Die Drei ??? - Erbe des Drachen [2023]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. Dezember 2022
Genre: Krimi

Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Tim Dünschede
Musik: David Reichelt
Besetzung: Julius Weckauf, Nevio Wendt, Levi Brandl, Mark Waschke, Natalia Belitski, Valentin Popescu, Fabra Dieng, Gudrun Landgrebe, Gedeon Burkhard, Agnes Decker, Calin Stanciu, Florian Lukas, Jördis Triebel, Bernd Birkhahn


Kurzinhalt:

Mit dem Beginn der Sommerferien steht für die befreundeten Jugendlichen Justus Jonas (Julius Weckauf), Peter Shaw (Nevio Wendt) und Bob Andrews (Levi Brandl) ihre erste Reise nach Europa an. Beheimatet in der kalifornischen Küstenstadt Rocky Beach, sind die drei besser bekannt als „Die Drei ???“, Ermittler mit einer unübertroffenen Erfolgsquote. Justus ist der erste Detektiv, Peter der zweite und Bob der dritte, verantwortlich für Recherchen und Archiv. Sie dürfen Peters Vater Mr. Shaw (Mark Waschke) für ein Praktikum begleiten, der als Tricktechnikspezialist bei einem Filmdreh in Rumänien arbeitet. In der Hauptrolle niemand geringeres als der exzentrische Filmstar Steven Yates (Gedeon Burkhard). Das Schloss von Gräfin Codrina (Gudrun Landgrebe) ist dasjenige, in dem die historische Figur hinter Dracula einst gelebt haben soll und tatsächlich entdecken die drei Freunde vor Ort, dass seltsame Dinge vor sich gehen. Klopfgeräusche und unheimliche Angestellte setzen der gesamten Crew zu. Als sie dann noch erfahren, dass aus dem Schloss einst ein Junge spurlos verschwunden ist, steht für die Drei ??? fest, dass sie den Fall übernehmen müssen …


Kritik:
Seit mehr als einem halben Jahrhundert begeistern die Fälle der Detektive Die drei ??? [seit 1968] in Büchern und Hörspielen das Publikum. Nach einer unvollendeten Trilogie mit zwei Kinofilmen 2006 und 2009, kommt mit Die Drei ??? - Erbe des Drachen ein neues Abenteuer auf die Leinwand, das durchaus Ambitionen zeigt, die etwas jünger als erwarteten Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews im Kino zu etablieren. Ihr Einstand kann durchweg überzeugen, selbst wenn die nicht auf Quellmaterial basierende Story nicht ganz zu wissen scheint, wohin sie gehen will.

Sie beginnt zum Start der Sommerferien in der fiktiven, kalifornischen Küstenstadt Rocky Beach, wo Justus, Peter und Bob zur Schule gehen. In diesen Ferien wollen sie zum ersten Mal außerhalb des Landes aktiv werden, denn sie dürfen Peters Vater, der bei einer Spezialeffektfirma arbeitet, als Praktikanten zum Dreh eines Horrorfilms nach Rumänien begleiten. Auch wenn sich die drei Jungen schon im Vorfeld Abenteuer ausmalen, Peters Vater hat klargestellt: Keine detektivischen Tätigkeiten. Doch bereits vor der Abreise und auch bei Ankunft scheint etwas Unheimliches an jenem Drehort, einem Schloss, vorzugehen, das zusammen mit seinem früheren Bewohner als Inspiration für die Dracula-Figur diente. Die Gräfin des Schlosses lebt zurückgezogen, ihr Bruder ist seit Jahrzehnten verschollen und nachts hört man Klopfgeräusche in den Gängen, was die Haushälterin zu einer überstürzten Abreise vor versammelter Filmcrew bewegt. Für die drei ??? ist klar, dass es hier etwas zu ermitteln gibt, immerhin lautet ihr Motto, dass sie jeden Fall übernehmen. Doch in ihrem Weg steht nicht nur der verdächtig agierende, grummelige Hausmeister, sondern auch Peters Vater, der durch die Aktivitäten seines Sohnes den ganzen Dreh auf Schloss Piatra in Gefahr sieht.

Es scheint somit ein ebenso verzwickter wie unheimlicher Fall auf die drei Detektive in Die Drei ??? - Erbe des Drachen zu warten, der sich in der ersten Hälfte in etwa so entwickelt, wie man es erwarten würde. Doch dann verschiebt sich der Fokus der Story, die von einer Geistergeschichte zum spurlos verschwundenen Bruder der Gräfin wechselt, um letztlich bei einer Schatzsuche um eine geheime Bruderschaft zu landen. Das klingt nach etwas viel für nur ein Abenteuer und fragt man sich zu Beginn noch, wie aus der Story ein abendfüllender Spielfilm werden soll, wirkt die Balance letztlich doch nicht so gelungen. Denn zum einen gibt die Geschichte dem Publikum zu wenig an die Hand, um selbst mit zu rätseln, schwerer wiegt jedoch, dass die tragenden Figuren erst sehr spät in die Situation kommen, dass man meinen könnte, der Fall wäre zu groß für sie, obwohl sie lange im Dunkeln tappen. Dabei wäre genau das ein Aspekt, die Zuschauerinnen und Zuschauer mit den Titel gebenden Ermittlern mitfiebern zu lassen.

Die sind mit ihren Eigenschaften grundsätzlich gut getroffen, auch wenn man sich die drei ??? vermutlich selbst immer anders vorgestellt hat. Nicht ohne Grund zeigen die unverwechselbaren, schlichten Titelcover der Abenteuer keine Gesichter. So mutet die Casting-Entscheidung wenigstens für diesen Kritiker an, als strebten die Verantwortlichen eine Mischung aus Drei ??? und dem Ableger Die drei ??? Kids [seit 1999] an. Das ist kein Kritikpunkt, lediglich eine Beobachtung, sie würde aber auch Sinn ergeben, wenn weitere Abenteuer mit derselben Besetzung beabsichtigt sind.
Inwieweit man seine eigenen Vorstellungen der Detektive also verkörpert sieht, hängt von einem selbst ab. Zusammen mit den sehr jungen Gesichtern erscheinen manche Dialoge der lebenserfahren klingenden Jungen aber nicht ganz stimmig. Wenn diese den Erwachsenen mit einer gewissen Süffisanz die Zusammenhänge erklären, kann man kaum umhin als festzustellen, dass Kinder und Jugendliche so nicht sprechen. Und Erwachsene in solchen Situationen auch nicht derart reagieren würden. Peters Angst vor einem „Vampirzombie“ im Schloss klingt ebenso unglaubwürdig, wie die Spannungen im Team jemanden überraschen werden.

Aber sei es darum, die vielen Verweise auf das Quellmaterial werden jüngere wie junggebliebene Fans erfreuen, von der Zentrale der Drei ??? im Wohnwagen auf Onkel Titus’ Schrottplatz, bis hin zu ihrem unverwechselbaren Telefon und weiteren Markenzeichen der Detektive. Handwerklich ist Die Drei ??? - Erbe des Drachen tadellos dargebracht und auch die erwachsene Besetzung scheint ihren Spaß zu haben. So bietet das neue Abenteuer des Ermittlertrios im Grunde etwas für alle. Dass nicht jeder Ton getroffen wird und die Geschichte einige Kapriolen schlägt, verzeiht man dabei gern.


Fazit:
Auch wenn es ein wenig seltsam erscheint, dass ein in gewisser Weise filmischer Neubeginn der drei berühmten Detektive nicht als Ursprungsgeschichte erzählt wird, dass die Verantwortlichen sich dagegen entscheiden, gibt ihnen die Möglichkeit, gleich in ihren Fall einzusteigen. Dessen Auftakt lässt eine klassische Spukgeschichte wie in vielen Fällen der Drei ??? vermuten, entpuppt sich dann jedoch wiederholt als etwas anderes. Dabei bleiben manche Spuren auf der Strecke und es gibt im letzten Drittel den ein oder anderen inhaltlichen Sprung, der nicht erklärt wird. Umgesetzt ist dies trotz eines nicht zu leugnenden Studioflairs, das einem jungen Publikum kaum auffallen wird, durchweg routiniert und handwerklich gelungen. Vor allem aber bleibt Die Drei ??? - Erbe des Drachen dem Quellmaterial treu und präsentiert eine teilweise modernere, wenn auch inhaltlich unentschlossene Kriminalstory mit vielen Verweisen auf Elemente der Buch- und Hörspielreihe, die Fans jeden Alters ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Trotz der vor allem für ein junges Publikum amüsanten Momente der Dreharbeiten zum Horrorfilm in Rumänien, nimmt das Drehbuch die zentralen Figuren glücklicherweise ernst. Da nimmt man auch gern in Kauf, dass die drei Hauptdarsteller in ihre Rollen womöglich noch ein wenig hineinwachsen müssen, so gut getroffen sie in den meisten Momenten bereits sind.