C.S.I. – Tatort Las Vegas: "Mord nach Modell" [2006]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. April 2008
Genre: Thriller / Drama

Originaltitel: C.S.I.: "Built to Kill"
Laufzeit: 80 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2006
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Kenneth Fink
Musik: John M. Keane, The Who (Titel-Thema)
Darsteller: William Petersen, Marg Helgenberger, Gary Dourdan, George Eads, Jorja Fox, Eric Szmanda, Robert David Hall, Louise Lombard, Paul Guilfoyle, Wallace Langham, David Berman, Danny Bonaduce, Edward C. Hayes, Michael Milhoan, Kay Panabaker, Scott Wilson, Kevin Rahm


Kurzinhalt:
Bei der Abrissparty eines Las Vegas-Casinos, um an dieser Stelle ein neues Anwesen zu errichten, wird Robert O'Brien (Edward C. Hayes) erschossen aufgefunden. Auch wenn alles auf Selbstmord hindeutet, bleibt dennoch ein Zweifel, der den Verdacht auf O'Briens Geschäftspartner Joe Hirschoff (Kevin Rahm) lenkt. Beide waren Geschäftspartner von Sam Braun (Scott Wilson), Catherine Willows (Marg Helgenberger) Vater. Desweiteren untersucht das Ermittlerteam um Gil Grissom (William Petersen) den Tod einer jungen Frau hinter den Kulissen des Cirque Du Soleil.
Sind diese beiden Fälle gelöst, steht Grissom bereits vor einem neuen Rätsel: im Haus des bekannten Rockstars Izzy Delancey (Danny Bonaduce) wird dessen Leiche gefunden. Sowie ein detailgetreues Modell des Schauplatzes mit allen grausamen Einzelheiten. Es scheint, als stünde das C.S.I.-Team einem neuen Serientäter gegenüber. Unterdessen erwacht Catherine unbekleidet in einem billigen Hotelzimmer – ohne zu wissen, wie sie dorthin kam ...


Kritik:
Es ist lange her, dass zum ersten Mal The Whos inzwischen weltbekannte Hymne "Who Are You?" beim Vorspann zur erfolgreichen Krimiserie C.S.I. – Tatort Las Vegas lief. Als dann eine zweite Serie mit Schauplatz Miami vorgestellt wurde, kündigte Hauptdarsteller William Petersen an, er wolle aussteigen. Auch diese Ankündigung, die von Petersen immer wieder erneuert wird, ist schon lange her. Inzwischen ist Jorja Fox ausgestiegen und in der in den USA laufenden Staffel gar nicht mehr dabei; auch Gary Dourdan hat seinen Vertrag nicht mehr weiter verlängert und wird in Kürze durch eine neue Figur ersetzt. Dass das Konzept von C.S.I. dennoch aufgeht, beweisen die Einschaltquoten hierzulande wie in Amerika. Die Produzenten führen es darauf zurück, dass die Charaktere selbst nicht wichtig wären, sondern die Fälle ansprechend aufgemacht werden müssten.
Damit mögen sich insbesondere junge Zuschauer blenden lassen, der alt eingesessene Kern der C.S.I.-Fans allerdings wird schon am Staffelauftakt des siebten Jahres die Charaktermomente vermissen. Dafür versuchen die Autoren durch den Miniaturmörder, der die gesamte Staffel über erhalten bleibt, ein Zugpferd zu etablieren, das die Zuschauer bei Laune halten soll.

Auch wenn es derzeit gerade bei den bekannten Krimiserien beliebt ist, die Zuschauer mit Zweiteilern zum erneuten Einschalten zu motivieren, wirklich notwendig war es bei "Mord nach Modell" nicht, in dessen 80 Minuten die Ermittler immerhin mit drei Todesfällen, einer Entführung und einem neuen, dauerhaften Killer konfrontiert werden. Dabei scheint insbesondere die Überleitung zwischen den beiden Folgen arg erzwungen, was Hauptfigur Catherine Willows widerfährt nicht nur zu schnell abgehandelt, sondern mit zahlreichen offenen Fragen nicht schlüssig.
Zwar geben sich Sarah Goldfinger, David Rambo, und Naren Shankar soweit Mühe, die Episoden und Handlungsstränge soweit zu verknüpfen, dass zumindest der Eindruck entsteht, es hinge alles zusammen. Als jedoch klar wird, dass die beiden ersten Morde eine ganz andere, viel schnellere Auflösung bereithalten, als gedacht, wird man das Gefühl nicht los, die Autoren hatten dies nur eingestreut, um die eigentliche Story um den Miniaturmörder auf zwei Episoden ausdehnen zu können.
So scheint "Mord nach Modell" stellenweise unnötig lang, sei es mit den langen Untersuchungen der Tatorte, die keine neuen Erkenntnisse hervorbringen, oder aber Grissoms immer wieder gezeigter Untersuchung des Modells. Während der kinoreife Zweiteiler "Im Kugelhagel" [2005] durch minutiöse Ermittlungsarbeit eines einzigen Falles überzeugte, verspielen die Macher hier ihre Karten durch zu viele Fälle, von denen abgesehen vom Modellmord aber keiner richtig zum Zug kommt.
Die Entwicklung um Willows und ihre Tochter hingegen kommt wirklich unerwartet, auch wenn Fans der Serie über die Auflösung um Sam Brauns Storyarc nicht wirklich überrascht sein dürften. Auch hier hatte man schon mehr Mut, beziehungsweise größeren Einfallsreichtum bewiesen.
So bewegt sich die Vorlage (von der Vorstellung des Modellmörders einmal abgesehen) lediglich auf C.S.I.-Durchschnitt und enttäuscht angesichts der sehr guten, weil persönlichen letzten Staffel merklich.

Die Darsteller hingegen haben keine Schwierigkeit, sich in ihren Rollen zurecht zu finden. Sei es William Petersen, Gary Dourdan, George Eads oder Jorja Fox, von der überraschend wenig zu sehen ist. Was am Ende der letzten Staffel angedeutet wurde, scheint hier erst einmal nebensächlich, gleichwohl die Story um eine Beziehung der Ermittlerin wohl wieder aufgenommen wird.
Etwas mehr Zeit vor der Kamera bekommt Robert David Hall zugeschrieben, der auch mehr zu tun hat, als beispielsweise Eric Szmanda oder David Berman. Selbst die neu zum festen Cast hinzugekommene Louise Lombard fristet lediglich ein Schattendasein, wohingegen Paul Guilfoyle zumindest eine ernstere Rolle übernimmt.
Am meisten zu tun hat dafür ohne Zweifel Marg Helgenberger, die gerade zu Beginn der zweiten Episode einige sehr schwierige Momente problemlos meistert. Dahingegen scheint Scott Wilson regelrecht unterfordert. Die übrigen Gaststars machen ihre Sache zwar gut, jedoch ohne nennenswerte Auftritte, die im Gedächtnis bleiben wollen. Dass die Akteure der Stammbesetzung spielen können, haben sie früher schon bewiesen. Schade ist lediglich, dass abgesehen von Marg Helgenberger niemand durch das Skript dazu veranlasst wird. Immerhin bleibt ihre Leistung im Gedächtnis.

Handwerklich gibt es an der Umsetzung von Regisseur Kenneth Fink nichts zu bemängeln, auch wenn die zweite Episode auf Grund des Inhalts merklich mehr packt, als die erste.
Interessante Kameraperspektiven, insbesondere was die Erkundung des Modells angeht, eine durchweg routinierte Optik und entsprechend eingebrachte Toneffekte machen "Mord nach Modell" zu einer durchaus ansehnlichen C.S.I.-Episode, der man auch die inhaltlichen Mängel gerne nachsieht.
Insbesondere die Einbringung des Cirque Du Soleil und der künstlerischen Inszenierung des Auftakts des Zweiteilers heben die Episode von anderen, ebenfalls routinierten Storys um das Ermittlerteam ab.
Neue Aspekte oder Einfälle findet man in der ersten Hälfte allerdings selten. Erst im zweiten Teil scheint Fink mehr neue Ideen unterbringen zu können.

Die musikalische Untermalung durch John M. Keane klingt ungewohnt ruhig und zurückhaltend, auch wenn gerade die zum Szenenübergang eingespielten Lieder sehr laut wirken.
Auch hier hat es den Anschein, als wäre der Komponist an die zweite Episode mit mehr Enthusiasmus herangegangen, als an die erste. So kann hier der Score auch mehr mitreißen, als noch in den ersten 40 Minuten.

Was bleibt ist ein guter Staffelauftakt für das inzwischen siebte C.S.I.-Jahr. In Anbetracht der Tatsache, dass die Stammschauspieler ans Aufhören denken, wäre es eigentlich eine Überlegung des Studios, die Krimireihe ganz einzustellen. Doch die Aussicht auf weitere fünf Jahre C.S.I. ist angesichts ausgetauschter Figuren und einem überraschenderweise aufgestockten Bodycount irgendwie erschreckend.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Storyarc um den Miniaturmörder etablieren wird. Sie birgt zwar Potential, doch dieses wurde in "Mord nach Modell" auch nicht vollends ausgeschöpft.


Fazit:
Eigentlich ist C.S.I. am besten vergleichbar mit einem weltweit operierenden Schnellimbiss – ob nun mit M oder BK als Anfangsbuchstabe, spielt keine Rolle. Egal, welche Episode man sich ansieht, man weiß immer, dass es einem grundsätzlich bekannt vorkommt und dementsprechend auch sättigt.
Doch fehlt "Mord nach Modell" ein neues Element, das die Autoren erst in der zweiten Episode vorstellen. Der Miniaturmörder verheißt in der Tat ein neues Katz-und-Maus-Spiel, das hoffentlich nicht wieder nach einigen Folgen aufgelöst wird oder sich gar wiederholt. Ob die Autoren dieses Versprechen halten können, bleibt abzuwarten. An der technischen Umsetzung gibt es nichts auszusetzen und dank Marg Helgenberger hinterlässt der sonst nur routiniert agierende Cast einen sehr guten Eindruck. Angesichts des letztjährigen Zweiteilers "Im Kugelhagel" allerdings enttäuscht der Staffelauftakt – doch das ist bei C.S.I. ein bekanntes Problem.