Lord of War – Händler des Todes

Special-Kategorie: Film  |   von Lars und Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 04. Februar 2006
Genre: Unterhaltung / Thriller / Action / Komödie

Originaltitel: Lord of War
Laufzeit: 122 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2005
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Andrew Niccol
Musik: Antonio Pinto
Darsteller: Nicolas Cage, Jared Leto, Bridget Moynahan, Ethan Hawke, Yevgeni Lazarev, Ian Holm, Sammi Rotibi, Eamonn Walker, Donald Sutherland


Kurzinhalt:
Derzeit kursieren etwa 550 Millionen Schusswaffen auf der Erde – jeder Zwölfte hat damit theoretisch Zugriff auf ein todbringendes Gerät. Bleiben elf Menschen, die leer ausgehen und beliefert werden können, zumindest nach Yuri Orlovs (Nicolas Cage) Rechnung. Der ukrainisch-stämmige New Yorker macht schon früh im Mafia-kontrollierten Einwandererviertel "Little Odessa" eine lukrative Entdeckung: Gegessen wird immer, getötet auch.
Nach schwerem Anfang gelingt Orlov 1984 im Krisenherd Libanon der Durchbruch. Für die abziehende US-Armee ist es billiger, Waffen und Munition abzuschreiben und neu zu kaufen, als die schwere Fracht in die USA zurück zu transportieren. Orlov landet zusammen mit seinem kleinen Bruder Vitali (Jared Leto) einen Per-Kilo-Verkauf der gebrauchten Ware und somit den ersten großen Deal. Mit Ausnahme der Heilsarmee beliefert er schon bald alle erdenklichen Streitkräfte, gleich welcher Gesinnung.
Mit Yuris Erfolg steigt allerdings das Interesse des Interpol-Agenten Jack Valentine (Ethan Hawke) an seiner Person. Waffenschieber Orlov bleibt jedoch stets auf der Hut. Dazu hat er in dem Top-Model Ava Fontaine (Bridget Moynahan) die ideale Ehefrau gefunden, die angenehm wenig Fragen stellt. Bruder Vitali hingegen kommt mit dem dubiosen Erfolg weniger gut zurecht und flüchtet sich zunehmend in Drogen.
Da fällt der Eiserne Vorhang! Yuri beginnt, als weltweit mächtigster Waffenhändler, das richtig große Geld zu scheffeln. Unzufriedene Soldaten, die seit Monaten auf ihren Sold warten und Warenhäuser voller unbewachter Kriegsgüter machen es ihm leicht. Mit Hilfe seines in der ukrainischen Armee aufgestiegenen Onkels Dimitri (Yevgeni Lazarev) macht er im wahrsten Sinne des Wortes Bombengeschäfte. Gleichzeitig unterbreitet der mächtige Waffenhändler Simeon Weisz (Ian Holm) ihm ein Angebot – das Yuri indes selbstverständlich ablehnt.
Die ewigen neuen Kriegsherde in Afrika eröffnen Yuri stets neue Märkte. Warlords wie der liberianische Diktator Andre Baptiste (Eamonn Walker) und sein durchgeknallter Sohn Andre Jr. (Sammi Rotibi) gehören längst zu Yuris besten Kunden. Sie versorgen ihre Kindersoldaten, die sogenannten "Kalaschnikow Kids", mit dem erfolgreichsten russischen Export-Artikel aller Zeiten und bezahlen Yuri mit "Blutdiamanten". Und trotz empfindlicher Rückschläge wie unerwarteter Waffenstillstandsabkommen, erfolgreich verlaufenden Friedensverhandlungen und unblutigen Revolutionen ist Yuri Ende der 90er Jahre endlich so reich, wie er immer sein wollte.
Doch mit der erzwungenen Notlandung einer Transportmaschine voller Waffen in Sierra Leone fängt Yuris Glücksstern an zu sinken. Jack Valentine zieht das Netz um seinen größten Gegner immer fester zusammen und selbst Ava beginnt, Yuris Reichtum zu hinterfragen. Sie stellt ihn vor die Entscheidung: Geschäft oder Liebe.
Yuri kehrt dem Business entschlossen den Rücken, hat dabei aber nicht mit der Treue seiner Kundschaft gerechnet ...


Hintergrund, Produktion und die Macher:
Die bekannten US-Kritiker Roger Ebert und Richard Roeper meinten vor kurzem, dass das Jahr 2005 eigentlich ein sehr gutes Jahr für Hollywood-Star Nicolas Cage gewesen ist: Mit den Filmen The Weather Man und Lord of War – Händler des Todes war er in zwei Produktionen vertreten, die von Kritikern und Zuschauern sehr gut aufgenommen wurden – nur blieben beide Filme leider im Hinblick auf das Einspiel-Ergebnis unverständlicherweise deutlich hinter den Erwartungen der Studios zurück. Lord of War spielte sogar nicht einmal die Hälfte seiner Kosten in Höhe von über 50 Millionen Dollar in den USA wieder ein.
In Übersee und mit den Video- und DVD-Auswertungen ist man sich bei den Produzenten jedoch sicher, dass Lord of War doch noch ein Erfolg werden wird, immerhin haftet der sehr kritischen Satire um den von Cage verkörperten Waffenhändler Yuri Orlov ein sehr guter Ruf an, der neben dem kontroversen Thema auch den Darstellern, darunter Bridget Moynahan (Coyote Ugly [2000] und Der Anschlag [2002]) und Ethan Hawke (Before Sunrise [1995] und Training Day [2001]), zu verdanken ist.

Lord of War, die erst dritte Regie-Arbeit des für Gattaca [1997] gefeierten Regisseurs Andrew Niccol, dreht sich um den Waffenhändler Orlov, der sich nach Jahren des erfolgreichen Geschäfts mit den moralischen Aspekten seiner Einnahmequelle konfrontiert sieht, da er von einem Interpol-Agenten (Hawke) verfolgt wird.
Und betrachtet man einmal wirklich, was die Käufer von Orlovs Waffen mit denselben anstellen, bleibt einem das Lachen über den wichtigsten Grundsatz eines Waffenschiebers – nämlich, dass man sich nie mit der eigenen Ware erschießen lassen sollte – im Halse stecken.

Mit schlagkräftigen, vermeintlich der US-Waffenlobby NRA entsprungenen Werbe-Slogans wie "Wo ein Weg ist, ist auch eine Waffe", oder "Wenn jeder zwölfte Mensch der Welt eine Waffe besitzt, stellt sich die Frage, wie man die übrigen elf bewaffnen kann?", schockiert Nicolas Cages Charakter die aufgeschlossenen Zuschauer, während die unverbesserlichen Waffen-Fetischisten in den USA den Film als Hetz-Kampagne gegen ihren rechtmäßigen Verfassungszusatz sehen.
Hierzulande dürften die Zuschauer die wahre Aussage von Lord of War hoffentlich besser verstehen und den Film als offene Konfrontation mit einem leider tagtäglich aktuellen Thema sehen.

Die US-Kritik lobte Lord of War als "Provokativ" (Philip Wuntch, "Dallas Morning News"), "Düster witzig und bitter zynisch" (Maitland McDonaugh, "TV Guide's Movie Guide") und "Fesselnd und unvergesslich" (Piet Levy, "Milwaukee Journal Sentinel"), während auch die Zuschauer durch die Story polarisiert wurden.

Für Interessenten, die an folgendem Zitat Yuri Orlovs den beabsichtigten Zynismus und Sarkasmus erkennen, ist Lord of War allerdings mehr als nur eine Empfehlung wert:
"Damals habe ich nicht an Osama Bin Laden verkauft. Nicht aus moralischen Gründen, sondern weil seine Schecks immer geplatzt sind."


Trailer:
Deutsche Trailer (bei der offiziellen deutschsprachigen Web-Seite zum Film)
Englischer Trailer (bei Apple.com)



Links:

Offizielle deutsche Web-Seite zum Film
Offizielle englische Web-Seite zum Film
Eintrag in der IMDb zum Film
Eintrag in der OFDb zum Film

Lord of War – Händler des Todes
startet in Deutschland am 16.02.2006!