Vaiana 2 [2024]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 27. November 2024
Genre: Animation / UnterhaltungOriginaltitel: Moana 2
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: USA / Kanada
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung
Regie: David G. Derrick Jr., Jason Hand, Dana Ledoux Miller
Musik: Opetaia Foa’i, Mark Mancina
Stimmen: Auliʻi Cravalho (Lina Larissa Strahl, Sophia), Dwayne Johnson (Roger Rekless), Temuera Morrison, Nicole Scherzinger, Khaleesi Lambert-Tsuda, Rose Matafeo, David Fane, Hualālai Chung, Rachel House, Awhimai Fraser, Gerald Ramsey, Alan Tudyk
Kurzinhalt:
Seit einigen Jahren bereits sucht Vaiana (Auliʻi Cravalho / Lina Larissa Strahl, Sophia) jenseits der Insel ihres Volkes nach weiteren Menschen. Doch die anderen Inseln, die sie mit ihrem Boot entdeckt, sind allesamt verlassen, bis auf Hinweise, dass dort einmal Menschen gelebt haben müssen. Bei einer Zeremonie hat Vaiana eine Vision von ihren Vorfahren. Demnach ist der Gott Nalo dafür verantwortlich, dass die Völker der Meere den Kontakt zueinander verloren haben. Sie muss den Fluch, den Nalo auf die verborgene Insel Motufetu gelegt hat, aufheben, um das Überleben ihres Volkes zu sichern. Doch die Reise dorthin ist lange und gefährlich, weshalb Vaiana eine Besatzung aus dem Bauern Kele (David Fane), der Erfinderin und Architektin Loto (Rose Matafeo) sowie dem starken Moni (Hualālai Chung) zusammenstellt. Sie machen sich auf in ein Abenteuer, bei dem Vaiana einmal mehr auf den Halbgott Maui (Dwayne Johnson / Roger Rekless) trifft …
Kritik:
Das farbenfrohe, zum Schwelgen einladende Aussehen von Vaiana 2 ist ein Aspekt, weshalb erst nach einer gewissen Zeit auffällt, dass die späte Fortsetzung des Disney-Animationshits Vaiana [2016] zu keinem Moment dessen inspirierenden Charme oder Faszination aufzugreifen vermag. Anstatt sich auf die Mythologie jener Welt zu konzentrieren, erzählen die Verantwortlichen ein handwerklich perfekt gemachtes Abenteuer, dem es merklich an Tiefe und neuen Ideen fehlt. Unterhaltsam ist es dennoch, vor allem für ein junges Publikum.
Die Geschichte setzt einige Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils an. Vaiana wandelt auf den Pfaden ihrer Wegfinder-Vorfahren und segelt mit ihrem Boot auf andere Inseln, um weitere Menschen zu finden. Doch die grünen Paradiese sind allesamt verlassen, selbst wenn sie Artefakte findet, die auf einstige Siedlungen schließen lassen. Während sich Halbgott Maui wieder einmal in Schwierigkeiten bringt, erfährt Vaiana eine Vision ihrer Vorfahren, die sie aussenden, jenseits der Meere, die sie bislang bereist hat, die verborgene Insel Motefetu ausfindig zu machen. Die hat der Gott Nalo mit einem Fluch belegt und so die vielen Völker der See voneinander getrennt. Nur wenn es Vaiana gelingt, den Fluch zu brechen, kann sie die Völker wieder vereinen und das Überleben ihres eigenen sicherstellen.
Die Verantwortung, die auf ihren Schultern liegt, ist daher ungemein groß, doch gelingt es den Filmschaffenden David G. Derrick Jr., Jason Hand und Dana Ledoux Miller kaum, diese Bedeutung auch greifbar zu machen. Überhaupt kommt die Geschichte nur schwerlich in Fahrt und gerät nie so packend oder facettenreich, wie man erwarten würde. So ist eingangs kaum klar, welches Ziel Maui überhaupt verfolgt, der in die Fänge einer Göttin gerät, deren Rolle man in der Hintergrundgeschichte anfangs nicht versteht. Dafür rekapituliert Vaiana für ihre jüngere Schwester Simea die Ereignisse des ersten Teils, während Vaiana 2 die Welt dieser das Meer befahrenden Völker kaum erweitert. Zwar wird eine neue, böse Gottheit vorgestellt, jedoch ohne ihre Motivation überhaupt verständlich machen zu wollen. Gleichzeitig wird das Publikum nicht eingeladen, in diese Kultur, ihre Gebräuche oder Traditionen tatsächlich einzutauchen. Stattdessen wird die Story einmal mehr durch Songs unterstützt, die sich zwar eingängig anhören, unmittelbar nach dem Film aber schon wieder vergessen sind.
Um ihre neue Aufgabe meistern zu können, die sie weiter weg von Zuhause führen soll, als je zuvor, stellt die neu berufene Wegfinderin Vaiana eine Mannschaft bestehend aus der Architektin Loto, dem grummeligen Bauern Kele und dem großen Maui-Fan Moni zusammen. Die haben zu Beginn große Schwierigkeiten, zueinander zu finden, was in einem weiteren Song mündet. Sieht man sich allerdings den Verlauf der Reise und ihres Abenteuers an, das geradlinig, ohne jegliche Nebenaufgaben daherkommt, muss man feststellen, dass Vaiana die Begleitung im Grunde gar nicht benötigt. Umso weniger, da Schwein Pua und Gockel Heihei erneut mit von der Partie sind. Keine einzige der neuen Figuren bekommt tatsächlich etwas zu tun. Wenn überhaupt, geben sie Stichworte oder sorgen für den ein oder anderen humorvollen Einfall, doch bleibt die Geschichte auf Vaiana und Maui zugeschnitten. Womöglich sind die neuen Charaktere Überbleibsel der ursprünglichen Pläne, Vaiana in Form einer Animationsserie fortzusetzen, die schließlich in Vaiana 2 mündeten. Vermutlich würde die Geschichte in einem deutlich kompakteren Format auch mehr mitreißen. So, wie es ist, würde man sich wünschen, Vaiana würde mehr Zeit auf anderen Inseln verbringen und ihre Geheimnisse entdecken, anstatt hinauszufahren, einen Wegpunkt zu entdecken und unmittelbar beim Finale anzukommen. Denn bis die Story überhaupt in Fahrt kommt, sie mit ihrer Crew aufbricht, dauert es erstaunlich lange.
Das bedeutet nicht, dass man sich dabei nicht amüsieren könnte, ganz im Gegenteil. Die zurückkehrenden Kokosnuss-Piraten Kakamora sorgen erneut für lustige Momente, ebenso wie Heihei oder die Figuren insgesamt. Auch ist das Drehbuch bemüht, manch neue Aspekte hinzuzufügen. Insgesamt jedoch erscheint die eigentliche Hintergrundgeschichte kaum existent. So sehr, dass lange gar nicht klar ist, worauf Vaiana 2 überhaupt zusteuert, was es schwer macht, mit den knuffig zum Leben erweckten Figuren mitzufiebern. Dass der eigentliche Bösewicht der Geschichte überhaupt erst in einer Szene während des Abspanns zu sehen ist, macht das nicht unbedingt besser. Es ist beinahe, als wäre den Verantwortlichen die Reise wichtiger, als das Ziel, doch präsentieren sie eine Reise mit viel zu wenig Zwischenstopps, bei der darüber hinaus alles genau so verläuft, wie sich die Reisenden das vorgestellt haben. Dass das Ergebnis daher kaum packt, ist nicht verwunderlich.
Dank der bunten, temporeichen Präsentation wird dies ein junges Publikum kaum stören, zumal die Aussagen am Ende schön dargebracht sind. Doch gerade nach allem, was dem ersten Teil so gut gelungen ist, in Anbetracht der langen Wartezeit und der Tatsache, dass in ein paar Jahren die Realverfilmung des Vorgängers in den Lichtspielhäusern zu sehen sein soll, ist es durchaus ein wenig enttäuschend, dass Vaiana 2 in vielerlei Hinsicht merklich hinter dem Vorgänger zurückbleibt.
Fazit:
Die Geschichte eines Abenteuers, bei dem Vaiana die Völker der Meere zu vereinen sucht, klingt viel versprechender, als sie tatsächlich erzählt ist. Zu simpel ist der inhaltliche Aufbau, zu wenig abwechslungs- und einfallsreich die Reise selbst, die merklich auf Verweise auf den ersten Teil setzt, anstatt neue Ideen vorzubringen. Zudem fragt man sich lange, worauf die Geschichte überhaupt zusteuert und wozu neue Figuren mit an Bord sind, die doch kaum gefordert werden. Dass die Fortsetzung nicht nur hinsichtlich des Charmes dem ersten Teil nicht das Wasser reichen kann, ist für sich genommen zwar kein Gradmesser, aber doch eine Enttäuschung. Nichtsdestotrotz ist Vaiana 2 ein wunderschön animiertes, detailreich wie fantasievoll zum Leben erwecktes Abenteuer für die ganze Familie, das sich wie ein Kurzurlaub anfühlt. Die Präsentation, die Farben, das Wasser, der Wind und das Aussehen, entschädigen ebenso wie eine liebenswerte Heldin im Zentrum, deren Beziehung zu ihrer jüngeren Schwester das Herz der Geschichte ausmacht. Ihnen zuzusehen, ist schön und unterhaltsam. Es hallt nur nicht so nach wie zuvor.