Knight Rider: „Goliaths Geburt/Der Kampf mit Goliath“ [1983]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. April 2023
Genre: Action / Krimi / Unterhaltung

Originaltitel: Knight Rider: „Goliath“
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1983
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Winrich Kolbe
Musik: Don Peake
Besetzung: David Hasselhoff, William Daniels (Gottfried Kramer), Edward Mulhare, Rebecca Holden, Shawn Ora Engemann, Barbara Rush, Zakes Mokae, Paul Lambert, Pepper Davis, Petrus Antonius, Ivan Naranjo, Murray Westgate


Kurzinhalt:

Als Michael Knight (David Hasselhoff) gebeten wird, in Las Vegas Rita Wilcox (Shawn Ora Engemann) zu helfen, deren Bruder spurlos verschwunden ist, erzählt diese ihm von einem Mann, der Michael zum verwechseln ähnlich sieht. Derweil erhält Foundation-Leiter Devon Miles (Edward Mulhare) Besuch von Elizabeth (Barbara Rush), der Witwe des Stiftungsgründers. Devon ahnt bereits, dass sie etwas beabsichtigt, doch wie er feststellen muss, ist die Situation weitaus schlimmer, als zunächst angenommen. Offenbar ist Elizabeth darauf aus, die Formel zu erhalten, die das fortschrittliche Auto K.I.T.T. (William Daniels / Gottfried Kramer) beinahe unzerstörbar macht. Die Formel will Elizabeths Sohn, Garthe (David Hasselhoff), der Michaels Zwilling sein könnte, für seine Pläne nutzen. So steht Michael einem Mann gegenüber, der seine bloße Existenz vernichten will – und K.I.T.T. mit Goliath einem Ungetüm, das ihm deutlich überlegen ist …


Kritik:
Nachdem der ersten Staffel von Knight Rider trotz eines geradezu vernichtenden Sendeplatzes ein so unerwarteter wie durchschlagender Erfolg vergönnt war, wurde die Serie um ein weiteres Jahr verlängert. Den Auftakt von Staffel 2 macht mit Goliath dabei erneut ein Abenteuer in Spielfilmlänge, bei dem es Wunderauto K.I.T.T. und Michael Knight jeweils mit ihrem größten Widersacher zu tun bekommen. Die Doppelfolge stellt gleich mehrere Änderungen vor, die keine Verbesserungen sind.

Die offensichtlichste ist eine neue Figur: Nachdem Patricia McPherson in der ersten Staffel die Rolle der Wissenschaftlerin und K.I.T.T.-Chefmechanikerin Dr. Bonnie Barstow übernahm, ist diese in der zweiten Staffel nicht mehr zu sehen. In ihre Fußstapfen tritt Rebecca Holden alias April Curtis. Der Tausch selbst wird mit keinem Wort erwähnt und war wohl einem Disput hinter der Kamera geschuldet. Der einzige wirkliche Unterschied zwischen Bonnie und April ist dabei, dass April zumindest eingangs keine mögliche Liebschaft für Michael Knight darstellt. Sie wirkt insoweit kühler, distanzierter und professioneller, was nicht Darstellerin Holden anzulasten ist. Eine weitere Änderung ist die Abkehr der Serie von tatsächlichen Stunts mit dem Auto der Zukunft. Sieht man sich allein die Anzahl an Turbo Boost-Einsätzen im neuen Vorspann an, wenn K.I.T.T. durch die Luft springt, muss man sich vor Augen führen, dass die meisten der Autos diese Stunts nicht überlebten. Der Aufwand hinter der Action der ersten Staffel ist somit deutlich größer, als man ungemein annehmen würde und es überrascht letztlich nicht, dass sich die Verantwortlichen für die zweite Staffel zu einem anderen Vorgehen entschieden: Statt auf tatsächliche Stunts wird nunmehr vermehrt auf Modellarbeit zurückgegriffen, um K.I.T.T. in Action zu zeigen. Das ist bereits im Staffelauftakt zu sehen, wenn Michael und K.I.T.T. auf ihren Gegner treffen, der einen großen Sattelschlepper fährt, wenn eine Bergdurchfahrt gesprengt oder K.I.T.T. gerammt wird. Viele der Einstellungen sehen für Modellarbeiten auch aus heutiger Sicht noch überraschend gut aus, selbst wenn die tatsächlichen Kulissen zu den Modellsets nicht wirklich passen wollen. Doch hat man bei Knight Rider: Staffel 2 merklich das Gefühl, als wären die Verantwortlichen darum bemüht, Kosten zu sparen.

Dabei führt die Geschichte von Goliaths Geburt/Der Kampf mit Goliath passenderweise zum Beginn der Serie zurück, als Michael von Philanthrop Wilton Knight gerettet wurde und er seine Vision vorstellte, sich für diejenigen einzusetzen, die Hilfe benötigen. Der Gründer der „Foundation für Recht und Verfassung“ hatte auch das fortschrittliche Auto K.I.T.T. ersonnen und, wie nun bekannt wird, offenbar einen in Ungnade gefallenen Sohn, Garthe. Michael, dessen Gesicht nach einer Verletzung rekonstruiert werden musste, hat er in Garthes Ebenbild erschaffen lassen und so steht Michael im Laufe seines Auftrags seinem Doppelgänger gegenüber, beide gespielt von David Hasselhoff. Sicher, schon damals schien der Story-Kniff weit hergeholt und auch überaus kitschig, doch es gelingt Hasselhoff insbesondere im englischen Original, Garthe als Figur ein eigenes Auftreten und merklich Individualität zu verleihen. Mehr, als es dem Drehbuch gelingt, Wiltons Witwe Elizabeth, die ihren kriminellen Sohn bedingungslos unterstützt, zu definieren. Garthe ist darauf aus, Rache an seinem verstorbenen Vater zu nehmen und alles zu zerstören, was dieser mit der Foundation und Michael Knight aufgebaut hat. Hierfür benötigt er Macht und Einfluss, die er sich mit einem wahren Ungetüm sichern will, dem mit Raketen bestückten Sattelschlepper Goliath, der über dieselbe unzerstörbare Molekularstruktur verfügt, wie K.I.T.T..

Nicht nur, dass K.I.T.T. damit nach seinem älteren „Bruder“ K.A.R.R. in der ersten Staffel, erneut einem Widersacher gegenübersteht, der so stark und unbesiegbar ist, wie er selbst, Goliath ist unzählige Male größer sowie schwerer und K.I.T.T. damit deutlich überlegen. Beide Fahrzeuge, K.A.R.R. und Goliath zählen zu den beliebtesten Antagonisten der Serie und es fällt nicht schwer, den Grund hierfür zu erkennen. Immerhin gefährden sie den größten Sympathieträger, der wiederum, wenig überraschend, nicht Michael Knight ist. Setzte Knight Rider in der ersten Staffel oftmals auf spürbaren Humor, präsentierte Geschichten, in denen Menschen wenn überhaupt zu Schaden, aber nicht zu Tode kamen, knüpft Goliath an die ernsteren Episoden an. Es gibt zwar einige lockere Kommentare, doch der Grundton der Story ist überaus ernst. Das ist auch eine gute Entscheidung, immerhin ist die vordergründig etwas schmalzig anmutende Episode von Staffel eins, Weißer Vogel, tatsächlich eine der stärksten der Season, da hier Michaels persönliche Entwicklung im Vordergrund steht und ihm sein Auftrag sichtlich nahegeht.

Doch auf den Aspekt der vorliegenden Geschichte, dass sich Michael hier auch durch seinen Mentor und Foundation-Leiter Devon Miles hintergangen fühlen könnte in Anbetracht der Tatsache, dass dieser ihm Garthes Existenz vorenthalten hat, geht das Drehbuch bedauerlicherweise nicht ein. Stattdessen konzentriert es sich auf Nebenfiguren wie die Casino-Angestellte Rita, deren Bruder für Garthe gearbeitet hat, ehe ersterer verschwand. Eine wirkliche Notwendigkeit für sie gibt es in der Folge jedoch nicht, zumal ihre Entscheidungen darüber hinaus keinen großen Sinn ergeben. Auch die Nebenhandlung um den Revolutionären Tsombe Kuna, mit dem Garthe Geschäfte macht, kommt nicht richtig in Fahrt. Goliath wartet mit einem tollen und vielversprechenden Antagonisten auf, aber weder wird Garthe in seiner verbitterten Bösartigkeit richtig erkundet, noch darf der Titel gebende Goliath sein volles Potential entfalten oder wird entsprechend in Szene gesetzt. Insofern ist der Staffelauftakt eine große verpasste Chance. Gleichzeitig jedoch lotet die Serie hier den Hintergrund der Foundation aus, über die bislang außer Michaels Aufträge nicht allzu viel erzählt wurde, und etabliert einen Widersacher, der Michael Knight buchstäblich ebenbürtig ist. Das gelungene Flair weiß auch dank der handwerklichen Umsetzung durch Winrich Kolbe zu überzeugen. Man würde sich nur wünschen, dass das Drehbuch dem auch gewachsen wäre.


Fazit:
Nimmt man einer Serie wie Knight Rider die Nostalgie müsste man sie nicht nur aus heutiger Sicht vermutlich schlechter bewerten. Doch sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Verantwortlichen nicht wie bei den heute so üblichen Streaming-Serien acht oder 13 Episoden zu schreiben und zu produzieren hatten. Die erste Staffel umfasste 22 Folgen, die zweite 24. Insofern ist es auch in Anbetracht des Aufwands erstaunlich, was Woche für Woche präsentiert wird. Gerade aus heutiger Sicht – und dank einer gelungenen Restaurierung – fällt auf, dass allzu oft die Stuntleute statt der Darstellerinnen und Darsteller zu sehen sind, oder Stand-Ins, die den tatsächlichen Akteuren nicht einmal ähnlich sehen. Diese Sparmaßnahmen trüben sichtlich den Spaß am Zusehen, wie auch die auffälligen Modellbauten, anstatt handgemachte Autostunts mit K.I.T.T. zu präsentieren. Gerade beim Staffelauftakt scheint das geradezu ärgerlich, wobei Goliath mit zwei Bösewichtern aufwartet: Dem röhrenden Ungetüm, das dem Auto der Zukunft hinsichtlich der schieren Stärke weit überlegen ist, und Garthe Knight, der geschworen hat, Michael zu vernichten. So vielversprechend die Ansätze, so wenig weiß das Drehbuch daraus zu machen. Zu sehr verheddert sich die Geschichte in Nebenfiguren und -handlungen, die nicht wirklich interessieren. Immerhin, der Cliffhanger in der Mitte ist gelungen und bringt Auto wie Fahrer voran. Auch kann die handwerkliche Umsetzung nebst der musikalischen Untermalung gefallen. Goliaths Geburt/Der Kampf mit Goliath lebt letztlich vom Zusammenspiel zwischen Michael Knight und K.I.T.T., mit denen das geneigte Publikum stellenweise durchaus mitfiebert. Aus heutiger Sicht mag man darüber oftmals lächeln, aber je jünger das Publikum, umso größer die Wirkung, die sogar Jahrzehnte überdauert.