Joy Ride - The Trip [2023]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. August 2023
Genre: Komödie

Originaltitel: Joy Ride
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Adele Lim
Musik: Nathan Matthew David
Besetzung: Ashley Park, Sherry Cola, Stephanie Hsu, Sabrina Wu, Ronny Chieng, Meredith Hagner, David Denman, Annie Mumolo, Timothy Simons, Daniel Dae Kim, Desmond Chiam, Lennon Yee, Isla Rose Hall, Chloe Pun


Kurzinhalt:

Seit Kindertagen sind Audrey (Ashley Park) und Lolo (Sherry Cola) eng befreundet. Als die einzigen beiden Kinder asiatischer Abstammung in einer eingeschworenen Siedlung wurden sie immer schon ausgegrenzt. Lolo drückt diese Erfahrungen durch ihre provokanten Kunstwerke aus, Audrey hingegen hatte stets das Gefühl, sie müsse die Beste sein, um dazu zu gehören. So hat sie alle möglichen Preise für ihre Leistungen erhalten und ist inzwischen eine erfolgreiche Anwältin. Ihr Boss Frank (Timothy Simons) verspricht ihr eine Partnerschaft in der Kanzlei, wenn sie in China den Geschäftsmann Chao (Ronny Chieng) als Klienten gewinnt. Aber da Audrey kein Mandarin spricht, was sie ihren Kollegen nie eingestehen würde, nimmt sie Lolo auf die Reise mit, die wiederum ihre K-pop-vernarrte Cousine Deadeye (Sabrina Wu) eingeladen hat. In Peking angekommen, suchen sie Audreys College-Freundin Kat (Stephanie Hsu) auf, inzwischen eine erfolgreiche Schauspielerin. Aber um Chaos Unterschrift zu erhalten, müssen die vier Frauen einen Road Trip unternehmen, der Audrey zwar dichter an ihre Wurzeln heranführt, sie alle aber von einer Katastrophe in die nächste wirft …


Kritik:
Ob Adele Lims Joy Ride - The Trip hält, was der Titel verspricht, hängt maßgeblich davon ab, auf welche Art Humor das Publikum eingestellt ist. Was sich inhaltlich nach einer Reise der Selbstentdeckung sowie der eigenen Herkunft, anhört, ist verpackt in eine Komödie, die durch ihre Vulgarität schockieren will. Das auf eine so erzwungene Art und Weise, dass die sehr realen Selbstzweifel und Konflikte der Figuren hinter Karikaturen versteckt werden, für die man sich öfter schämen möchte, als mit ihnen lachen.

So jedenfalls erging es diesem Kritiker, als die schiere Anzahl und Ausprägung der Obszönitäten im Verlauf der Geschichte immer weiter zunahmen. Die beginnt im Grunde recht harmlos mit einem Rückblick, als die von US-Amerikanern adoptierte und von asiatischen Eltern abstammende Audrey als junges Mädchen auf Lolo trifft, die mit ihren chinesischen Eltern in eine amerikanische Kleinstadt gezogen ist. Zeit ihres Lebens waren sie Außenseiter, gehörten allein schon auf Grund ihres Aussehens nicht „dazu“. Bei Lolo sorgte dies dafür, dass sie sich als Künstlerin versucht, mit bewusst herausfordernden und provokanten Werken. Audrey hingegen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Beste zu sein, in jeder Disziplin. Als Anwältin ist sie gefeiert und immens erfolgreich. Sollte sie ein Geschäft mit dem möglichen Klienten Chao in Peking abschließen, wie ihr Boss ihr aufträgt, winkt ihr eine Partnerschaft in der Kanzlei. Aber da Audrey kein Mandarin spricht und seit sie sich erinnern kann nie in China war, begleitet sie Lolo als Übersetzerin. Ebenfalls mit von der Partie ist Lolos verschroben auftretende Cousine Deadeye. Vor Ort treffen sie Audreys Zimmergenossin im College, die erfolgreiche Schauspielerin Kat. Sie alle begleiten Audrey zu dem Geschäftstermin, bei dem ihr Chao mitteilt, dass der Deal am Freitag bei einer Familienfeier beschlossen wird, sie jedoch ihre leibliche Mutter zu der Feier mitbringen soll.

So machen sich die vier unterschiedlichen jungen Frauen auf, Audreys Mutter zu finden und reisen dabei durch China. Das könnte ein unterhaltsamer wie lehrreicher Road Trip für Audrey sein, die Zeit ihres Lebens stets um Akzeptanz bemüht war und ihre Wurzeln weitgehend ausgeblendet hat. Nun wird sie damit konfrontiert und lernt mehr über sich, als sie sich anfangs eingestehen würde. Doch läuft die Entdeckungsreise schnell aus dem Ruder, als sich Audrey, Lolo, Kat und Deadeye in einem Zugabteil mit einem Drogenkurier wiederfinden und um einer Kontrolle der Polizei zu entgehen die Drogen schnupfen, schlucken oder auf sonstige Art in Körperöffnungen verstecken. Wem das zu derb und schrill ist, ist bei Joy Ride - The Trip nicht gut aufgehoben, denn der Humor bewegt sich bereits zuvor und auch danach durchweg auf dieser Rektalebene. Sei es beim zweckentfremdenden Einsatz einer Massagepistole oder Großaufnahmen tätowierter Geschlechtsteile. Erbrochenes darf selbstverständlich nicht fehlen, ebenso wie die Tatsache, dass der verbale Humor ausschließlich darauf beruht, dass die vier Frauen unablässig über Sex reden, das Verhalten anderer mit sexuellen Sprüchen kommentieren oder sexuell einschlägige Schimpfwörter benutzen. Das provoziert bewusst und ist insoweit nicht weniger oder mehr, als man in überwiegend mit männlichen Figuren besetzten Komödien jener Art ebenfalls sieht. Aber wie bei denen, ist es hier auch vor allem unvorstellbar platt und erzwungen. Von der Eintönigkeit des durchweg absehbaren Humors ganz zu schweigen.

Dabei hätte dies Joy Ride - The Trip derart exzessiv gar nicht nötig, da die Geschichte selbst durchaus Potential bietet und die Besetzung dem mehr als gewachsen ist. Das kann man insbesondere im letzten Drittel beobachten, nachdem sich Audrey – wenig überraschend in Anbetracht der vorhersehbaren Erzählstruktur – mit ihren Freundinnen überwirft. In diesen ernsten und emotionalen Momenten schimmert auch durch, was Filmemacherin Lim in ihrem Regiedebüt zumindest im Kern erzählen wollte. Doch diese Aussagen werden überlagert von einem regelrechten Feuerwerk des obszönen Humors, das des Schockwertes wegen unterhalten will. Ob das gelungen ist, hängt letztlich von jedem selbst ab.


Fazit:
Schon zu Beginn, wenn Audrey in der eigenen Kanzlei Alltagsrassismus begegnet, getarnt hinter politischer Korrektheit, erinnert die Art und Weise, wie dieser dargestellt wird, an die Subtilität eines Bierzelthumors dreißig Minuten, bevor die letzte Bestellung angenommen wird. Auch in China sieht sich Audrey mit Rassismus konfrontiert, doch wird dieser nur kurz aufgedeckt. In diesen leisen Momenten zeigt Adele Lim, welchen Ton ihre Geschichte hätte treffen können mit einer Hauptfigur auf der Suche nach ihren Wurzeln und dem Platz in der Gesellschaft gleichermaßen. Diese Aussagen sind durchaus positiv und insofern ist die Komödie gut gemeint. Doch der zotige Rektalhumor, die Verharmlosung von Drogenkonsum und der ständige Bezug eines jeden Gags auf Sex, bis hin zu Fremdschamaugenblicken, machen Joy Ride - The Trip so absehbar wie bewusst abstoßend obszön. Da scheint auch die FSK-Freigabe schlicht zu niedrig. Vor allem wirkt alles derart aufgesetzt und erzwungen, dass die meisten Gags ohne Schmunzeln verhallen und die Geschichte nie mitnimmt. Humor ist unbestritten subjektiv, doch hierfür in Stimmung zu kommen, wird einem breiten Publikum ohne externe Nachhilfe vermutlich schwerfallen.