Unser Leben [2011]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 19. Januar 2014
Genre: DokumentationOriginaltitel: One Life
Laufzeit: 85 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung
Regie: Michael Gunton, Martha Holmes
Musik: George Fenton
Erzähler: Daniel Craig (Britische Fassung), Dietmar Wunder (Deutsche Fassung)
Kurzinhalt:
Mehr als fünf Millionen Spezies leben auf der Erde. Sie alle haben gemeinsam, dass sie in einem ständigen Wettstreit um ihren Lebensraum und das bloße Überleben stehen. Hierfür haben sie mitunter unvorstellbare Mittel und Wege gefunden, Fähigkeiten entwickelt, die man nur den Menschen unterstellen würde oder sich derart spezialisiert, dass ihnen keine Konkurrenz mehr droht. Die Dokumentation wirft einen Blick auf einige der interessantesten Vertreter, deren größter Instinkt neben dem Überleben die Sicherung der eigenen Art ist ...
Kritik:
Neben Unsere Erde [2007] und Unsere Ozeane [2009] zählt auch Unser Leben zu denjenigen BBC-Produktionen, die aus einer bedeutend längeren Dokumentationsreihe entstanden sind. Herausgekommen ist ein Film, der viele Themengebiete aufgreift, aber bei einer Lauflänge von weniger als eineinhalb Stunden nicht die Zeit hat, irgendeines genauer zu beleuchten. Die atemberaubenden Bilder lassen dabei oft vergessen, dass das Gezeigte keine greifbare Struktur besitzt.
An den zugrundeliegenden Dokumentationen haben mehr als 30 Kamerateams über mehrere Jahre hinweg gedreht. Herausgekommen sind einzigartige Eindrücke und Aufnahmen, die immer wieder ins Staunen versetzen. Veröffentlicht und ausgestrahlt wurde die zehnteilige Reihe unter den Namen Life - Das Wunder Leben [2009], Faszinierende Wildnis und Triumph des Lebens. Während die Fernsehfassungen meist gekürzt ausgestrahlt wurden, bringt es die Blu-ray-Veröffentlichung auf mehr als 500 Minuten Lauflänge. Daraus einen 85 Minuten dauernden Zusammenschnitt zu zaubern, der mehr als eine Handvoll Informationen enthält, ist zugegebenermaßen eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Die Regisseure Michael Gunton und Martha Holmes versuchen durch den Erzähler zwar, die Dokumentation als Geschichte des Lebens anzupreisen, die von der Geburt, über den Kampf ums Überleben bis hin zum Tod alles abdeckt, doch sie greifen im Grunde genommen die Besonderheiten einiger Spezies und Tierarten heraus, die hier vorgestellt werden. Dabei führt der Weg rund um den Globus, unter Wasser und hoch in die Lüfte, in unwegsames Gelände und zeigt Aufnahmen aus dem Inneren einer Ameisenkolonie, die von Sonnenauf- bis –untergang Blätter sammelt, ohne sie je selbst zu verspeisen.
Erzähler Daniel Craig (im Deutschen gesprochen von Craigs Bond-Synchronsprecher Dietmar Wunder) findet neben dem zu erwartenden Appell am Ende viele Vergleiche, welche die Tiere vermenschlichen oder ihre Verhaltensweisen unseren gleichstellen. Doch damit besteht auch die Gefahr, dass insbesondere das junge Zielpublikum, das mit der zehnteiligen Dokumentation vermutlich überfordert oder gelangweilt wäre, den Tieren auch unsere Anpassungsfähigkeit unterstellt. Wie zerbrechlich und speziell ihr Lebensraum und das darin herrschende Gleichgewicht sind, verschweigt Unser Leben ebenso, wie weiterführende Informationen zu den Tieren selbst.
Wie viele Dokumentationen erweckt auch diese den Eindruck, die Jagdgebiete und Lebensräume der gezeigten Geschöpfe wären unermesslich groß, da nie menschliche Einflüsse zu sehen sind. Erst am Ende klingt ganz leise an, dass wir uns zurücknehmen und unseren Planeten mit ihnen teilen müssen, wenn wir sie nicht alle verlieren wollen. Aber auch hier scheint sich die Produktion bewusst zurückzunehmen, um nicht mahnend oder gar anklagend zu klingen.
Wer somit auf Informationen zu den Tieren und den gezeigten Gebieten – die erfreulicherweise namentlich genannt werden – hofft, sollte fraglos zur Dokumentationsreihe greifen. Unser Leben bietet seltene und wunderschöne Bilder, die zum Träumen anregen. Inhaltlich wirkt der Film allerdings mehr wie ein Appetizer, denn als eigenständige Dokumentation.
Fazit:
Das Leben ist ein Wunder und der Einfallsreichtum der Natur unbegrenzt. Diese Überzeugung führt Unser Leben in atemberaubenden Aufnahmen und mit einer Vielzahl außergewöhnlicher Tiere vor, die unseren Planeten bereichern. Doch auch wenn man interessante Details zum Verhalten oder den Fähigkeiten dieser Geschöpfe erhält, das Bild von ihnen bleibt unvollständig und schemenhaft. Die Art und Weise, wie die Filmemacher sie vorstellen, soll helfen, dass wir uns in den Tieren wiedererkennen. Und wenn dies eine Möglichkeit ist, den Menschen begreiflich zu machen, wie wichtig es ist, diese Wesen zu beschützen, dann sei es so.
Glücklicherweise besitzt die Dokumentation nichts von der manipulativen Naivität von Schimpansen [2012] oder Im Reich der Raubkatzen [2011], doch statt mit Informationsgehalt, warten die Macher lieber mit visuellen Reizen auf. So soll fraglos Interesse am Gesamtpaket Life - Das Wunder Leben geweckt werden. Die "Zusammenfassung" eignet sich auf Grund der kompakten Lauflänge dabei eher für ein junges Publikum. Für noch mehr fantastische Bilder und den dazugehörigen Kontext sollten Interessenten jedoch zur Dokumentationsreihe greifen.