Eraser [1996]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. März 2020
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Eraser
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1996
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Chuck Russell
Musik: Alan Silvestri
Besetzung: Arnold Schwarzenegger, James Caan, Vanessa Williams, James Coburn, Robert Pastorelli, James Cromwell, Danny Nucci, Andy Romano, Nick Chinlund, Michael Papajohn, Joe Viterelli, Mark Rolston, John Slattery, Robert Miranda, Roma Maffia, Tony Longo, Gerry Becker


Kurzinhalt:

U.S. Marshal John Kruger (Arnold Schwarzenegger) ist beim Zeugenschutzprogramm für die Sicherheit von Kronzeugen verantwortlich. Dafür befreit er sie mitunter aus lebensbedrohenden Situationen und verschafft ihnen eine neue Identität. So auch für Lee Cullen (Vanessa Williams), die bereit ist, gegen ein Rüstungsunternehmen auszusagen. Hochrangige Mitarbeiter wie William Donohue (James Cromwell) verkaufen streng geheime Waffenentwicklungen an Meistbietende. Lees Aussage könnte auch dem Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Daniel Harper (Andy Romano), gefährlich werden. Als Kruger von seinem Kollegen DeGuerin (James Caan) hinzugezogen wird, der den Mord an Zeugen in prominenten Fällen ermittelt, ahnt er zwar, dass auch Lee in Gefahr schwebt, aber nicht, in welches Komplott er bei den Ermittlungen verwickelt wird …


Kritik:
Hätte man damals geahnt, dass Eraser der letzte Film in Arnold Schwarzeneggers Karriere als Actionstar sein würde, der den größten Teil seines Publikums zufriedenstellen würde, wäre er seinerzeit vermutlich besser aufgenommen worden. Tatsächlich klingt die Rolle um einen U.S. Marshal, der für das Zeugenschutzprogramm Menschen „verschwinden“ lässt, als wäre sie ihm auf den Leib geschrieben. So grundsätzlich auch die zahlreichen Actionmomente im Film, die abseits der vorhersehbaren und phasenweise dürftigen Story auch den größten Kritikpunkt darstellen. Als Gesamtpaket jedoch ist dies ein durchweg unterhaltsamer Action-Thriller für Erwachsene – was mehr ist, als man über einige jüngere Filme des Hauptdarstellers sagen kann.

Dabei klingt die Story im Grunde durchaus interessant: Eine Zeugin, die bereit ist, ein Komplott eines Rüstungsunternehmens aufzudecken, das geheime Waffen an Meistbietende verkauft, benötigt die Hilfe des „Eraser“ John Kruger, der Menschen im Zeugenschutzprogramm eine neue Identität verschafft. Dabei muss er jedoch erkennen, dass die Verschwörung im Hintergrund bis in höchste politische Kreise reicht und nicht nur das Leben der Zeugin in Gefahr ist. Würde man Eraser daher mehr als Thriller denn als Actionfilm erzählen, könnte dies durchaus zum Miträtseln einladen. Allerdings stellt das Drehbuch nur solche Figuren vor, die entweder nach wenigen Dialogzeilen schon wieder verschwinden, oder solche, die unmittelbar mit dem Komplott zusammenhängen. Wer hier also verwickelt ist, ist keine Frage des ob, sondern allenfalls des inwieweit. Nur macht es das merklich schwer, mit dem Geschehen mitzufiebern.

Dafür sieht sich Kruger einer neuartigen Waffe gegenüber, die die Konspirateure hier an Terroristen zu verkaufen gedenken. Das Prinzip eines Hochgeschwindigkeitsgeschosses, sozusagen einer tragbaren „Railgun“, ist dabei halb so spannend wie die Art und Weise, wie dies in Eraser umgesetzt ist. Es soll genügen zu sagen, dass das Konzept, so unmöglich es klingen mag, durchaus interessant ist und für einige bemerkenswerte Actionmomente sorgt. So müssen John und die Zeugin Lee Cullen öfter fliehen, als dass sie in die Offensive gehen. Dreht Filmemacher Chuck Russell den Spieß zum Finale hingegen um, gibt es einige Momente, die in bester Manier Schwarzenegger selbst in Szene setzen.
Dabei ist Lee Cullen selbst glücklicherweise keine weibliche Nebenfigur, die ständig gerettet werden müsste. Vanessa Williams gelingt es gut, der idealistischen jungen Frau eine Stärke und Bestimmtheit zu verleihen. Umso bedauerlich ist dabei, dass Schauspielgrößen wie James Caan oder James Coburn in Nebenrollen zu sehen sind, die ihnen schauspielerisch nicht viel zu tun geben.

Stattdessen konzentriert sich Regisseur Chuck Russell mehr auf die Action im Film, die mit zahlreichen Shootouts – einer davon an Bord eines Flugzeugs – einer Sequenz mit Alligatoren, einem waghalsigen Fallschirmsprung sowie einem frei schwebenden Finale aufwartet. Das klingt an sich überaus viel- und ist vom Konzept her durchaus ansprechend, wenn auch inhaltlich (man denke an ein Flugzeug, das über einer Stadt in Windeseile eine 180°-Drehung bewerkstelligt) oftmals dürftig. Aber ehrlicherweise findet Eraser kaum das Publikum, das sich über die Logik innerhalb der Geschichte groß Gedanken macht. Der eigentliche Kritikpunkt ist dabei, dass die Actionszenen in den wenigsten Momenten handwerklich überzeugen können. Damals wie heute sind die Green Screen-Effekte allzu sichtbar, wenn die Tür eines explodierenden Hauses knapp über die Helden hinwegfliegt, oder Kruger von einem Piloten ins Visier genommen wird. Ganz zu schweigen von allzu offensichtlich computergenerierten Alligatoren oder einem Finale, das nie „echt“ erscheint. Dass es darüber hinaus Szenen gibt, in denen einzelne Übergänge zu fehlen scheinen, wie wenn die Zeugin urplötzlich in der Gewalt des Schurken ist, unterstreicht den unfertigen Eindruck.

Blickt man mit beinahe 25 Jahren auf Eraser zurück, verzeiht man dem Film viele seiner offensichtlichen Trickeffekte, dabei markiert er rückblickend spürbar den Punkt bei Hollywood-Produktionen, in denen visuelle Effekte nicht mehr dazu hergenommen wurden, Actionszenen umzusetzen, die in einzelnen Einstellungen mit den Stars direkt nicht gedreht werden konnten. Vielmehr werden hier Szenen gezeigt, die auch mit Stuntleuten nie hätten gemacht werden können, aber trotz ihrer Unmöglichkeit mit Hilfe von Trickeffekten dennoch umgesetzt wurden. Das Ergebnis ist ein Action-Thriller, der sich mehr auf Action verlässt, die weniger packt, als die Macher vermuten würden, während die Story zu weit in den Hintergrund tritt, als dass sie wirklich eine Rolle spielen könnte. Wäre es nicht um die Beteiligten, gäbe es hier keinen großen Grund einzuschalten. Andererseits, die Beteiligten sind allemal Grund genug.


Fazit:
Dass die Musik von Alan Silvestri trotz eines eingängigen Themas stark an seine vergangenen Scores erinnert (oder seine kommenden), unterstreicht, wie wenig originell viele Elemente bei Chuck Russells Film am Ende sind. Nichtsdestotrotz erzählt er mit einer gut gelaunten Besetzung, angeführt von Arnold Schwarzenegger und einer ebenso sympathischen Vanessa Williams, und gespickt mit lockeren Sprüchen, die sich Filmemacher heutzutage ihren Figuren gar nicht mehr in den Mund zu legen wagen, einen Thriller für Erwachsene, der sich erfrischend dessen bewusst scheint, dass er das Genre nicht neu erfindet. Zahlreiche Momente sind vollkommen überzogen und die Geschichte mit solch blassen Bösewichtern besetzt, dass die Hintermänner früh absehbar sind. Die Inszenierung der Action mag ihre Schwächen kaum verbergen können, aber dennoch gerät sie trotz der Gewalt nie so brutal, dass es das Publikum vor den Kopf stoßen würde. Der Kritikpunkte zum Trotz wird es hier nie langweilig. Eraser nimmt sich nie zu ernst und bleibt durchweg unterhaltsam. Es ist einer der letzten „klassischen“ Action-Thriller mit seinem Titel gebenden Star. Insofern mag bei der Wertung auch etwas Nostalgie mitschwingen, doch seinen Charme hat sich der Film bis heute immerhin bewahren können.