Hautnah - Die Methode Hill: "Mein ist die Rache" [2002]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 01. Juni 2004
Genre: Drama / KrimiOriginaltitel: Wire in the Blood: "Justice Painted Blind"
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: -
Regie: Roger Cartland
Musik: The Insects
Darsteller: Robson Green, Hermione Norris, Tom Chadbon, Alan Stocks, Mark Letheren, Doreene Blackstock, Mark Penfold, Steve Huison, Lloyd Owen, Daniel Ryan, Susan Brown, Christine Mackie
Kurzinhalt:
Der Mord an einer Zwanzigjährigen weist Parallelen zu einem anderen Verbrechen auf, bei dem vor drei Jahren Paul Gregory (Daniel Ryan) vor Gericht gestellt wurde; doch für den Mord an Trudy Hibbert wurde er damals freigesprochen. Durch den neuen Mord steht er erneut unter Verdacht, und als bald eine weitere Leiche unter denselben Umständen gefunden wird, zieht Carol Jordan (Hermione Norris) den Psychologen Dr. Tony Hill (Robson Green) hinzu.
Der glaubt jedoch nicht daran, dass Gregory für die Morde verantwortlich ist – und als klar wird, nach welchem Schema der Mörder vorgeht, ergeben sich plötzlich noch 10 weitere mögliche Opfer. Hill und Jordan läuft die Zeit davon, denn außer vielen Verdächtigen haben sie keine Ergebnisse vorzuweisen.
Kritik:
Mit Mein ist die Rache verabschiedet sich die englische Krimireihe um Tony Hill vorerst und geht in eine Staffelpause. Zwar wurden im Frühjahr 2004 wieder Episoden in Großbritannien ausgestrahlt, wann diese hier aber gesendet werden, ist noch nicht bekannt. Dabei wäre genau das interessant, denn auch wenn der Fall abgeschlossen ist, die Personen erfahren endlich die notwendigen Veränderungen und Entwicklungen, dass man als Zuschauer wissen möchte, wie es weiter geht.
Zu verdanken ist das Drehbuchautor Alan Whiting, der basierend auf einem Roman von Val McDermid die Vorlage schrieb. Ihm gelingt neben einer wirklich guten Thrillerstory auch das Kunststück, die Hauptfiguren ein klein wenig weiter zu entwickeln, ohne dass dies überhastet geschieht. Betroffen ist hier vor allem die Beziehung zwischen Hill und Jordan, die endlich den notwendigen Schub erfährt. Ihre gemeinsamen Szenen gehören auch zu den besten des Films, da sie mit der verhaltenen Gestik, dem schüchternen Annähern und den pointierten Dialogen genau die Gefühle der Charaktere zum Ausdruck bringen.
Zudem gelingt es dem Autor, die Zerrissenheit von Tony Hill einmal mehr gut zum Ausdruck zu bringen. Man erkennt, dass er Gefangener seiner Begabung ist, ein introvertierter Mensch, der aber mit anderen arbeiten muss und durch sein Talent, sich in den Geist eines Täters zu versetzen, nur noch verschlossener wird.
Die Krimistory weist zwar bisweilen starke Parallelen zu bekannten Filmen und Motiven auf, besitzt aber genügend Potential, um darüber hinweg zu helfen. Es dauert einige Zeit, bis der Plan des Mörders offenbar wird, und auch wenn man als versierter Zuschauer schon 15 Minuten vor Schluss weiß, wer der Killer ist, spannend erzählt ist die Geschichte trotzdem.
Das Drehbuch ist ausgesprochen gut gelungen, ob das auch für die Romanadaption gilt, sei dahingestellt. Als Vorlage für einen TV-Krimi ist sie jedoch wirklich passend und qualitativ bedeutend hochwertiger, als beispielsweise die Drehbücher der Lynley Mysteries, die auch im ZDF ausgestrahlt werden.
Schauspielerisch erweisen sich die beiden Hauptakteure Robson Green und Hermione Norris nach wie vor als Glücksgriff, beide verleihen ihren Rollen eine Natürlichkeit, die man nicht erwartet hätte. Mit seiner ruhigen, fast schon autistischen Art gebührt Green zwar das größere Lob, Norris steht ihm jedoch in kaum etwas nach. Zusammen harmonieren sie vor der Kamera wirklich gut und scheinen ihre Rollen auch zu genießen.
Selbiges gilt auch für Polizeichef Tom Chadbon, der hier aber deutlich weniger zu tun hat, als bislang. Mark Letheren ist ebenfalls nicht stark gefordert, alles in allem wirkt er aber sympathisch und glaubwürdig.
Das lässt sich bei Alan Stocks hier leider nicht sagen, der Darsteller fällt hier vor allem durch sein "Over-Acting", das überdrehte Spielen mit einer ausschweifenden Mimik auf. Dadurch sorgt er leider mehr für Lacher, als für Betroffenheit, wobei dies sicher auch zum großen Teil an der Synchronisation liegt.
Ebenso die solide Leistung von Christine Mackie, die die Mutter der getöteten Trudy spielt. Mimisch kann sie problemlos überzeugen, die Synchronisation verdirbt hingegen ihre emotionalen Szenen vollständig.
Doreene Blackstock hat hier noch einmal einen etwas größeren Auftritt, den sie auch problemlos meistern kann – in der zweiten Staffel ist sie nicht mehr mit dabei.
Sowohl Susan Brown, als auch Daniel Ryan, die völlig unterschiedliche Rollen verkörpern, meistern ihre Parts überraschenderweise sehr gut, Ryan gelingt es, Zweifel beim Zuschauer aufkommen zu lassen, ob Paul Gregory für den Mord an Trudy verantwortlich war. Brown hingegen wandelt sich im Laufe des Films zusehends.
Die Besetzung wirkt stimmig und bewältigt die ihnen zugeteilten Rollen ohne Schwierigkeiten, es ist jedoch das Hauptgespann an der Spitze, das den Cast wirklich sehenswert macht.
Inszenatorisch warten die Macher hier im Gegensatz zu den Lynley-Fällen deutlich professioneller auf, mit einer subtileren und atmosphärischen Kamera, sowie einem gelungen Schnitt. Dies erzeugt eine beunruhigende Atmosphäre und fängt das Gezeigte beinahe in Kino-Qualität ein. Die Gespräche werden mit dezenten Nahaufnahmen betont und auch interessante Kamerawinkel finden sich wieder.
Auch wird nicht versucht mit einer Handkamera oder schnellen Schnitten die Szenen unnötig "anzuheizen", dafür harmonieren die Kompositionen gut miteinander und erzeugen in manchen Szenen eine gelungene Eigendynamik.
Handwerklich gibt sich Regisseur Roger Cartland keine Blöße und bis auf die ausgedehnte Zeitlupe am Schluss ist ihm eine klassische Inszenierung geglückt, die man sich öfter wünschen würde.
Zuträglich ist hier auch die Musik, die neben dem bekannten Thema von Hill und Jordan auch sehr dichte, sphärische Klänge vorweisen kann und in den spannenden Momenten die Atmosphäre gekonnt unterstützt. Zwar verwundert es anfangs, dass der Score so elektronisch gehalten ist, und bisweilen erinnert die Musik auch an den Main Title von Sieben [1995], The Insects haben aber wirklich ganze Arbeit geleistet und sind mitverantwortlich, dass der Film einen so guten Eindruck hinterlässt.
Und das ist etwas, was man abschließend auf jeden Fall festhalten sollte, denn auch wenn die Fälle von Lynley und Havers in ihrer Krimireihe offensichtlich erfolgreicher laufen, qualitativ befindet sich Die Methode Hill auf einem höheren Niveau. Es war auch von Episode zu Episode eine Steigerung zu erkennen, was sich nicht nur im Handwerk widerspiegelt, sondern auch darin, dass sich die beiden Hauptcharaktere weiterentwickeln und die Beziehung zwischen ihnen überzeugend vermittelt wird.
Größter Pluspunkt ist zweifelsohne Robson Green, der charismatische Darsteller bringt die Facetten seiner Figur gekonnt zum Vorschein und wirkt grundlegend sympathisch, eben weil er eigentlich kein Held im klassischen Sinne ist.
Als Krimi ist Mein ist die Rache bislang der beste der Reihe und verfehlt nur knapp die 5-Punkte Marke. Man darf aber gespannt sein und sich auf die zweite Staffel der Reihe freuen, wenn es so weitergeht steht den Zuschauern endlich wieder eine englische Krimiserie ins Haus, die es mit den Klassikern des Genres aufnehmen kann.
Fazit:
Dass der Titel mit dem Inhalt nicht viel gemein hat, ist leider eine traurige Wahrheit, denn mit Rache hat der Krimi kaum etwas zu tun. Stattdessen porträtiert Regisseur Roger Cartland in den 90 Minuten neben einem sympathischen und doch unterlegenen Helden, sowie einer Polizistin, die sich nicht entschieden hat, einen Fall, der spannend umgesetzt wurde und auch komplex genug ist, dass er in der verbleibenden Zeit logisch aufgelöst werden kann.
Schade nur, dass mit Mein ist die Rache die Reihe in ihre erste Pause geht, gerade die guten und erhofften Charakterentwicklungen machen die Wartezeit unnötig lang. Krimifans sollten sich aber von den ersten beiden Filmen nicht abhalten lassen, mit diesem Teil zeigt Die Methode Hill, was für ein Potential in ihr steckt.