A Killer Romance [2023]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 6. Mai 2024
Genre: Komödie / Krimi

Originaltitel: Hit Man
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Richard Linklater
Musik: Graham Reynolds
Besetzung: Glen Powell, Adria Arjona, Austin Amelio, Retta, Sanjay Rao, Evan Holtzman, Molly Bernard, Mike Markoff


Kurzinhalt:

Obwohl er die Abende für gewöhnlich mit seinen zwei Katzen verbringt, ist Gary Johnsons (Glen Powell) Leben durchaus abwechslungsreich. Hauptberuflich ist er Dozent für Psychologie und Philosophie in New Orleans, doch zusätzlich arbeitet er für die städtische Polizei, für die er Überwachungstechnik installiert. Als Polizist Jasper (Austin Amelio), der sich als Lockvogel als Auftragskiller ausgibt, um diejenigen zu überführen, die einen Mord in Auftrag geben wollen, ausfällt, muss Gary einspringen. Auch dank seines psychologischen Erfahrungsschatzes beweist er dabei unerwartetes Geschick und Talent. Bis eines Tages Madison Masters (Adria Arjona) vor ihm sitzt, die ihren Ehemann töten lassen will, der sie wie eine Gefangene hält. Anstatt sie dingfest zu machen, lässt Gary sie gehen und als sie ihn später nochmals kontaktiert, entwickelt sich zwischen ihnen eine Beziehung, wobei Madison nicht ahnt, dass Gary insgeheim für die Polizei arbeitet. Die Situation wird noch komplizierter, als urplötzlich ein Mord geschieht und Gary zwischen allen Stühlen sitzt …


Kritik:
Im Grunde gelingt Richard Linklater mit seiner Krimikomödie A Killer Romance genau das, was er sich anschickt, zu erzählen. Inspiriert vom Leben von Gary Johnson, dem der Film auch gewidmet ist, schildert der Regisseur die Geschichte eines Philosophiedozenten, der verdeckt für die Polizei als Auftragskiller auftritt und so diejenigen, die ihn engagieren wollen, dingfest macht. Dass er sich dabei in eine Klientin verliebt, macht seine Aufgabe nicht einfacher. Doch so amüsant das klingt und sich stellenweise auch anfühlt, der Funke springt nie auf das Publikum über.

Die Ausgangslage mag absurd erscheinen, doch bereits die Grundidee des Psychologie- und Philosophiedozenten, der seinen Studierenden an der Universität von New Orleans die Konzepte der Persönlichkeits- und Rollenbilder vermittelt, während er selbst in unterschiedliche Rollen schlüpft, um mordwillige Klientinnen und Klienten zu überführen, besitzt durchaus ihren Reiz. Dass sich die Inhalte der Vorlesungen, die immer wieder eingestreut werden, in Garys tatsächlichem Leben widerspiegeln, ist dabei kein Kritikpunkt, sondern verdeutlich vielmehr, dass der erfolgreiche wie unscheinbare Dozent zu Beginn an einem sonderbaren Punkt in seinem Leben angekommen ist. Gary, der die Geschehnisse aus dem Off mit seinen Worten begleitet, ist nicht unbedingt glücklich, aber zufrieden. Und er ist in der Lage zu erkennen, dass letzteres an sich ausreicht. Seine Dozententätigkeit wechselt er als technischer Support für die städtische Polizei ab, für die er Überwachungstechnik installiert, bis er eines Tages als Rollenspieler einen Auftragskiller spielen muss, da der Polizist Jasper, der dies sonst übernimmt, auf Grund seines eigenen Verhaltens suspendiert wird.

Auch dank seiner Kenntnis von der menschlichen Psyche erweist sich Gary, über den seine Mitmenschen oft lachen, ob seiner Hobbys und Interessen, als Idealbesetzung, denn er bereitet sich mit Bedacht und Hingabe auf seine Kundschaft vor, schlüpft in Verkleidungen und Rollen, nachdem er ihr Profil studiert hat. Das geht solange gut, bis Madison vor ihm sitzt, die ihren Ehemann Ray ermorden lassen will. Der soll sie wie eine Gefangene zu Hause halten, sie darf nicht arbeiten und muss sich eine strenge Diät befolgen. Doch anstatt Madison zu überführen, indem er sie einen Vertrag über den Mord ihres Mannes abschließen lässt, lässt Gary, der für Madison als Auftragskiller „Ron“ auftritt, sie gehen. Es kommt, wie es kommen muss, und wenig später kontaktiert Madison Ron erneut, und sie beginnen eine Beziehung, wobei Gary weiterhin als Ron auftritt und Madison nicht verrät, wer er wirklich ist.

Bis es soweit ist, ist gefühlt der halbe Film vorbei. Was A Killer Romance bereits dann fehlt und was sich auch nicht wirklich entwickelt, wenn die Story in der zweiten Hälfte einen weiteren Haken schlägt, ist irgendeine Form von Spannung. Etwas, das für die Figuren auf dem Spiel steht und für das sie kämpfen müssen. Die Verhandlungen zwischen Gary und seinen Klientinnen und Klienten, von denen es mehr gibt, als notwendig wäre, laufen alle nach demselben Muster ab, ohne dass Gary je in Gefahr schweben würde. Dass er sich in Madison verliebt, ist zwar früh absehbar, aber da beide die Vereinbarung treffen, dass Rons Leben außerhalb ihrer gemeinsamen Zeit keine Erwähnung finden darf, ergibt sich auch daraus keine mitreißende Dynamik. Die stellt sich erst dann ein, wenn Madison und Gary zuerst Ray über den Weg laufen und wenig später Jasper. Wohin das führen wird, ist lange absehbar, und die Momente, in denen die heimliche Beziehung von Gary und Madison aufzufliegen droht, sind so selten, dass das Geschehen weiterhin überwiegend vor sich hinplätschert.

Dabei gelingt es Glen Powell und Adria Arjona ausgesprochen gut, eine knisternde Atmosphäre zu erzeugen. Die Chemie zwischen den beiden sympathischen Figuren ist geradezu ansteckend, ihre Gespräche und Momente zusammen das Highlight der Geschichte. Doch stehen dem andere Situationen gegenüber, wenn sich Garys Polizeikollegen über ihn und seine Killer-Persönlichkeit Ron unterhalten, die so erzwungen lustig sein sollen, dass die Gags nicht zünden. Dass Nebenfiguren wie Garys Ex-Frau, die nur ein einziges Mal zu sehen ist und für die Entwicklung der Geschichte keine Rolle spielt, schlicht vergessen werden, ist ebenso schade, wie dass das Drehbuch nie ergründet, ob und wann sich Gary in der Rolle des Ron wohler fühlt, als in seiner eigenen Haut. Es hat zwar den Anschein, als wollte A Killer Romance auch diesbezüglich eine Aussage treffen, doch herausgearbeitet wird sie leider nicht.

So bleibt am Ende eine Krimiliebeskomödie, bei der die Lovestory nie packt und der Krimi keine Rolle spielt. Dass die Dialoge ausgesprochen amüsant und auch inhaltlich pointiert sind, ist unbestritten. Ebenso, dass Filmemacher Linklater optisch toll anzusehende Eindrücke jener Stadt gelingen, die aber doch kein umfassendes Bild derselben erzeugen. Dem beizuwohnen, ist nie langweilig, aber auch zu keinem Zeitpunkt packend. Es fällt nicht schwer zu erkennen, welchen Film der Regisseur aus der Geschichte erzählen will. Nur wird man beim Ansehen das Gefühl nicht los, dass darin das Potential einer unterhaltsameren Story schlummert.


Fazit:
Obwohl Gary selbst seine Geschichte erzählt, er lässt sich selten in die Karten blicken, was in ihm vorgeht. Ob seine Persönlichkeit als Gary also einfach verschwindet und durch Ron ersetzt wird, oder ob er sich aktiv dazu entscheidet, wird nicht deutlich. A Killer Romance fühlt sich an, als würde ein Philosophie- und Psychologie-Dozent mit seinem Handwerkszeug einen Krimi erzählen, ohne sich auf die Gepflogenheiten jenes Genres allzu sehr verlassen zu wollen. Das Ergebnis wirkt süffisant, mit dem Hang zur Selbstgefälligkeit. Ob das für das Publikum funktioniert, hängt selbstverständlich ganz von einem selbst. Dass die Liebesgeschichte dank der Funken sprühenden Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren nicht nur am stärksten in Erinnerung bleibt, sondern auch den größten Unterhaltungswert bietet, spricht jedoch für sich. Ihre gemeinsamen Momente sind hitzig und amüsant zugleich, ihre Dialoge ungemein einnehmend. Hätte Regisseur Richard Linklater die Absurdität der Ausgangslage stärker willkommen geheißen, eine altmodische Screwball-Komödie daraus erzählt, hätte auch das funktionieren können. So schlagen manche Szenen spürbar über das Ziel hinaus, während der Rest geradezu betont zurückhaltend erzählt wird. Stimmig ist das nicht. Schade.