Ghostbusters: Frozen Empire [2024]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 20. März 2024
Genre: Fantasy / Action / Komödie

Originaltitel: Ghostbusters: Frozen Empire
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Gil Kenan
Musik: Dario Marianelli
Besetzung: Paul Rudd, Carrie Coon, Mckenna Grace, Finn Wolfhard, Kumail Nanjiani, Emily Alyn Lind, Ernie Hudson, Dan Aykroyd, Bill Murray, Annie Potts, William Atherton, Patton Oswalt, Celeste O’Connor, Logan Kim, James Acaster


Kurzinhalt:

Seit sie in New York sind, sorgen Gary Grooberson (Paul Rudd), Callie Spengler (Carrie Coon) und ihre beiden Kinder Trevor (Finn Wolfhard) und Phoebe (Mckenna Grace) als Geisterjäger für Ordnung in der großen Stadt. Da dabei auch das ein oder andere zu Bruch geht, ist Bürgermeister Walter Peck (William Atherton) darauf aus, den Betrieb endgültig stillzulegen. In dem Zuge von der Geisterjagd ausgeschlossen, freundet sich Phoebe beim Schachspielen an einem Abend mit dem Geist von Melody (Emily Alyn Lind). Währenddessen wird dem ehemaligen Geisterjäger Ray Stantz (Dan Aykroyd) von Nadeem (Kumail Nanjiani) eine uralte Messingkugel angeboten, die mit einer psychokinetischen Energie jenseits der Skala aufgeladen ist. Als die Kugel in einem neu eingerichteten Labor von Winston Zeddemore (Ernie Hudson) untersucht wird, werden die Geisterjäger der ersten wie zweiten Generation auf eine böse Macht aufmerksam, die nicht nur droht, ganz New York zu vernichten, sondern bereits ein Opfer gefunden hat, um ihren Übertritt in diese Welt überhaupt erst zu ermöglichen …


Kritik:
Gil Kenans Ghostbusters: Frozen Empire wird von einem Ballast zurückgehalten, den die Verantwortlichen sich selbst unnötigerweise auferlegt haben. Die stellenweise unheimliche Fantasykomödie setzt so sehr auf die aus den ersten beiden Teilen bekannten Figuren, dass die „neuen“ Charaktere kaum Zeit bekommen, auf eigenen Beinen zu stehen. Dabei bieten sie ebenso viel Potential wie die Geschichte, die erst sehr spät in Fahrt kommt und schneller vorbei ist, als man erwarten würde.

Obwohl Ghostbusters: Legacy [2021] mehr als deutlich und überaus gelungen die Staffelübergabe der ursprünglichen Geisterjäger an die nächste Generation um die Tochter und Enkelkinder von Egon Spengler darstellte, nehmen die an sich im Ruhestand befindlichen Ghostbusters einen nicht zu unterschätzenden Anteil der Erzählung ein. Die beginnt mit einem Prolog im Jahr 1904, als sich in der „Gesellschaft der Glücksritter von Manhattan“ ein Zwischenfall ereignete, der eine Feuerwehrmannschaft aus einer ganz bestimmten Wache auf den Plan rief. In der heutigen Zeit residieren in dem Feuerwehrgebäude die Ghostbusters, die seit der Rückkehr der paranormalen Phänomene vor ein paar Jahren gut im Geschäft, aber beinahe bankrott sind. Neben Gary Grooberson und Callie Spengler sind deren Kinder Trevor und Phoebe im Einsatz und fangen in waghalsigen Manövern Geister mitunter auch auf offener Straße. Doch als Bürgermeister Walter Peck erfährt, dass die minderjährige Phoebe auf Geisterjagd einen Protonenbeschleuniger benutzt, wird diese dazu verdonnert, zuhause zu bleiben. Unterdessen bekommt der ehemalige Ghostbuster Ray ein Artefakt angeboten, in dem etwas uraltes Böses schlummert. Um hinter das Geheimnis der mit Hieroglyphen versehenen Messingkugel zu kommen, suchen die Geisterjäger ein Labor auf, in dem der ehemalige Ghostbuster und Philanthrop Winston Zeddemore das Paranormale untersuchen und die Geisterjagd zukunftssicher machen lässt.

Inhaltlich ist in Ghostbusters: Frozen Empire im Grunde mehr als genügend geboten, zumal sich Phoebe außerdem mit dem Geist der in einem Feuer umgekommenen Melody anfreundet, die ebenfalls wichtig für die Story wird. Doch es hat seinen Grund, weshalb die Filmvorschau beinahe ausschließlich auf Ausschnitte der ersten 15 und letzten 25 Minuten des Films setzt. Nach der durchaus temporeichen Eröffnungssequenz sind die Autoren derart damit beschäftigt, das Dutzend innerhalb der Geschichte wiederkehrender Figuren zu beschäftigen und die unterschiedlichen Erzählstränge am Laufen zu halten, dass kaum eine Person wirklich im Mittelpunkt steht oder vollends zur Geltung kommt. Dabei hätte man sich gleich mehrere gewichtige Gastauftritte der ursprünglichen Ghostbusters - Die Geisterjäger [1984]-Besetzung an sich sparen können. So feiert William Atherton als Bürgermeister Walter Peck seine Rückkehr, wollte er den Geisterjägern doch schon vor 40 Jahren das Handwerk legen. Aber außer drei kurzen Szenen hat seine Figur nicht nur nichts zu tun, sondern auf die Geschichte keine nennenswerte Auswirkung. Ebenso ergeht es Annie Potts als Janine Melnitz, die bereits im letzten Teil mit dabei war und auch der wiederkehrende Dan Aykroyd als Ray könnte ohne Not aus der Geschichte geschrieben werden, von Bill Murrays kurzen Momenten ganz zu schweigen.

Einzig bei Ernie Hudson als Dr. Winston Zeddemore würde man sich in Anbetracht der Vorstellung eines neuen Ghostbusters-Hauptquartiers wünschen, dass die Figur mehr zu tun bekäme. Mit Ausnahme von Phoebe wird keine einzige andere Person in irgendeiner Art und Weise entwickelt und auch die Idee von Kumail Nanjianis Nadeem als sogenannter „Feuermeister“ klingt, angesichts dessen, wie wenig er am Ende zum Ausgang beisteuert, als wäre die Figur an sich viel umfangreicher angelegt und später zusammengestrichen worden, um anderen mehr Platz zu geben. Dabei ist Ghostbusters: Frozen Empire merklich bemüht, eine eigenständige Mythologie zu erzählen, anstatt wie Legacy auf einer bereits bestehenden aufzubauen. Doch statt dass die Charaktere die Hintergründe der Messingkugel Zug um Zug entdecken dürfen, wird kurz vor dem Finale eine Figur vorgestellt, die die gesamte Hintergrundgeschichte in einem Monolog erzählt. Das nimmt der Story nicht nur jenes mystische Element, das der vorangegangene Film mit der unerklärlichen Verbindung von Phoebe zu einem Geist aufgebaut hat, es ist erzählerisch geradezu einfallslos.

Was dies am Ende umso bedauerlicher macht, ist die Tatsache, dass es zahlreiche Momente gibt, die Ghostbusters: Frozen Empire überaus gut gelungen sind. Sobald Filmemacher Kenan den Mut beweist, ernste Töne anzuschneiden, wenn Phoebe sich immer mehr auf Melody einlässt, oder Gary in eine Vaterrolle für Callies Kinder wachsen will, ja sogar, wenn die Mythologie um das böse Wesen Garraka erläutert wird und dessen Waffe der „Todeskälte“ vorgestellt wird, blitzt durch, was für ein Potential in der Geschichte und den Figuren schlummert. Doch die an sich bedrohliche Situation entfaltet sich nicht und wird New York von einer Eislawine überrollt, dann ist das nie so bedrohlich oder düster, wie der durchaus brutale Prolog verheißt. Selbst die Figuren scheinen die Furcht einflößende Kreatur nicht ernst zu nehmen, sondern pausieren alles, was sie tun, für einen lockeren Spruch. Aber so fällt es schwer, mit ihnen mitzufiebern, ganz egal, wie charmant die Ghostbusters unbestritten immer noch sind.


Fazit:
Bei allem, was für ein neues Abenteuer mit diesen Figuren spricht, die Verantwortlichen stehen sich selbst dabei im Weg, wenn es darum geht, es so unnachahmlich wie vor 40 Jahren, oder so gelungen charmant wie zuletzt zu gestalten. Die Dialoge klingen oft nicht natürlich, sondern so, als wären sie darauf aus, zu einer Pointe zu führen. Die vielen Gastauftritte sind zwar schön zu sehen, aber inhaltlich am Ende nicht notwendig und nehmen den neuen Figuren nur die Möglichkeit, vollends zur Geltung zu kommen und ein eigenes Abenteuer zu bestehen. Vor allem jedoch fällt auf, dass nach dem rasanten Einstieg gefühlt der halbe Film aus Erklärungen und Vorbereitungen des Finales besteht, das viel geradliniger verläuft und schneller vorüber ist, als man vermutet. Statt dass die Todeskälte New York Zug um Zug heimsucht, spart sich das Drehbuch die gesamte Bedrohung für das Ende auf. Da die Charaktere, mit Ausnahme von Phoebe, kaum bis gar nicht vorankommen, ist man nur kaum mitgerissen und die Vorbereitung der Geisterjäger beim Finale, um der Bedrohung zu begegnen, geht viel zu schnell, während das Eis ewig braucht, um bis zur Feuerwache vorzudringen. Die Szene während des Abspanns sorgt ebenso für Schmunzeln wie viele andere Momente und es gibt zahlreiche Ideen, viele Anspielungen und den Kern der Story, die Ghostbusters: Frozen Empire gleichermaßen für sich selbst stehen lassen, wie unterstreichen, dass dies ein Ghostbusters-Film durch und durch ist. Erwartet man eben das, ein weiteres Abenteuer, das mehr darum bemüht ist, sich einzureihen, als für sich selbst zu stehen, kann man sich durchaus unterhalten lassen. Es wäre nur so viel mehr möglich gewesen.