Knock Knock Knock [2023]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. April 2024
Genre: Horror

Originaltitel: Cobweb
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: USA / Bulgarien
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Samuel Bodin
Musik: Drum & Lace
Besetzung: Lizzy Caplan, Antony Starr, Cleopatra Coleman, Woody Norman, Luke Busey, Aleksandra Dragova, Debra Wilson (Stimme)


Kurzinhalt:

Halloween steht kurz vor der Tür, als der achtjährige Peter (Woody Norman) von seinen Eltern Mark (Antony Starr) und Carol (Lizzy Caplan) gesagt bekommt, dass er nicht verkleidet von Haustür zu Haustür wird gehen dürfen. Es sei zu gefährlich, da vor Jahren in der Nachbarschaft ein Mädchen an diesem Tag verschwand. Dabei empfindet Peter die Nächte in seinem Zimmer als beunruhigender, denn er hört Geräusche, die aus der Wand kommen und auf sein Klopfen sogar antworten. Seine Eltern versichern ihm, dass dies nur seiner Fantasie geschuldet ist. Doch kurz darauf hört er eine Stimme, die zu ihm durch die Wand spricht. Nicht nur, dass die Stimme ihn ermutigt, sich gegen die Hänseleien und Angriffe eines Mitschülers zu wehren, sie warnt ihn sogar vor seinen Eltern. Als Peter den Hinweisen nachgeht, stößt er auf ein Geheimnis, das seine ganze Welt auf den Kopf stellt. Nicht einmal seine Vertretungslehrerin Miss Devine (Cleopatra Coleman) kann ihm dabei helfen …


Kritik:
Samuel Bodins Spielfilmregiedebüt Knock Knock Knock ist ein durchaus unheimlicher, mit einem Fantasyelement gespickter Horrorfilm, dem mehr gelingt, als nicht. Die scheinbar einfach klingende Geschichte wird durch mehrere Wendungen vorangetrieben, die mitunter durchaus überraschen. Dass es dem Filmemacher schwerfällt, einen richtigen Abschluss für seine Geschichte zu finden, sieht man schon deshalb nach, weil sich die mit neuen Ideen versehene Story angenehm vom Rest des Genres abhebt.

Dabei klingt die Geschichte auf den ersten Blick allzu absehbar. Es ist eine Woche vor Halloween, als der achtjährige Peter eine weitere Runde Erniedrigungen von Mitschülern in der Schule erdulden muss. Vor allem Brian hat es auf ihn abgesehen. Peter ist schüchtern und in sich gekehrt, was auch an seinen überfürsorglichen Eltern Carol und Mark liegen mag. Als Peter sie fragt, als was er sich zu Halloween verkleiden kann, erzählen sie ihm von einem Mädchen, das vor einigen Jahren an Halloween in der Nachbarschaft verschwunden ist. Deshalb darf Peter gar nicht für „Süßes oder Saures“ außer Haus. Freunde hat er nicht, wie auch seine Vertretungslehrerin Miss Devine schnell durchschaut. Als Peter nachts Geräusche in seinem Zimmer hört, versichern seine Eltern ihm, dass dies seiner lebhaften Fantasie geschuldet sei. Aber nicht nur, dass das Klopfen nicht aufhört, eine Stimme wendet sich an ihn, die ihn nicht nur ermutigt, sich gegen Brians Hänseleien zu wehren, sondern ihn auch vor seinen Eltern warnt, die nicht diejenigen seien, die sie scheinen.

Das erste Drittel von Knock Knock Knock baut Peters ganze Welt auf, die sich auf sein großes, aber spärlich eingerichtetes Zimmer, den weitläufigen Garten mit seinen unzähligen Kürbissen und die Schule beschränkt. Früh erweckt Bodins Wahl von Bildern und Details den Eindruck, dass hier ein Geheimnis verborgen liegt. Angefangen von dem Verhalten der beiden Eltern untereinander, oder die anfangs geradezu aufgesetzte Freundlichkeit Peter gegenüber. Dass die Haustüre immer abgeschlossen und der Schlüssel an einem Rückziehband an Carols Gürtel befestigt ist, scheint ebenfalls nicht vertrauenserweckend. Wie bedrohlich die Situation für alle Beteiligten ist, wird überdeutlich, wenn Peter zur Strafe für sein Verhalten als Hausarrest in den dunklen Keller gesperrt wird und Miss Devine das Haus aufsucht, um sich nach ihm zu erkundigen. Eine unerklärliche Verletzung an Marks Arm, der einen Hammer nicht aus der Hand legt, die betretenen Blicke von Carol oder allein die Tatsache, dass der Eingang zum Keller hinter dem Kühlschrank versteckt und mit mehreren Schlössern gesichert ist, erzeugen eine bedrückende Stimmung, bei der man sich nicht sicher sein kann, was als nächstes geschieht.

Umso erfreulicher ist, dass Filmemacher Samuel Bodin die Geschichte, mit Ausnahme weniger Momente, alleinig aus Sicht des jungen Peter schildert und wie die Umstände auf ihn direkt wirken. Peter ist dabei so clever, wie man es von einem Jungen in seinem Alter erwarten kann. Wenn er unerklärliche Geräusche hört, macht er als erstes das Licht an und richtet die Nacht darauf sogar eine Taschenlampe dauerhaft auf die lange Wand gegenüber von seinem Bett. Die Ratschläge, die er von der Stimme in der Wand bekommt, wendet er an, kommt so einem Geheimnis auf die Spur und erkennt in Miss Devine eine Vertrauensperson, an die er sich auch wendet, anstatt sich allein der Bedrohung zuhause stellen zu wollen. Nach dem eher langsamen Aufbau zu Beginn, zieht das Tempo in der zweiten Hälfte schnell an und man ist versucht zu erahnen, wohin sich die Story entwickelt. Nicht nur, dass das Verhalten von Carol und Mark vor allem für Peter beängstigend ist, auch das unheimliche Haus trägt seinen Teil zur gruseligen Atmosphäre bei.

Knock Knock Knock setzt auf eine dunkle, düstere Optik, die sich spätestens bei Peters Alptraum mit beängstigenden Eindrücken auszahlt. Dass die Schreckmomente nicht auf laut eingespielte Geräusche oder Musik setzen, ist ebenso gelungen wie diejenigen Bilder, in denen Schatten und Umrisse prominent eingesetzt werden. Die kurzen Kamerafahrten und einfallsreichen Perspektiven überzeugen ebenso wie die inhaltlichen Neuausrichtungen der Geschichte. Denn nicht nur, dass man ab der Hälfte kaum mehr sagen kann, wie es weitergehen soll, nach dem zweiten Drittel würde man vermuten, dass die Geschichte an sich vorbei sein müsste. Doch gerade im unerwartet brutalen letzten Akt lösen die Verantwortlichen ein, was der Originaltitel verspricht. Dass sie sich mit dem Monster der Geschichte überwiegend zurückhalten, ist kein Kritikpunkt, zumal die praktischen Trickeffekte beeindrucken können. Es sind die wenigen, allzu offensichtlichen Computertrickaufnahmen, die unnötigerweise die Illusion zerstören. Dabei wäre es sicherlich die beunruhigendere Möglichkeit gewesen, stattdessen auf die Fantasie des Publikums zu setzen. Aber auch wenn diese Entscheidungen dafür sorgen, dass Bodin kein sofortiger Klassiker des Genres gelingt, die erfrischende Idee ist zusammen mit der handwerklich überwiegend stimmigen Umsetzung durchaus einen Blick wert.


Fazit:
Auch wenn sich die Geschichte zu Beginn allzu vertraut anhört, in welche Richtung Regisseur Samuel Bodin die Story entwickelt, ist durchaus überraschend. Die unheimliche Stimmung wandelt sich in eine bedrohliche Atmosphäre, die umso beklemmender wird, wenn man sich vor Augen führt, dass sie durch die Augen eines achtjährigen Jungen wahrgenommen wird. Lange Zeit hauptsächlich bedrückend und mysteriös, bricht sich die Gewalt im letzten Akt die Bahn und überrascht mit viel handgemachtem Horror. Selbst wenn sich die Story dabei ein wenig von den Elementen löst, die man erwartet hätte, bis zum Schluss zu begleiten, die Wandlungsfähigkeit zeichnet Knock Knock Knock durchaus aus. Nur häufen sich zum Ende hin auch die Klischees, was nicht ansatzweise so schwer ins Gewicht fällt, wie einige wenige, ungünstige Trickeffekte. Noch schwerer wiegt allerdings, dass die letzten eineinhalb Minuten wirken, als wäre den Verantwortlichen kein Ende eingefallen. Was sie präsentieren, ergibt überdies keinen wirklichen Sinn. Aber obwohl dem Drehbuch, wenigstens in diesem Belang, eine weitere Überarbeitung gutgetan hätte, ist das eine Empfehlung für Genrefans auf der Suche nach einem einfallsreichen Monsterhorrorfilm mit einer fantastisch beunruhigenden Alptraumsequenz, der falsche Fährten legt.