24: Tag 2 [2002 / 2003]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. Februar 2004
Genre: Thriller

Originaltitel: 24: Day 2
Laufzeit: 51 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2002 / 2003
FSK-Freigabe: ab 12 / 16 Jahren

Regie: Jon Cassar u.a.
Musik: Sean Callery
Darsteller: Kiefer Sutherland, Sarah Wynter, Elisha Cuthbert, Xander Berkeley, Dennis Haysbert, Penny Johnson, Carlos Bernard, Reiko Aylesworth, Jude Ciccolella, Michelle Forbes, Laura Harris, Phillip Rhys, John Terry


Kurzinhalt:
Eineinhalb Jahre sind seit den Geschehnissen der ersten Staffel vergangen, der ehemalige CTU-Agent Jack Bauer (Kiefer Sutherland) hat den Tod seiner Frau noch nicht überwunden und lebt mittlerweile allein. Seine Tochter Kim (Elisha Cuthbert) scheut den Kontakt mit ihm, und mit seiner ehemaligen Arbeit und den Kollegen möchte Jack ohnehin nichts mehr zu tun haben.
Doch dann ruft David Palmer (Dennis Haysbert), dem Bauer das Leben rettete, und der jetzt Präsident der Vereinigten Staaten ist, bei ihm an, und überredet ihn zu helfen: Die Anti-Terror-Einheit CTU hat in Erfahrung gebracht, dass im Laufe des Tages eine nukleare Bombe in Los Angeles zur Detonation gebracht werden soll, und alle Bemühungen, sie zu finden, sind bislang fehlgeschlagen. Widerwillig nimmt Jack seinen Dienst wieder auf, wobei ihm die Stunden merklich durch die Finger gleiten.
Schlimmer noch – die Fäden hinter den Kulissen führen zu Nina Myers (Sarah Clarke) – der Frau, die Jacks Ehefrau Teri ermordete.
Währenddessen sieht sich Präsident Palmer einer Intrige ungeheuren Ausmaßes gegenüber, die seine Absetzung zum Ziel hat. Zu seiner Überraschung bietet ihm seine Ex-Frau Sherry (Penny Johnson Jerald) Unterstützung an, oder verfolgt sie gar eigene Interessen?


Kritik:
Mit der wirklich innovativen Echtzeitidee beschritt 24 im Herbst 2001 neue Wege der Fernsehunterhaltung. Jede Sekunde war in dem vierundzwanzigstündigen, mit Kiefer Sutherland prominent besetzten Thriller von Bedeutung. Doch so interessant und gekonnt der Beginn auch inszeniert war, die restliche Staffel des ersten Tages konnte die Erwartungen nicht ganz erfüllen; zum einen wiederholte sich der Storyaufbau alle acht Episoden, nach denen ausgerechnet die nervtötendsten und abstrusten Handlungslinien neu aufgelegt wurden. So wurde Bauers Tochter Kim mehrmals entführt und kam wieder frei (und vereitelte "nebenbei" noch einen Waffendeal), während ihre Mutter Teri einige Stunden (beziehungsweise Episoden) lang an Amnesie litt.
Die Erlebnisse dieser beiden Charaktere waren bisweilen derart hanebüchen, dass es schon unfreiwillig komisch wirkte, was sicher nicht beabsichtigt war. Abgesehend davon geriet der Aspekt der Echtzeitunterhaltung immer mehr in den Hintergrund, da sich zunehmend gravierende Logikfehler einschlichen. So wurden aus Autofahrten, die in Wirklichkeit mehrere Stunden dauern, wenige Minuten, Wunden heilten binnen einer Stunde, und der große "Aufhänger" der Geschichte ansich – das Attentat auf Palmer – machte bald keinen Spaß mehr.
Die meisten dieser Kritikpunkte haben allerdings einen Ursprung: So wurden vom Sender Fox zu Beginn der ersten Staffel nur acht Episoden der Serie geordert, woraufhin die Autoren die Storyline auch nur für die ersten acht Stunden auslegten. Deshalb erfährt die Hintergrundgeschichte danach einen regelrechten Knick und wartet urplötzlich mit neuen Bösewichten auf. Wieso die interessanteren aber schon nach wenigen Episoden beseitigt und die deutlich schwächeren Gangster bis zum Finale durchgeschleift wurden, bleibt ein Geheimnis der Produzenten.
Deshalb hinterließ 24 in den ersten 24 Stunden einen stark gemischten Eindruck, denn so interessant das Konzept der Serie auch war, ohne eine vernünftige Hintergrundgeschichte machte es keinen rechten Sinn.

Mit der zweiten Staffel, die immerhin 50 Millionen Dollar gekostet hat, geloben die Macher nun Besserung, und legen durch einen temporeichen, konfliktgeladenen Auftakt die Messlatte sofort hoch an. Ein halbes Dutzend Handlungsfäden wird auf den Weg gebracht, die es weiterzuentwickeln gilt; neben vielen alten sind auch unzählige neue Charaktere mit von der Partie.
Die Echtzeit scheint nicht mehr so schwer zu wiegen (gleichwohl Fans wieder die Stoppuhr bereit halten können), stattdessen wird der bekannte Split-Screen effektiver eingesetzt, um in manchen Situationen die Spannung merklich anzuziehen. Allerdings legt die zweite Staffel außerdem eine sichtbar härtere Gangart ein, als man es von der ohnehin nicht gerade zimperlichen ersten Staffel gewohnt ist. Nun werden Menschen enthauptet, mehrere Personen pro Folge gefoltert, verprügelt – ohne dass die deutsche FSK sich daran stören würde, denn bereits die ersten Episoden sind unverständlicherweise ab 12 Jahren freigegeben worden. Spätere Folgen haben aber zum Teil eine Freigabe ab 16 Jahren.
Selbst im Vergleich zur kinoreifen TV-Serie Alias – Die Agentin [seit 2001] legt 24 an Gewaltdarstellung noch eine Schippe drauf; das steigert zwar den Realitätsbezug, schreckt den Zuschauer aber zunehmend ab. Eine solch bildliche Umsetzung wäre nicht notwendig gewesen – zumal vieles davon direkt von den Helden der Serie ausgeht! Und spätestens wenn Jack Bauer selbst Folteropfer wird, wäre die Freigabe "nicht unter 18 Jahren" dringendst angebracht, in Kinofilmen würde hier rigoros gekürzt, für Jugendliche ist das auf jeden Fall ungeeignet.

Die Skripts zu Beginn der zweiten Staffel können mit einer Menge interessanter neuer Personen aufwarten und verleihen dem frisch zusammengestellten CTU-Team gute Momente. Die Geschichte wirkt deutlich komplexer, als noch in der letzten Staffel, und besitzt eine Brisanz, die in unserer Zeit bedauerlicherweise alltäglich geworden ist. Obwohl Jack Bauer diesmal nicht selbst betroffen ist, sondern eher unfreiwillig hineingerät, hat er mehr aktiv zu tun, wobei der Rest des Casts dennoch mindestens ebenso präsent ist.
Der unscheinbarste und doch wichtigste Storyfaden ist zweifelsohne derjenige der Warner-Familie: Marie Warner (Laura Harris) möchte eben an diesem Tag ihren Verlobten Reza Naiyeer (Phillip Rhys) heiraten. Ihre Schwester Kate (Sarah Wynter) ließ den aus dem Nahen Osten stammenden künftigen Ehegatten allerdings durchleuchten, und in der Tat scheint er mit Terroristen in Verbindung zu stehen. Im weiteren Verlauf gerät außerdem ihr Vater, Bob Warner (John Terry), in Verdacht, in die Sache verwickelt zu sein. Hier wird eindrucksvoll und recht realistisch gezeigt, wie das Leben eines normalen Bürgers innerhalb von wenigen Stunden komplett auf den Kopf gestellt werden kann, was Kate Warner für die Zuschauer umso sympathischer macht. Überraschungen gibt es zuhauf, zumal bis Mitte der Staffel nicht klar ist, wer tatsächlich für welche Seite arbeitet.
Ebenso interessant sind die Ereignisse in der CTU-Schaltzentrale, in der George Mason (Xander Berkeley) seinen schlimmsten Tag bewältigen muss.
Obwohl es Jack Bauer ohnehin nicht einfach hat, und die Geschichte ansich auch schon genügend Schauplätze bietet, konnten es die Macher partout nicht lassen, einmal mehr Bauers Tochter Kim miteinzubauen. Sind die anderen Storylines noch sinnvoll miteinander verwoben, geben sich Kims Erlebnisse so überflüssig, wie absurd. Nicht nur, dass der Ehemann der Familie, bei der sie als Au-Pair-Mädchen arbeitet, just an diesem Tag ausrastet, seine Frau verprügelt und seine Tochter entführen will – Kim wird darüber hinaus im Verlauf der 24 Folgen von der Polizei wegen Mordes gesucht, tappt in eine Tierfalle, sieht sich einem Puma (!) gegenüber und wird (als wäre das im letzten Jahr nicht zur genüge behandelt worden) auch mal wieder als Geisel genommen.
Da tröstet die Tatsache, dass Elisha Cuthbert deutlich besser als im letzten Jahr spielt, nur wenig, denn ihr Charakter wirkt in der Serie derart störend, dass sie im Hinblick auf Zuschauerzufriedenheit besser komplett herausgeschnitten worden wäre. Insbesondere in den letzten Episoden der Staffel stiehlt sie den wirklich wichtigen Personen und interessanten Nebenhandlungen nur unnötig Bildschirmzeit.
Die restliche Story kann sich sehen lassen und ist besonders in der ersten Hälfte der Staffel stimmig. Zu Beginn des letzten Drittels scheint den Machern allerdings ein wenig die Puste auszugehen, ehe sie die verschiedenen Geschichten in einem extrem spannenden und fulminant umgesetzten Finale zum Abschluss bringen.
Hier offenbart sich zudem eine Einschränkung durch das 60-Minuten-Konzept, denn obwohl sich die Produzenten nach der eigentlichen Auflösung der Krise in der 24. Folge noch angenehm Zeit für einen ruhigen Ausklang lassen, wurde leider eine Szene mit David Palmer und seiner Ehefrau Sherry gestrichen, die schon aus inhaltlichen Gründen unbedingt in die Episode hätte eingearbeitet werden sollen, die stattdessen aber als "Nicht-verwendete Szene" auf der DVD zu sehen ist. Auch das Schicksal um Präsidentenberaterin Lynne Kresge (Michelle Forbes) wird nicht aufgelöst.
Dafür gibt es ganz zum Schluss ein Wiedersehen mit einer Gastdarstellerin vom Anfang der ersten Staffel. Fans dürfen also gespannt zusehen.

In Bezug auf die Darsteller bewies das Casting-Team ein gutes Händchen:
Kiefer Sutherland wurde für seine Rolle erneut zurecht für den Golden Globe und den Emmy nominiert. Er bringt sowohl seinen zerbrochenen Charakter zu Beginn, als auch seine Wut und Verzweiflung während der Verhöre hervorragend zum Ausdruck. Eine Szene, bei der Jack Bauer selbst gefoltert wird, jagt dem Zuschauer Schauer über den Rücken. Ohne Sutherland wäre die Serie schlicht nicht realisierbar.
Neben ihm ragt eindeutig Dennis Haysbert als Präsident Palmer hervor, der bestens in seine Rolle hinein gewachsen ist. Haysberts Ausstrahlung kommt insbesondere dann zur Geltung, wenn sich sein Alter Ego mit der unmittelbaren Intrige gegen seine Person und der Gefährdung der Bevölkerung von Los Angeles konfrontiert sieht. Auch er war für diese Staffel für einen Golden Globe nominiert und hat sich dies redlich verdient.
Elisha Cuthbert spielt wie oben erwähnt merkbar souveräner als in der ersten Staffel. Das allein reicht jedoch nicht aus, wenn ihr Charakter nachwievor unablässig pseudo-reife Sprüche vom Stapel lässt und sich derart kindisch benimmt, dass man ihr am liebsten den Mund zukleben würde. So erzählt sie zum Beispiel nahezu jedem, dem sie begegnet, von der nuklearen Bedrohung in Los Angeles, obwohl sie Jack zur Verschwiegenheit ermahnt hat. Außerdem geht sie unbekümmert mit jedem Fremden mit, den sie trifft.
Eine der tragischsten Rollen fällt Xander Berkeley zu, der als George Mason den größten Charakterwandel in der Staffel mitmacht. Wie schon in der ersten Season spielt er sehr gut, und wandelt sich innerhalb weniger Stunden zu einem großen Sympathieträger.
Auf selber Stufe bewegt sich Sarah Wynter, die als Kate Warner deutlich mehr zu tun bekommt, als man ihr zu Beginn zutrauen wollte. Wynters Engagement ist ebenso bemerkenswert, wie ihre Schauspielleistung.
Gleiches gilt für Laura Harris als Marie Warner, auch wenn ihre Rolle weit weniger sympathisch ist. Sie rückt zwar erst ab Mitte der Staffel in den Vordergrund, dann aber bekommt sie einige immens fordernde Szenen zugeschrieben.
Im CTU-Team überdies vertreten sind Carlos Bernard, der als Tony Almeida aus der ersten Staffel schon bekannt ist, hier nur wenig mehr an Profil gewinnen kann (das Meiste davon am Ende der Staffel), und Reike Aylesworth als Michelle Dessler, die neu zu der Einheit gekommen ist. Die Schauspielerin hatte vor Beginn der ersten Staffel übrigens für die Rolle der Nina Myers vorgesprochen, die dann an Sarah Clarke vergeben wurde. Aylesworth einzuschätzen, ist aufgrund ihrer noch recht kleinen Rolle schwierig, ausbaufähig wäre ihr Part jedoch allemal, was besonders in den letzten Stunden dieses Tages zu sehen ist.
Die meisten alten Bekannten trifft man im Team um Präsident Palmer, denn sogar Sherry Palmer ist wieder mit an Bord und dabei so intrigant und undurchschaubar wie eh und je – Penny Johnson Jerald spielt die Rolle besonders zum Finale hin sehr gut. Ebenfalls vertraut aus der ersten Staffel ist der markante Jude Ciccolella als Mike Novick. Zwar ist seine Rolle immer noch zu klein ausgefallen, sein Charakter wirkt dafür im Vergleich zu Sherry Palmer großteils deutlich sympathischer. Die Neue im Bunde ist Michelle Forbes als Beraterin des Präsidenten Lynne Kresge. Bekannt geworden ist Forbes durch ihre Rolle im hervorragenden Independent-Thriller Kalifornia [1993] und als Ro Laren in Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert [1987-1994]. Ihr würde man mehr Szenen gönnen, sie verkörpert ihren Part aber gewohnt sehr überzeugend.
Insgesamt ist die Besetzung, auch bei den Gastdarstellern, hervorragend ausgewählt. Deshalb ist es kein Wunder, dass das komplette Ensemble 2003 ebenfalls für einen Golden Globe nominiert war.

Kamera und Schnitt machen – wie schon in der ersten Staffel – ausgiebig vom 16:9-Format Gebrauch, wirken allerdings durchdachter als im Jahr zuvor. Die Frage ist nur, ob "RTL II" seine Zuschauer hierzulande wie im letzten Jahr wieder mit dem unsäglichen 4:3-Vollbild abspeist, oder endlich auf das Breitbild-Format umsteigt.
Die Split-Screen-Einstellungen sind sinnvoll eingesetzt und zeigen das Geschehen nicht mehr nur als Gimmick "einfach so" aus verschiedenen Perspektiven, sondern steigern effektiv die Spannung.
Abgesehen davon werden wirklich spannende Szenen nicht wie in der ersten Staffel durch ungünstig platzierte Werbung unterbrochen, was damals häufig kontraproduktiv war.
Trotz des angezogenen Erzähltempos bewahren die Macher den Überblick und verweilen lange genug bei einem Handlungsfaden.
Die aus der ersten Staffel bekannte Wackelkamera kommt erst ab Folge zehn zum Einsatz und dann bei weitem nicht so hektisch.
All dies macht die Umsetzung reifer und überlegter – als hätten die Verantwortlichen mit der zur Verfügung stehenden Technik und dem Konzept im ersten Jahr noch üben müssen und können nun ihre erzählerischen Muskeln spielen lassen. Herausgekommen ist eine sehr gute Inszenierung, die derzeit im Fernsehen einzig von Alias übertroffen wird.

Die musikalische Untermalung scheint deutlich präsenter; die Themen reichen dabei von elektronisch-rhythmischen Motiven, bis hin zu orchestralen Stücken.
Der Score unterstützt gekonnt die einzelnen Szenen, auch die actionreicheren, so dass man Komponist Sean Callery nur gratulieren kann.

Zuschauer der deutschen Free-TV-Erstausstrahlung der zweiten Staffel von 24 dürfen sich allerdings auf Einiges gefasst machen: Zum einen hat "RTL II" sein Versprechen gehalten und ein anderes Synchronstudio mit der Übersetzung beauftragt, nachdem unter anderem die deutschen Sprecher von Präsident Palmer und Kim ins Kreuzfeuer der Kritik geraten waren. Deshalb gibt es nun einen ganzen Schwung neuer Stimmen zu hören. Darunter ist glücklicherweise auch die von Dennis Haysbert, der nun von Tilo Schmitz gesprochen wird. Auch Tony Almeida bekam einen neuen Sprecher spendiert, der allerdings nicht viel besser ist, als derjenige der ersten Staffel. Unverändert blieben indes Tobias Meister als Stimme von Kiefer Sutherland und der Synchronsprecher von Xander Berkeley.
Gleichwohl der Wechsel der Synchronsprecher sehr zu begrüßen ist, im Vergleich zum Original geht immer noch viel von der Atmosphäre verloren.

Alles andere als wünschenswert ist jedoch, dass der Sender trotz des geänderten Ausstrahlungskkonzeptes nach wie vor rigoros die Schere ansetzt. Zwar fällt dies anhand der Laufzeit kaum auf, doch wurde bereits der Pilotfilm stark entschärft.
Erklären lässt sich das damit, dass laut geltendem Recht bis 22 Uhr nur Sendungen ausgestrahlt werden dürfen, die von der FSK ab 12 Jahren freigegeben wurden, was bei 24 weder aufgrund des Themas, noch der offenen Gewaltdarstellung möglich ist.
So wurden die Episoden zwar sehr subtil gekürzt, beispielsweise bei Splitscreen-Einstellungen durch das Ausblenden bestimmter Bereiche, oder durch alternative Kameraeinstellungen, die das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel zeigen; eine Kürzung ist es dennoch, zumal an anderen Stellen Geräusche (wie brechende Knochen) schlicht entfernt wurden.
Eine Freigabe ab 12 Jahren ist aus Sicht der Vermarktung zweifelsohne nachvollziehbar, macht die TV-Ausstrahlung für Fans der Serie aber völlig uninteressant. Man kann nur hoffen, dass die kommende deutsche DVD-Veröffentlichung der zweiten Staffel, voraussichtlich im Mai, wieder (wie Staffel eins) ungekürzt sein wird.

Aufgrund der Tatsache, dass die Episoden alle minutiös genau zusammenhängen, ergaben sich bei den Dreharbeiten einige Probleme. So stürzte Kiefer Sutherland unglücklich und musste deshalb humpeln. Um das in der Serie zu erklären, wurde eine Szene eingefügt, in der Jack Bauer nach einem "Unfall" ein Splitterstück aus seinem Bein entfernen muss.
Carlos Bernard zog sich eine Verletzung am Knöchel zu und war ebenfalls zum Humpeln gezwungen; auch dies wurde entsprechend in die Story eingbaut.
Nicht allerdings, dass Elisha Cuthbert von einem Bergpuma gebissen wurde. Der Trainer des Tieres dachte, es wäre eine gute Idee, wenn Cuthbert den Puma vor dem Dreh kennenlernen würde. Dabei biss ihr das Tier jedoch in die Hand, woraufhin Cuthbert ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Gedreht wurden die Puma-Szenen dann aber doch.
Manch einer mag sich wundern, weswegen Darsteller Harris Yulin nicht in den Credits zu finden ist, obwohl er die sehr wichtige Rolle des NSA-Direktors Roger Stanton spielt. Grund hierfür waren Meinungsverschiedenheiten mit den Produzenten: Yulin wollte im Vorspann ohne andere Namen gleichzeitig auf dem Schirm genannt werden. Da Gastdarsteller bei 24 aber generell in Gruppen aufgeführt sind, verzichtete Yulin gänzlich auf eine Nennung in Vor- oder Abspann.
Interessant für Fans ist zudem, dass es von der Pilotfolge der zweiten Staffel zwei Fassungen gibt. Während Fox die Episode bei der Fernsehpremiere in den USA komplett ohne Werbeunterbrechungen ausstrahlte (gesponsort vom Auto-Konzern Ford, der im Anschluss zehn Minuten lang Clips senden ließ) und die Laufzeit knapp 50 Minuten betrug, wurde die Episode bei den Wiederholungen auf 40 Minuten heruntergeschnitten und mit den üblichen Werbespots versehen. Wie es "RTL II" bei der Ausstrahlung in Deutschland handhaben wird, ist noch nicht klar.

Obwohl die Zuschauerzahlen in den USA gesunken sind, hinterlässt die zweite Staffel von 24 einen sehr guten Eindruck.
Zwar wird das brisante Thema übermäßig brutal in Szene gesetzt und – wie nach September 2001 üblich – jeder Ausländer erst mal als Terrorist angesehen.
Doch abgesehen von einigen Lücken und Klischees (die sich zum Glück in Grenzen halten), macht 24 Spaß zum Zuschauen. Überraschungen gibt es zuhauf, und die Politik-Intrige um Präsident Palmer ist das Einschalten allein schon wert.


Fazit:
Dank Kiefer Sutherland und einer reiferen Dramaturgie kann 24 nun die Kinderkrankheiten der ersten Staffel großteils hinter sich lassen.
Bauers Tochter Kim nervt zwar nach wie vor, aber alles in allem lohnt sich die zweite Staffel der interessanten Serie für alle, die kinoreife Unterhaltung im handlichen Ein-Stunden-Format haben möchten.
Ob die Staffel so gewalttätig hätte sein müssen, sei dahingestellt, ins Spätabendprogramm gehört 24 schon thematisch zweifellos.
An Storylöchern und hanebüchenen Entwicklungen sollte man sich allerdings nicht stören, die gibt es nämlich immer noch. Abgesehen davon haben Thriller-Fans an dem Gebotenen sicher nichts auszusetzen.
Weiterhin gilt jedoch: Wer einmal einschaltet, darf keine Sekunde verpassen. Blinzeln sollte man dennoch ab und zu.