Welcome to the Jungle [2003]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. April 2004
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: The Rundown
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Peter Berg
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Dwayne "The Rock" Johnson, Seann William Scott, Rosario Dawson, Christopher Walken, Ewen Bremner, Jon Gries, William Lucking


Kurzinhalt:
Ansich möchte Beck (The Rock) nur ein eigenes Restaurant eröffnen und für sich bleiben. Doch sein derzeitiger Beruf als "Wiederbeschaffungs-Experte" – er ist ein Kopfgeldjäger und Geldeintreiber im weitesten Sinne – lässt dafür wenig Raum. So trifft Beck mit seinem Boss Walker (William Lucking) eine Übereinkunft: Sein nächster Auftrag – er soll den Sohn des Chefs, Travis (Seann William Scott), auftreiben und zum Vater zurückbringen – wird sein letzter sein.
Beck geht auf den Deal ein und macht sich auf die Suche nach Travis, der in Brasilien in einer Goldarbeitermine names Helldorado arbeitet. Dort behauptet der Archäologe, er habe den Goldschatz 'Gato del Diablo' gefunden, auf den es der Besitzer der Goldmine Hatcher (Christopher Walken) abgesehen hat. Von der Idee, dass Beck Travis mitnimmt, bevor Hatcher den Schatz in Händen hält, ist Letzterer natürlich nicht begeistert, zumal dem mit unmenschlichen Methoden herrschenden Hatcher auch noch eine Gruppe Rebellen, darunter Mariana (Rosario Dawson) das Leben schwer macht.
Auf der Flucht vor Hatcher und seinen Schergen schlagen sich Beck und Travis durch den Amazonas – und kommen dabei überhaupt nicht dazu, die Landschaft zu genießen, oder Freundschaft zu schließen.


Kritik:
Inzwischen als Wrestling-Ikone The Rock bekannt, wurde Dwayne Douglas Johnson am 2. Mai 1972 in Kalifornien geboren und begann zuerst, eine Football-Karriere anzustreben. Für seine Leistungen in der High School bekam er sogar ein Stipendium und spielte an der Universität von Miami mit Erfolg weiter. Nach einer Rückenverletzung 1995 konnte er in der National Football League der USA nicht mehr mitspielen und wandte sich nur ein Jahr später dem Wrestling zu, wo er große Erfolge feierte; beispielsweise ist er der erste, der sieben Mal World Champion im WWE geworden ist. 1997 heiratete er Dany Garcia, mit der er inzwischen ein Kind hat.
Im Jahr 2000 nahm er sich eine Auszeit, um sein Leinwandeinstand als Skorpion-König in Die Mumie kehrt zurück [2001] zu drehen, für das er immerhin 5,5 Millionen Dollar erhielt – die höchste Summe, die je ein Debütant erhielt –, und das ein eigenes Spin-Off, The Scorpion King [2001], nach sich zog. Für Welcome to the Jungle gab es dann schon 12,5 Millionen Dollar – nach oben ist der Gage bekanntlich keine Grenze gesetzt, gleichwohl The Rocks Filme bislang nur mäßig erfolgreich waren.
Unter Fans wird The Rock indes als inoffizieller Nachfolger von Arnold Schwarzenegger gehandelt, mit dem er nicht nur privat befreundet ist, sondern der in diesem Film außerdem einen Gastauftritt hat – und einen gelungenen noch dazu.

Gleichwohl besagter Cameo einfach nur improvisiert war und im Drehbuch kein Wort davon stand, sollte man dem Skript von R.J. Stewart und James Vanderbilt den verdienten Respekt zollen, denn obgleich die beiden bislang weniger für qualitativ hochwertige Projekte verantwortlich waren (Stewart unter anderem für die TV-Serien Xena [1995-2001] und Cleopatra 2525 [2000-2001], Vanderbilt hingegen für die Vorlage zum Militärthriller Basic [2003]) gelang ihnen mit Welcome to the Jungle, der im Original schlicht The Rundown heißt, ein kleines Kunststück.
Einerseits ist es heute sehr schwer, eine eigenständige Buddy-Comedy auf die Beine zu stellen, die irgendein neues Element ins Genre mit einbringt, andererseits konnte sich bei Muskelprotz The Rock bislang niemand vorstellen, dass der Darsteller auch Charisma und komödiantische Seiten gelungen zum Ausdruck bringen kann.
Zwar ist das Buddy-Element hier nicht einmal ansatzweise so stark ausgeprägt, wie es beispielsweise in der Lethal Weapon-Reihe der Fall ist, und doch bauen die beiden Hauptcharaktere Beck und Travis recht schnell eine Chemie zueinander auf, die sich den Film über hält und entwickelt, wenngleich sehr behäbig. Dank intelligenter und natürlich klingender Dialoge, einem gehörigen Schuss an Ironie und witzigen Pointen schafft es das Drehbuch zudem inhaltlich, der gut aufgelegten Darstellerriege Rechnung zu tragen.
Dabei dient die Abenteuerstory, nur als Aufhänger für ein paar kleine Aussagen, die der Film zum Thema Sklaverei, Goldabbau und Selbstbestimmung treffen möchte, und eine ganze Menge geballter Action, die sowohl mit Schusswaffen, als auch mit den Fäusten ausgetragen wird.
In Bezug auf die Schusswaffen ergibt sich allerdings das erste Problem des Skripts: Sicherlich erwarten Fans von The Rock von vornherein, dass er im Laufe eines Actionfilms Gewehre und Pistolen in die Hand nimmt, und gerade aus diesem Grund ist es wirklich mutig von den Machern, ihn die ersten 80 Minuten nur mit den Fäusten kämpfen zu lassen und seine Bemerkung, dass "immer etwas Schlimmes passiert, wenn ich Waffen benutze", in den Raum zu stellen. Als er aber dann für das Finale doch zur Schrotflinte greift, wirkt es platt und allzu vorhersehbar. Auch wenn die Szene ansich gut aufgebaut ist, trifft sie eine zweifelhafte Feststellung, nämlich dass es vollkommen in Ordnung ist, Waffen zu benutzen und Leute zu erschießen, sobald man in die Enge getrieben wird. Hätten die Autoren Beck hier auch einen Ausweg ohne Waffengewalt finden lassen, wäre es eine deutlich positivere Aussage gewesen, die man aber in ebenso viel Action hätte verpacken können. Hier wurde leider eindeutig die Gelegenheit verpasst, dem Action-Genre neue, unerwartete und in gewissem Sinne "familienfreundlichere" Impulse zu geben.
Das restliche Drehbuch hingegen nutzt das Dschungel-Ambiente gekonnt aus, ebenso wie die Präsenz des Hauptdarstellers, der wirklich in beinahe jeder Szene zu sehen ist. Bösewicht Hatcher hat da schon bedeutend weniger zu tun, wirkt aber nicht unterfordert. Die witzigeren Szenen fallen indes Seann William Scott zu, der genau dann am besten ist, wenn er im Zaum gehalten wird. Das ungleiche Duo passt gut zusammen und wird durch Rosario Dawson charmant ergänzt.
Ein weiterer Kritikpunkt ist allerdings, dass die Geschichte mancherorts zu brutal geriet und sich gerade bei den Handlungssträngen mit den Rebellen ernster als zunächst vermutet entpuppt. Außerdem hatte die Schlusssequenz mit Christopher Walken besser gelöst werden können und vor allem nicht so lang ausfallen müssen.
Alles in allem kann man von einem Action-Comedy-Skript aber nicht viel mehr erwarten – und ein besseres hat es seit Rush Hour 2 [2001] nicht mehr auf die Leinwand geschafft.

The Rundown steht und fällt allerdings durch die vier Hauptdarsteller, allen voran The Rock, der die Zügel fest in der Hand hält. Wer nun denkt, dass der Hüne eine Hauptfigur nicht tragen könne, wird angenehm überrascht: Durch sein Charisma und seine Präsenz auf der Leinwand lässt Dwayne Johnson keine Zweifel aufkommen, auch wenn er mimisch sicherlich keine Meisterleistung abzuliefern hat. In die Rolle passt er aber sehr gut und bringt selbst die witzigen Szenen gut zum Ausdruck.
Ihm gegenüber steht Seann William Scott, der bislang durch seine Auftritte in der American Pie-Reihe von sich reden machte und dessen einzig ernsthafter Auftritt gleich zu Beginn seiner Karriere in Final Destination [2000] stattfand. Dass er ebenfalls richtig lustig und nicht nur zotig sein kann, beweist er hier in den ruhigeren Abschnitten, wohingegen er in manchen Situationen zu aufgedreht wirkt und seine Darstellung unnötig überkandidelt. Im Zusammenspiel mit The Rock passt er aber recht gut ins Team.
Rosario Dawson hat leider nicht sehr viel zu tun, überzeugt aber in ihrer Rolle der Rebellin.
Christopher Walken gehört zu den Leuten im Filmbusiness, die man trotz ihrer einzigartigen Persönlichkeit und eines unabstreitbaren Talents immer wieder in Rohrkrepierern wie Kangaroo Jack [2003] wiederfindet. Hier hat er sich zur Abwechslung mal eine gute Rolle ausgesucht, die erst am Ende deutlich nachlässt. Als Bösewicht setzt er gerade durch seine ruhige Art Akzente und spielt mit sichtbarer Freude an der Arbeit.
Insgesamt wirkt der Cast sympathisch zusammengestellt, vielleicht auch deshalb, weil keine ganz großen Namen mit an Bord sind.

Bedauerlicherweise kann die Inszenierung da nicht ganz so uneingeschränkt mithalten. Einen Namen hat sich Regisseur Peter Berg bislang hauptsächlich mit dem eher makaber-geschmacklosen und unkomischen Very Bad Things [1998] gemacht und der sehr kurzlebigen Drama-Serie Wonderland [2000], die vom Sender ABC nach nur zwei Episoden wieder abgesetzt wurde, trotz hervorragender Kritiken und guten Zuschauerreaktionen (zumindest von denen, die die Serie gesehen haben).
Vielleicht erklärt sich daraus Bergs Inszenierungsstil mit vielen Schnitten und einem enormen Tempo, was sich leider auch bei Welcome to the Jungle eingeschlichen hat, und das nicht zum Vorteil.
Zwar finden sich immer wieder recht gekonnt inszenierte Abschnitte, beispielsweise als The Rock einen Betonpfeiler mit Muskelkraft zum Einsturz bringt.
Die meisten Action-Passagen sind aber zu verwackelt und zu hektisch geraten, sei es nun zu Beginn in der Disco die Prügelei oder aber die Schießerei während des Finales. Die Kamera hält nie lange genug auf ein Bild, dass der Zuschauer es wirklich aufnehmen könnte, sondern wechselt so schnell zu einer anderen Einstellung, dass man außer fliegenden Kugeln und schnalzenden Peitschen nicht viel mitbekommt. Dass die Schnittfolge oft zu schnell geraten ist, bemerkt man besonders bei den Dialogen, darunter im Auto zwischen Travis und Beck, bei denen kein einziger Satz fertig gesprochen wird, ohne dass mittendrin ein Schnittwechsel stattfindet.
Dadurch wird ein Tempo vorgegeben, dem man als Zuschauer gar nicht folgen kann, und vor allem bei den ansich atemberaubenden Landschaftsaufnahmen auch nicht folgen möchte. So machen die Kamerafahrten über die bewaldeten Berge wenig Sinn, wenn man sie nicht in einer einzigen ausgedehnten Einstellung genießen kann. Obwohl man die meiste Zeit des Films damit leben kann, ist das Handwerk von Cutter und Regisseur das größte Manko am Film, und die Umsetzung erinnert zu sehr an einen Video-Clip.

Dem gegenüber steht der gelungene Score von Harry Gregson-Williams, der einige sehr rhythmische Themen für The Rundown komponierte und diese abwechslungsreich in den Film einbringt. Die Actionszenen werden gut untermalt und auch die Landschaftsaufnahmen bekommen eine angenehme und passende Begleitung.
Stilistisch erinnert der Soundtrack dabei ebensowenig an Spy Game [2001] oder Chicken Run [2000], und von einem seiner letzten Projekte, Nicht auflegen! [2002], unterscheidet er sich ebenfalls grundlegend.
Insbesondere die verspielten Melodien machen deutlich, dass Gregson-Williams den Komödienanteil des Films zum Ausdruck bringen wollte und zeigen, dass der Score sich ebenso wenig ernst nimmt, wie der Film ansich. Der Soundtrack geriet abwechslungsreich und eigent sich gerade deshalb gut zum Hören ohne den Film, das Dschungel-Feeling inbegriffen.

Dass man den Film in den deutschen Kinos ungekürzt ab 12 Jahren zu sehen bekommt, ist zwar grundsätzlich löblich, aber bisweilen ziemlich unverständlich.
Hier werden Menschen bis zur Bewusstlosigkeit verprügelt, mit Peitschen stranguliert, erschossen und von Affen gebissen (wobei Letzteres eher witzig gemeint ist), aber insbesondere die Faustkämpfe haben es in sich. Eine höhere Altersfreigabe wäre schon aufgrund der letzten Minuten im Leben von Christopher Walkens Charakter sinnvoll gewesen – in Großbritannien lief der Streifen gar nur gekürzt im Kino, sicherlich auch nicht das Gelbe vom Ei.

Wer übrigens der Meinung ist, dass Welcome to the Jungle wirklich in Amazonien gedreht wurde, der irrt. Zwar wollte Regisseur Peter Berg mit der Crew nach Brasilien gehen, als er sich jedoch mit einigen Mitarbeitern dort umsah und nach Drehorten Ausschau hielt, wurde die Gruppe von drei bewaffneten Männern überfallen und ausgeraubt – daraufhin wurden die Dreharbeiten kurzerhand nach Hawaii verlegt.
Ein Double für The Rock zu finden, ist verständlicherweise nicht einfach; in diesem Fall war es sein eigener Cousin, der sich zudem prompt bei dem Dreh, als die beiden Hauptfiguren den Berg herunterpurzeln, den Knöchel brach.

Was nach 100 Minuten übrig bleibt, ist ein ansehnlicher und glücklicherweise richtig altmodischer Action-Film mit neuer Technik und einem neuen Team, das durchaus überzeugen kann. Zwar würden einen die Deleted Scenes auf der US-DVD interessieren, wichtig sind sie aber nicht.
The Rundown lebt ganz eindeutig von der Präsenz von The Rock und seinem Zusammenspiel mit dem auf Comedy abonnierten Sean William Scott. Das funktioniert die meiste Zeit – wäre da nicht die teilweise zu konfuse und hektische Schnittarbeit, die in den Action-Passagen allenfalls durch die Matrix [1999]-ähnlichen Zeitlupen unterbrochen wird.
Spaß macht's zwar trotzdem, aber mit einer besseren Inszenierung hätte aus dieser Action-Komödie ohne weiteres ein 5-Punkte-Kandidat werden können.


Fazit:
Neue Gesichter – und heraus kommt doch ein angenehm altmodischer Action-Spaß, den man vor 15 Jahren Arnold Schwarzenegger zugetraut hätte.
Ohne großen Anspruch können sich Interessenten hier auf eine actionreiche und durchaus unterhaltsame Buddy-Komödie einlassen, die bisweilen recht spannend geraten ist und dank den Affen einen unschlagbaren Sympathiebonus hat. Humor und Action wird großgeschrieben und in den ersten 80 Minuten sogar ohne Waffengewalt von Seiten der Hauptfigur – schade nur, dass man das nicht bis zum Schluss durchgehalten hat, und sich Schwächen in der Inszenierung geleistet hat.
Welcome to the Jungle erfindet das Genre nicht neu, aber das ist ansich auch gar nicht notwendig. Für leichtfüßige Unterhaltung ist dank der soliden und mit pointierten Dialogen gespickten Story und den charismatischen Darstellern gesorgt, und das sollte für den Anfang doch reichen.