Bad Boys: Ride or Die [2024]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 5. Juni 2024
Genre: Action / Thriller / Komödie

Originaltitel: Bad Boys: Ride or Die
Laufzeit: 110 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Adil El Arbi, Bilall Fallah
Musik: Lorne Balfe
Besetzung: Will Smith, Martin Lawrence, Vanessa Hudgens, Alexander Ludwig, Paola Núñez, Eric Dane, Ioan Gruffudd, Jacob Scipio, Melanie Liburd, Tasha Smith, Rhea Seehorn, Dennis Greene, Tiffany Haddish, Joe Pantoliano, John Salley


Kurzinhalt:

Als der ewige Junggeselle Mike Lowrey (Will Smith) seine Verlobte Christine (Melanie Liburd) heiratet, könnte die Freude auch bei seinem Partner Marcus Burnett (Martin Lawrence) kaum größer sein. Seit über drei Jahrzehnten arbeiten die beiden Polizisten der Sondereinheit der Miami Police, AMMO, zusammen. Doch das Glück hält nicht lange, denn nicht nur, dass Mike von Panikattacken heimgesucht wird, befürchtet er doch, dass ihm wieder ein Mensch genommen werden könnte, den er liebt, das FBI beginnt zu ermitteln, da Mikes und Marcus’ verstorbener Captain Conrad Howard (Joe Pantoliano) mit Drogenkartellen zusammengearbeitet haben soll. Ihre Vorgesetzte Rita Secada (Paola Núñez) steht auf der Seite von Staatsanwalt Lockwood (Ioan Gruffudd), für den die Beweise gegen Howard erdrückend aussehen. Doch Mike und Marcus sind überzeugt, dass Howard unschuldig ist. Als sie auf eigene Faust zu ermitteln beginnen und entscheidende Hinweise durch den inhaftierten Armando Aretas (Jacob Scipio) erhalten, durchkreuzen sie die Pläne des Schurken Banker (Eric Dane), der nicht davor zurückschreckt, die Menschen ins Visier zu nehmen, die Mike und Marcus am wichtigsten sind …


Kritik:
Mit Bad Boys: Ride or Die kehren die beiden Filmemacher Adil El Arbi und Bilall Fallah nach Bad Boys for Life [2020] zu den in Miami tätigen Polizisten Mike Lowrey und Marcus Burnett zurück, um ein vielleicht letztes Abenteuer mit ihnen zu erzählen. Die Geschichte gerät gleich in mehrerlei Hinsicht unerwartet persönlich und bezieht mehrere Geschehnisse ihrer vorherigen Abenteuer mit ein. Aber so interessant die Idee und so einfallsreich die Action, wenig davon vermag tatsächlich mitzureißen.

Dabei gelingt den Verantwortlichen der ernste Aspekt der Story besser, als die vielen Momente, die das Geschehen mit verbalem oder körperbetontem Humor auflockern sollen. Nachdem Marcus bei der Hochzeit von Mike und seiner Physiotherapeutin Christine eine Nahtoderfahrung erlebt, ist er sich sicher, dass Mike schwere Zeiten bevorstehen. Das bewahrheitet sich, als kurz darauf Beweise entdeckt werden, ihr verstorbener Captain Conrad Howard sei korrupt gewesen und habe mit den Drogenkartellen zusammengearbeitet, die er an sich bekämpfen sollte. Für Mike und Marcus ist es eine persönliche Angelegenheit, Howards Unschuld zu beweisen, selbst wenn ihre Vorgesetzte Rita auf der Seite des Staatsanwalts Lockwood steht, für den der Fall klar liegt. Der Schlüssel für Howards Unschuld könnte ausgerechnet in dem Kartell-Killer Armando Aretas liegen. Doch je dichter Mike und Marcus der Wahrheit kommen, umso mehr geraten sie selbst ins Visier der einflussreichen Hintermänner. Bis die beiden Polizisten selbst unvermittelt auf der Fahndungsliste stehen.

Mike und Marcus selbst zu Geflüchteten zu machen, ist dabei grundsätzlich ein interessanter Einfall, da es ihre Ermittlungsmöglichkeiten stark einschränkt. Umso mehr, wenn ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt wird, das jeder Gangster in Miami kassieren will. Aber nicht nur dauert es ausgesprochen lange, ehe die Story überhaupt an diesem Punkt ankommt, die Situation hat so gut wie keine Auswirkung auf die Erzählung. Zwar führt sie zu einer kurzen Actionsequenz, aber kurz darauf sind Mike und Marcus wieder bewaffnet und haben Unterstützung wie zuvor. Überhaupt ist es bedauerlich, dass sich das Drehbuch spürbar wenig Mühe gibt, aus der Ausgangslage überhaupt etwas zu entwickeln. Nicht nur, dass Mike eine Frau heiratet, mit der das Publikum bislang nichts verbindet, immerhin wurde sie in den vorigen Teilen nicht einmal erwähnt, sie hat bis auf ein paar kurze Momente mit Mike nicht wirklich etwas zu tun. Wäre es nicht um das Ehegelöbnis, hätte sie im gesamten Film keine 12 Sätze zu sagen. Was ihre „Aufgabe“ im letzten Drittel sein wird, wenn es darauf hinausläuft, dass die Schurken diejenigen Menschen ins Visier nehmen, die Mike und Marcus am Herzen liegen, wird niemanden überraschen. Gleichzeitig verrät Bad Boys: Ride or Die selbst ganz zu Beginn, wenn der Schurke zum ersten Mal vorgestellt wird, dass Captain Howard die Verbindung zu den Drogenkartellen angedichtet werden soll. Anstatt zusätzlich zu den Helden auf der Flucht einen tatsächlichen Krimi zu erzählen, sie und das Publikum gemeinsam rätseln und die Hintergründe entdecken zu lassen, zieht sich die Geschichte darauf zurück, die Charaktere nur von einem Actionmoment zum nächsten rennen zu lassen.

Dazwischen verheddert sich die Erzählung immer wieder in erzwungen lustigen Momenten, in denen Mike und Marcus Wortgefechte austragen, selbst wenn einer von beiden einen Augenblick zuvor und danach um das Leben eines geliebten Menschen bangt. Der Humor zündet derart selten, dass es umso mehr überrascht, wie gut die Chemie zwischen Will Smith und Martin Lawrence das Geschehen weiterhin trägt. Es gibt durchaus gelungene Einzeiler und einige Aspekte wie die Panikattacken, die Mike heimsuchen, in der Befürchtung, es könnte ihm ein weiterer Mensch genommen werden, der ihm wichtig ist, sind gut eingewoben. Doch statt die Action ernst zu nehmen und den Humor dazwischen zur Geltung kommen zu lassen, hat es auch bei Bad Boys: Ride or Die, wie bei vielen Genrefilmen der letzten Zeit, den Anschein, als wollten die Verantwortlichen mit dem Humor die Action selbst auflockern und nehmen ihr so jede Spannung.

Nimmt man dazu noch die handwerkliche Umsetzung, die nicht nur halsbrecherisch schnell, sondern gerade in der Action unübersichtlich fahrig in Szene gesetzt und bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten ist, ergibt das eine Buddy-Duo-Komödie, bei der kein Aspekt vollends überzeugen kann. Viele Entscheidungen der Filmemacher Adil El Arbi und Bilall Fallah sind dabei schlicht nicht nachvollziehbar. Nicht nur, dass jede Einstellung von Miami, die als Szenenübergang eingeblendet wird, die Stadt ohne Notwendigkeit oder Aussagekraft in Zeitraffer zeigt – tatsächlich jede einzelne – beim Finale werfen die Regisseure so viele unterschiedliche Stilmittel durcheinander, dass man kaum mithalten kann. Klassische Handkamera wechselt sich hier mit schnellen Drohnenaufnahmen ab und immer wieder wird das Geschehen aus der Ego-Perspektive wie ein Videospiel gezeigt. Was alledem nur fehlt, ist irgendein Konzept, ein unverkennbarer Stil. Da sind die langsamen Zeitlupen, die offenkundig an Michael Bays Bad Boys-Filme erinnern sollen, zumindest als Hommage erkennbar. Wie auch der Gastauftritt von Produzent Jerry Bruckheimer in eben dem Porsche, den Mike im ersten Film gefahren hat. Man kann daher nicht behaupten, dass die Verantwortlichen nicht darum bemüht wären, Ride or Die als einen waschechten Film der Reihe mit zahlreichen Verbindungen zu präsentieren. Vielleicht wäre es nur besser gewesen, sie hätten einen eigenständigen, unterhaltsamen Action-Thriller erzählen wollen, der mit den beiden bekannten Figuren besetzt ist.


Fazit:
Dass die Hintergrundgeschichte derart einfach gehalten ist, so dass sie im Grunde auch im Rahmen einer 45minütigen Fernseh-Episode hätte erzählt werden können, würde man dann verzeihen, wenn der Rest entsprechend mitreißend umgesetzt wäre. Aber nicht nur, dass sich die klischeehaft abspielende Story immer wieder bewusst Zeit nimmt, bestimmte Produkte möglichst auffällig zu bewerben, sobald wirklich etwas auf dem Spiel steht, wird sie alsbald durch erzwungen witzige Momente unterbrochen. Dabei klingen die Sprüche zwar ähnlich wie vor beinahe 30 Jahren, nur werden sie inzwischen von zwei Männern Mitte bzw. Ende 50 vorgetragen, die sich gleichzeitig um Menschen sorgen sollen, die in Gefahr schweben. Im Falle von Szenen wie derjenigen in der Kunstgalerie wiederholen sich die Witze zudem zu oft, um wirklich lustig zu sein. Die Bezüge zu den vorigen Filmen sind eine gute Idee und die Actionszenen interessant wie einfallsreich gedacht. Nur sind letztere derart verwackelt gefilmt, dass man kaum etwas erkennt. Bad Boys: Ride or Die ist am besten, wenn die Story ihre ernsten Aspekte auslotet, aber es ist auch ein Film, der seine Möglichkeiten nie ausschöpft und lediglich dank der Chemie der beiden Hauptdarsteller Fans der Figuren einen Mehrwert bietet. Immerhin, Action-Enthusiasten bekommen unbeschwerte Unterhaltung geboten. Das ist auch etwas wert.