Fringe: Grenzfälle des FBI – Staffel 5 [2012 / 2013]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 21. März 2021
Genre: Science Fiction / Thriller / ActionOriginaltitel: Fringe: Season 5
Laufzeit: 564 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012 / 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Jeannot Szwarc, Miguel Sapochnik, Jeff T. Thomas, David Straiton, P. J. Pesce, Jon Cassar, Eagle Egilsson, Dennis Smith, Tommy Gormley, Jeffrey Hunt, Paul Holahan, J. H. Wyman
Musik: Chris Tilton, J.J. Abrams (Thema)
Besetzung: Anna Torv, Joshua Jackson, John Noble, Jasika Nicole, Michael Kopsa, Georgina Haig, Blair Brown, Lance Reddick, Shaun Smyth, Michael Cerveris, Eugene Lipinski, Seth Gabel
Kurzinhalt:
Es ist das Jahr 2036. Vor mehr als 20 Jahren sind die Beobachter auf der Erde eingefallen und unterjochen seither die Menschheit. Der Beobachter Captain Windmark (Michael Kopsa) ist einer der koordinierenden Köpfe und geht mit entsprechender Härte gegen den Widerstand vor, zu dem auch „Fringe“-Mitarbeiterin Etta (Georgina Haig) gehört. Sie hat die Hoffnung, mit vier neuen Mitstreitern nicht nur dem Widerstand die Hoffnung zurück zu geben, dass ein Sieg gegen die Unterdrücker möglich ist. Vielmehr hatte Dr. Walter Bishop (John Noble) einst einen Plan entworfen, die Beobachter zu besiegen. So machen sich er, Olivia (Anna Torv), Peter (Joshua Jackson) und Astrid (Jasika Nicole) auf die Suche nach Teilen, um den Plan in die Tat umsetzen zu können. Dabei sind ihnen die Beobachter stets dicht auf den Fersen und in jeder Hinsicht weit überlegen. Doch es steht nichts weniger als das Schicksal der Welt auf dem Spiel …
Kritik:
Nach insgesamt 100 Episoden endet die Mystery-Serie Fringe: Grenzfälle des FBI nach der nur 13 Folgen umspannenden Staffel 5. Mit einer vollkommen anderen Ausgangslage als zuvor und vielen unerwarteten Entscheidungen, gelingt den Machern dabei das Kunststück, nicht nur in den Geschichten zuvor, sondern vor allem im Finale viele offene Fragen zu beantworten und einen für die Figuren durchaus endgültigen und angemessenen Abschluss zu bieten. Selbst wenn sich die Staffel insgesamt anfühlt wie „gestohlene Zeit“, um Hauptfigur Dr. Walter Bishop zu zitieren.
Gestohlen deshalb, weil trotz der damals geschwundenen Zuschauerzahlen eine abschließende Season nur dank des Einsatzes der Fans ermöglicht wurde. Anstatt wie bislang mehr als 20 Episoden lang eine große Hintergrundgeschichte erzählen zu können, bleibt den Machern hier nicht nur weniger Zeit, sondern die Verlängerung ging auch mit einer Beschränkung des Budgets der Serie einher. Inzwischen alleiniger Showrunner, zeichnet J. H. Wyman maßgeblich für die Ausgestaltung von Staffel 5 verantwortlich. Nicht nur, dass er das Finale selbst inszenierte, ihm oblag die Zusammenführung des deutlich geschrumpften Autorenstabs und damit auch die inhaltliche Ausrichtung der finalen 13 Folgen. Die spielen, wie sich in der vorigen Staffel bereits angedeutet hat, nach einem deutlichen Sprung im Jahr 2036 und zeigen eine von den Beobachtern beherrschte, dystopische Welt, in der die Tage der Menschheit angezählt sind. Zwar gab es einen organisierten Widerstand, aber der ist beinahe gebrochen, zumal die geradezu allmächtigen Beobachter den Menschen stets einen Schritt voraus sind. In dieser Welt findet sich das „Fringe“-Team um Olivia, Peter, Walter und Astrid wieder. Die genauen Umstände seien hier nicht verraten, wohl aber, dass Olivia und Peter auf eine Person treffen, die sie verloren glaubten.
Es gibt einen Plan, die Beobachter zu besiegen, erdacht von Walter und einer Person namens Donald. Doch da sich Walter nicht an den Plan erinnern kann, sind sie auf Beschreibungen angewiesen, die er auf Videobändern hinterlassen hat. So beginnt eine Schnitzeljagd nach verschiedenen Objekten, die das Team benötigt, um den Plan in die Tat umzusetzen. Die Idee an sich klingt überaus vielversprechend, bedauerlich ist jedoch, dass sich dies zumeist auf das bekannte Labor beschränkt, in dem sich so viele Fringe-Geschichten abgespielt haben. Man wäre durchaus daran interessiert, mehr über diese von den Beobachtern beherrschte Welt zu erfahren, aber der Blickwinkel von Staffel 5 ist überaus eng.
Dafür geben sich die Macher merklich Mühe, die verschiedenen Geschichten der letzten Jahre zusammen zu führen und auch einzelnen Figuren wie der von Blair Brown gespielten Nina Sharp oder dem ebenso toll verkörperten Lance Reddick als Specialagent Phillip Broyles einen angemessenen Abschluss zu bieten. Auch in diesem Jahr sind Anna Torv und John Noble stark gefordert und zeigen einige ihrer besten Darbietungen. Joshua Jackson wird ebenfalls wieder in den Fokus gerückt und sie alle drei vereint, dass ihre Figuren in einer anderen emotionalen Lage sind, als noch in der vorangegangenen Staffel. Die Wandlungsfähigkeit dieser Besetzung und die Flexibilität der kreativen Köpfe hinter der Kamera, Nuancen der bekannten Figuren zu verändern und auszuloten, ist in der Tat beeindruckend. Die als Astrid Farnsworth stets einnehmende Jasika Nicole darf zwar nur in wenigen Momenten glänzen, doch sie ergänzt wie gehabt hervorragend diese Figuren, die in dem Beobachter Windmark, sehenswert gespielt von Michael Kopsa, auf einen neuen Widersacher treffen. Dass der Beobachter September, verkörpert von Michael Cerveris, auf eine ganz ungewohnte Art gezeigt wird, ist vielleicht die größte Überraschung.
Mit nur wenigen Anpassungen hätte Fringe: Grenzfälle des FBI – Staffel 4 [2011 / 2012] einen guten Abschluss für die Serie insgesamt darstellen können. Die große Haupthandlung war soweit abgeschlossen und die Figuren allesamt an einem Punkt, an dem man sich von ihnen hätte verabschieden können. Die Frage ist daher nur richtig, was Staffel 5 alldem hinzuzufügen hat. Die Antwort darauf fällt nicht leicht. Einerseits scheint die Grundstory des letzten Jahres eher wie ein Epilog, denn eine notwendige Weiterentwicklung der hauptsächlichen Geschichte, die durch verschiedene Universen und Zeitlinien geführt hat. Die wahre Natur der Beobachter dabei aufzulösen, ist durchaus eine gute Idee, nur hat es mit den vorigen Schwerpunkten von Fringe nicht viel gemein. Dies gleichen die Autorinnen und Autoren dadurch aus, dass viele Elemente der früheren Staffeln hier erneut aufgegriffen werden. Darunter die Geschichte um einen Jungen, die sogar den eigentlichen Kern der letzte Season ausmacht. Insbesondere beim Finale alle möglichen Fälle des „Fringe“-Teams nochmals aufzuzeigen, ist ein toller Einfall, um die Serie abzurunden.
Was die Figuren anbelangt, könnte man sagen, dass die meisten schließlich an einem ähnlichen Punkt sind, wie ein Jahr zuvor. Ihre Entwicklung hier mitzuerleben, ist jedoch ein großer Service gegenüber den Fans, die dank der Besetzung mit Sicherheit den ein oder anderen Kloß im Hals verspüren werden. Zu sehen, mit welch warmen Worten Walter, der über die Jahre immer wieder den Namen seiner Assistentin Astrid falsch ausgesprochen hat, sich von ihr verabschiedet, ist berührend. Die emotionale Reise von Olivia und Peter gleicht allein in diesen 13 Folgen einer Achterbahnfahrt und endet auf einer Note, bei der man durchaus festhalten kann, dass die Figuren soweit fertig entwickelt sind – selbst wenn nicht alles hiervon eine tatsächliche Auswirkung auf sie hat.
So bleibt am Schluss der Eindruck, dass die letzten Szenen mit den Figuren kein wirkliches „Auf Wiedersehen“ darstellen, selbst wenn sie am Ende ihrer Reise angekommen sind. Man hätte sich bei dem ein oder der anderen eine richtige Abschiedsszene vorgestellt, oder so etwas wie einen Moment, in dem sie alle nochmals gemeinsam auftreten dürfen. Obwohl die Macher finanziell eingeschränkter waren und weniger Zeit hatten, ihre Vision zu erzählen, ist Fringe: Staffel 5 weiterhin hochwertig produziert und voll kühner Ideen. Mag sein, dass die letzte Season inhaltlich nicht unbedingt erforderlich ist, sie ist dennoch durchweg unterhaltsam und überzeugt dank einer fantastischen Besetzung und vielen Momenten, die Fans sich nur wünschen konnten. Das ist als Abschluss besser, als es vielen anderen Serien vergönnt ist.
Fazit:
Mit 12 Beobachtern und einem Kind, das die Erlösung vor dem Ende der Welt bringen soll, sind die biblischen Anleihen kaum zu übersehen und dank der unverwechselbaren, eingängigen Musik von Chris Tilton auch nicht zu überhören. In der kürzesten der fünf Seasons erzählen die Verantwortlichen eine große, zusammenhängende Geschichte, die nicht nur die stets im Raum schwebenden Beobachter und ihren großen Plan erklärt, sondern auch die Figuren auf eine weitere Etappe ihrer Reise schickt. An deren Ende gibt es ein Wiedersehen mit vielen „Fringe“-Fällen und Figuren, die hier nur Nebenrollen einnehmen. Es ist ein Serienende, das den Werten von Fringe stets treu bleibt und nochmals vor Augen führt, weshalb die Besetzung so überragend zusammengestellt ist. Im Zentrum steht eine facettenreiche Familie an Charakteren, die zwischen Neugier, teils bösem Humor und absurden Entdeckungen pendelt. Dass die Macher, die nie um eine absurde Erklärung verlegen waren, den größten Logikfehler ihrer Auflösung aber gar nicht selbst wahrnehmen – nämlich was mit einer Person geschieht, die in der Vergangenheit von jemandem gerettet wurde, den es aber gar nicht gibt – ist so schade wie unnötig und zeigt, wie schwierig es ist, ein Publikum zufrieden zu stellen, das man jahrelang mit alternativen Realitäten und Zeitlinien auf Trab gehalten hat. Sieht man darüber hinweg, muss man den Machern gratulieren, dass sie wie zuvor auch bei Fringe: Grenzfälle des FBI – Staffel 5 inhaltlich keine Kompromisse eingehen und ihre Vision erzählen. Die muss einem nicht in jeder Hinsicht gefallen und ihre Episoden allesamt nicht zu den stärksten der ganzen Serie zählen, doch sie bringt die Figuren zu einem gelungenen und auch ihrer Reise angemessenen Abschluss. Bis zuletzt behält sich die insgesamt sehr gute und für Genrefans sehr sehenswerte Serie dabei ihre eindeutige Handschrift, ihren Reiz und ihren Charme. So kann man Walter letztlich nur zustimmen, wenn er sagt, „weil es cool ist!“.