Black Adam [2022]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 2. November 2023
Genre: Action / Fantasy

Originaltitel: Black Adam
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Jaume Collet-Serra
Musik: Lorne Balfe
Besetzung: Dwayne Johnson, Sarah Shahi, Aldis Hodge, Pierce Brosnan, Noah Centineo, Marwan Kenzari, Quintessa Swindell, Mohammed Amer, Bodhi Sabongui, Viola Davis, Jennifer Holland, portrays Karim, Adrianna's brother.


Kurzinhalt:

Da ihre Heimat Kahndaq seit Jahrzehnten von der kriminellen Organisation Intergang unterdrückt wird, setzt die Archäologin Adrianna Tomaz (Sarah Shahi) ihre Hoffnungen auf die Krone von Sabbac, ein sagenumwobenes Artefakt, mit dessen Hilfe sie die mit übermenschlichen Kräften ausgestattete Gestalt von Teth-Adam (Dwayne Johnson) heraufbeschwören will. Als Volksheld verehrt, schlief Adam 5.000 Jahre lang und erhört sogar ihren Ruf, als sie von Intergang-Schergen im Grab von Teth-Adam bedroht wird. Doch ihr vermeintlicher Held entpuppt sich als finstere Figur mit einem eigenen Verständnis für Recht und Gerechtigkeit. Durch seine Präsenz wurde die Justice Society of America alarmiert. Sie wissen um Adams Kräfte und seine zerstörerische Geschichte. Zusammen mit Doctor Fate (Pierce Brosnan) will Carter Hall (Aldis Hodge), auch bekannt als Hawkman, Teth-Adam aufhalten. Sie werden unterstützt von Atom Smasher (Noah Centineo) und Cyclone (Quintessa Swindell), doch sind sie Adams Kräften nicht gewachsen. Während ihr Konflikt immer mehr Zerstörung und Opfer fordert, ist der Anführer der Intergang darauf aus, die Krone von Sabbac in die Hände zu bekommen, die ihm ebenfalls schier unbegrenzte Macht verleihen würde …


Kritik:
Es ist leicht, ein Werk zu kritisieren, an dessen Entstehung man nicht beteiligt war. Doch es fällt selbst bei viel Verständnis schwer, wie insbesondere diejenigen, die am kreativen Prozess hinter der Kamera von Black Adam beteiligt waren, der Auffassung sein konnten, dass das Gesamtwerk für sich genommen, oder im größeren Kontext der DC-Comicverfilmungen funktionieren könnte. Zu klischeehaft abgedroschen einerseits und zu wenig ausgearbeitet andererseits sind hier sämtliche Aspekte.

Die Geschichte handelt von Superheld Teth-Adam, der mit seinen unvorstellbaren Kräften 5.000 Jahre lang eingesperrt worden war und nun im (fiktionalen) Kahndaq im Nahen Osten der heutigen Zeit befreit wird. Das Land befindet sich seit Jahrzehnten in der Hand der Schurkentruppe Intergang. Recht und Gerechtigkeit sind Fremdwörter geworden. Umso mehr wird Adam von den unterdrückten Bewohnern gefeiert, als er seine eigene Form von Gerechtigkeit verbreitet. Kompromisslos, unnachgiebig und erbarmungslos. Ihm stellt sich die Justice Society unter der Führung von Hawkman und Doctor Fate entgegen, die von Atom Smasher und Cyclone begleitet werden. Sie fürchten, dass Teth-Adam mit seinen Kräften die Welt in die Finsternis stürzen könnte und ahnen nicht, dass ein noch viel größeres Unheil für die ganze Welt droht.

Die Beschreibung klingt, als würde man zahlreiche andere Comicverfilmungen zusammenfassen und tatsächlich sind all diejenigen im Vorteil, die mit eben diesen Genrevertretern vertraut sind. Denn wer erwartet, dass sich Black Adam die Mühe machen und seine Figuren oder ihre Welt vorstellen würde, irrt bedauerlicherweise. Die Geschichte beginnt zwar mit einem Prolog, in dem bereits die zahlreichen, wenn auch überaus mäßigen Trickeffekte mehr als deutlich werden, aber außer dass Teth-Adam im Grunde eine finstere Version von Shazam ist, erfährt man kaum etwas. Zumindest nicht über all diejenigen Charaktere, mit denen er es im Verlauf des Films zu tun bekommt. Denn bis auf einen einleitenden Satz erfahren die Mitglieder der Justice Society gar keine Vorstellung. Man erfährt weder etwas über ihre Stärken, ihre Fähigkeiten, noch ihre Schwachpunkte. Bekämpfen sich wenig später Hawkman und Teth-Adam im Flug – selbstverständlich können beinahe alle Figuren hier fliegen –, weiß man nie, wann welche Handlung, Angriff oder Waffe wem gefährlich werden kann. Oder, was die andere Figur im Kampf in der Lage ist, auszurichten bzw. wo ihre Grenzen sind. Anstatt eine Gruppe von Heldinnen und Helden gegeneinander antreten zu lassen, die dem Publikum vertraut sind, lässt Filmemacher Jaume Collet-Serra Figuren ohne Persönlichkeit aufeinander los und erwartet, dass man von einem stets künstlich erscheinenden Pixel-Spektakel mitgerissen wird, in dem weder die Landschaft, die Explosionen, noch die wie Puppen durch die Luft wirbelnden Charaktere echt sind.

Als wäre das nicht alles bereits ernüchternd genug, werden außer denjenigen, die mit der Comic-Vorlage vertraut sind, allenfalls diejenigen halbwegs die Figuren einzuschätzen wissen, die mit den bisherigen Filmen von DC-Konkurrent Marvel vertraut sind. Hawkman entspricht dabei Falcon, Atom Smasher Ant-Man, der für die Verwandlung der Größe keinen speziellen Anzug benötigt, und Cyclone findet das Äquivalent in Storm von den X-Men. Doctor Fate schließlich entspricht Doctor Strange, was einen Vergleich zwischen den hier dargestellten Superhelden und denjenigen der Marvel-Reihe noch wahrscheinlicher macht und bei dem alle Charaktere in Black Adam noch farb- und konturloser erscheinen. Man gewinnt beinahe den Eindruck, als wollten die Verantwortlichen dies damit kompensieren, dass die Titelfigur ambivalent angelegt ist, kein wirklicher Held, aber auch kein Antiheld im klassischen Sinne. Das lassen sie ihn bei jeder nur erdenklichen Möglichkeit betonen. Er ist selbst für zahlreiche Tote verantwortlich, oftmals verkrampft „lustig“ in Szene gesetzt, passt sich gleichzeitig aber derart schnell den Vorgaben der Justice League an, dass man kaum von einer persönlichen Entwicklung sprechen kann.

Der Humor mag dabei subjektiv sein, dass die Geschichte teilweise bewusst brutal gehalten ist, auch wenn das nicht notwendig wäre, stößt ebenso sauer auf wie die grundsätzliche Inszenierung, die zwischen fahrig und lähmend hin- und herpendelt. Fahrig bei den Dialogen, bei denen kaum eine Figur einen ganzen Satz zu Ende sprechen darf, ohne dass zu einer anderen Einstellung geschnitten wird, so dass oftmals Sätze begonnen oder beendet werden, während die sprechende Person gar nicht zu sehen ist. Tempo vermittelt das allerdings nicht, sondern wirkt vielmehr willkürlich und chaotisch. So frenetisch manch andere Filmschaffende wie Michael Bay ihre Werke schneiden, den Szenen haftet jeweils eine Komposition an, die selbst in hektischen Situationen eine gewisse Übersicht vermittelt. Wer in Black Adam hingegen was tut, ist oftmals gar nicht deutlich, zumal die Schurken ohnehin austauschbar gekleidet sind. Die Action selbst ist insbesondere in der zweiten Filmhälfte und vor allem beim absehbaren Finale durch so viele quälend lange Zeitlupen unterbrochen, dass man sich fragen muss, was Filmemacher Collet-Serra damit beabsichtigt. Das Einzige, das damit noch unübersehbarer wird, ist die schiere Masse an Trickeffekten, die in der Regel als solche zu erkennen sind und damit den Gesamtcharakter eines Videospiels nur noch unterstreichen, bei dem den tragenden Figuren ohnehin nichts geschieht.


Fazit:
Dass noch während Jaume Collet-Serras Comic-Verfilmung im Kino lief bekannt wurde, dass die Geschehnisse in der Szene während des Abspanns hinfällig sind, da sich die Verantwortlichen des Franchise für einen Neuanfang entschieden haben, unterstreicht in gewisser Weise, in was für einem katastrophalen Zustand sich das DC-Comic-Filmuniversum zu dem Zeitpunkt befand. Weder die Figuren, noch die gesamte Welt mit ihrer Technologie oder den Machtverhältnissen wird tatsächlich vorgestellt, sondern das Publikum mit Eindrücken überrollt, die für sich genommen aber nicht mitreißen, sondern eher ermüden. Hinzu kommt eine austauschbare Comicheldengeschichte, die man so oder so ähnlich nicht erst einmal gesehen hat. Die Verzahnung mit den Ereignissen aus Shazam! [2019] läuft auch deshalb ins Leere, zumal Shazam selbst nicht einmal zu sehen ist. Einige trockene Einzeiler sind zwar unterhaltsam präsentiert, doch das ändert nichts daran, dass es keine einzige Figur gibt, mit der man mitfiebern wollte. Zu wenig werden sie vorgestellt, zu altbekannt, was man über sie erfährt. Handwerklich konzeptlos und zunehmend erratisch in Szene gesetzt, ist Black Adam eine Enttäuschung auf vielen Ebenen.