Weiße Weihnachten [1954]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 8. Dezember 2024
Genre: Komödie / MusicalOriginaltitel: White Christmas
Laufzeit: 120 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1954
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Michael Curtiz
Musik: Gus Levene, Joseph J. Lilley, Van Cleave
Besetzung: Bing Crosby, Danny Kaye, Rosemary Clooney, Vera-Ellen, Dean Jagger, Mary Wickes, Johnny Grant, John Brascia, Anne Whitfield
Kurzinhalt:
Zehn Jahre sind vergangen, seit Broadway-Sänger Bob Wallace (Bing Crosby) zusammen mit Phil Davis (Danny Kaye) an Heiligabend 1944 als Soldaten an der Front in Europa eine Weihnachtsfeier für die Kameraden organisierte. An sich sollte im Rahmen der improvisierten Revue auch ihr Major General Tom Waverly (Dean Jagger) verabschiedet werden, der für die gesamte 151. Division eine Vaterfigur darstellte, bevor er überraschend abkommandiert wurde. Seither sind Bob und Phil erfolgreich im Showbusiness und treffen wenige Wochen vor Weihnachten in Florida auf die Schwestern Betty (Rosemary Clooney) und Judy (Vera-Ellen) eines ehemaligen Kameraden. Auf Grund einiger Verwechslungen folgen sie den beiden Frauen nach Vermont, wo diese über die Feiertage auftreten sollen. Doch am Zielort angekommen, steht das Hotel, das General Waverly gehört und mit dem dieser sich finanziell übernommen hat, vollkommen leer, da kein Schnee liegt und die Gäste ausbleiben. So entscheiden sich Bob und Phil, ihrem ehemaligen Kommandeur unter die Arme zu greifen und wollen mit Betty und Judy eine Show für Weihnachten zusammenstellen. Wenn es Phil dabei gelingt, Bob mit Betty zu verkuppeln, wäre ihm das nur recht. Doch gleichzeitig kommen er und Judy sich ebenfalls näher …
Kritik:
Trotz seiner alles andere als einfachen Entstehungsgeschichte und dem im Grunde durchaus ernsten Kern der Story, war die Weihnachts-Musical-Komödie Weiße Weihnachten seinerzeit der erfolgreichste Film des Jahres und definierte mit seinen eingängigen Tanznummern, dem leichtfüßigen Soundtrack und einem einnehmenden Charme ein ganzes Genre. Dies funktioniert auch immer noch, wenn das Publikum in der richtigen Jahreszeit in der Stimmung ist, sich darauf einzulassen.
Die Geschichte beginnt an der Front im Jahr 1944. Broadway-Star Bob Wallace organisiert als Captain eine Weihnachtsfeier für die Männer, die tagtäglich ihr Leben im Krieg riskieren. Zusammen mit dem Gefreiten Phil Davis ist der Abend auch ein voller Erfolg und eine verkürzte Abschiedsvorstellung für ihren Major General Tom Waverly, der versetzt wird. Nach dem Krieg treten Wallace und Davis gemeinsam auf und feiern große Erfolge. Sie haben eine eigene Show und sind Produzenten, doch vergräbt sich Bob in seiner Arbeit, sehr zum Missfallen von Phil, der sein Leben auch genießen will. Darum versucht er beständig, Bob zu verkuppeln. Doch erst, als sie auf die Schwestern eines ehemaligen Kameraden treffen, Betty und Judy, scheint Bobs Interesse an einer Beziehung geweckt. Sie folgen den ebenfalls als Sängerinnen und Tänzerinnen auftretenden Schwestern nach Vermont und sehen sich dort unvermittelt ihrem ehemaligen General Waverly gegenüber, dessen Hotel leersteht, da der Wintereinbruch auf sich warten lässt. So beschließen Phil und Bob, Waverly zu helfen und organisieren eine große Weihnachtsrevue, bei deren Vorbereitung nicht alles nach Plan verläuft.
Während Bing Crosbys Bob dabei für Besonnenheit und Vernunft steht, sorgt Phil sowohl für körperlichen als auch verbalen Humor durch viele lockere Bemerkungen, eine Mimik, die an sich vollständig ohne Dialoge auskommen würde und eine Körpersprache, die keiner Übersetzung bedarf. Das Zusammenspiel von Crosby und Danny Kaye, Bobs und Phils verbale Neckereien, trägt ungemein zur Atmosphäre der Geschichte bei. Dabei war Kaye nicht einmal die zweite Wahl für die Rolle, die ursprünglich von Fred Astaire wahrgenommen werden sollte, der mit Crosby bereits in Musik, Musik [1942] vor der Kamera stand, in dem der Titel gebende, preisgekrönte Song „White Christmas“ von Irving Berlin erstmals zu hören war. Die in Weiße Weihnachten eingesungene Version ist eine Abwandlung davon und nicht der tatsächliche Ursprung des Weihnachts-Ohrwurms.
Ergänzt werden die beiden Sänger von Rosemary Clooney und Vera-Ellen, die im Falle von Clooney den Herren hinsichtlich der Gesangskunst in nichts nachsteht, während Vera-Ellens Tanzeinlagen zu den Highlights des Musicalfilms zählen. Ihren Bewegungen zuzusehen, der Eleganz, Körperbeherrschung und dem schieren Tempo ihrer Choreografie, zaubert einem stets ein Lächeln ins Gesicht. Selbst wenn hierbei einige Klischees der Geschlechterrollen bedient werden, Weiße Weihnachten rückt alle vier Hauptdarstellerinnen bzw. -darsteller gleichermaßen ins Zentrum und gibt ihnen die Möglichkeit, zu glänzen. Songs wie „Sisters“, „The Best Things Happen While You’re Dancing“, „Count Your Blessings (Instead of Sheep)“ und „White Christmas“ klingen so eingängig und charmant wie eh und je.
Das tröstet auch darüber hinweg, dass die eigentliche Geschichte nicht nur merklich erzwungen klingt, sondern insbesondere die Verbindung der Weihnachtsatmosphäre mit dem Militärhintergrund keinen großen Sinn zu ergeben scheint. Von einer tatsächlichen Weihnachtsstimmung oder einem besinnlichen Zurruhekommen ist die Erzählung weit entfernt und pendelt, auch was die Songs anbelangt, zwischen allgemeingültig, armeebezogen und weihnachtlich. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass Komponist Irving Berlin die Idee hatte, einen Film basierend auf seinem Song zu erzählen und die Story des Musicals gewissermaßen darum herum geschrieben wurde. Die überzeugte Astaire so wenig, dass er sich aus dem Projekt zurückzog und das ursprüngliche Drehbuch vollständig umgestaltet wurde. Die Entstehung merkt man der Präsentation von Weiße Weihnachten nicht unbedingt an, doch die oberflächliche Story lässt sich kaum verbergen.
Sieht man darüber jedoch hinweg, kann man viele Details der Geschichte erkennen. Sei es, wenn Bob zu Beginn vor der 151. Division an der Front singt und die kriegsgezeichneten Männer in Anbetracht des besinnlichen Liedes sichtbar nachdenklich werden, als würden sie zum ersten Mal seit langem zur Ruhe kommen. Auch ist es eine gute Idee, den General außer Dienst Waverly als Vaterfigur für Phil und Bob vorzustellen, von denen letzterer die von der Gesellschaft an ihn gestellten Erwartungen hinsichtlich seiner Familienplanung nicht erfüllen will. Sieht man Phils und Bobs Engagement für ihren ehemaligen General, wie selbstlos und aufbauend sie handeln, ist das schlicht herzerwärmend und fängt gerade am Ende das weihnachtliche Flair doch noch gekonnt ein.
Fazit:
Lange fragt man sich, wozu der Prolog überhaupt nötig ist, doch Regisseur Michael Curtiz zieht am Ende den Ringschluss zum Anfang und sorgt so für einen durchaus berührenden Moment. Solche gibt es bis dahin hauptsächlich dank der sich langsam entwickelnden Liebesgeschichte, in der es zu Missverständnissen und Verwirrungen kommt, bis hin zu einer vorgetäuschten Verlobung. Was sich nach einer Screwball-Komödie anhört, ist jedoch überaus zahm präsentiert und setzt nur selten bewusst auf das komödiantische Talent der Besetzung. Dafür darf dieses in ebenso einfallsreichen wie toll präsentierten Tanz- und Musicaleinlagen beweisen, was in ihr steckt. Gekleidet in farbenfrohe Bilder, kommen dabei auch fantastische Kostüme zum Vorschein, die zwischen ungemein elegant und zeitlos chic alles abdecken. Dank der einnehmenden, angenehm unaufgeregten Songs kann man sich merklich in die charmante, stimmungsvolle Erzählung von Weiße Weihnachten fallen lassen, die einem über weite Strecken in Lächeln ins Gesicht zaubert. In der vorliegenden Präsentation, bei der die Farben förmlich überspringen, macht das auch dann Spaß, wenn die Story alledem nicht gerecht wird.
Features der 4K Ultra-HD bzw. Blu-ray | ||
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4K Ultra-HD-Disc | Blu-ray-Disc (Angaben laut Vertrieb) |
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Tonspuren |
• Englisch 5.1 DTS-HD Master Audio • Englisch Restauriert Mono DTS-HD Master Audio • Deutsch, Spanisch (Spanien), Französisch, Italienisch jeweils Mono Dolby Digital |
• Englisch 5.1 DTS-HD Master Audio • Deutsch, Spanisch (Spanien), Französisch, Italienisch jeweils Mono Dolby Digital |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Spanisch (Spanien), Französisch, Italienisch, Japanisch | Englisch, Deutsch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Niederländisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch |
Extras | keine | • Weiße Weihnachten – Ein Rückblick mit Rosemary Clooney |
Zum 70jährigen Jubiläum veröffentlicht Paramount Home Entertainment Weiße Weihnachten erstmals in einer zeitgemäßen Restaurierung als 4K Ultra-HD-Disc mit Blu-ray. Während letztere identisch mit der 2019 hierzulande veröffentlichten Fassung scheint, wartet die 4K Ultra-HD-Disc mit einem sehenswert restaurierten Bild der damals ersten VistaVision-Produktion auf. Das von Paramount entwickelte Konkurrenzformat zu CinemaScope ermöglichte Filmaufnahmen auf einer größeren Fläche des Filmnegativs, was wiederum einen höheren Detailgrad der Aufnahmen mit geringerer Filmkörnung zur Folge hatte. In gewisser Weise ist dies der Restaurierung auch anzusehen, die mit Details und einer Schärfe in vielen Szene aufwartet, die schlicht beeindrucken. Dass die Aufnahmen vor 70 Jahren entstanden sein sollen, mag man kaum glauben, wenn man bedenkt, wie gering das allgemeine Filmrauschen ist und wie detailreich selbst der Rand oder der Hintergrund der jeweiligen Bilder. Unbestritten gibt es einige Einstellungen, in denen der Fokus nicht ganz getroffen wird oder der Hintergrund merklich weichgezeichnet ist. In anderen fällt auf, dass die Tiefenschärfe kaum geeignet ist, zwei Figuren, die leicht versetzt zueinander sitzen, gleichzeitig scharf darzustellen, bspw. wenn sich die Pärchen in Florida nach dem Auftritt der Haynes-Schwestern am Tisch unterhalten. Doch sind das Kleinigkeiten in Anbetracht der Gesamtpräsentation, die ebenfalls von den unvergleichlichen Technicolor-Farben lebt. All dies fügt sich so nahtlos zusammen, dass sogar die merklichen Studiokulissen nicht negativ auffallen, sondern das Flair der Erzählung abrunden.
Zumindest im englischen Original erklingt der Ton im verlustfreien DTS-HD Master Audio 5.1, während die deutsche Audiospur lediglich in Mono vorliegt. Möchte man die ursprüngliche Synchronisation erhalten, wird sich dies kaum vermeiden lassen, wobei die Songs dankenswerterweise in Englisch mit Untertiteln gehalten sind. Nichtsdestotrotz klingt die Monospur merklich dumpf, während die englische Sprachspur eine Klarheit offenbart, von der man gerne profitiert.
Wirklich bedauerlich ist jedoch, dass die 4K Ultra-HD-Disc keinerlei Bonusmaterial enthält. Nicht einmal den Rückblick mit Darstellerin Rosemary Clooney, der auf der beiliegenden Blu-ray enthalten ist. Dass einzig auf der ursprünglichen DVD-Veröffentlichung der Audiokommentar mit Clooney als Bonusmaterial enthalten war und zudem Featurettes fehlen, die anderen Veröffentlichungen bislang beilagen, ist unverständlich. Gerade als Jubiläumsedition hätte man sich gewünscht, dass so viel vorhandenes Material zusammengetragen wird, wie irgendwie möglich ist. So sollten Fans die in die Jahre gekommene DVD sicher verstauen, können sich hier jedoch über eine nie dagewesene Präsentation des Weihnachtsmusicals freuen. Schon deshalb ist das es immer noch wert, entdeckt zu werden – zur aktuellen Jahreszeit sowieso.
Wertung der 4K Ultra-HD-Disc:
Weiße Weihnachten ist zuvor bereits als Download und Video on Demand sowie seit dem 7. November 2024 als 4K Ultra-HD von Paramount Home Entertainment erhältlich! |
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Urheberrecht des Bildes liegt bei Paramount Pictures / Paramount Home Entertainment. Verwendet mit freundlicher Genehmigung. |