Stewart, dessen Gage schließlich immerhin ein Fünftel des Budgets betrug).
Zudem ist der mit 71 Millionen Dollar Budget teuerste Star Trek-Film an der Kinokasse leider nicht mit dem gewünschten Erfolg gelaufen.
Alles Zeichen, die darauf hinweisen, dass wir nun die wirklich letzte Reise einer Generation gesehen haben.
Doch wie heißt es so schön? Sag niemals nie, erst recht nicht, wenn für die Studios die Möglichkeit besteht, noch einmal richtig Kasse mit diesem Format zu machen.


Fazit:
Der beste Film der Star Trek-Reihe ist Nemesis sicher nicht geworden, eigentlich nicht einmal der beste Film mit der Next Generation-Crew (dieser Titel bleibt dem rundum gelungenen, dynamischen Der erste Kontakt vorbehalten).
Auch trüben die Logik-Löcher und einige zweifelhafte Story-Entscheidungen das Gesamtergebnis ein wenig.
Dennoch hat "Nemesis" alles, was man von einem solchen Film erwarten kann: Action, Dramatik, ein gewichtiges Thema, welches zum Nachdenken anregt, sowie eine Prise guten Humors. Dazu ist er produktionstechnisch beispielhaft und die Darsteller klasse, was ihn unterm Strich zu einem sehr unterhaltsamen, actionreichen Film macht, der auf jeden Fall sehenswert ist.