Special-Kategorie: Diverses | von Jens Adrian | Hinzugefügt am 20. März 2009
Index:Musical-Details
Kurzinhalt
Hintergrund der Produktion
CD-Veröffentlichungen
Erlebnisbericht
Links
Genre: Fantasy / Komödie / Drama
Originaltitel: Wicked
Laufzeit: ca. 160 min.
Produktionsland Ur-Aufführung: USA
Produktionsjahr Ur-Aufführung: 2003
Geeignet ab: 10 Jahren
Regie: Joe Mantello
Musik: Stephen Schwartz
Texte: Michael Kunze (Deutsch), Stephen Schwartz (Englisch)
Besetzungsliste:
Rolle: | Deutsch, aktuell: | Englisch, Original: |
Elphaba | Willemijn Verkaik | Idina Menzel |
Galinda / Glinda | Lucy Scherer | Kristin Chenoweth |
Fiyero | Mathias Edenborn | Norbert Leo Butz |
Der Zauberer von Oz | Carlo Lauber | Joel Grey |
Madame Akaber | Barbara Raunegger | Carole Shelley |
Nessarose | Janine Tippl | Michelle Federer |
Moq | Stephan Luethy | Christopher Fitzgerald |
Dr. Dillamonth | Michael Günther | William Youmans |
Elphaba (alternierend) | Roberta Valentini | |
Glinda (alternierend) | Valerie Link |
Kurzinhalt:
Ganz Oz jubelte, als Dorothy die böse Hexe des Westens besiegte. Doch war die Hexe von Beginn an böse – oder überhaupt? Die Zauberin Glinda (Lucy Scherer) erinnert sich daran, wie sie die grünhäutige Elphaba (Willemijn Verkaik) kennen lernte. Und wie ihr beider Schicksal untrennbar miteinander verwoben war. Beide waren in Fiyero (Mathias Edenborn) verliebt und mussten während ihrer Schulzeit mit ansehen, wie sich Oz schrecklich veränderte.
Darum suchte Elphaba Hilfe beim Zauberer von Oz (Carlo Lauber), der ihr Talent in der Magie erkannte. Doch immer im Bestreben, Gutes zu tun, wurde Elphaba ausgenutzt – und musste feststellen, dass keine gute Tat ungestraft bleibt. Ihr Leben, das der Vogelscheuche, des Zinnmanns und des ängstlichen Löwen, hängen auf tragische Weise eng zusammen und auch in ihrer Vergangenheit lauert ein Geheimnis ...
Hintergrund der Produktion:
Bereits 1900 konnten Leser zum ersten Mal die Welt von Oz besuchen. L. Frank Baums Roman Der Zauberer von Oz gehörte zu den erfolgreichsten Kinderbüchern seiner Zeit, auch wenn es vier Jahrzehnte dauert, ehe nach der bekanntesten, gleichnamigen Verfilmung im Jahr 1939 die erste deutschsprachige Übersetzung erschien. Im Jahr 1995 erschien der Roman Wicked – Die Hexen von Oz (auch betitelt Wicked - Die Hexen von Oz. Die wahre Geschichte der bösen Hexe des Westens, siehe Amazon.de) des Autors Gregory Maguire, der Baums Romane als Grundlage nahm, jedoch einen erwachseneren und unerwarteten Blick auf die Geschehnisse des Landes Oz warf. Darin beschreibt er die Machenschaften des vermeintlich barmherzigen Zauberers und dass gut nicht immer gut, und böse schon gar nicht immer böse sein muss.
In der sehr direkten Sprache und auch in der Handlung, die sich stark an Baums Buch orientiert, aber Lücken füllt und Hintergründe ergänzt, richtet sich das Buch vornehmlich an ein erwachsenes Publikum und wurde seither auch durch zwei Nachfolger, Son of a Witch [2005] und A Lion Among Men [2008], erweitert.
Basierend auf dem Roman, doch mit großen Änderungen auch innerhalb der Geschichte, entstand nach einer langen Produktionsphase (ursprünglich war ein Film basierend auf der Buchvorlage vorgesehen) das Musical Wicked, das von Ende Mai 2003 bis Ende Juni im selben Jahr in San Francisco als Testlauf aufgeführt wurde.
Hierfür wurde ein Bühnendesign entworfen, das sich einerseits an den Illustrationen W. W. Denslows orientierte, die Baums Bücher schmücken, aber auch dem Konzept Maguires Rechnung trugen, der seine Geschichte durch eine große Uhr erzählte. Über 300 Kostüme, mehr als 50 einzelne Szenen und Ortschaften, die im Laufe der Aufführung gezeigt wurden und beinahe Tausend unterschiedliche Lichtquellen sorgten für ein einmaliges visuelles Erlebnis. Nach dem Testlauf wurde das Musical überarbeitet, Teile des Skripts umgeschrieben und Lieder verändert. Eines wurde sogar gänzlich durch ein anderes ersetzt. Im Oktober 2003 wurde Wicked dann in der jetzigen Form am Broadway uraufgeführt und lockte Millionen Zuschauer, darunter auch bekannte Stars wie Steven Spielberg, Glenn Close und Nicole Kidman. In der letzten Novemberwoche 2006 brach Wicked auch den bisherigen Rekord an Wochenumsätzen am Broadway und nahm in einer Woche 1,7 Millionen Dollar ein. Allein im ersten Jahr erzielte die Produktion 56 Millionen Dollar.
Am 15. November 2007 präsentierte Stage Entertainment im Palladium Theater des Stuttgarter SI-Centrums die deutsche Musicalversion, Wicked – Die Hexen von Oz, die nicht weniger aufwändig gestaltet ist und sich seither großer Beliebtheit erfreut. Mehr als 850.000 Tickets wurden bislang verkauft.
Die Kulissen, bei denen in Stuttgart über vier Tonnen Stahl verwendet wurden, befanden sich bereits seit April im Bau, wobei Einzelteile sowohl aus Hamburg, sowie Kanada und den USA stammen. Die aufwändigen Ranken, die weit in den Zuschauerraum hineinragen, stammen überdies aus Thailand. Dabei besitzt jede Wicked-Bühne der unter anderem in London, Osaka, Tokyo, Melbourne, New York, Los Angeles und Chicago präsentierten Aufführungen, ihre Besonderheiten. Jeweils speziell auf die Bedürfnisse und Örtlichkeiten angepasst, verbirgt sich dahinter eine lange und intensive Planung. In Deutschland beispielsweise finden sich 150 verschieden hohe Zahnräder, die die Drachenuhr darstellen. Der acht Meter breite Drache, der über der Bühne lauert, wird durch mechanische Seilzüge bedient und verteilt dichten Nebel im Publikumsraum.
Durchweg gute Kritikerstimmen und begeisterte Zuschauer bescheren dem intelligenten Musical einen großen Erfolg, so dass es umso tragischer erscheint, dass das Palladium nur noch bis Anfang 2010 als Heimat für Wicked dienen wird. Ab dann soll per Zuschauervotum ein anderes Musical aufgeführt werden – ob Wicked umzieht, oder ganz eingestellt wird, steht noch nicht fest.
Als weiterführende Hintergrundinformation beachten Sie auch unsere
Der Zauberer von Oz [1939]
CD-Veröffentlichungen:
Wie in jedem Fall eines Musicals, bei dem nicht die gesamte Darbietung auf CD gebannt wurde, enthalten auch die Veröffentlichungen von Wicked nur einen Teil der faszinierenden Geschichte. Zwei Musikstücke fehlen definitiv auf den CDs, darunter eine Reprise von "Der Zauberer und ich", sowie "Die böse Hexe des Ostens". Belege dafür, dass letzteres weggelassen wurde, um nicht zu viel vom Inhalt des Musicals zu verraten, gibt es derzeit keine, doch würden somit wichtige Informationen preisgegeben, die immerhin für Überraschungen sorgen.
Auch wenn es internationale Fassungen des Musicals auf CD gibt, die beiden interessantesten für deutsche Zuschauer dürften einerseits die Aufnahmen des Ensemble Palladium Theater Stuttgart und die Aufnahme des Original Broadway Cast sein. Nachfolgend finden Sie einerseits eine komplette Auflistung der einzelnen Titel beider Veröffentlichungen, sowie Links mit Probehörmöglichkeiten.
1. Keiner weint um Hexen 2. Im guten alten Glizz 3. Der Zauberer und ich 4. Was fühl ich in mir? 5. Nichts ist mehr geheuer 6. Tanz durch die Welt 7. Heißgeliebt 8. Ich bin es nicht 9. Nur ein Tag 10. Ein seelenvoller Mann 11. Frei und schwerelos 12. Wie herrlich 13. Wundervoll 14. Ich bin es nicht (Reprise) 15. Solang ich dich hab 16. Gutes tun 17. Marsch der Hexenjäger 18. Wie ich bin 19. Finale Laufzeit: 71 Minuten Probehören unter 7Digital.de |
|
|
|
1. No One Mourns the Wicked 2. Dear Old Shiz 3. The Wizard and I 4. What Is This Feeling? 5. Something Bad 6. Dancing Through Life 7. Popular 8. I'm Not That Girl 9. One Short Day 10. A Sentimental Man 11. Defying Gravity 12. Thank Goodness 13. Wonderful 14. I'm Not That Girl (Reprise) 15. As Long as You're Mine 16. No Good Deed 17. March of the Witch Hunters 18. For Good 19. Finale Laufzeit: 71 Minuten Probehören unter Amazon.com |
Außerdem im Handel erschienen ist eine Jubiläumsedition zum fünfjährigen Bestehen des Musicals, das wie die deutsche und englische Version ebenfalls unter Amazon.de erworben werden kann. Während die erste Disc der englischen Version entspricht, enthält die zweite Bonustracks, darunter einen Remix von "Defying Gravity", sowie zwei Stücke aus der japanischen Musicalaufführung.
Als Ergänzung zur Buchvorlage beispielsweise, oder um sich den Musicalbesuch in Erinnerung zu rufen, eignet sich die CD-Veröffentlichung sehr gut, auch wenn leider die gesprochenen Passagen zwischen den Liedern ganz fehlen und die Story damit nur unvollständig wiedergegeben wird.
Erlebnisbericht:
Eine Bemerkung vorweg. Auch wenn es sicherlich nicht möglich ist, einen Erlebnisbericht abzuliefern, ohne die ein oder andere Information zum Inhalt zu verraten, werden große Spoiler absichtlich vermieden. Kleinere Überraschungen werden allerdings stellenweise vorweggenommen.
Ein Musical, ähnlich wie ein Theater- oder Kabarettbesuch, bietet im Gegensatz zum landläufigen Kino einen ganz entscheidenden Unterschied. Anstatt zuzusehen, wie sich auf einer platten Leinwand eine Geschichte abspielt, ist man hier selbst als Zuseher Teil des Geschehens. Man könnte die wenigen Schritte zur Bühne laufen, und in die Geschichte integriert werden. Die Emotionen sind durch die Plastizität der Situation nicht nur spürbar, sie sind ein wichtiger Teil der Aufführung.
Um Wicked – Die Hexen von Oz zu verstehen, sollte man Der Zauberer von Oz zumindest gesehen haben. Sicherlich mag man die Kernelemente auch verstehen, wenn man ohne Vorkenntnisse die Vorstellung besucht, doch ist es ein Teil des Zaubers jenes Musicals, dass die bekannte Geschichte aus einer anderen Perspektive erzählt wird. Bekannte Situationen und Figuren erhalten so ein ganz neues Licht und veranlassen den Zuschauer auch, sich über seine bisherige Meinung nochmals Gedanken zu machen – und auch das ist eines der Hauptthemen der Geschichte. Diese richtet sich dabei weniger an ein kindliches Publikum, wie beispielsweise die Verfilmung aus dem Jahr 1939, sondern vielmehr an eine Zuschauerschaft, die bereit ist, mitzudenken und sich in gewissem Sinne belehren und gleichzeitig verzaubern zu lassen.
Verpackt vom ersten Moment an in eine mitreißende, rhythmische und facettenreiche Musik, entfaltet sich die Story als Reminiszenz Glindas an ihre gemeinsame Zeit mit Elphaba, die allerdings schnell an Tiefe und Profil gewinnt. Komponist Stephen Schwartz hatte ursprünglich geplant, in jedem einzelnen Titel auch musikalisch die Gegensätze gut und böse unterzubringen, eine Idee, die er allerdings verwarf. Ansätze davon sind jedoch noch zu erkennen und bereits bei der Einleitung "Keiner weint um Hexen" hört man viele verschiedene Themen heraus, die später im Verlauf allesamt weiter eigenständig ausgebaut werden. Sei es nun das Thema der Hexenjäger, oder aber jene Leichtfüßigkeit des Zauberers, die im zweiten Akt deutlich stärker wieder aufgegriffen wird.
Auch macht sich in "Der Zauberer und ich" das Gefühl beim Zuhören bemerkbar, als würde die Melodie zurückgehalten, als würde der Durchbruch fehlen, der in abgewandelter Form vollends ausgespielt wird, wenn Elphaba ihr Schicksal in "Frei und schwerelos" annimmt. Insgesamt werden viele Motive vorgestellt, die im Laufe des Musicals erneut aufgegriffen und deutlich düsterer verändert werden, um die kraftvollere (und auch wütendere) zweite Hälfte wie beispielsweise in "Gutes tun" in ein vertrautes und doch neuartiges Gewand zu kleiden. Elphabas Stücke lassen dabei verständlicherweise die Unbeschwertheit Glindas vermissen und beinhalten meist auch im letzten Drittel des Liedes eine leichte Abwandlung in unheilvollere Takte, die erahnen lassen, welche Tragödie sich noch abspielen wird.
Die deutschen Lieder wurden dabei leicht verändert, um eine bessere Synchronität mit den Texten zu gewährleisten. Doch selbst im direkten Vergleich fallen diese Änderungen kaum auf.
Schnelle Wechsel in der Geschwindigkeit und auch die Hell-/Dunkelwechsel im Klangbild der einzelnen Lieder unterstreichen die Aussage von Wicked, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Und dank der intelligenten, aussagenstarken Story, die sich gleich mehrere Elemente zur Herzen nimmt, überträgt sich diese Erkenntnis auch auf das Publikum, das angesichts des immer schneller sich abspielenden Dramas kaum dazu kommt, Luft zu holen. Musikalisch nicht nur eingängig, sondern stellenweise auch mit poppigen Liedern untermalt, eignet sich Wicked auch zum Hören, um sich die Bilder der Bühnenshow wieder vor Augen zu führen. Kraftvoll und energiegeladen sind die Songs nach wie vor.
Wodurch das Musical ebenso beeindruckt, sind die vielseitigen Kostüme, von denen es übrigens keines zweimal gibt. Speziell für die einzelnen Rollen designt, finden sich keine zwei Schauspieler im selben Outfit auf der Bühne. Der fliegende Wechsel, in dem die Akteure ihr Aussehen hinter der Bühne verändern, ist dabei in der Tat verblüffend. Ebenso wie die Wechsel der Bühnenbauten, die sowohl unbemerkt, wie auch rasant vor den Augen des Zuschauers stattfinden. Während die meisten Orte mehrmals besucht werden, wird mittels der Hintergrundbeleuchtung aber nicht nur eine unterschiedliche Tageszeit wie Sonnenauf- oder Untergang simuliert, sondern selbst Jahreszeiten und sogar Regen vermittelt. Auch viele bekannte Sets aus Der Zauberer von Oz von 1939 sind zu sehen.
Die aufwändige Planung und technische Umsetzung würden einen allerdings nur dann in Staunen versetzen, wenn man sich nicht auf die Geschichte konzentriert, die sich vor den detailreichen Hintergründen abspielt. Von dem beeindruckenden Drachen, der über der Bühne trohnt, Rauch aus seinen Nüstern bläst und mit feurigen Augen die Zuseher das Fürchten lehrt, bis hin zu den weit in den Zuschauerraum hineinragenden Ranken, hat man insbesondere in den ersten Reihen im Palladium in Stuttgart, das Gefühl, man wäre Teil des Geschehens und nicht nur Zuschauer. Dass die Bühne mit ihren Ausbuchtungen in den Publikumssaal von den Akteuren zudem genutzt wird, verstärkt den Effekt sogar noch. Dadurch kommen auch die durchweg sehr überzeugenden Masken gut zur Geltung, die bei der allseits grünen Elphaba beginnen und über die geflügelten Affen bis hin zum Zinnmann und der Vogelscheuche reichen.
Da in Wicked die Geschichte mehr noch durch die Lieder, als durch die gesprochenen Texte dazwischen weitererzählt wird, ist es auch wichtig, dass der Gesang allseits verständlich bleibt. Das ist zwar bei der besuchten Vorstellung in den meisten, aber nicht in allen Momenten der Fall gewesen. Manchesmal war die Lautstärke des Orchesters mit dem lauten Gesang einer ganzen Gruppe Sänger auf der Bühne so überwältigend, dass die Sprache nicht eindeutig verständlich war. Oft ist dies glücklicherweise nicht geschehen.
Dass das Musical dabei eindeutig auf die Figur der Elphaba zugeschnitten ist, ist ein Glück für die Schauspielerin Willemijn Verkaik, die in der Rolle sichtlich aufgeht und in Bezug auf ihre emotionale Ausdrucksweise all ihre Kollegen übertrifft, auch wenn Lucy Scherer ihr an sich in nichts nachsteht. Diesbezüglich ist die Rolle von Elphaba so vielschichtig angelegt, dass sie Facetten ihrer Figur ergründen darf, die anderen einfach vorenthalten bleiben. Doch sei es nun Scherer oder Mathias Edenborn, sie alle ergänzen sich zu einem rundum gelungenen Cast, der die Geschichte auf der Bühne erst zum Leben erweckt. Die leisen und ruhigen Momente kommen ebenso zur Geltung, wie die vor Energie berstenden Höhepunkte, die in Bezug auf ein Gänsehaut-Feeling in "Frei und schwerelos" gipfeln. Jener Abschluss des ersten Aktes bildet auch den Höhepunkt der Show, deren letztendliches Finale zwar ebenso aufwändig, aber nicht mehr so emotional packend geraten ist.
Dass man im Bestreben Gutes zu tun ebenfalls ausgenutzt werden kann, beziehungsweise jede Handlung auch Konsequenzen hat, auch wenn sie in einer guten Absicht begangen werden, muss Elphaba auf schmerzliche Weise selbst erleben. Wie es Wicked gelingt, aus der oberflächlichen und kindlichen Ausgangssituation in Der Zauberer von Oz ein vielschichtiges Plädoyer für das Anderssein zu entwickeln, mit Elphaba aufzuzeigen, dass man sich nicht unterdrücken lassen darf, weil man nicht gleich ist wie alle anderen und man seinen eigenen Weg gehen muss, um über sich hinauszuwachsen, ist nicht nur verblüffend, sondern auch ermutigend. Gleichzeitig wird angeprangert, wie Schreckensherrscher ihre Macht auf der Angst gründen, die sie selbst schüren und das Volk bereitwillig demjenigen folgt, der die einfachste und lauteste Antwort präsentiert.
Gerade in der heutigen Zeit ist dies nicht nur eine wichtige, sondern auch eine richtige Aussage, die man sich immer wieder selbst vor Augen führen muss. Je umfassender die Informationen, umso schneller verwischen die Grenzen zwischen Gut und Böse – und auch der Wechsel gestaltet sich mitunter verführerisch einfach. Insofern trifft Wicked nicht nur den Ton der Zeit, sondern offenbart einem erwachsenen Publikum andere Aspekte, als beispielsweise jüngeren Zuschauern, die Wert auf andere Teile der Geschichte legen werden.
Die Präsentation ist durchweg und überzeugend aufwändig, bietet dem Publikum Eindrücke, die begeistern und für Staunen sorgen, die Musik lädt zum Mitsingen ein und ist doch in den Melodien vielschichtig und überraschungsreich – doch was Wicked auszeichnet sind die Hauptdarsteller Mathias Edenborn, Lucy Scherer und allen voran Willemijn Verkaik, die mit einer Überzeugungskraft als Elphaba eine Darbietung zeigt, die sich kaum in Worte fassen lässt. Spätestens zum Ende des ersten der zwei Akte kann man in der Tat von einer Magie sprechen, die sich auf die Zuschauer überträgt. Wer sich dann später die Zeit nimmt, ein zwei Stücke des deutschen Albums anzuhören, darunter womöglich noch "Frei und schwerelos" und "Wie ich bin", der wird sich an jenes Gefühl erinnern, das Elphaba beim Publikum weckt, wenn sie für ihre Überzeugung alles aufs Spiel setzt.
Ihr Enthusiasmus, ihre Entschlossenheit und ihr Mut sollen Beispiel sein und inspirieren. Und jenes Gefühl aus einem Musicalbesuch mitzunehmen, ist ein Geschenk, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Darum ist Wicked nicht nur eines der rasantesten, fesselndsten und aktuellsten Musical der letzten Zeit, es ist ein mit einer intelligenten Geschichte veredeltes Erlebnis, das auch Wochen später nachwirkt.
Links:
Offizielle Webseite "Wicked – Die Hexen von Oz" (Das Musical)
Stage Entertainment
Offizielle Webseite "Wicked" (Englisch)
Eintrag Wikipedia (Deutsch)
Eintrag Wikipedia (Englisch)
Fanseite: Wicked: Das Musical (Deutsch)
Wicked – Die Hexen von Oz
zu sehen im Palladium in Stuttgart, nur noch bis 30.01.2010!
zu sehen im Palladium in Stuttgart, nur noch bis 30.01.2010!
Der Dank für die Bilder und das Logo geht an Stage Entertainment für die freundliche Bereitstellung.