Die Glücksritter [1983]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 25. Dezember 2023
Genre: Komödie

Originaltitel: Trading Places
Laufzeit: 116 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1983
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: John Landis
Musik: Elmer Bernstein
Besetzung: Dan Aykroyd, Eddie Murphy, Jamie Lee Curtis, Ralph Bellamy, Don Ameche, Denholm Elliott, Kristin Holby, Paul Gleason


Kurzinhalt:

Die Zukunft könnte für Louis Winthorpe III (Dan Aykroyd) kaum rosiger aussehen. Durch seine Position in der Maklerfirma der Brüder Mortimer (Don Ameche) und Randolph (Ralph Bellamy) Duke ist er so reich, dass sein Diener Coleman (Denholm Elliott) ihm jeden Wunsch von den Lippen abliest, und in Kürze will er seine Verlobte Penelope (Kristin Holby) heiraten, gleichzeitig die Großnichte der Duke-Brüder. Doch dann beschließen die Brüder, ein Experiment zu veranstalten, um der Frage auf den Grund zu gehen, ob die Gene und die Herkunft für den beruflichen Erfolg verantwortlich sind, oder ob ein jeder Louis’ gefestigte und angesehene Position einnehmen könnte. Hierfür geben sie dem mittellosen und auf der Straße lebenden Billy Ray Valentine (Eddie Murphy) Louis’ Haus, Reichtum und Stellung in der Firma. Im Gegenzug wollen sie ergründen, ob auch Louis in ein Leben voller Verbrechen abrutschen kann, wenn er nur tief genug fällt. Mit Hilfe des Sicherheitsexperten Clarence Beeks (Paul Gleason) wird Louis wegen Drogenbesitz festgenommen und auch seine Verlobte trennt sich von ihm. Von einem Moment auf den anderen um alles beraubt, hält einzig die Prostituierte Ophelia (Jamie Lee Curtis) zu Louis, ahnt sie doch, dass an der unglaublichen Geschichte des bis kürzlich wohlhabenden Louis etwas dran sein muss. Der schwört Rache an Billy Ray, nicht ahnend, dass beide gegeneinander ausgespielt werden …


Kritik:
John Landis’ Die Glücksritter ist eine der beliebtesten US-Komödien der 1980er-Jahre und zählt zu den Klassikern mit einem festen Platz im Festtagsfilmprogramm. Doch es ist auch ein Film seiner Zeit, was man nicht nur an den Punkten erkennt, die bereits kurz nach Veröffentlichung nicht gut gealtert waren und es seither umso weniger sind. So einfach und greifbar die inhaltlichen Schwerpunkte der Erzählung, sie nähern sich doch nicht dem Thema im Kern der Geschichte. Den Unterhaltungswert schmälert das aber nicht.

Seit Gründung ihrer Maklerfirma sind die Brüder Mortimer und Randolph Duke am Güterhandelsmarktplatz vertreten. Ihr Reichtum ist unermesslich und vermehrt sich stetig. Auch dank Angestellten wie dem wohlhabenden Louis Winthorpe III, der – ohne auch nur einen Finger zu rühren oder von seinem Schreibtisch aufzustehen – den beiden Herren an einem Tag einen Gewinn von über 300.000 Dollar beschert, indem er mit Waren aus dem Landwirtschaftssektor handelt. Da sie sich um Geld nicht sorgen müssen, beschäftigen sich Mortimer und Randolph häufig mit philosophischen Fragen und als sie beobachten, wie sich Louis gegen einen vermeintlichen Angriff des mittellosen Afroamerikaners Billy Ray Valentine vor ihrem Clubhaus wehrt, ersinnen sie ein Experiment. Darin soll überprüft werden, ob Billy Ray auf Grund seiner Gene und seiner Herkunft kriminell geworden ist, oder ob er die Firma ebenso gut leiten und ihnen Profit machen könnte, wie Louis. Im Gegenzug wollen sie ergründen, ob auch aus dem gebildeten und wohlbehütet aufgewachsenen Louis ein Krimineller werden kann, wenn denn die Umstände es begünstigen. Sie arrangieren, dass Billy Ray Louis’ Platz einnimmt, während Louis selbst im Gefängnis landet und urplötzlich ohne Vermögen auf sich gestellt ist. Nicht nur das, auch seine Verlobte Penelope trennt sich von ihm, glaubt sie doch, dass Louis der Prostituierten Ophelia Drogen verkauft hatte.

So menschenverachtend die Fragen der Duke-Brüder klingen mögen, sie wurden vor 40 Jahren unbestritten häufiger gestellt, als heute. Entscheiden die Gene über Erfolg im Leben, oder doch das sozioökonomische Umfeld der betreffenden Person? Und wie würde jemand reagieren, der zuvor alles hatte, was er sich nur erträumen konnte, wenn ihm dies genommen wird, während jemand anderes von einem Tag auf den anderen mit unermesslichen Besitztümern konfrontiert wird? Die Glücksritter bettet diese Fragestellungen in eine Screwball-Komödie ein, die zwar nur selten das Tempo von Klassikern wie Is’ was, Doc? [1972] aufgreift, dafür jedoch mit einem wahren Feuerwerk an Gesellschaftskritik aufwartet. Zahlreiche Dialoge und Verhaltensweisen, selbst von namenlosen Nebenfiguren wie dem von James Belushi gespielten Partygast am Ende, sind frauenfeindlicher oder rassistischer Natur. In begrenztem Umfang mag das angemessen sein, um die Verachtung der Dukes für ihre Untergebenen und ihre persönliche Überhöhung aus ihrer privilegierten Position heraus zu unterstreichen, Ideen wie ein Auftritt von Louis mit Blackface-Maske waren aber selbst damals unpassend.

Dabei ist ebenso interessant, welche Erkenntnisse Die Glücksritter seine Figuren gewinnen lässt, wie welche Aussagen nicht getroffen werden. So definieren alle Personen der Geschichte ihr Glück und ihren Erfolg über ihr Vermögen. Sei es Billy Ray, der anfangs kein Geld besitzt, oder Louis, der dadurch ins Unglück gestürzt wird, dass ihm sein Vermögen genommen wird. Selbst Ophelia, die ihr Erspartes auf die hohe Kante legt, um dieses Leben alsbald hinter sich zu lassen, sieht einzig Geld als Teil ihres persönlichen Glücks. Wollen die ungleichen und eher unfreiwillig verbündeten Helden die Dukes besiegen, geht das nur, indem sie sie arm machen. Das eigentliche System des Kapitalismus, die Ungerechtigkeit der Ungleichheit der Bildungs- und Entwicklungschancen, wird weder kommentiert noch überhaupt in den Blick genommen. Insoweit ist es durchaus passend, dass auf dem Schreibtisch der Duke-Brüder ein Bild des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan steht, dessen Politik im Abbau sozialer Leistungen und der Absenkung von Steuern für Unternehmen und Wohlhabende bestand. Die Anhäufung von Vermögen wurde damals als erstrebenswert propagiert, ein Aspekt, den Filmemacher John Landis vollends aufgreift.

Das klingt weitaus negativer, als es gemeint ist, denn als die Komödie, die Die Glücksritter sich anschickt zu sein und im Kontext der Zeit, in der der Film entstanden ist, ist er nicht nur überaus gelungen, sondern ein wahrer Klassiker. Zu sehen, wie der vorig mittellose Billy Ray kurz, nachdem er zu Reichtum und Besitz gekommen ist, diesen zu verteidigen beginnt, die Gäste einer von ihm einberufenen Party hinausjagt, da sie einerseits sein Eigentum beschädigen und andererseits nur seines Reichtums wegen seine Nähe suchen, ist durchaus entlarvend. Sowohl für die Oberflächlichkeit der Menschen im Allgemeinen, wie auch bezogen darauf, wie schnell sich eine Verlustangst einstellen kann. Gleichzeitig schildert das Drehbuch an Louis, in welche Tiefen er fällt, wird ihm seine Existenzgrundlage genommen. Ist er zu Beginn keine Sympathiefigur, ebenso wenig wie Gauner Billy Ray, wünscht man ihnen beiden doch, dass es ihnen gelingt, sich gegen die Duke-Brüder durchzusetzen, zu deren Spielball sie geworden sind.

Für Dan Aykroyd ist es eine der besten Rollen seiner Karriere, während Eddie Murphy in seiner erst zweiten Leinwandrolle bereits die Art Humor zum Leben erweckt, die ihn ebenso weltberühmt wie erfolgreich machen wird. Jamie Lee Curtis beweist ein tolles, komödiantisches Gespür, während Ralph Bellamy und Don Ameche als Randolph bzw. Mortimer Duke die Besetzung neben Denholm Elliott abrunden, dessen Blicke mehr verraten, als seine wenigen Dialoge. Die vielen Gastauftritte sind für Fans ein wahres Fest. Sie machen Die Glücksritter zu einer so amüsant leichtfüßigen wie stellenweise bissigen Komödie, deren gesellschaftskritische Kommentare durchaus treffen. Doch das heißt nicht, dass sämtliche Momente uneingeschränkt gelungen sind und dass die Helden der Geschichte das System nicht hinterfragen, sondern es lediglich zu ihrem Vorteil nutzen, ist nicht zu übersehen.


Fazit:
Nicht nur dank Eddie Murphy in einer Rolle, die ihm auf den Leib geschrieben scheint, entwickelt die gesellschaftskritische Komödie um die Themen Arm und Reich einen geradezu ansteckenden Charme. In der Rolle des hochnäsigen Schnösels, der sich an Stelle derjenigen wiederfindet, auf die er zuvor mit Vorurteilen herabgeblickt hat, zeigt Dan Aykroyd eine fantastische Darbietung. Sie beide tragen eine Geschichte, die nicht erst aus heutiger Sicht mit einigen Facetten und Dialogen versehen ist, die man so nicht mehr auf die Leinwand bringen würde. Nicht, weil sie politisch inkorrekt, sondern schlicht unangemessen sind. Hierzu zählt auch der gesamte Abschnitt mit einem wenig überzeugenden Affen-Kostüm beim Finale und was hierbei impliziert wird. Insoweit muss man Die Glücksritter als Kind seiner Zeit sehen und unter dem Aspekt ist John Landis’ Komödie weniger gut gealtert als andere. Nichtsdestoweniger behalten die zentralen Aussagen weiterhin ihre Gültigkeit und sind so eingängig und unterhaltsam dargebracht, dass man sich gern darin verliert. Nicht zuletzt, dass die Geschichte zu den Weihnachtsfeiertagen spielt, prädestiniert sie als einen filmischen Klassiker zur besinnlichen Zeit. Das ist tolle, wenn auch nicht für die ganze Familie geeignete Unterhaltung und klasse – damals wie heute.



Features der 4K Ultra-HD bzw. Blu-ray
  4K Ultra-HD-Disc Blu-ray-Disc (Angaben lt. Vertrieb)
Tonspuren Englisch 5.1 Dolby TrueHD, Deutsch, Französisch, Italienisch, Japanisch je Mono Dolby Digital Englisch 5.1 Dolby TrueHD, Deutsch, Französisch, Japanisch je Dolby Digital 2.0 Mono
Untertitel Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Niederländisch Deutsch, Englisch, Französisch, Japanisch
Extras keine  •  Filmmaker Focus: John Landis über Die Glücksritter (ca. 9 min.)
 •  Die entfernte Szene mit optionalem Kommentar von Executive Producer George Folsey, Jr. (ca. 3 min.)
 •  Insider Trading: Die Dreharbeiten zu Die Glücksritter (ca. 18 min.)
 •  Der Rolle entsprechend gekleidet (ca. 7 min.)
 •  Der Handel in Die Glücksritter (ca. 5 min.)
 •  Geschichten über den Handel (ca. 8 min.)
 •  Branchenwerbung (ca. 4 min.)
 •  Original-Kinotrailer (ca. 3 min.)

Bereits vor ein paar Jahren in einer restaurierten HD-Version veröffentlicht, erscheint Die Glücksritter nun erstmals als 4K Ultra-HD mit Blu-ray von Paramount Home Entertainment. Die vorliegende 4K Ultra-HD-Disc überzeugt durch eine durchweg gute Bildqualität. Die Bildschärfe ist sehr gut, dank der verwendeten Kameralinsen sogar bis zum äußersten Bildrand. Das Filmkorn bleibt durchweg präsent, aber nie störend. Einige Aufnahmen bei Nacht scheinen dabei deutlich rauschärmer als andere. Das Bild selbst fällt genrebedingt weniger kontrastreich und in den Farben knackig aus, als beispielsweise die 4K-Fassung von Flashdance [1983], doch von dem erweiterten Farbraum und dem höheren Kontrast (die HDR-Formate Dolby Vision und HDR10 sind verfügbar) profitieren vor allem dunkle Bereiche. Sei es das schwarze Leder der Innenausstattung von Billy Rays Limousine oder Louis’ Lederjacke, die geradezu greifbar in ihrer Textur erscheint. Jedoch fallen in einigen Momenten bei der Bewegung von Figuren oder Objekten Nachzieheffekte auf, die dem Großteil des Publikums jedoch nichts Auge fallen dürften. Dafür gibt es kaum Dropouts oder Verschmutzungen zu beklagen, so dass Die Glücksritter unumwunden nie besser ausgesehen hat.
Beim Ton sind keine Überraschungen zu erwarten, die enthaltenen Sprachspuren waren sowohl auf den bisher verfügbaren Blu-ray-Disc-Fassungen enthalten und sind auch aus vorherigen DVD-Veröffentlichungen bekannt.
Dasselbe gilt für die wenigstens auf der Blu-ray-Disc enthaltenen Bonus Features. Die 4K Ultra-HD-Disc kommt bedauerlicherweise ohne jedwede Extras im Gepäck. Die Blu-ray allerdings enthält die bekannten Featurettes und Beitrage, die so seit der DVD-Veröffentlichung 2007 bzw. dem Blu-ray-Release 2021 bekannt sind.

Hinweis: Für den Test stand lediglich die 4K Ultra-HD-Disc zur Verfügung. Insoweit kann nicht bestätigt werden, ob die im 4K-Set enthaltene Blu-ray-Disc dieselbe ist, wie die Anfang 2021 veröffentlichte, restaurierte Neuauflage. In Anbetracht der identischen Bonus-Inhalte, Ton- und Untertitelspuren, ist jedoch davon auszugehen.

Nicht nur Fans des Films erhalten mit der überaus gelungenen und sehenswerten 4K Ultra-HD-Veröffentlichung die Möglichkeit, den Festtagsklassiker neu zu entdecken. Nicht zuletzt auf Grund der universellen Themen, die nichts von ihrer Aktualität verloren haben, lohnt das heute wie vor 40 Jahren.

Wertung der 4K Ultra-HD-Disc:
4.5 von 6 Punkten

Die Glücksritter-Packshot Die Glücksritter
ist seit 23. November 2023 erstmals als
4K Ultra-HD mit Blu-ray sowie zum Download
von Paramount Home Entertainment erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei
Paramount Home Entertainment / Paramount Pictures.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.