Black Panther [2018]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 1. Februar 2018
Genre: Action / Science FictionOriginaltitel: Black Panther
Laufzeit: 134 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Ryan Coogler
Musik: Ludwig Göransson
Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong'o, Danai Gurira, Martin Freeman, Daniel Kaluuya, Andy Serkis, Angela Bassett, Forest Whitaker, Letitia Wright, Winston Duke
Kurzinhalt:
Nachdem der König von Wakanda, T'Chaka (John Kani), bei einem Bombenanschlag in Wien getötet wurde, obliegt es seinem Sohn T'Challa (Chadwick Boseman), sein Land und die vier Stämme, die es in unterschiedliche Richtungen lenken wollen, als Thronfolger in die Zukunft zu führen. Dabei gilt es abzuwägen, ob das durch das seltene Material Vibranium hochtechnisierte, aber im Verborgenen existierende Wakanda seine Technologie teilt, oder nicht. Als der skrupellose Waffenhändler Ulysses Klaue (Andy Serkis) entdeckt wird, macht sich T'Challa – als Black Panther mit allerlei Hilfsmittel und einem zukunftsweisenden Superhelden-Anzug ausgestattet – zusammen mit seiner Generalin Okoye (Danai Gurira) und seiner Vertrauten Nakia (Lupita Nyong'o) auf, den Schurken für seine Verbrechen in Wakanda zur Rechenschaft zu ziehen. Bei der Mission treffen sie auf CIA-Agent Ross (Martin Freeman). Sie ahnen dabei nicht, dass Erik Killmonger (Michael B. Jordan), ein Geschäftspartner Klaues, auf der Suche nach Wakanda und bereit ist, alles zu tun, um sein Ziel zu erreichen. Dabei verbindet ihn mehr mit T'Challa, als die Königsfamilie ahnt …
Kritik:
Mit Black Panther bekommt der erste Comic-Held des Marvel Cinematic Universe einen Solo-Film, nachdem er bereits in einem Avengers-Abenteuer aufgetreten ist (die Vorgehensweise bei Spider-Man sei hier außer Acht gelassen, da die Figur auf Grund der vielen Franchise-Einträge selbst dem Gelegenheitspublikum bekannt sein dürfte). Bislang hatte das Team um Produzent Kevin Feige genau den umgekehrten Weg verfolgt und die Figuren zuerst in einzelnen Filmen vorgestellt, ehe man sie im Superhelden-Treff zusammengeführt hatte. Nach seinem Debüt in Captain Americas The First Avenger: Civil War [2016] widmen sich die Macher hier den Hintergründen des Black Panther, verknüpfen sie aber erstaunlich wenig mit dem ansonsten so engmaschig verwobenen Comic-Universum.
Nach einem Prolog im Jahr 1992, der im Verlauf der Geschichte wichtiger wird als man zunächst vermuten würde, setzt Black Panther unmittelbar nach Civil War an. Man erinnere sich – kleiner Spoiler –, dass der Prinz des afrikanischen Landes Wakanda, T'Challa, in jenem Film mitansehen musste, wie sein Vater ermordet wurde. Dass er von seinem ersten Auftritt an hier nicht der Trauer verfallen scheint, sondern überaus gut gelaunt, wirkt im ersten Moment seltsam, ergibt jedoch angesichts der Mystik, mit der sich Regisseur Ryan Coogler beschäftigt, durchaus Sinn.
Im ersten Drittel erfährt man viel über die Geschichte von Wakanda, die technologische Überlegenheit des versteckt lebenden Landes und was für Anforderungen an den Thronfolger gestellt werden. Sowohl in zeremoniellen Riten als auch als Anführer, der sich zwischen den Stühlen der entgegengesetzt eingestellten Stämme seines Landes sieht. Selbst seine Superkräfte, sprich seine Stärke, Reflexe und sein Heilungsvermögen, finden eine Erklärung. So wie die Story Science Fiction und Mystik verbindet, spiegelt sich dieser Mix auch im Look des Films wider, der Tradition mit Moderne kombiniert. Das beginnt beim Design Wakandas, der gezeigten Technik, bis hin zu den Kostümen.
In diesem Sinne unterscheidet sich Black Panther merklich von den letzten Einträgen der Comic-Reihe, die ein gleichbleibendes Flair aufwiesen. Auch beschäftigen sich die Macher hier zum ersten Mal mit politischen Themen und konfrontieren T'Challa als König eines überaus fortschrittlichen, friedlichen und Wohlhabenden Staates mit der Frage, ob man der moralischen Verpflichtung, anderen zu helfen, folgen sollte, oder sich weiter isoliert, um den eigenen Wohlstand zu schützen. Flüchtlingskrisen und blinde Loyalität gegenüber Herrschern, die ihre eigenen Interessen folgen, anstatt diese in Frage zu stellen, werden ebenfalls thematisiert. Das vielleicht sogar mehr, als manch einem Zuseher oder einer Zuseherin recht sein mag. Doch das heißt nicht, dass Filmemacher Coogler weniger Actionfeuerwerk bieten würde, als es in diesem Genre inzwischen üblich ist.
Bei seiner ersten wirklichen Mission, soll T'Challa den aus Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron [2015] bekannten Waffenhändler Ulysses Klaue – Andy Serkis in einer passend überdrehten wie bösartigen Rolle – dingfest machen. Nicht nur die Vorbereitung, bei der T'Challa mit neuen Waffen und Anzug ausgestattet wird, wobei seine Schwester Shuri als ein weiblicher Q auftritt, erinnert an einen James Bond-Film. Auch der exotische Schauplatz in Südkorea, die süffisant-sympathische Ausstrahlung des Helden und die Actionsequenz, die dort spielt, würden dem britischen Spion gut zu Gesicht stehen. Die Kampfszene besitzt eine geradezu kinetische Energie und ist mitreißend umgesetzt, dabei aber stets übersichtlicher als die frenetische Inszenierung von Civil War. Vor allem ist sie überraschend witzig, was auch den starken Frauenflguren und dem Bösewicht zu verdanken ist.
Umso bedauerlicher ist, dass gerade Serkis als Klaue wenig zu tun hat und die Macher dem Ansatz des Spionage-Thrillers nicht treu bleiben. Vielmehr erfährt die Story nach der Hälfte einen Knick, als würde es fortan um eine ganz andere Geschichte gehen. Die ist zwar mit dem Anfang verbunden und grundsätzlich nicht uninteressant, bringt aber Figuren in den Vordergrund, die bis dahin kaum zu sehen waren und verschiebt so nachhaltig den Fokus, dass der Eindruck bleibt, was bis dahin passiert ist war nur eine (zu) lange Einleitung. Vor allem steuert Black Panther damit auf ein Finale zu, das sich von anderen der Comic-Reihe nur wenig unterscheidet.
Unterhaltsam bleibt es dennoch, obwohl man wird abwarten müssen, wie sich die Ereignisse in den kommenden Avengers: Infinity War [2018] einfügen werden. Bis auf die beiden Szenen während des Abspanns und danach scheint Black Panthers Solo-Einstand jedoch losgelöster als die letzten Einzel-Filme der Marvel-Comichelden. Aber das ist kein Kritikpunkt.
Es verstärkt jedoch das Gefühl, dass dieses Solo-Abenteuer eher ein Mosaiksteinchen aus dem Randbereich des Gesamtbildes darstellt, welches das Marvel Cinematic Universe bilden wird, als ein zentrales Puzzleteil. Oder es sind die Puzzleteile auf Grund ihrer schieren Anzahl inzwischen nicht mehr so entscheidend für das Gesamtverständnis wie noch vor einigen Jahren.
Fazit:
Wie nicht anders gewohnt – und angesichts des Produktionsaufwands auch zu erwarten – gibt es an Ryan Cooglers Comicverfilmung handwerklich nichts zu bemängeln. Der eigenständige und erfreulich farbenfrohe Look vereint gekonnt die verschiedenen, kulturellen Elemente; so auch die Musik. Schon deshalb erscheint Black Panther weniger ein typischer „Avenger“-Film wie beispielsweise Doctor Strange [2016]. Die Mythologie ist passend umgesetzt, ebenso der Humor, wobei ersteres viel Zeit in Anspruch nimmt. Das liegt aber auch daran, dass die Story nach etwa der Hälfte des Films gefühlt wieder bei Null anfängt, was die mehr als zwei Stunden merklich länger erscheinen lässt. Das ist auch deshalb schade, da so aus den Schurken weniger gemacht wird, als möglich wäre.
Nichtsdestoweniger ist Black Panther ein gelungener und in seinen Aussagen unerwartet politischer Unterhaltungsfilm mit sympathischen Figuren um Hauptdarsteller Chadwick Boseman. Gegen einen weiteren Besuch in Wakanda wäre auch nichts einzuwenden, nur sollten die Macher ihre Geschichte dann geradliniger erzählen.