Geistervilla [2023]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 26. Juli 2023
Genre: Komödie / FantasyOriginaltitel: Haunted Mansion
Laufzeit: 122 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Justin Simien
Musik: Kris Bowers
Besetzung: LaKeith Stanfield, Tiffany Haddish, Owen Wilson, Danny DeVito, Rosario Dawson, Chase W. Dillon, Jamie Lee Curtis, Charity Jordan, Jared Leto
Kurzinhalt:
Als der ehemalige Astrophysiker und inzwischen Stadtführer in New Orleans, Ben (LaKeith Stanfield), von Priester Kent (Owen Wilson) gebeten wird, mit einer von ihm entwickelten Spektralkamera im Haus der gerade erst eingezogenen Gabbie (Rosario Dawson) und ihrem Sohn Travis (Chase W. Dillon) nach Geistern Ausschau zu halten, ist Ben der Überzeugung, dass dies Humbug ist. Geister gibt es nicht. Doch dann wird er selbst nach dem Besuch in der abgelegenen Villa von einem Geist heimgesucht, der ihn auffordert, dorthin zurück zu kehren. Um der Ursache der Geister in der Villa auf den Grund zu gehen, nehmen sie Kontakt mit dem Medium Harriet (Tiffany Haddish) und dem Historiker Bruce (Danny DeVito) auf, denn was immer es ist, es muss mit der Vergangenheit des riesigen Anwesens zu tun haben. Sie finden heraus, dass ein böser Geist darauf aus ist, der Villa einen weiteren Geist als Bewohner hinzuzufügen. In wenigen Tagen, bei Vollmond, ist der böse Geist am stärksten und nicht willens, die noch lebendigen Menschen darin gehen zu lassen …
Kritik:
Der dritte Spielfilm von Regisseur Justin Simien ist nicht nur ein Remake, sondern bereits der zweite Versuch der Walt Disney Studios, die gleichnamige Erlebnisparkattraktion in ein Filmfranchise zu verwandeln. Die Geistervilla [2003] mit Eddie Murphy ist dies seinerzeit nicht gelungen und man darf durchaus bezweifeln, ob Geistervilla diesbezüglich ein größerer Erfolg vergönnt ist. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen zuvor genauer überlegen, an welches Publikum sie sich denn überhaupt richten wollen.
War dies bei Fluch der Karibik [2003] schnell erkennbar, gestaltet es sich deutlich schwieriger, das Zielpublikum bei Geistervilla einzugrenzen. Die Geschichte beginnt an einem Silvesterabend, an dem Astrophysiker Ben seine künftige Frau Alyssa kennenlernt, die Geisterführungen in New Orleans anbietet. Sieht man ihn das nächste Mal, sind Jahre vergangen und seine Wissenschaftskarriere liegt hinter ihm. Nach seinem morgendlichen Aufenthalt in der Bar nimmt er seine neue Arbeit als Stadtführer auf, doch das einzige, das die Touristen interessiert, sind Orte, an denen Geister gesichtet worden sein sollen. Dass etwas in Bens Leben geschehen sein muss, vermag das Publikum zu erahnen, was es jedoch genau ist, wird erst stückweise offengelegt. Eines Morgens steht der unkonventionelle Priester Kent in Bens Apartment und bittet ihn, zum Haus der alleinerziehenden Gabbie und ihrem Sohn Travis zu fahren. Sie sind der Überzeugung, dass es dort spukt und Ben soll die Geister mit einer von ihm entwickelten Kamera aufnehmen, von der der Priester Wind bekommen hat. Ben ist davon überzeugt, dass nichts hinter dem Spuk steckt und nimmt nicht einmal Batterien für seine Kamera mit. Doch nachdem er das Haus wieder verlassen hat, sucht ihn ein Geist in seinem Apartment heim, was ihn dazu führt, sich Gabbies Dilemma genauer anzusehen.
Sie musste mit Travis feststellen, dass sobald man die abgelegene Villa einmal betreten hat, man die Geister nie wieder los wird, die verlangen, dass man dorthin zurückkehrt und das auch unmissverständlich deutlich machen. Deshalb zählt auch Priester Kent inzwischen zu den Bewohnern und gemeinsam machen sie sich auf, mit Medium Harriet und dem mit dem Übernatürlichen befassten Schriftsteller Bruce ein Team zusammen zu stellen, den Spuk zu beenden. Dies hört sich nicht nur zäh an, es umfasst die erste halbe Stunde des Films, der mit spürbaren zwei Stunden wenigstens 15 Minuten zu lang ausfällt. Passender und kurzweiliger wäre es gewesen, das letzte Mitglied des Teams zu begleiten, das hinzustößt, was auch die Problematik umgangen hätte, dass es hier gleich zwei Mal lange Monologe durch Personen gibt, in denen den übrigen Figuren sowie dem Publikum Hintergrundinformationen auf dem Silbertablett serviert werden. Weshalb es in Anbetracht der verkomplizierten Hintergrundgeschichte um den ursprünglichen Besitzer der Villa und seines Verlustes zusammen mit einem bösen Geist, der noch ein weiteres Opfer braucht, um freigelassen zu werden, überhaupt eine so verkomplizierte Story braucht, steht indes auf einem anderen Blatt.
Die Figuren in Geistervilla reden sehr viel, oftmals aus dem Off, wenn die Kamera weiter weg ist, als wären die Dialoge oder Kommentare nachträglich eingefügt worden, oder aber, wenn es im Grunde ein spannender Moment ist, und der Dialog die Stimmung aufhellen soll. Denn so unheimlich manche Momente, in denen durchaus das Gefühl aufkommt, es ginge den etablierten Figuren an den Kragen, so überzogen und albern sind andere – oder so wenig um ihr eigenes Leben besorgt scheinen die Charaktere. Schon die verspielte Musik deutet an, dass die Geschichte nicht wirklich ernst gemeint ist und lässt das Geisterabenteuer unbeschwert erscheinen. Dennoch sind manche Schreckszenen durchaus bedrohlich, wie wenn Travis von der Braut in einem Gemälde eingeschüchtert wird. Dem gegenüber stehen Dialoge wie diejenigen von Owen Wilson, der nie auch nur beunruhigt scheint, oder die vielen, vielen (und aufdringlichen) Produktplatzierungen, die jeweils für Erheiterung sorgen sollen.
Manche werden hier die Augen rollen oder wenigstens tief durchatmen, während es für die Jüngsten vermutlich zu gruselig wird, wenn kopflose Figuren durch die Szenerie stapfen, oder es Ben buchstäblich ebenso ergehen soll. Geistervilla findet kaum einen Weg zwischen diesen Polen und weiß auch aus seinen eigenen Ideen nicht viel zu machen. So wird extra erwähnt, dass Gabbie vor dem Umzug Ärztin gewesen ist, doch auf einen wirklich packenden Moment mit dem herzkranken Bruce, in dem sie ihre Fähigkeiten einsetzen kann, wartet man vergebens. Es wird zwar angedeutet, aber nicht entsprechend umgesetzt. Auch Bens Trauer wird immer wieder aufgegriffen, doch außer altbekannten Floskeln hat das Drehbuch kaum etwas zu bieten. Immerhin, die Villa sieht im Innern durchaus überzeugend und oftmals unheimlich aus. Doch die anfangs stimmigen Außenaufnahmen verkommen im letzten Drittel, wenn die Trickeffekte einen Großteil des Geschehens ausmachen, zu einem sichtbaren Studioambiete. Vor allem ein älteres Publikum bleibt hier, wie bei Vielem zuvor, eher ernüchtert zurück.
Fazit:
Wäre Justin Simiens Film vor 30 Jahren in den Videothekenregalen gestanden, man hätte ihn zum Anlass genommen, einen unheimlichen, aber unterhaltsamen Abend mit der Familie vor dem Fernseher zu verbringen. Auf der großen Leinwand wirkt er zu unentschlossen in vielen Belangen. Was das eigentliche Zielpublikum ist ebenso, wie welche Geschichte welcher Figuren er eigentlich erzählen will. Vieles wird angeschnitten, nichts wirklich vertieft. Alles in allem erinnert Geistervilla ein wenig an eine Geisterbahnfahrt: Ein bisschen gruselig, überwiegend albern und nicht ernst zu nehmen, ist das Geschehen oftmals laut und nichts, woran man sich im Nachhinein erinnern würde. Als betont humorvolles Fantasyabenteuer, sind mehr Gags erzwungen, als dem Film guttun. Da hilft auch die gute Ausstattung und die grundlegend namhafte Besetzung wenig, die hier kaum gefordert wird. Schade.