Five Nights at Freddy’s [2023]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 25. Oktober 2023
Genre: Horror / Unterhaltung

Originaltitel: Five Nights at Freddy’s
Laufzeit: 110 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Emma Tammi
Musik: The Newton Brothers
Besetzung: Josh Hutcherson, Piper Rubio, Elizabeth Lail, Matthew Lillard, Mary Stuart Masterson, Kat Conner Sterling, Lucas Grant as Garrett, Kevin Foster (Stimme), Jade Kindar-Martin (Stimme), Jessica Weiss (Stimme), Roger Joseph Manning Jr. (Stimme)


Kurzinhalt:

Nachdem er wieder einen Job als Wachmann verliert, steht Mike Schmidt (Josh Hutcherson) vor einem Dilemma. Sollte er nicht schnell wieder Arbeit finden, könnte er das Sorgerecht für seine jüngere Schwester Abby (Piper Rubio) an seine Tante Jane (Mary Stuart Masterson) verlieren. Doch der Job, den sein Arbeitsvermittler Steve Raglan (Matthew Lillard) Mike anbietet, hätte zur Folge, dass er nachts nie zuhause wäre. Notgedrungen geht er darauf ein und soll als Wachmann sicherstellen, dass niemand in die seit Jahrzehnten geschlossene Pizzeria „Freddy Fazbear’s Pizza“ einbricht. Dort verschwanden einst mehrere Kinder und bis auf die überlebensgroßen Animatronikpuppen, die das Aushängeschild des Restaurants waren, ist das Gebäude verlassen. Doch dann stellt Mike fest, dass sein wiederkehrender Traum im Freddy’s nicht nur intensiver ist, sondern sich auch verändert. Als die Polizistin Vanessa (Elizabeth Lail) Mike erläutert, was es mit dem Restaurant auf sich hat, beginnen die Ereignisse, sich zu überschlagen und Abby schwebt in Lebensgefahr …


Kritik:
Neun Jahre, nachdem das erste Videospiel des langlebigen Horror-Franchise Spielerinnen und Spieler auf der ganzen Welt erschreckt hat, bringt Filmemacherin Emma Tammi mit Five Nights at Freddy’s die Geschichte einer Gruppe mordender Riesenanimatronikpuppen einer stillgelegten Pizzeria auf die große Leinwand. Das Ergebnis bleibt der Vorlage erstaunlich treu und präsentiert vornehmlich Erschreckeffekte, die Fans des Genres jedoch lange kommen sehen. Dem Unterhaltungswert schadet das wenig, auch dank einer überraschenden Tiefe der Story.

In deren Zentrum steht Mike Schmidt, der als Wachmann gerade wieder gefeuert wurde. Da er droht, das Sorgerecht für seine minderjährige Schwester Abby an seine Tante zu verlieren, nimmt er notgedrungen das Jobangebot seines Arbeitsvermittlers Raglan an. Der Job ist schlecht bezahlt und auf unbeliebte Nachtschichten begrenzt. Mike soll in der seit Jahrzehnten geschlossenen Pizzeria „Freddy Fazbear’s Pizza“ dafür sorgen, dass nachts niemand einbricht. Der Ort ist heruntergekommen und menschenleer, doch versprühen die riesigen Animatronikpuppen, die einst vor allem für Kinder das Aushängeschild des Restaurants waren und mit den Gästen eigenständig interagieren konnten, ein beunruhigendes Flair. Das wird dadurch verstärkt, dass Mike seit jeher nicht gut schläft und seine Träume im Freddy’s noch intensiver sind. Dabei versucht er, in seinen Träumen eine Antwort auf eine Frage zu finden, die ihn seit seiner Kindheit quält.

Dieser Storyaspekt, so absehbar er auch ist, ist dabei das Herzstück der Geschichte und verleiht Five Nights at Freddy’s auch dank der guten Darbietung von Josh Hutcherson als Mike mehr emotionales Gewicht, als man vermuten würde. Er ist getrieben von Schuldgefühlen, die ihn nie loslassen. Anstatt mit Medikamenten dafür zu sorgen, dass er die Vergangenheit vergisst, versucht er, sich genauer an sie zu erinnern und durchleidet damit sein Trauma Nacht für Nacht erneut. Dass beide Erzählstränge mit Mikes jüngerer Schwester Abby verbunden sind, die früher oder später in Gefahr schwebt, ist keine wirkliche Überraschung, zumal bereits in der Filmvorschau vorweggenommen wird, was es mit den bedrohlich wirkenden Puppen auf sich hat. Doch die absurde Idee verzeiht man lange Zeit gerne, wäre es nicht um das tatsächliche Finale, dessen inhaltliche Erläuterungen keinen großen Sinn ergeben. Auch, dass mit der Polizistin Vanessa eine weitere Figur eingestreut wird, die doch erstaunlich wenig zu tun bekommt, ist unverständlich. Lange Zeit hat es den Anschein, als wäre das Drehbuch um eine Hintergrundgeschichte über Verlust, Trauer und Schuld bemüht, um letztlich doch wieder auf eine Reihe von Klischees des Horrorgenres zurückzufallen.

Sieht man über diese inhaltliche Sprunghaftigkeit hinweg, erweist sich Five Nights at Freddy’s als erstaunlich solide umgesetzter Genrefilm, der trotz einiger Andeutungen bei weitem weniger brutal ist, als viele andere Geschichten derzeit. Dafür setzt Regisseurin Emma Tammi merklich mehr auf eine unheimliche und bedrohliche Atmosphäre. Erkundet Mike mit einer Taschenlampe das schummrig beleuchtete Restaurant oder huschen auf den Überwachungsmonitoren die schemenhaften Gestalten der Animatronikpuppen Freddy, Chica, Bonnie oder Foxy umher, dann ist das durchaus stimmungsvoll, selbst wenn die laut eingestreuten Geräusche absehbar für die Schreckmomente sorgen. Anstatt, wie viele andere Produktionen neuerdings, auf zu dunkle Bilder zu setzen, nutzt die Filmemacherin die Schatten, um die eigentlichen Stars des Films ansprechend in Szene zu setzen. Die können ebenso überzeugen wie die Ausstattung insgesamt.

So ist Five Nights at Freddy’s ein erstaunlich routinierter, wenn auch in keiner Weise überraschender Horrorfilm, der nicht nur aus der Prämisse genügend zu machen versteht, sondern einige unerwartet amüsante Momente bereithält. Ganz abgesehen von der überaus ernsten und taktvoll dargebrachten Erzählebene um Mikes Kindheitstrauma. Wichtig ist das freilich nicht, aber als der Jahreszeit angemessene, leichtfüßige Unterhaltung eignet es sich allemal.


Fazit:
Bekommt Mike zu seinem neuen Job gesagt, dass er darin besteht, auf Monitore zu schauen und Menschen aus der stillgelegten Pizzeria zu halten, fasst das die Videospielvorlage recht gut zusammen. Fans derselben werden zahlreiche Anspielungen entdecken können, selbst wenn die kaum den Reiz der Verfilmung ausmachen. Die Adaption konzentriert sich auf eine unheimliche Atmosphäre, gespickt mit Schreckmomenten, wenn laute Geräusche oder Musik eingespielt werden. Die Stimmung gelingt überwiegend gut, letzteres folgt vielen Klischees. Wäre es nicht um die wenig überzeugende Auflösung, die doch keinen Abschluss in irgendeiner Form bietet, wäre der Handlungsstrang um Mikes Kindheitstrauma an sich interessant genug, daraus diese Geschichte zu erzählen. Dass die meisten Elemente bereits früh oder aber im Vorfeld verraten werden, ist jedoch bedauerlich. Es nimmt Emma Tammis Verfilmung ein wenig den Reiz, obwohl Five Nights at Freddy’s als was es sein will, überraschend gelungen, gut ausgestattet und handwerklich tadellos in Szene gesetzt ist. Erwartet man harmlose Horrorunterhaltung, die sich glücklicherweise nicht allzu ernst nimmt, kann man sich davon, wenn auch länger, als notwendig, leichtfüßig mühelos mitnehmen lassen.