Uncharted [2022]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. Februar 2022
Genre: Action / Unterhaltung

Originaltitel: Uncharted
Laufzeit: 116 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Ruben Fleischer
Musik: Ramin Djawadi
Besetzung: Tom Holland, Mark Wahlberg, Sophia Ali, Antonio Banderas, Tati Gabrielle, Pilou Asbæk


Kurzinhalt:

Als der zwielichtige Victor „Sully“ Sullivan (Mark Wahlberg) an Nate Drake (Tom Holland) herantritt, ist der damit beschäftigt, sich seinen Lebensunterhalt als Barkeeper zu verdienen und dabei seine Kundschaft um ihre Wertsachen zu bringen. Sullivan ist ein Händler der besonderen Art und im Besitz der ersten Weltkarte von Magellan, auf der dessen Reise um den Globus eingezeichnet ist. Mit darauf vermerkten Hinweisen soll der verschollene Goldschatz der Expedition auffindbar sein, ein Traum von Nate und seinem Bruder Sam, seit sie Kinder waren. Sully war mit Sam auf der Suche nach dem Schatz gewesen, als Nates Bruder verschwand und nun hofft Sully, mit Nate die Suche vollenden zu können. Doch dafür benötigen sie ein Artefakt, an dem auch der unermesslich wohlhabende Moncada (Antonio Banderas) interessiert ist und der zusammen mit der Söldnerin Braddock (Tati Gabrielle) schon lange auf der Suche nach dem Schatz ist. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem Nate nicht weiß, ob Sully oder dessen Partnerin Chloe Frazer (Sophia Ali) ihn bei jeder Gelegenheit verraten werden. Dabei können sie nur gemeinsam den unbezahlbaren Goldschatz von Magellan finden …


Kritik:
Nach Jahren, in denen das Publikum auf Actionabenteuer im Stile eines Indiana Jones warten musste, findet ein weiterer Held einer erfolgreichen Videospielreihe den Weg auf die große Leinwand. In Uncharted macht sich ein im Vergleich zur Vorlage deutlich jüngerer Nathan „Nate“ Drake auf, den verschollenen Goldschatz des portugiesischen Seefahrers Magellan zu finden. Prominent besetzt, klingt das nach einem Erfolgsrezept für gute Unterhaltung. Aber auch wenn dieses Versprechen zu einem gewissen Teil eingehalten wird, verhindert die handwerkliche Umsetzung hier den Beginn einer neuen Genreikone.

Die Adaption der gleichnamigen, seit 2007 bestehenden Spielereihe von Entwicklerstudio Naughty Dog als Ursprungsgeschichte zu erzählen, anstatt sie wie in den Spielen immer wieder in die Erzählung einzuweben, ist dabei eine gute Idee und stellt nach einem kurzen Prolog, in dem Hauptfigur Nate Drake mit seinem Bruder Sam vor 15 Jahren bei einem Einbruch entdeckt wird, woraufhin Sam verhaftet werden soll und flieht, Nate nicht als schimmernden Helden vor. Als Barkeeper beklaut er heute seine vermögende Kundschaft und geht auch auf ein Angebot des zwielichtigen Victor „Sully“ Sullivan ein, ein Artefakt zu stehlen, um den Goldschatz von Magellan zu finden. Dies war bereits seit Kindertagen ein Traum der Waisenbrüder Sam und Nate, die sich als Nachkommen des Entdeckers Francis Drake aus dem 16. Jahrhundert sehen. Tatsächlich war Sully bereits mit Sam auf der Suche nach Magellans Schatz, ehe Sam verschwand und nun hofft Sully, mit Nate den Schatz finden zu können.

Was bei Uncharted schnell deutlich wird, ist die Tatsache, aus welch reichhaltigem Hintergrund um Hauptfigur Nate die Verantwortlichen hier schöpfen können. Nicht nur mit der prägenden Kindheitsgeschichte des jungen Abenteurers, sondern auch mit den Andenken, die er entdeckt, seiner Wohnung, seinen Eigenheiten. Nate Drake scheint ebenso wie Sully und die im Verlauf des Films auftretende Chloe Frazer, die nie eindeutig gut oder böse ist, ein vollständiger Charakter zu sein, mit Ecken und Kanten. Gerade aus dem Grund macht es sichtlich Spaß, Nate und Sully dabei zuzusehen, wie sie sich annähern, einander misstrauen und doch nur gemeinsam zum Ziel gelangen können. Bei einer Auktion in New York wollen sie ein antikes Kreuz stehlen, das ein Schlüsselteil auf dem Weg zum Goldschatz darstellt. Dabei treffen sie auf Moncada, dessen Familie ihr unermessliches Vermögen mit Blutgeld gemacht hat und der es sich ebenfalls auf die Fahne geschrieben hat, Magellans Gold zu finden. Dass der mit Antonio Banderas stimmig besetzte Schurke am Ende keine große Rolle mehr spielt, ist schade und manche Wendungen scheinen sehr weit hergeholt.

Die eigentliche Schatzsuche ist dabei überaus amüsant, doch zeigt sich bereits in Abschnitten wie der Schnitzeljagd durch Barcelona einer der großen Schwachpunkte von Uncharted. So vielversprechend die Idee der parallelen Entdeckungstour von Nate und Chloe auf der einen sowie Sully auf der anderen Seite ist, sie reißt nicht in dem Maße mit, wie sie könnte, weil es Filmemacher Ruben Fleischer nicht gelingt, die Bedrohung für die Figuren auf mehreren Ebenen packend aufzubauen oder aufzulösen. Die bereits in der Filmvorschau gezeigte Sequenz außerhalb eines Frachtflugzeugs, die im Übrigen einem der Videospiele der Reihe entstammt, ist unzweifelhaft das Highlight des Films, nur wird dieses Pulver bereits in einer kurzen Actionszene direkt am Anfang des Films verschossen und wenn die Erzählung schließlich dazu aufschließt, ist die Auflösung weit weniger spektakulär. Gleichzeit ist kein einziges Rätsel, das die Abenteurer auf ihrem Weg zum Schatz lösen müssen, so mitreißend inszeniert wie bei Das Vermächtnis der Tempelritter [2004] und sieht man sich die (großteils handgemachte) Action der ersten drei Indiana Jones-Filme an, dann scheint Ruben Fleischer in dieser Hinsicht womöglich nicht die beste Wahl für den Regieposten gewesen zu sein.

Auf der anderen Seite ist die Story durchaus interessant und die Charaktere sind ein wahres Highlight, selbst wenn nicht klar wird, woher Nate Parcours-Laufen, in dem Maße kämpfen und schießen kann. Man kann nur hoffen, dass die zwei Szenen während des Abspanns in einer Fortsetzung aufgelöst werden dürfen, denn um diese Figuren weitere Abenteuer zu erzählen, bietet sich förmlich an. Doch sollte dann neben einer namhaften Besetzung und einer vielversprechenden Story auch die Inszenierung einen entsprechend hohen Stellenwert einnehmen, so dass Nathan Drake auf der großen Leinwand der erzählerische Durchbruch vergönnt ist, den die Figur mühelos erreichen kann. Denn als facettenreicher Held, der nicht immer gegen alle Widersacher besteht, die sich ihm in den Weg stellen, besitzt er mehr Potential, als die Verantwortlichen hier zu nutzen verstehen. Das ist trotz des gelungenen Unterhaltungswerts doch etwas schade.


Fazit:
Auch wenn Videospiele wie Filme ein Unterhaltungsmedium sind, sind die Anforderungen an die Art und Weise, Geschichten zu erzählen, doch ganz unterschiedlich. Bekannte Elemente und auch die vollkommen überzogene Actionchoreografie aus der Vorlage für die Verfilmung zu adaptieren, gelingt den Verantwortlichen um Filmemacher Ruben Fleischer außerordentlich gut. Da mag helfen, dass die Uncharted-Reihe von Haus aus sehr cineastisch umgesetzt war. Doch dass ausgerechnet beim Finale die offensichtlichen Trickeffekte und die wenig inspirierte Inszenierung der Action kaum überzeugen können, ist bedauerlich. Überhaupt ist die handwerkliche Umsetzung zwar routiniert, nur nie außergewöhnlich oder bemerkenswert. Kleine Übergänge zwischen den Szenen fehlen (wie kommen Sully und Nate beispielsweise in den Kofferraum des Oldtimers) und man hat nie das Gefühl, als hätten die Beteiligten je eine Insel beim Dreh betreten, geschweige denn einen Urwald. Doch sieht man darüber hinweg, finden sich hier durchaus gute Ideen und auch eine packende Story, bei der Fans der Vorlage nicht nur die Entstehung des Helden aus der Spielereihe miterleben, sondern viele Anspielungen werden entdecken können, bis hin zu einem Gastauftritt von Nate Drakes Original-Sprecher. Das Highlight bei Uncharted sind die vielversprechenden Figuren, mit Leichtigkeit und Augenzwinkern einnehmend verkörpert, dank denen sowohl diejenigen, die mit ihnen bereits vertraut sind als auch ein Publikum, das auf der Suche nach einem überraschend gelungenen Actionabenteuer ist, sich tadellos unterhalten lassen können.