Star Trek: Der Film (The Director's Edition) [1979]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. März 2016
Genre: Science Fiction

Originaltitel: Star Trek: The Motion Picture
Laufzeit: 132 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1979
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Robert Wise
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, James Doohan, George Takei, Majel Barrett, Walter Koenig, Nichelle Nichols, Persis Khambatta, Stephen Collins, Grace Lee Whitney, Mark Lenard


Kurzinhalt:

Als die Raumstation Epsilon IX meldet, dass eine riesige Wolke, die alles verschlingt, was in ihrem Weg steht, auf unmittelbarem Kurs zur Erde ist, ist das einzige Raumschiff der Sternenflotte, das nah genug ist, um sich dem Eindringlich zu stellen, die Enterprise. Das altgediente Schiff wird derzeit modernisiert unter der Leitung des zukünftigen Captain Decker (Stephen Collins). Angesichts der Bedrohung übernimmt Admiral James Kirk (William Shatner) das Kommando der Enterprise und bricht auf, um die Wolke abzufangen. Während Dr. McCoy (DeForest Kelley) Kirk darauf aufmerksam macht, dass nun nicht mehr er, sondern Decker das Schiff in- und auswendig kennt, stößt Mr. Spock (Leonard Nimoy) zur Crew, der die Präsenz des Eindringlings wahrgenommen hat. Im Kern der Wolke wartet auf die Crew eine Herausforderung, wie sie sie noch nie zu meistern hatte ...


Kritik:
Als 10 Jahre nach dem Ende der Kult-Fernsehserie Raumschiff Enterprise [1966-1969] Captain Kirk und seine Crew den Sprung auf die große Leinwand wagen durften, konnten unzählige Fans nicht glücklicher sein. Doch zwei Jahre, nachdem George Lucas mit Krieg der Sterne [1977] die Kinosäle und die Zuschauer erobert hatte, schien Star Trek: Der Film trotz des dreimal so hohen Budgets ein inhaltlicher Rückschritt in eine Zeit, in der Stanley Kubrick mit 2001 - Odyssee im Weltraum [1968] die Filmwelt revolutioniert hatte. An keines von beidem konnte Star Trek anknüpfen.

Die Story erinnert dabei stark an die Raumschiff Enterprise-Episode "Ich heiße Nomad", auch wenn das erst im Verlauf des Films deutlich wird. Jahre sind vergangen, seit Kirk die USS Enterprise auf ihrer Fünfjahresmission durch die Galaxie befehligt hat. Inzwischen ist er zum Admiral aufgestiegen und somit beim Sternenflottenhauptquartier auf der Erde stationiert. Die Enterprise wird unter ihrem zukünftigen Captain Decker einem umfassenden Umbau unterzogen. Als von der Raumbasis Epsilon IX die Nachricht übermittelt wird, dass eine gigantische, alles verschlingende Wolke mit direktem Kurs auf die Erde gesichtet wurde, nimmt Admiral Kirk dies zum Anlass, das Kommando über die Enterprise zu übernehmen und loszuziehen, um den Eindringling aufzuhalten.

Das klingt spannender, als es letztlich ist und beraubt Fans der Serie um ein Wiedersehen mit den größten Feinden der Föderation. Sieht man zu Beginn, wie die Wolke drei Schlachtkreuzer der Klingonen mühelos überwältigt, ist die Bühne für den neuen Feind der Föderation bereitet. Nur dass die Klingonen, seit jeher die beliebtesten Schurken aus Raumschiff Enterprise, kaum etwas zu tun bekommen. Ehe die Enterprise überhaupt auf die Wolke trifft, vergeht beinahe die Hälfte des Films und würde Admiral Kirk nicht ständig verkünden, wie wenige Stunden die Wolke von der Erde entfernt ist, würde gar kein Gefühl irgendeiner Dringlichkeit aufkommen.

Zugegeben, für Fans ist das Wiedersehen mit den Figuren längst überfällig gewesen und die Szenen sind ebenso willkommen wie gelungen. Die überarbeitete Enterprise in Großaufnahme und mit einem berauschenden Detailgrad zum Leben erweckt zu sehen, ist schlichtweg fantastisch. Doch mit fünf Minuten dauert der Rundflug um das Schiff schlichtweg zu lange – trotz der hymnenhaften und zeitlos genialen Musik von Jerry Goldsmith. Viele Szenen sind weder vom Erzähltempo her, noch von der Situation wirklich stimmig. Regisseur Robert Wise wird zitiert, dass er die Kinoversion des Films für eine Rohfassung hält und in der Tat ist die von ihm zusammengestellte "Director's Edition" aus dem Jahr 2001, die auch neue Spezialeffekte enthält, die beste Fassung. Doch auch hier dauern viele Einstellungen zu lange, obwohl die kaleidoskopartigen Eindrücke aus dem Innern der Wolke immer noch atemberaubend aussehen.

Die bekannten Figuren sind toll getroffen und die grundlegende Story überzeugt heute vielleicht mehr denn je. Den immensen Aufwand sieht man der Produktion auch an, nur wird man das Gefühl nicht los, dass Star Trek: Der Film eher in 80 Minuten hätte erzählt werden können. So verlassen sich die Macher mehr auf das Aussehen und die vielen Trickeffekte, von denen manche die Zeit sehr gut überstanden haben, andere nicht so sehr, als auf die Geschichte und ihre Charaktere. Bis Regisseur Robert Wise dazu kommt, den Hintergrund des Eindringlings V'Ger zu beleuchten, haben viele Zuseher das Interesse bereits verloren. Nicht, weil was zuvor geschieht schlecht wäre, es ist nur langatmig erzählt.


Fazit:
Dass es notwendig sein würde, die bekannten Crewmitglieder der Enterprise wieder zusammenzuführen, steht außer Frage und öffnet damit die Geschichte sowohl für neue Zuseher, wie für Fans der Fernsehserie gleichermaßen. Wer sich mit der langen Produktionsgeschichte beschäftigt, der Tatsache, dass die Story – nachdem ein Kinofilm jahrelang versucht, aber dennoch aufgegeben wurde – an sich für den Pilotfilm einer neuen Star Trek-Serie geplant war, deren Produktion sogar begonnen hatte, ehe sie für diesen Film wieder eingestellt wurde, der sieht Star Trek: Der Film mit anderen Augen.
Auch im Kontext mit den großen Science Fiction-Geschichten jener Zeit gewinnt der Film ein anderes Gewicht. Doch das ändert nichts daran, dass die Story viel zu lang gestreckt ist und sich die Macher zu sehr auf die Optik denn auf die Figuren verlassen. Das Endergebnis besitzt fantastische Eindrücke, einen legendären Score des Altmeisters Goldsmith und zeigt Fans die Enterprise in einer bis dahin nie gesehenen Pracht. Mitreißend ist das jedoch nicht und darum am Ende der einzigartigen Crew an sich nicht würdig. Dass der Film finanziell hinter den Erwartungen des Studios zurückblieb, wundert nicht. So geschehen auch mit den Erwartungen des Publikums.