Operation Fortune [2023]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. Dezember 2022
Genre: Action / Thriller / Komödie

Originaltitel: Operation Fortune: Ruse de Guerre
Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Guy Ritchie
Musik: Christopher Benstead
Besetzung: Jason Statham, Aubrey Plaza, Josh Hartnett, Cary Elwes, Bugzy Malone, Hugh Grant, Lourdes Faberes, Max Beesley, Peter Ferdinando, Eddie Marsan, Kaan Urgancıoğlu


Kurzinhalt:

Orson Fortune (Jason Statham) wird von Nathan Jasmine (Cary Elwes) im Namen des britischen Geheimdienstes damit beauftragt, Informationen zu beschaffen, die eine unbekannte Ware betreffen. Nur unter dem Namen „das Handle“ bekannt, wurde etwas gestohlen. Was es ist, wissen die Geheimdienste nicht und auch nicht, wer es gestohlen hat, oder kaufen will. Lediglich, dass eine Summe von zehn Milliarden Dollar im Raum steht. Fortune und sein Team um Sarah Fidel (Aubrey Plaza) und J.J. (Bugzy Malone) gehen an die Arbeit. Sie stoßen auf Fortunes Bekannten Mike (Peter Ferdinando), der früher ebenfalls regelmäßig für die Geheimdienste tätig war und offenbar gleichermaßen hinter dem Handle her ist. Die Spur führt zum schwer bewachten Waffenhändler Greg Simmonds (Hugh Grant), der bei dem Deal als Vermittler auftritt. So ersinnt Fortunes Team den Plan, den Schauspieler Danny Francesco (Josh Hartnett) zu einem Auftritt bei Simmonds Spendengala zu bewegen. Simmonds ist Francescos größter Fan und man könnte so Einblicke in Simmonds Operationen gewinnen. Doch ohne zu wissen, was sie suchen, wissen Fortune und sein Team auch nicht, was auf dem Spiel steht …


Kritik:
Guy Ritchies Operation Fortune scheint wie ein weiteres Empfehlungsschreiben des Regisseur für die wohl bekannteste Agenten-Reihe der Filmgeschichte. Die Story um eine anfangs noch unbekannte Bedrohung führt ein Spionageteam, angeführt von dem exzentrischen, Titel gebenden Orson Fortune, an so luxuriöse wie ausgefallene Orte. Süffisant und actionreich präsentiert, gibt es hier auch dank des Unterhaltungswerts Einiges zu sehen. Doch gerade beim Abschluss vermag das nicht vollends zu überzeugen.

Dass Operation Fortune lange Zeit nicht nur ein Geheimnis darum macht, wer die eigentlichen Schurken sind, sondern auch darum, worum es ihnen geht, ist eine gute Idee. Es lässt das Publikum ebenso wie das Agententeam im Zentrum im Dunkeln tappen. Dass es nichts Gutes bedeuten kann, wenn ein Milliardenbetrag im Raum steht, überrascht jedoch nicht, weshalb der britische Regierungsangestellte Nathan Jasmine den Auftrag bekommt, ein Team zusammen zu stellen. Etwas Fieses, das nur „das Handle“ genannt wird, wurde gestohlen und um die Bedrohung einschätzen zu können, soll sich Jasmines Team ein Bild davon machen und den Gegenstand gegebenenfalls zurückholen. Jasmine setzt auf Orson Fortune, ein Experte auf dem Gebiet der unkonventionellen Problemlösung. Doch Fortune ist anspruchsvoll, von Phobien getrieben und lässt sich seine bisherigen Aufträge mit exklusiven Weinen sowie luxuriösen Urlauben bezahlen. Da ein bisheriger Stammmitarbeiter aus Fortunes Team abgeworben wurde, greift er auf die Agentin Sarah und den ebenfalls jungen Agenten J.J. zurück. Ihre Spur führt zum bekannten Waffenhändler Greg Simmonds, gespielt von Hugh Grant, an den jedoch kein Herankommen ist. Da Simmonds allerdings ein riesiger Fan des Schauspielers Danny Francesco ist, erpresst Fortune zusammen mit seinem Team Francesco, ihnen zu helfen, um Simmonds Operation infiltrieren zu können.

Wohin all das führt, sei nicht verraten, außer, dass das „Handle“ abstrakt genug ist, um Vieles sein zu können, aber konkret genug, um eine Bedrohung darzustellen. Die rührt hauptsächlich von den verschiedenen Akteuren, zu denen neben Simmonds auch Fortunes Widersacher Mike gehört, der früher ebenfalls von Jasmine angeheuert wurde. Allerdings verlagert Operation Fortune nicht wirklich das Hauptaugenmerk auf den Blick von Außenseiter Danny auf die gesamte Mission. Es wäre zwar ein Leichtes, ihn als Stellvertreter für das Publikum herzunehmen, seine Überlebensangst als Ankerpunkt zu wählen, doch er bleibt diesbezüglich eine Randfigur. Stattdessen stehen Fortune und sein Team im Mittelpunkt, die jedoch jeder Situation mühelos gewachsen sind. Sei es bei der Infiltration von Simmonds Yacht, um sein Telefon zu hacken – insgesamt eine tolle, auf mehreren Ebenen aufgebaute Sequenz mit vielen Guy Ritchie-typischen Momenten – oder wenn sie sich in Simmonds Anwesen wiederfinden. Nie kommt das Gefühl auf, als hätte Fortune nicht die Kontrolle, als wären er und sein Team der wahren Armee, der sie gegenüberstehen, unterlegen.

Doch genau so etwas sorgt für gewöhnlich für Spannung und die geforderte Improvisation sobald ein Plan nicht wie gedacht verläuft ist es, die bei den Mission: Impossible-Filmen einen packenden Verlauf garantiert. So wundert es nicht, dass Operation Fortune insgesamt viele tolle Aspekte mitbringt, aber das gewisse Etwas fehlt, um den Funken zum Überspringen zu bringen. Die Story ist mit zahlreichen Parteien durchaus komplex aufgebaut und auch der Look des Films, das Design und die Musik sind erstklassig. Aber so tadellos und mitunter auch einfallsreich die Inszenierung der Actionhighlights, deren Abschluss ist nie so überlebensgroß, als wären sie dem angemessen, worum es geht. Und da die Helden nie in Bedrängnis kommen, fiebert man nur wenig mit.

Dafür beweist das Drehbuch viel Humor mit lockeren Sprüchen, die aber nicht immer angemessen scheinen. Die verschachtelte Story würde sich mühelos für einen James Bond-Film eignen und die Lokalitäten stehen dessen Exklusivität in nichts nach. Man mag sich dabei lange fragen, weswegen ein Darsteller wie Hugh Grant in einer solchen Nebenrolle besetzt wird, aber sieht man über die gut gelaunte Darbietung hinweg, entpuppt sich sein Monolog beim Finale nicht nur als bester Kniff des Films, er ist mit Gänsehaut-Feeling herausragend dargebracht. All das unterstreicht, dass Operation Fortune aus seinen zahlreichen Ansatzpunkten nicht das Meiste zu schöpfen vermag, doch das bedeutet nicht, dass man hier nicht gut unterhalten wird. Insbesondere, da der Film ernster ist, als die Vorschau vermuten lässt. Gegen ein weiteres Abenteuer mit diesem Team wäre auch nichts einzuwenden – wenn sich die Verantwortlichen trauen, es etwas zündender zu gestalten.

Das geneigte Publikum sollte berücksichtigen, dass Operation Fortune ursprünglich für eine Veröffentlichung zu Beginn 2022 vorgesehen war. Jedoch sind im Film wohlhabende Schurken ukrainischer Herkunft zu sehen. Eine solche Darstellung hielt man aus gegebenem Anlass für pietätlos und entschied sich stattdessen, den Film zu verschieben. Es ist eine früh in der Entstehungsphase des Films getroffene Entscheidung, die den Verantwortlichen jedoch nicht nachteilig ausgelegt werden sollte. Zumindest dieser Kritiker hat es nicht getan.


Fazit:
Viele Elemente des oftmals böse-amüsanten, britischen Action-Thrillers klingen bekannt. Das ist kein Vorwurf, denn Filmemacher Guy Ritchie versteht es, diejenigen Aspekte ernst zu nehmen, die ernst genommen werden sollten, während die Verantwortlichen, darunter auch die Besetzung, mit den anderen sichtlich Spaß haben. Deshalb kann die Stimmung durchweg überzeugen und das Team insgesamt harmoniert sehr gut. Auch die Story weiß zu gefallen, selbst wenn es hier nur wenige Überraschungen gibt. Doch trotz einiger toller Momente und viel Augenzwinkern können die tolle Ausstattung und die handwerkliche Finesse, die insbesondere in den Actionszenen zu sehen ist, nicht darüber hinwegtrösten, dass für das Team im Zentrum zu wenig auf dem Spiel steht, sie nie in Zugzwang kommen und Operation Fortune nur wenig mitreißt. Das tut dem grundsätzlichen Unterhaltungswert kaum Abbruch, aber es ist schade, denn mit diesem Team ließe sich mühelos ein weiteres Abenteuer bestreiten. Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen die Möglichkeit dazu bekommen.