Election [1999]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 17. August 2002
Genre: Komödie

Originaltitel: Election
Laufzeit: 103 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Alexander Payne
Musik: Rolfe Kent
Darsteller: Matthew Broderick, Reese Witherspoon, Loren Nelson, Chris Klein


Kurzinhalt:
Während seiner Zeit als Lehrer an der Carver Highschool hat Jim McAllister (Matthew Broderick) schon alles mögliche gesehen und erlebt, doch eine Schülerin wie Tracey Flick (Reese Witherspoon) ist ihm bisher noch nicht untergekommen: sie arbeitet sich mit eisernen Disziplin und beinahe unmöglich scheinendem Ehrgeiz und Strebertum den Weg an die Spitze. Nun hat sie sich das Amt des Präsidenten der Schulsprecher vorgenommen und da es keinen anderen Mitstreiter gibt, ist ihr der Sieg ansich sicher.
Doch irgendetwas ist McAllister an Tracey suspekt – und dass sie die Wahlen gewinnen würde, gefällt ihm auch nicht. Daher überredet er den beliebten Schüler Paul Metzler (Chris Klein), ebenfalls zu kandidieren.
Tracey durchschaut McAllisters Vorhaben und zwischen beiden entbrennt ein unerbittlicher Kampf um den Sieg, bei dem es eigentlich keinen Gewinner geben kann.


Kritik:
Election war eine MTV-Produktion, die trotz des geringen Budgets von gerade einmal 9 Millionen Dollar kein wirklicher Erfolg war. Wenn man sich den Film so ansieht ist das nicht weiter verwunderlich. Zwar bietet der Film ganz nette Unterhaltung für einen Abend, von einem Kinobesuch hätte ich aber abgeraten. Außerdem wirkt der Film für meinen Geschmack zu unentschlossen und gleichzeitig überfrachtet.

Die Geschichte ist eigentlich ganz interessant, Reese Witherspoon als karriereorientierte Zicke, die über Leichen gehen würde, um ihr Ziel zu erreichen und Matthew Broderick, der erneut seinen charmanten, leicht dusseligen Charme ausspielen kann. Er wirkt gutmütig, viel zu gutmütig in Anbetracht der Fehler, die er begeht. Dann gibt es noch Paul, Chris Klein, der einen ganz guten Eindruck hinterlässt, auch wenn er manchmal schon zu naiv spielt.
Doch wieso die Rolle von Pauls Schwester Tammy, gespielt von Jessica Campbell, anfangs so stark miteinbezogen wurde und sich dann für eine Sache opfert, die gar nicht ihre Schuld war, verstehe, wer will. Es schien, als wollten die Autoren zu viele Handlungsstränge in den Film integrieren, zu viele Charaktere vorstellen, als dass sich das in den 100 Minuten hätte arrangieren lassen.

Traceys Wandlung und Werdegang ist für ihren Charakter nachvollziehbar, allerdings wäre es meiner Meinung nach viel interessanter gewesen, hätte sie sich wirklich nach ihrem Fehltritt (das Abreißen der Wahlplakate) viel länger um die Vertuschung der Tat kümmern müssen. Die satirischen Anleihen waren zwar recht gut herausgearbeitet, aber hier wäre deutlich mehr Potential vorhanden gewesen.
Ähnlich ergeht es dem Charakter von Jim McAllister, der aus völlig unerfindlichem Grund Interesse an einer objektiv gar nicht sonderlich attraktiven Frau hat und seine Ehe (und nicht zuletzt seine Karriere) gefährdet.
Urplötzlich wird eine ganze Reihe von Sex-Szenen eingeschoben, sowohl in Bezug auf McAllister, als auch hinsichtlich Paul. Wieso überhaupt? Mit der Grundhandlung des Schülersprecher-Wahlkampfes hatte dies nichts zu tun. Und die Charaktere wurden dadurch auch nicht interessanter. Wäre es nicht genug gewesen, ihn Probleme mit seiner Frau haben zu lassen und dann noch Tracey mit ihren naiv-lasziven Verführungskünsten ins Spiel zu bringen (immerhin hatte sie bereits einen anderen Lehrer und Freund von McAllister um den Finger gewickelt)?

Das wäre bedeutend interessanter gewesen und hätte die Rolle von Reese Witherspoon tiefer und fordernder werden lassen. So spielt sie zwar gut, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie zu mehr fähig gewesen wäre.
Ein Problem hatte ich mit dem Erzählstil des Films, der immer wieder mit Kommentaren der vier Hauptpersonen aus dem Off ins Rollen gebracht wurde. Das ganze aus zwei Blickwinkeln, McAllister und Tracey zu erzählen hätte für mich ausgereicht. So wurde ich mit den Gedanken und (selbst gemachten) Problemen von vier Personen bombardiert, ohne dass einer wirklich richtig zum Zuge kam, sondern dafür alle etwas (aber letztlich zuwenig) zu tun hatten.

Musik und Inszenierung hatten wirklich gute Einfälle, seien es interessante Kameraeinstellungen oder wiederkehrende Themen, die dem Zuschauer ein Schmunzeln aufs Gesicht zauberten. Allerdings schien dies in manchen Szenen geballt zu kommen und dazwischen gab es diesbezüglich viel Leerlauf.
Die Dialoge und Szenen hatten etwas sehr Zynisches und Satirisches; es war mir klar, dass schon auf Grund der verbalen Ausdrucksweise der Charaktere in den USA keine andere Freigabe als "Rated R" (nicht freigegeben unter 17 Jahren) in Frage kommen würde und ich hatte recht. Andererseits hätte ich dem Film hier zu Lande wohl auch nur eine Freigabe ab 16 Jahren gegeben, denn für Kinder war Umgang mit Sex und Kraftausdrücken meiner Meinung nach zu exzessiv. Vor allem passte es gar nicht zur Story – auch hier kamen diese Szenen teils geballt und dann wieder 10, 20 Minuten überhaupt nichts.

Was dem Film für mich völlig gefehlt hat, war ein "Feel-Good"-Ende. Es ist kein trauriges Ende, aber irgendwie hätte ich mir etwas fröhlicheres und mutmachenderes gewünscht. So schien es unvollständig und für diese Art Film unpassend.


Fazit:
Seichte Unterhaltung mit ein wenig Tiefgang – zynische und satirische Szenen verpackt in einer interessanten Geschichte, die leider nicht ausgenutzt wurde. Die Darsteller und die Inszenierung sind wirklich gut und der Film unterhält auch beim ersten Mal ansehen.
Dennoch hatte der Film das Potential, eine rabenschwarze Komödie zu werden, was auf Grund der avisierten Jugend-Verträglichkeit leider verschenkt wurde. Diese hatte der Film dann allerdings trotzdem nicht.