The Family Plan [2023]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. Dezember 2023
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: The Family Plan
Laufzeit: 118 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Simon Cellan Jones
Musik: Kevin Matley
Besetzung: Mark Wahlberg, Michelle Monaghan, Zoe Colletti, Van Crosby, Maggie Q, Ciarán Hinds, Saïd Taghmaoui, Joyner Lucas, Kellen Boyle, Felicia Pearson, Lateef Crowder dos Santos, Miles Doleac, Jonny Coyne, Tony L. Calloway


Kurzinhalt:

Dan Morgan (Mark Wahlberg) ist mit seinem Leben überaus glücklich und zufrieden. Als angestellter Autoverkäufer ist er der beste seines Fachs und das Familienleben mit Frau Jessica (Michelle Monaghan), Sohn Kyle (Van Crosby) und Tochter Nina (Zoe Colletti), die demnächst das Haus fürs College verlassen wird, managt er mit Leichtigkeit. Die kürzliche Geburt von Sohn Max hat seine und Jessicas Pläne etwas durcheinander gewirbelt, aber auch darin geht Dan auf. Doch als er auf einem Jahrmarkt von Jugendlichen fotografiert wird und das Bild in den sozialen Medien landet, ahnt Dan bereits, dass sein beschauliches Leben vorüber ist. Denn was er vor seiner Familie stets verheimlichte, Dan war früher als Attentäter für die Regierung tätig, ehe er sich von diesem Leben abwandte. Nun aber ist sein ehemaliger Mentor McCaffrey (Ciarán Hinds) auf Dans Spur gekommen und sendet neben Gwen (Maggie Q) alle Kräfte, die ihm zur Verfügung stehen, um den abtrünnigen Dan zurück zu bringen. So versammelt er die Familie für einen Road Trip nach Las Vegas, wo sie von Dans ehemaligem Mitstreiter Augie (Saïd Taghmaoui) neue Identitäten erhalten sollen. Aber nicht nur, dass sie unterwegs immer wieder ins Visier von McCaffreys Privatarmee kommen, Dan hat seiner Familie seine wahre Identität immer noch nicht gebeichtet …


Kritik:
Viele Elemente der Actionkomödie The Family Plan klingen altbekannt. Aus dem einfachen Grund, da sich Drehbuchautor David Coggeshall geradezu ausufernd bei anderen Genrevertretern bedient. Aber nicht nur, dass sowohl die Vorlage sämtlichen Aufwand scheut, der über das Mindestmaß hinausgeht, Regisseur Simon Cellan Jones tut es ihm gleich. Das Ergebnis ist ein Film, der dank des Charmes und der Chemie der Besetzung unterhält, aber zu jeder Minute daran erinnert, dass man all das bereits gesehen hat – nur meist besser umgesetzt.

Dan Morgan ist ein geradezu begeisterter Vater. Der Autoverkäufer liebt seinen routinierten und geregelten Alltag. So sehr, dass sowohl seine Frau Jessica als auch seine Kinder Nina und Kyle sich mehr Flexibilität wünschen würden. Dabei hat Kleinkind Max, der als Nachzügler die Familie bereichert hat, Jessicas Pläne, die dachte, dass ihre Kinder demnächst aufs College gehen würden, über den Haufen geworfen. Obwohl er es sich nicht anmerken lässt, es hat einen besonderen Grund ,dass Dan moderner Technik skeptisch gegenübersteht und seinem Sohn das exzessive Videospielen untersagt hat. Denn Dan hat nicht immer ein solch beschauliches Leben geführt. Was seine Familie nicht weiß, früher war Dan als Attentäter für die Regierung tätig und nachdem ein Bild von ihm in den Sozialen Medien erscheint, ist seine Tarnung dahin. Lauert wenig später ein Killer Dan in einem Supermarkt auf, lockt er seine Familie unter dem Vorwand eines Road Trips nach Las Vegas, wo sie neue Identitäten bekommen sollen. Aber nicht nur, dass sich die Fahrt als äußert herausfordernd gestaltet, die Söldnertruppe, der er vor beinahe 20 Jahren den Rücken gekehrt hat, lässt nichts unversucht, Dan zu fassen. Und der überlegt weiter, wie er sein voriges Leben Jessica und den Kindern beichten soll.

Die Story des Elitekämpfers, der ein normales Leben führt, ehe sein früheres ihn zuhause einholt, ist nicht neu und selbst als Komödie bereits mit schwankendem Erfolg umgesetzt worden. Eine der bekanntesten Ausführungen ist der durchaus brachiale True Lies - Wahre Lügen [1994], wobei sich The Family Plan hinsichtlich der gezeigten Gewaltdarstellung nicht dahinter verstecken muss. Hier wird geprügelt, geschossen, erstochen und sogar aufgespießt, dass man sich durchaus fragen muss, wie manche Einstellungen, die in Stirb langsam 2 [1990] ursprünglich einem Publikum ab 18 Jahren vorbehalten waren, nun ab 12 Jahren freigegeben sein können. Denn auch wenn Dan seit beinahe zwei Jahrzehnten das häusliche Leben eines Familienvaters lebt, der nicht verreist und – wenigstens nicht, dass es gezeigt würde – keinen sportlichen Aktivitäten nachgeht, er ist selbstverständlich immer noch geübter und tödlicher als seine Angreifer. Die haben bis auf zwei keine Namen, suchen ihn anfangs einzeln und beim Finale in Horden heim. Die Ideen der Spannungsmomente konzentrieren sich dabei auf Faustkämpfe in der Öffentlichkeit oder einem Labor, auf Schießereien in der Öffentlichkeit oder einem für den Abriss vorgesehenen Casino sowie einer Verfolgungsjagd, bei der sich Dan gegen Angreifer auf Motorrädern wehren muss, während seine Familie im Minivan neben bzw. hinter ihm schlummert.

Letztere ist die vielleicht am gelungensten umgesetzte Sequenz, auch wenn hier zahlreiche Stunts der Schere zum Opfer fallen, denn handwerklich beweist Filmemacher Simon Cellan Jones, der bisher überwiegend Serien und TV-Filme inszenierte, deutlich mehr Gespür bei der Chemie seiner Figuren, als sie packend in Szene zu setzen. Selbst bei den Faustkämpfen ist kaum eine Bewegung am Stück zu sehen, ständige Perspektivenwechsel sollen für Tempo sorgen, anstatt das Publikum für den Helden mitfiebern zu lassen. Man mag sicher keine Stuntchoreografie wie in John Wick: Kapitel 4 [2023] erwarten, aber sowohl beim Kampf im Labor als auch dem Finale im Casino fehlen hier immer wieder Übergänge zwischen den Schnitten, so dass es stellenweise den Eindruck erweckt, als wären die Sequenzen für eine Filmvorschau zusammengefasst worden. Hinzu kommt eine Story, die den Figuren nur das Mindestmaß an Hintergrund verleiht und sich keine Mühe gibt, die vielen Klischees zu umgehen. Strebt Tochter Nina an ein College, um ihrer vermeintlich großen Liebe zu folgen, der vom Rest der Familie als unsympathisch abgelehnt wird, und überrascht sie ihren Freund dann auf dem Campus, wobei wird sie ihn wohl erwischen? Oder schüttet Jessica ihr Herz über das eingefahrene Familienleben einer neuen Bekanntschaft aus, für wen wird diese dann wohl arbeiten? Die vermeintlichen großen Überraschungen sind allesamt lange absehbar und es überrascht allenfalls, dass das Drehbuch aus bestimmten Informationen nicht einmal bemüht ist, irgendetwas zu machen. Weshalb darf sich Jessica offenbaren, dass sie sich nicht sicher ist, ob die Geburt von Max ihre Zukunftsvorstellungen kaputtgemacht hat, wenn dies später zu keinem Konflikt mit Dan führt, der aufgelöst werden könnte? Stattdessen stellen sich sämtliche Schurken in der Geschichte selbstbewusst vor die Helden und verkünden, was sie als nächstes tun werden, nur damit ihre Pläne anschließend durchkreuzt werden können.

Was The Family Plan in der Beziehung so frustrierend macht, ist die Tatsache, dass der figurenbezogene Aspekt der Story durchaus gelungen ist. Michelle Monaghan übernimmt durch ein tolles komödiantisches Feingefühl ihre Szenen mühelos und beweist mit Mark Wahlberg eine Chemie, die ihre gemeinsamen Momente merklich trägt. Dass ausgerechnet sie beim Finale durch einige abstruse Ideen für Kopfschütteln sorgt, ist bedauerlich. Auch die restliche Familie passt gut zusammen und man wünscht ihnen, dass sie die Bedrohung gegen ihre Gemeinschaft gemeinsam abwehren müssen. Doch diese Facette greift das Drehbuch leider nicht vollends auf. Was bleibt ist eine nie langweilige, teilweise überaus amüsante Actionkomödie, die aus der Action zu wenig zu machen versteht und hinsichtlich der Komödie viele bekannte Gags aufwärmt. Im Streamingzeitalter mag das als ausreichende Unterhaltung zählen, aber den Preis einer Kinoeintrittskarte wäre es kaum wert.


Fazit:
Auf den ersten Blick hat es durchaus den Anschein, als wollte die Drehbuchvorlage alle Mitglieder der Familie einbinden, um die unerwartet persönliche Bedrohung, die sich ihnen in den Weg stellt, zu besiegen. Mit Zehnkämpferin Jessica und Sohn Kyle, der als Spieler in der Shooter-Szene Erfolge feiert, gäbe es auch Talente, die man nutzen könnte. Doch wie sie herangezogen werden, ist so plakativ, wie es kaum überzeugen kann. Regisseur Simon Cellan Jones gelingt es darüber hinaus nicht, die nicht wenigen Actionmomente mitreißend oder wenigstens handwerklich eindrucksvoll in Szene zu setzen. Unübersichtlich geschnitten, ist kaum ein Stunt am Stück zu sehen und wie viele (oder wenige) Einstellungen Mark Wahlberg selbst bestritten hat, vermag man nicht zu sagen, so selten sieht man sein Gesicht. Hinsichtlich der Idee so altbekannt wie in Bezug auf die Umsetzung uninspiriert, ist The Family Plan auch angesichts der namhaften Besetzung eine verpasste Chance, die in einigen und zu wenigen Momenten durchblitzen lässt, was sie hätte sein können. Beim Ansehen ärgert man sich nicht und der Film eignet sich als belanglose Abendunterhaltung. Doch scheint das nicht der Anspruch gewesen zu sein und wäre in Anbetracht der Möglichkeiten ohnehin zu wenig. Schade.