Zwischen zwei Leben [2017]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 1. Mai 2018
Genre: Liebesfilm / Drama

Originaltitel: The Mountain Between Us
Laufzeit: 112 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Hany Abu-Assad
Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Idris Elba, Kate Winslet, Beau Bridges, Dermot Mulroney, Linda Sorensen


Kurzinhalt:

Da ihr Flug von Salt Lake City nach Baltimore auf Grund eines Sturms gestrichen wurde, chartern die Fotografin Alex Martin (Kate Winslet) und Arzt Ben Bass (Idris Elba) vor Ort ein kleines Flugzeug, um sie dennoch rechtzeitig an ihr Ziel zu bringen. Immerhin würde Alex sonst ihre eigene Hochzeit verpassen und Ben eine wichtige Operation. Als ihr Pilot Walter (Beau Bridges) hoch über den Bergen einen Herzinfarkt erleidet, stürzt die Maschine ab. Alex wird verletzt und als nach Tagen immer noch keine Rettung in Sicht ist, wagt sie entgegen Bens Ratschlägen den Abstieg. Dabei führt ihr gemeinsamer Überlebenskampf die beiden Fremden enger zusammen, als sie sich zunächst eingestehen wollen …


Kritik:
Selbst wenn Filmemacher Hany Abu-Assad bei der Romanadaption von Charles Martins Zwischen zwei Leben alles richtig machen würde, hätte es die Geschichte um einen Mann und eine Frau, die nach einem Flugzeugabsturz in den eisigen Uinta Mountains auf sich gestellt ums Überleben kämpfen und sich dabei ineinander verlieben, merklich schwer, über das Mittelmaß einer uninspirierten Seifenoper hinauszuwachsen. Dass es dem Film lange Zeit gelingt, nicht in diese Gefilde abzurutschen, ist der Besetzung zu verdanken, die in den letzten Minuten jedoch buchstäblich zu kapitulieren scheint.

Es ist dabei verwunderlich, welch lebensfremde Entscheidungen im Grunde intelligente Charaktere in Filmen immer wieder treffen. Der von Idris Elba gespielte Ben Bass und die von Kate Winslet verkörperte Alex Martin sind hierfür hervorragende Beispiele. Ben ist Neurochirurg und auf dem Weg von Salt Lake City nach Baltimore, als sein Flug auf Grund eines schweren Januar-Unwetters gestrichen wird. Da er aber einen wichtigen Termin hat, geht er auf den Vorschlag der Fotografin Alex ein, die verständlicherweise ihre eigene Hochzeit am nächsten Tag nicht verpassen möchte und anbietet, mittels eines Charterflugs doch noch am selben Tag zu starten. Weswegen es in einer kleinen Maschine sicherer sein sollte, durch einen Sturm hindurch – oder um ihn herum – zu fliegen, verstehe dabei wer will. Auch als Pilot Walter anmerkt, dass er den Flug nicht anmelden, sondern auf Sicht fliegen wird, gehen bei Ben und Alex die Alarmglocken nicht los. So kommt es, wie es kommen muss: Als Walter einen Herzinfarkt erleidet, stürzt die Maschine in den Bergen ab. Alex wird schwer verletzt und weder sie noch Ben haben Hoffnung auf Rettung, weil sie niemandem gesagt haben, mit welcher Maschine sie fliegen.

Es ist geradezu ein Wunder, dass sich Ben als wahrer Überlebenskünstler entpuppt. Er ist in der Lage, aus dem Schnee genügend trinkbares Wasser zu gewinnen, kann interessanterweise immer und überall Feuer machen (wie genau, verheimlicht der Film, zumal beide Figuren keine Raucher zu sein scheinen und kaltes, nasses Holz für gewöhnlich kein gutes Brennmaterial darstellt) und ist in der Lage aus dem Nichts alle Materialien für eine Kochsalzlösung inklusive Infusionstropf herzustellen. Alex kämpft sich entgegen ihrer Schmerzen zurück ins Leben und bricht alleine auf, den Abstieg zu wagen, als Ben, kein Wagnis eingehen wollend, lieber an der Absturzstelle verbleibt.
Die flachen Charakterzeichnungen in Zwischen zwei Leben sind insofern überraschend, da sich das Drehbuch nur auf diese zwei Figuren konzentrieren muss. Stattdessen werden vermeintliche Wendungen umso absehbarer, wie beispielsweise Bens Bürde in Bezug auf seine Frau, deren Nachricht Alex auf seinem Diktiergerät findet.

Idris Elba und Kate Winslet sind zwar merklich bemüht, ihren Szenen ein entsprechendes Gewicht zu verleihen, aber da Zwischen zwei Leben ohne große Konflikte auskommt, beide Figuren vom ersten Moment an gut miteinander harmonieren, sind sie diesbezüglich schlicht nicht gefordert. Sieht man sie darüber hinaus in dieser Höhe ohne Gesichtsschutz durch Schneestürme wandern und erkennt, dass sie im Grunde gut mit der Situation klarkommen, sie nie aussichtslos oder bedrohlich genug erscheint, fällt es auch schwer, mit ihnen mitzufiebern. Immerhin mangelt es ihnen weder an Nahrung, noch an Wasser, und auch die Witterungseinflüsse haben ihnen offensichtlich nicht allzu viel an.

Umso unglaubwürdiger gerät die Liebesgeschichte, die sich zunehmend abzeichnet. Zwar gelingen Regisseur Hany Abu-Assad insbesondere in den Bergen fantastische Landschaftsaufnahmen, welche die Isolation der Figuren gelungen zum Ausdruck bringen. Weshalb die letzten Minuten jedoch so ungelenk inszeniert sind, Bekenntnisse der beiden Figuren nicht zueinander gegeben werden, sondern sie jeweils frontal in die Kamera schauen und das Publikum somit zum Empfänger machen, verstehe wer will. Die gestelzten Dialoge in dieser Szene tragen dazu bei, dass man nicht so recht weiß, ob dies erst gemeint ist, oder Elba und Winslet selbst die Worte kaum über die Lippen bekamen. Als Schlusspunkt ist der Moment für Zwischen zwei Leben wenig schmeichelnd, dafür aber passend.


Fazit:
Auf dem Papier besitzt die Romanverfilmung alle Voraussetzungen, um ein packendes Filmerlebnis zu bieten. Nicht nur, dass die Vorlage selbst als mitreißend und emotional gilt, mit Kate Winslet und Idris Elba sind zwei Darsteller vor der Kamera vereint, die eine einnehmende Ausstrahlung besitzen und sich gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen könnten. All das vor dem Hintergrund berauschend schöner Naturaufnahmen. Nur gelingt es Zwischen zwei Leben nicht, dieses Potential auch zu nutzen. Die Figuren bekommen von den üblichen Momenten abgesehen nichts Nennenswertes zu tun, zumal ihr Überlebenskampf nie mitreißt oder bedrohlich geschildert wird. Auch deshalb wird die Chemie zwischen ihnen nie spürbar, was die Liebesgeschichte umso aufgesetzter erscheinen lässt. Das gipfelt in einem Ende, das so unbeholfen aufgebaut und mit Dialogen dargeboten wird, dass wenn man dies von Anfang an gewusst, man sich vermutlich die wenig ergreifenden zwei Stunden zuvor gespart hätte. Besser wäre es.