The Crow - Die Krähe [1994]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Mai 2024
Genre: Fantasy / Action / Drama

Originaltitel: The Crow
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1994
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: Alex Proyas
Musik: Graeme Revell
Besetzung: Brandon Lee, Rochelle Davis, Ernie Hudson, Michael Wincott, Bai Ling, Sofia Shinas, Anna Levine, David Patrick Kelly, Angel David, Laurence Mason, Michael Massee, Tony Todd, Jon Polito, Bill Raymond, Marco Rodríguez


Kurzinhalt:

Ein Jahr ist vergangen, seit Eric Draven (Brandon Lee) und seine Verlobte Shelly Webster (Sofia Shinas) einen Tag vor ihrer Hochzeit von einer Gang ermordet wurden. Die Verantwortlichen konnte Sergeant Daryl Albrecht (Ernie Hudson) nie fassen, selbst wenn es kein Geheimnis ist, dass der Gangster Top Dollar (Michael Wincott) in der Stadt die Fäden zieht. Zum ersten Todestag kehrt Eric aus dem Jenseits zurück. Eine Krähe begleitet seine Seele, auf dass er das Verbrechen, das an ihm und Shelly begangen wurde, rächen kann. Desorientiert kehrt Eric in das alte, inzwischen verlassene Apartment zurückführt. Dort schwelgt er einerseits in Erinnerungen an die glückliche Zeit mit der Liebe seines Lebens – und wird heimgesucht von den Bildern jener Nacht, in der ihm all dies genommen wurde. So sucht Eric Top Dollars Schläger T-Bird (David Patrick Kelly) und seine Gehilfen als Racheengel auf. Einzig die junge Sarah (Rochelle Davis) steht an seiner Seite …


Kritik:
Alex Proyas Genre prägende Adaption von James O’Barrs Comic The Crow [1989-1999] wird auf ewig mit der Tragödie ihrer Entstehung verbunden sein. Nur acht Tage, bevor die Dreharbeiten abgeschlossen worden wären, starb Hauptdarsteller Brandon Lee am 31. März 1993 in Folge einer Schussverletzung, verursacht durch eine Waffe am Filmset, die nicht ordnungsgemäß vorbereitet worden war. Nachdem Proyas und die Produzenten entschieden hatten, den Film dennoch zu vollenden, waren sie gezwungen, die noch nicht mit Lee gedrehten Szenen umzuschreiben, oder ein Double zu verwenden. Was für ein Film The Crow - Die Krähe genau hätten werden sollen, wird man daher nie erfahren und es steht zu vermuten, dass einige der Kritikpunkte des brutalen Fantasy-Rache-Thrillers auch in den improvisierten Änderungen begründet sind. Bedenkt man die Widrigkeiten, denen sich die Produktion ausgesehen hat, ist das Endergebnis nur umso erstaunlicher.

Die Geschichte handelt von Eric Draven, der ebenso wie seine Verlobte Shelly Webster am Tag vor ihrer Hochzeit von einer Gang ermordet wird. Es ist die „Nacht des Teufels“, der 30. Oktober, an dem Gangster Top Dollar seit geraumer Zeit die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Er lässt Brände legen, durch die er die Immobilienverhältnisse neu regelt. Die junge Sarah, um die sich Eric und Shelly kümmerten, da ihre Mutter in zweifelhaften Kreisen verkehrt und den Drogen verfallen ist, begleitet die Story aus dem Off und erzählt zu Beginn von dem Glauben, dass Krähen die Seelen der Menschen ins Jenseits begleiten, wenn sie sterben. Doch manchmal, wenn etwas besonders Schlimmes geschieht, führt die Krähe die Seele wieder zurück, um der Gerechtigkeit genüge zu tun. So ersteht Eric ein Jahr, nachdem er ermordet wurde, wieder auf. Desorientiert folgt er der Krähe, die ihn zu dem Apartment führt, in dem er mit Shelly wohnte. Nach und nach wird er von den schmerzhaften Erinnerungen heimgesucht an jene Nacht, als er und die Liebe seines Lebens starben. Gleichermaßen quälen ihn Erinnerungen daran, wie glücklich sie einst waren. So macht sich Eric auf, Shellys Mörder zu finden und zur Strecke zu bringen. Dabei arbeitet er sich in Top Dollars Gang nach oben. Dass er nicht sterben kann, immerhin ist er bereits tot, hilft ihm ebenso, wie der Polizist Sergeant Albrecht und Sarah.

Da Eric selbst nicht weiß, wie ihm geschieht, entdeckt er seine neue Situation und seine besonderen Kräfte ebenso wie das Publikum mit ihm. Dabei entwickelt sich das Fantasy-Universum von The Crow - Die Krähe spürbar, beginnt mit vagen Andeutungen seiner Rückkehr durch Erzählerin Sarah zu Beginn und baut das Mysterium dann Stück für Stück aus. So heilen Erics Wunden im Nu und die Krähe, die ihn aus dem Reich der Toten zurückgebracht hat, begleitet ihn auf seinem Weg. Sie führt ihn nach und nach zu denjenigen Verbrechern, die ihm das Wichtigste und dann das Leben selbst genommen haben. Mitunter sieht Eric sogar durch die Augen des Tieres. Filmemacher Alex Proyas gleicht in gewisser Weise die erzählerischen Defizite des Drehbuchs durch das Erschaffen dieser Fantasy-Welt im Allgemeinen wieder aus. Denn so einfach die Story klingt, so schnörkellos ist sie auch erzählt. Man kann sogar so weit gehen zu sagen, dass Nebenfiguren wie Sarah oder Polizist Albrecht, dessen Vorgesetzter ihn mehrmals auf seine Degradierung hinweist, im Grunde gar nicht notwendig sind. Wenigstens weiß das Drehbuch kaum, sie sinnvoll zu beschäftigen.

Stattdessen konzentriert sich Regisseur Proyas auf die Präsentation, die auch nach 30 Jahren noch gleichermaßen verblüfft und mitreißt, unabhängig davon, ob einem der Musikstil, der hier oftmals überlaut und lang, wenn auch durchaus passend zu den Perspektiven eingespielt wird, gefällt. The Crow - Die Krähe besitzt einen bewusst stilisierten Look, sei es in den Kostümen, dem Setdesign oder den Bauten jener Stadt, in der das Verbrechen die guten Menschen überrollt. Das gotische Aussehen der dunklen, unnötig verzierten und immens hohen Gebäude, die die Straßen darunter in regelrechte Schluchten verwandeln, verbindet sich mit dem ständigen Regen und dem Umstand, dass ein Großteil der Handlung bei Nacht spielt, zu einer Stimmung zwischen einem Noir-Rache-Krimi und einem zum Leben erweckten Comic. Es ist ein visueller Stil, der sichtbar Werke wie Matrix [1999] und das Genre im Allgemeinen geprägt hat.

Aber obwohl die Videoclipästhetik auch die Gewaltspitzen unter sich bedeckt, gelingt es The Crow - Die Krähe nicht, über die teilweise platten und kitschigen Dialoge hinwegzutäuschen. Viele Sprüche der Schurken sind zu hören, ohne dass die Gesichter zu sehen sind, und relativieren die im Grunde bedrohliche Situation, in der sie sich befinden. Dass ihr Verhalten mitunter vollkommen überzogen ist, passt zwar in gewisser Weise dazu, doch lässt dieser aufgesetzt wirkende Aspekt die düstere Comicverfilmung weniger zeitlos erscheinen. An der beeindruckenden Umsetzung ändert das indes nichts und dank der reichhaltigen Mythologie ist es nicht schwer, sich in diesem so hoffnungslos erscheinenden Universum erzählerisch fallen zu lassen.


Fazit:
So fantastisch das Design von Alex Proyas’ zweiter Spielfilmregiearbeit und so stilsicher seine Umsetzung in vielen Belangen, auch dank einfallsreicher Perspektiven, eindrucksvollen Sets und einem enorm hohen Tempo dieser in Hinblick auf ihre Tragik geradezu lyrischen Erzählung, es gibt hier sichtbare Ecken und Kanten. Sei es das Zusammenspiel der unterschiedlichen Figuren, die sich gegenseitig nie vollends ernst zu nehmen scheinen und daher eine gewisse Bedrohlichkeit vermissen lassen, oder in handwerklicher Sicht die vielen Zeitlupen, die teilweise in einem Standbild enden, als wäre dies der Abschluss einer Episode innerhalb der Geschichte. Dafür gelingt es den Verantwortlichen erstaunlich gut, eine Mythologie und eine dichte Atmosphäre mit einem durchgängig passenden Look aufzubauen. Trotz einiger kitschiger und klischeehafter Momente beweist The Crow - Die Krähe eine Finesse, die nicht nur das Publikum, sondern auch das Genre geprägt hat. Was hieraus hätte werden können, wäre jene Tragödie um Hauptdarsteller Brandon Lee nicht geschehen, wird man nie erfahren. Den Film für das, was ihm so bezeichnend gelingt, neu zu entdecken, lohnt sich hingegen in jedem Fall.



Features der 4K Ultra-HD bzw. Blu-ray
  4K Ultra-HD-Disc Blu-ray-Disc (Angaben lt. Vertrieb)
Tonspuren Englisch 5.1 DTS-HD Master Audio, Deutsch, Spanisch (Spanien), Französisch je 5.1 Dolby Digital, Italienisch 2.0 Dolby Digital Englisch 5.1 DTS-HD Master Audio, Deutsch, Französisch, Spanisch je 5.1 Dolby Digital, Italienisch 2.0 Dolby Digital
Untertitel Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Dänisch, Deutsch, Spanisch (Spanien), Französisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Niederländisch, Norwegisch, Finnisch, Schwedisch Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch, Japanisch, Koreanisch
Extras  • Audiokommentar mit Regisseur Alex Proyas
 • Audiokommentar mit Produzent Jeff Most und Drehbuchautor John Shirley
 • Schatten und Schmerz: Die Gestaltung von The Crow [neues Bonusmaterial]
    ▸ Engel aus Feuer: Die Geburt der Legende (ca. 7 min.)
    ▸ Auf geheiligtem Boden: Das Außenreich (ca. 8 min.)
    ▸ Verdrehtes Wrack: Die Innenräume (ca. 10 min.)
 • Sideshow Collectibles: Ein Interview mit Edward R. Pressman – [Bonusmaterial neu auf Disc] (ca. 13 min.)
 • Making of – Hinter den Kulissen (ca. 17 min.)
 • Porträt des Schöpfers von The Crow – James O’Barr (ca. 33 min.)
 • Ungeschnittene Szenen:
    ▸ Explosion des Ladens (ca. 4 min.)
    ▸ Funboys letzter Kampf (ca. 2 min.)
    ▸ Das Gang-Massaker (ca. 5 min.)
 • Zusätzliche Szenen (ca. 5 min.)
 • Trailer (ca. 1 min.)
keine

Zum 30jährigen Jubiläum von Alex Proyas’ The Crow - Die Krähe veröffentlicht Paramount Home Entertainment die einflussreiche Comic-Verfilmung nicht nur in einer restaurierten Fassung neu auf Blu-ray, sondern auch erstmals als 4K Ultra-HD mit Blu-ray. Für den Test stand lediglich die 4K Ultra-HD-Disc zur Verfügung, auf der erfreulicherweise auch die Extras enthalten sind. The Crow wurde von dem für den Oscar nominierten Kameramann Dariusz Wolski auf 35 mm-Film aufgenommen, wobei zahlreiche Einstellungen Miniatur- und digitale Trickeffekte zeigen. Insbesondere letztere stehen aus heutiger Sicht spürbar heraus und sind als solche erkennbar, beispielsweise die Feuer zu Beginn beim Kameraschwenk über die Stadt während der Nacht des Teufels. Die herkömmlichen Aufnahmen am Set schwanken hinsichtlich der Bildschärfe und dem Detailgrad ein wenig, wobei auch die Farben stilbedingt nicht knallig überstrahlen. The Crow ist ein in manchen Einstellungen von den Verantwortlichen bewusst beinahe in schwarzweiß gehaltener Fantasy-Film. In den Szenen bei Nacht sowie den in rötlichem Farbton überstrahlenden Rückblenden an Erics und Shellys glückliche Zeit lässt die Schärfe zwar nach, doch abgesehen davon, dass viele Einstellungen eine Klarheit besitzen, die den vorherigen Veröffentlichungen fehlte, von dem erweiterten Farbraum und dem höheren Kontrast (die HDR-Formate Dolby Vision und HDR10 sind verfügbar) der 4K Ultra-HD-Disc profitieren im Besonderen die dunklen Aufnahmen. Hier erscheint das Bild abgestuft mit zahlreichen Details in den Schatten wie dem dunklen Gefieder der Krähe, die Eric begleitet. Die Lichtblitze vor den Rückblicken oder beim Finale, sind stellenweise blendend hell und erzeugen in der Häufigkeit im letzten Drittel einen geradezu stroboskopischen Effekt. The Crow profitiert damit spürbar von der Restaurierung und den Vorzügen des höher aufgelösten Formats. Sie lässt den Film in nie dagewesener Qualität buchstäblich erstrahlen.

Neben der englischen Sprachspur im bereits zuvor auf den Blu-ray-Veröffentlichungen verfügbaren Format DTS-HD Master Audio 5.1, liegen neben der deutschen Tonspur auch andere europäische Sprachen in 5.1 Dolby Digital vor. Bedauerlich ist dabei, dass auf den letzten Blu-ray-Fassungen auch die deutsche Sprachspur im höherwertigen DTS-HD Master Audio verfügbar war, hier aber gewissermaßen „degradiert“ wurde.

Das Bonusmaterial umfasst viele bereits bekannte, aber auch neue Extras. Der Audiokommentar von Regisseur Alex Proyas war zwar auf den deutschen Disc-Veröffentlichungen bislang nicht enthalten, stammt jedoch bereits aus dem Jahr 2011. Neu ist die dreiteilige Dokumentation „Schatten und Schmerz: Die Gestaltung von The Crow“, in der Produktionsdesigner Alex McDowell Einblick in die Arbeit am Film gibt. Außerdem erstmals auf Disc enthalten ist ein Gespräch mit der verstorbenen Hollywood-Legende Edward R. Pressman, der bei The Crow - Die Krähe als Produzent fungierte. Dass die auf bisherigen Veröffentlichungen enthaltenen Storyboard-Featurettes im Umfang von insgesamt 20 Minuten nicht enthalten sind, ist schade. Es hätte diese Veröffentlichung für Fans komplettiert und merklich abgerundet.


Die 4K Ultra-HD-Veröffentlichung von The Crow - Die Krähe bietet die Möglichkeit, den Genre prägenden und einfallsreichen Fantasy-Rache-Thriller neu zu entdecken. Die Restaurierung ist dabei überaus sehenswert, lässt sie den Film in einer Klarheit und auch Helligkeit (trotz der Thematik) erstrahlen, die man bisher kaum mit Alex Proyas’ Werk in Verbindung gebracht hat. Die Präsentation ist fantastisch und das Bild bringt den bewusst stilisierten Look der Geschichte toll zur Geltung. Die Jubiläumsveröffentlichung unterstreicht auch dank des Bonusmaterials das Vermächtnis, das The Crow hinterlassen hat – und dass zu diesem mehr gehört, als die Tragödie, die sicher dazu beigetragen hat, dass der Film beinahe noch vor seinem Erscheinen Kultstatus erlangt hat.

Wertung der 4K Ultra-HD-Disc:
5.5 von 6 Punkten

The Crow - Die Krähe-Packshot The Crow - Die Krähe
ist ab 6. Juni 2024 als remastered Blu-ray,
als Limited Steelbook® und
als Limited Collector’s Edition Steelbook®
jeweils in 4K Ultra-HD sowie zum Download
von Paramount Home Entertainment erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei
Paramount Home Entertainment / Paramount Pictures.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.