Freelance [2023]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 2. Oktober 2023
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: Freelance
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Pierre Morel
Musik: Elliot Leung, Geoff Zanelli
Besetzung: John Cena, Alison Brie, Juan Pablo Raba, Alice Eve, Marton Csokas, Christian Slater, Molly McCann, Sebastian Eslava, Julianne Arrieta, Daniel Toro, Roberto Cano


Kurzinhalt:

Nachdem seine Karriere als Elitesoldat bei den U.S. Special Forces ein jähes Ende fand, ist Mason Pettits (John Cena) notgedrungen als Familienvater und Anwalt sesshaft geworden. Doch während seine Tochter Casey (Molly McCann) zu ihm aufblickt, steckt seine Ehe in einer tiefen Krise. Als sein ehemaliger Vorgesetzter Sebastian Earl (Christian Slater) an ihn herantritt, der bei seiner privaten Sicherheitsfirma für einen gut bezahlten Auftrag einen Personenschützer benötigt, willigt Mason ein. Er soll die Journalistin Claire Wellington (Alison Brie) in das abgeschirmte Land Paldonia begleiten, wo der Autokrat Juan Arturo Venegas (Juan Pablo Raba) mit Gewalt und Schrecken regiert. So zumindest das Bild nach außen. Claire hat ein Exklusivinterview bekommen, doch als sie sich im Präsidentenkorso auf dem Weg zum Landsitz des Machthabers befinden, wird die Kolonne angegriffen. Ein gewaltsamer Putsch ist im Gang und während Claire die Chance auf die Story ihres Lebens wittert, ist Mason darum bemüht, sie beide am Leben zu halten. Dabei folgt ihnen Venegas auf Schritt und Tritt und scheint weit weniger beunruhigt von der Situation, als Mason Recht ist …


Kritik:
In gewisser Hinsicht fühlt sich Pierre Morels Freelance an wie ein Film aus einer vergangenen Zeit. Trotz eines teilweise aktuellen politischen Kontexts, ist die Geschichte mit einer geradezu naiven Leichtfüßigkeit erzählt und ganz offenbar scheuen die Verantwortlichen nicht vor einer Komödie für Erwachsene zurück, ohne dabei großteils auf Anzüglichkeiten zu setzen. Doch so erfrischend und nostalgisch die Idee, so durchwachsen ist bedauerlicherweise deren tatsächliche Umsetzung.

In der aus dem Off von Hauptfigur Mason Pettits erzählten Rahmenhandlung holt dieser sehr weit aus. Als Kind schon wollte Mason stets anderen helfen und wurde deshalb später Anwalt. Da ihn der Beruf nicht ausfüllte, wechselte er zur Eliteeinheit der U.S. Special Forces, aus der er nach einer Verwundung im Einsatz ausscheiden musste. Im nachfolgenden Familienleben mit seiner kleinen Tochter und zurück im Anwaltsberuf, fühlt er sich wie ein Versager. So willigt er ein, als sein ehemaliger Vorgesetzter beim Militär, Sebastian Earl, an ihn herantritt. Der hat seine private Sicherheitsfirma CDI zu einem erfolgreichen Unternehmen ausgebaut und bittet Mason, einen Auftrag als Personenschützer für eine in Ungnade gefallene Journalistin Claire Wellington zu übernehmen. Die hat ein Exklusivinterview mit dem autokratischen Präsidenten des südamerikanischen Landes Paldonia bekommen, wo Mason seinerzeit verwundet wurde. Präsident Juan Arturo Venegas sollte damals ausgeschaltet werden, war aber den Special Forces offenbar zuvor gekommen. In Paldonia angekommen, wird der Präsidentenkorso von Putschisten angegriffen. Offenbar plant Venegas’ Neffe eine gewaltsame Machtübernahme, wobei die wahren Strippenzieher woanders sitzen.

Die Situation von Mason und Claire, abgeschnitten im ländlichen Paldonia, ohne zu wissen, wem sie trauen können und wem nicht, könnte bedrohlicher kaum sein, wobei Präsident Venegas den Angriff überlebt hat und ihnen auf Schritt und Tritt folgt. Doch diese Ausgangslage nutzt Freelance nicht für sich. Mehr noch, das Drehbuch will sie gar nicht für sich nutzen. Zu keinem Moment, nicht einmal, wenn Mason und Claire von einem schwerbewaffneten Helikopter gejagt werden, kommt das Gefühl auf, als könnte ihnen tatsächlich etwas geschehen. Das aber nicht, weil Mason als unverwüstlicher Bodyguard präsentiert würde. Vielmehr zeigt John Cena ihn als einen ehemaligen Elitesoldaten, dem jeder Schlag zusetzt, der bei jedem Sturz auf seine Verletzung schwächer zu werden scheint. Die fehlende Bedrohung rührt vielmehr daher, dass einerseits die Musik stets unbeschwert klingt und die Charaktere auch dann noch Zeit für einen lockeren Spruch erübrigen können, wenn sie im Fadenkreuz stehen. Manchmal geben sie diese Kommentare auch nur für sich – und das Publikum – zum besten. Da stören dann Ungereimtheiten wie die Tatsache, dass das Fahrzeug des Präsidenten nicht einmal gepanzert ist, die Logik auch nicht mehr.

Sieht man Mason, Claire und Venegas durch den Dschungel flüchten, erinnert das hinsichtlich der Stimmung an Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten [1984], mit dem Unterschied, dass sich Michael Douglas und Kathleen Turner ihrer Sache nicht sicher waren, wohingegen Mason und Claire kaum besorgt erscheinen. Ganz abgesehen davon, dass sie keine Chemie entwickeln, in der die Wortgefechte zünden würden. Trotz der bekannten Beteiligten wirkt Freelance durchweg hölzern, was insofern umso bedauerlicher ist, als die Geschichte zwar viele Klischees bedient, aber die tatsächlichen Zusammenhänge der Story, so absehbar sie auf den ersten Blick wirken mögen, durchaus einfallsreich sind. Dagegen klingen die satirischen Kommentare auf das politische Weltgeschehen merklich zu zahm. Auch wenn Pierre Morels Actionkomödie nie ernst zu nehmen ist, im Vergleich zu ähnlich leichtfüßigen Filmen wie Welcome to the Jungle [2003] fehlt es ihr an Tempo und Humor gleichermaßen. Dass die Stunts hingegen überwiegend handgemacht sind, ist anerkennenswert.

Erwartet man bei Freelance nicht mehr, als harmlose Unterhaltung, kann man diese durchaus finden. Für eine Komödie ist das weder spritzig noch einfallsreich genug, als Actionfilm hingegen nur selten ausreichend zündend, um mitzureißen. Trotz einer dahinplätschernden Geschichte und kaum definierten Figuren, gibt es hier viel Potential, das ungenutzt bleibt. Für ein gewisses Publikum eignet sich das dennoch, oder gerade deshalb. Man sollte die Erwartungen jedoch entsprechend anpassen.


Fazit:
Mit so platten wie absehbaren Dialogen bedient das Drehbuch von Pierre Morels actionreicher Komödie viele Klischees, die sich auch in der Ausgangslage und dem Porträt des Autokraten Venegas wiederfinden. Doch gelingt es der Vorlage hier, zahlreiche unerwartete Akzente im letzten Drittel zu setzen. Schade ist, dass die Figuren keine Chemie miteinander entwickeln oder ihr Überlebenskampf in irgendeiner Art und Weise mitnehmen würde. Zu unbeteiligt und auf passende Kommentare bedacht sind sie in jeder Situation. Auf Grund der gezeigten Gewalt eignet sich das eher für ein älteres Publikum, was nicht negativ gemeint ist. Spürbar leichtfüßig erzählt und nie ernst gemeint, wirkt Freelance zu keiner Zeit so gelungen, wie gewollt, dabei aber auch nicht bösartig. Bei Szenen, die während des Abspanns eingespielt werden, hat die Besetzung sichtlich Spaß. Schade, dass sich das nicht aufs Publikum überträgt.