Rush Hour 2 [2001]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. Mai 2018
Genre: Action / Komödie / Krimi

Originaltitel: Rush Hour 2
Laufzeit: 90 min.
Produktionsland: USA / Hongkong
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Brett Ratner
Musik: Lalo Schifrin
Darsteller: Jackie Chan, Chris Tucker, John Lone, Ziyi Zhang, Roselyn Sanchez, Alan King, Harris Yulin, Kenneth Tsang, Lisa LoCicero, Mei Melançon, Maggie Q


Kurzinhalt:

Während der amerikanische Polizist John Carter (Chris Tucker) seinen Kollegen Chief Inspector Lee (Jackie Chan) in Hongkong besucht, wird ein Anschlag auf das amerikanische Konsulat verübt. Lee vermutet hinter der Tat den einflussreichen Ricky Tan (John Lone), der jedoch angibt, selbst ins Fadenkreuz der Triaden geraten zu sein. Nachdem Tan von Hu Li (Ziyi Zhang) vor Lees Augen erschossen wird, scheint es, als wären den Polizisten die Spuren ausgegangen. Doch Carter ist überzeugt, dass der Casino-Besitzer Steven Reign (Alan King), der Geschäfte mit Tan gemacht hatte, in all dies verwickelt ist. So wie auch die scheinbar korrupte Zoll-Beamtin Isabella Molina (Roselyn Sanchez). Zurück in den USA müssen Lee und Carter erkennen, dass sie ihren Gegner weit unterschätzt haben …


Kritik:
Rush Hour 2 ist die Art Fortsetzung, die so unterhaltsam sie ist und auf dem Charme des Vorgängers gelungen aufbaut, wäre es der erste Teil gewesen, vermutlich keine Fortsetzung nach sich gezogen hätte. Drei Jahre nach Rush Hour [1998] kehrt Regisseur Brett Ratner mit seinen beiden Stars Jackie Chan und Chris Tucker zurück, um dort anzuknüpfen, wo die Geschichte geendet hat. Dabei gibt es wieder viel Akrobatik zu bestaunen und auch das verbale Dauerfeuer darf nicht fehlen. Nur ist das am Ende weder so lustig, noch so packend wie beim ersten Mal.

Dabei beginnt Rush Hour 2 überaus vielversprechend in Hongkong, wohin Polizist James Carter seinen Kollegen und Freund Lee im Urlaub begleitet. Als dort im Konsulat eine Bombe explodiert, die zwei Übersetzer tötet, schalten sich die beiden in die Ermittlungen ein, auch wenn dies von Lees vorgesetztem Captain Chin auf Weisung des leitenden U.S. Secret Service-Agenten Sterling ausdrücklich untersagt wird. Sie kommen dem mächtigen Ricky Tan auf die Spur, der mit dem Tod von Lees Vater fünf Jahre zuvor in Verbindung steht – und auch die scheinbar korrupte Zoll-Beamtin Isabella Molina gerät in ihr Visier.
Das fernöstliche Setting mit den Triaden, das hier angedeutet wird, wäre auch überaus interessant und würde den lautstarken Carter in ungewohnte Situationen bringen. Doch viel früher als überhaupt notwendig führt die Story wieder zurück in die Vereinigten Staaten, wo Carter die Oberhand besitzt.

Es folgen eine Reihe von Actionszenen, die sich mehr noch als im ersten Film auf Jackie Chans Kampfkunst konzentrieren, während Chris Tucker phasenweise nicht viel mehr als ein Stichwortgeber ist, der mit seinen vielen lockeren Sprüchen durch die Story führt. Bedauerlich ist für Kenner des ersten Teils, dass abgesehen vom Buddy-Duo im Zentrum überhaupt gar keine bekannte Figur auftritt. Auch haben die wenigsten neu vorgestellten Figuren wie der leitende Secret Service-Agent, Lees Vorgesetzter oder Don Cheadle in einem kleinen Gastauftritt tragende Rollen. Dass die Dynamik zwischen den Hauptfiguren weder so unbeschwert noch eingespielt wirkt wie in Rush Hour verstärkt den Eindruck, als würde die Fortsetzung hinsichtlich der Entwicklung der Charaktere auf der Stelle treten. Dank der sympathischen Darbietungen fällt das nicht allzu sehr ins Gewicht und auch mit Roselyn Sanchez sowie Ziyi Zhang als schlagkräftiger Gegnerin sorgt Rush Hour 2 für genügend Abwechslung. Doch ist nichts hiervon so spritzig umgesetzt wie noch vor drei Jahren.

Handwerklich lässt sich Regisseur Brett Ratner nicht bitten und entwirft insbesondere bei den schlagkräftigen Momenten um seinen Star Chan noch größere und komplexere Situationen, die auf Grund der Energie der Stunts schlicht verblüffen. Dass Chris Tucker für die humorvollen Momente sorgt, ist dabei kein Kritikpunkt, wohl aber, dass die Geschichte merklich in den Hintergrund tritt. Welche Rolle Isabella Molina darin tatsächlich spielen soll wird auch am Ende nicht klar und die eigentlichen Schurken sind – wie bereits im ersten Teil – lange absehbar. Vor allem fehlt es der Story an Dringlichkeit. War dies beim Vorgänger durch die Entführung gegeben, entwickelt Rush Hour 2 nie das Tempo, das den Filmtitel auch rechtfertigen würde.

So bleibt die Fortsetzung insgesamt ebenso wenig in Erinnerung wie einzelne Sequenzen daraus. Unterhaltsam ist das mehr durch den Charme, den das Duo im Zentrum bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt erzeugt hat und von dem es hier merklich zehrt. Dass Jackie Chan seine eindrucksvolle Akrobatik unter Beweis stellen darf, ist ein großer Pluspunkt bei Rush Hour 2, der dadurch abgeschwächt wird, dass Chris Tucker außer einem losen Mundwerk kaum etwas zeigen darf. Dabei dauern Carters Tiraden dabei merklich länger, als gut für sie ist, beinahe als wären sie witziger, je länger dasselbe Thema zerredet wird. Das mag beim ersten Mal funktionieren, aber bei wiederholtem Ansehen stören diese Momente zunehmend. Das heißt nicht, dass man hier keinen Spaß haben kann. Nur keinen so großen wie beim ersten Mal.


Fazit:
Es ist, als würden die Macher versuchen, die übliche Formel bei Fortsetzungen anzuwenden, nach der von allem mehr zu sehen sein muss als im Vorgängerfilm. Das bedeutet hier einerseits, dass Jackie Chan mehr Stunts zeigen darf, auf der anderen Seite jedoch, dass Chris Tuckers verbales Dauerfeuer noch lauter und noch länger dauert. Ersteres ist ebenso beeindruckend wie sehenswert, der Reiz beim Zweiten nutzt sich jedoch schnell ab, zumal Carter in den unmöglichsten Situationen betont dämlich agiert, einfach, weil es witzig sein soll. Die eigentliche Story ist bei Rush Hour 2 nur Nebensache. Regisseur Brett Ratner legt das Hauptaugenmerk auf die Dynamik seiner beiden Stars, die sich seit dem ersten Teil jedoch nicht weiterentwickelt hat. Es wundert insofern nicht, dass die Erinnerung an den Film viel schneller verblasst und es schwer fällt, selbst während des Abspanns einzelne Momente der Geschichte zu beschreiben. Auch dank der kurzen Laufzeit ist das zwar nie langweilig, nur eben nie so tempo- oder einfallsreich wie zuvor.