Jumanji [1995]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. Juli 2018
Genre: Fantasy / Action / Unterhaltung

Originaltitel: Jumanji
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1995
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Joe Johnston
Musik: James Horner
Darsteller: Robin Williams, Kirsten Dunst, Bradley Pierce, Bonnie Hunt, Bebe Neuwirth, Jonathan Hyde, David Alan Grier, Patricia Clarkson, Adam Hann-Byrd, Laura Bell Bundy


Kurzinhalt:

Als der 12jährige Alan Parrish (Adam Hann-Byrd) im Jahr 1969 das tief in der Erde vergrabene Brettspiel „Jumanji“ entdeckt, ahnt er nicht, dass das Spiel bereits seit 100 Jahren dort liegt und absichtlich vergraben wurde. Beim Spielen mit seiner besten Freundin wird Alan in das Spiel selbst hinein transportiert. Erst 26 Jahre später finden die Waisen Judy (Kirsten Dunst) und Peter (Bradley Pierce) das Brettspiel und setzen die Partie fort. Alan (Robin Williams) wird daraufhin befreit und muss wie Judy und Peter feststellen, dass die magischen Kräfte von „Jumanji“ eine verheerende Verwüstung anrichten. Nur mit Hilfe seiner Freundin von damals, Sarah (Bonnie Hunt), kann das Spiel fortgesetzt werden und nur, wenn sie gewinnen, lässt sich all das rückgängig machen. Dabei steigt nicht nur der Einsatz mit jeder Runde, auch die Gefahr für die Spieler wird immer größer …


Kritik:
Basierend auf Fantasy-Bilderbuch Dschumanji [1981] von Chris Van Allsburg, präsentiert Regisseur Joe Johnston mit Jumanji einen Familien-Abenteuerfilm, in dem es keine funktionierende Familie zu sehen gibt. Die Kinder befinden sich ständig in Lebensgefahr, werden für Jahrzehnte von ihren Eltern getrennt und zu Waisen. Das klingt düsterer, als es dem Genre angemessen wäre, was schließlich auch der Fall ist. Dafür ist der Humor stets kindgerecht und Robin Williams in der Hauptrolle wie immer sehenswert.

Er schlüpft in die Rolle von Alan Parrish, Sohn eines erfolgreichen Schuhmachers, der im Alter von 12 Jahren 1969 in ein Brettspiel versetzt wird, das er zusammen mit seiner besten Freundin Sarah spielt. 26 Jahre später wird das Brettspiel von den Geschwistern Judy und Peter entdeckt, die die Partie gemeinsam fortsetzen. Doch „Jumanji“ ist kein gewöhnliches Spiel: Je nachdem, wie die Würfel fallen, wird der Spieler in der wirklichen Welt von Elementen aus dem Spiel, zum Beispiel wilden Tieren heimgesucht und erst, wenn das Spiel gewonnen wird, lässt sich alles rückgängig machen. Das klingt im Grunde spaßig, aber wenn Kinder von gefährlichen Riesenmoskitos gestochen werden, sie sich tödlichen Raubtieren gegenübersehen oder beinahe von Krokodilen gefressen werden, wird aus Spaß sehr schnell tödlicher Ernst. Judy und Peter befreien Alan eher zufällig aus dem Spiel. Inzwischen erwachsen, muss dieser feststellen, wie sehr sich die Welt verändert hat – und dass sie das Spiel fortsetzen müssen, wenn sie die Dinge wieder in Ordnung bringen wollen.

Dass sich hinter der Geschichte von Jumanji am Ende eine lehrreiche Lektion verbirgt, ist wenig überraschend. In Anbetracht der Tatsache, dass über weite Strecken nicht Alan die zentrale Figur ist, sondern die durch einen persönlichen Verlust traumatisierten Judy und Peter, macht die für sie notwendige Entwicklung am Ende jedoch zunichte. Dass dies das Publikum nicht stören wird, liegt vor allem daran, dass sich der Fantasy-Film auf den Abenteueraspekt konzentriert. Sobald die beiden Kinder das Spiel fortsetzen, finden sich die ersten gefährlichen Tiere daraus in der wirklichen Welt wieder und sorgen im Ort Brantford für Chaos und Verwüstung. Je näher die Spielfiguren mit jedem Wurf dem Ende kommen, umso gefährlicher werden die Tiere und umso mehr eskaliert die gesamte Situation. Das reicht von einer Herde Elefanten, Nashörnern und Zebras, die durch die Straßen ziehen, bis hin zu monsunartigen Regenfällen, die die halbe Stadt unter Wasser setzen.

So gelungen die Ideen dabei sind und so sehr Jumanji seinerzeit für die Umsetzung der Trickeffekte gefeiert wurde, sie sind bedauerlicherweise alles andere als überzeugend. Nicht nur, dass die Konfrontationen mit dem Löwen oder den Spinnen aussehen, als würde man eine Situation aus einem Themenpark beobachten. Die Tiere selbst bewegen sich ungelenk und erwecken nie einen lebensnahen Eindruck. Schlimmer sieht es bei den computergenerierten Wesen wie den prominent in Szene gesetzten Affen oder der Stampede aus. Die Tiere sind hier so offensichtlich unecht und nachträglich in die Bilder hineinkopiert, dass man sich in der Tat fragen muss, wie es Regisseur Steven Spielberg zwei Jahre zuvor gelungen war, Dinosaurier in Jurassic Park [1993] wiederauferstehen zu lassen, so dass ihr Auftritt bis heute überzeugt.

Ein junges Publikum werden diese Kritikpunkte freilich nicht stören, da sich die Kinder mehr auf den Humor konzentrieren, der in der zweiten Filmhälfte merklich slapstickartiger ausfällt. Dass sich Jumanji jedoch nicht unbedingt für ganze junge Zuseherinnen und Zuseher eignet, spiegelt auch die FSK-Freigabe wider. Die Geschichte selbst ist düsterer, als man erwarten würde und die Bedrohung für die Figuren greifbarer und tödlicher, als dass Kinder damit vermutlich umgehen können. Einem jugendlichen Publikum werden dagegen die offensichtliche Tricks stärker auffallen und auch die Tatsache, dass Johnstons Fantasy-Film nicht so gut gealtert ist, wie erhofft.
Das heißt nicht, dass er nicht immer noch unterhaltsam wäre. Nur mehr war er nie und ist er leider auch heute nicht.


Fazit:
Robin Williams gelingt es wie gewohnt, die Balance zwischen dem Kind gebliebenen Alan und der Traurigkeit angesichts des Verlustes seiner Familie fantastisch zum Ausdruck zu bringen. Ihn in diesem Fantasy-Abenteuer zu beobachten, macht einen Großteil des Reizes von Jumanji aus, der mit seinem ausführlichen Prolog erstaunlich lange braucht, ehe das Spiel tatsächlich beginnt. Die Ideen hinter den verschiedenen Prüfungen, die die Spieler absolvieren müssen, sind besser, als ihre Umsetzung. Das nicht, weil Filmemacher Joe Johnston dem nicht gewachsen wäre, sondern weil die Trickeffekte nie echt erscheinen. Ein weiteres Highlight ist hier James Horners Musik, die das Gezeigte in ein abenteuerliches Gewand kleidet und den Film merklich über den Genreschnitt hebt. Den Bildern gelingt das nicht. Als Familienfilm für die Jüngsten nicht unbedingt geeignet, ist das der Nostalgie wegen immer noch sehenswert und tadellos unterhaltsam.