The Quest - Der Fluch des Judas Kelch [2008]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. Februar 2010
Genre: Fantasy / Komödie

Originaltitel: The Librarian: The Curse of the Judas Chalice
Laufzeit: 90 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2008
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Jonathan Frakes
Musik: Joseph LoDuca
Darsteller: Noah Wyle, Bruce Davison, Stana Katic, Bob Newhart, Jane Curtin, Dikran Tulaine, Jason Douglas, Beth Burvant, Joe Knezevich, David Born


Kurzinhalt:
Bibliothekar Flynn Carsen (Noah Wyle) arbeitet für die sagenumwobene "Metropolitan Public Library", für die er rund um den Globus immer wieder nach seltenen Artefakten Ausschau hält, was ihn mitunter beinahe Kopf und Kragen kostet. So auch, als Carsen den Stein der Weisen vor dem ehemaligen russischen Minister Seregi Kubichek (Dikran Tulaine) rettet. Doch schon bald kreuzen sich seine Wege mit Kubichek und seinen Schergen erneut, als Carsen in New Orleans Urlaub macht.
Dort trifft er auf die geheimnisvolle Simone Renoir (Stana Katic). Der Leiter der Bibliothek, Judson (Bob Newhart), weiht Carsen schließlich ein, dass er nicht zufällig in New Orleans gelandet ist. Kubichek hat Professor Lazlo (Bruce Davison) gekidnappt und ist hinter dem Judaskelch her, um mit dessen Hilfe untote Vampire wiederzubeleben. Mit einer solchen Armee will er Russland zu alter Größe wiederaufbauen. Nur Carsen kann ihn jetzt noch daran hindern ...


Kritik:
Es gibt viele mythische Geschichten, die bereits in Buch oder Film erzählt wurden. Und noch viel mehr, die noch nicht den Weg zu einem breiten Publikum fanden. Mit der satirisch angelegten Abenteuerreihe The Quest, die mit Jagd nach dem Speer des Schicksals [2004] und Das Geheimnis der Königskammer [2006] schon zwei Mal aufgegriffen wurde, versuchen die Macher, bekannte und weniger bekannte Elemente zu kombinieren, um den Fernsehzuschauern so einen frischen Mix zu präsentieren. Bislang gelang das auf einem unterhaltsamen, wenn auch nicht übermäßig überzeugenden Niveau und auch der neueste Teil, Der Fluch des Judas Kelch, macht hier keine Ausnahme. Der mit dem Abenteuer zwangsverheiratete Bibliothekar Flynn Carsen, wieder verörpert durch den ehemaligen TV-Arzt (Emergency Room [1994-2009]) Noah Wyle, bekommt es diesmal mit einer Legende zu tun, die sich um den biblischen Judaskelch und seine Verbindung zum Vampirismus dreht. Dass dabei kein geringerer als Graf Dracula selbst der Widersacher sein kann, versteht sich von selbst, auch wenn die Figur erst spät als solche enttarnt wird. Anleihen an die Kinoreihe Indiana Jones sind wie immer unverkennbar, nicht zuletzt, wenn wie im vierten Leinwandabenteuer auch hier der uramerikanische Archetyp des bösen Russen wieder aufgegriffen wird. Nebenbei werden Artefakte wie die Arche Noah, der Stein der Weisen, der buchstäbliche Jungbrunnen oder gar die Zeitmaschine eingestreut. Nichtsdestotrotz dauert es aber eine ganze Weile, ehe die Story um Vlad und seinen Fluch tatsächlich in Fahrt kommt, auch wenn bereits die erste Szene des Films Teil dieser Geschichte ist und nicht wie gewohnt einen Appetithappen mit einer losgelösten Abenteuersequenz darstellt. Denn obwohl zu Anfang ein paar Hinweise darauf gegeben werden, worum es letztlich geht, wird die Erzählung mit selbst für die Weiterentwicklung der Figuren unwichtigen Situationen, unnötig in die Länge gezogen. Hierzu zählen leider auch die nach wie vor die stellenweise erzwungen wirkenden Humoreinlagen, die zumeist absehbar sind und selten für ein richtiges Grinsen sorgen.

Den Charme bezieht die TV-Produktion nach wie vor über die Darsteller, die auch hier namhaft sind und nicht unmotiviert scheinen. Von Wyle angefangen, dem ein ernsteres Abbild von Carsen genauso gut stehen würde, über Bruce Davison und Stana Katic, bis hin zu Bob Newhart und Jane Curtin scheint es, als hätten die Schauspieler Spaß am Dreh gehabt. Nur haben sich die sympathischen Mimen wohl so gut verstanden, dass man auch eine ernsthafte Bedrohung für den beinahe allwissenden Bibliothekar nicht spüren mag. Ohne Bedrohung fällt es aber auch schwer, mit den Beteiligten mitzufiebern.
Erleichtert wird dies überraschenderweise durch die erstaunlich gut ausgefallenen Spezialeffekte, die für eine solch Fernsehproduktion überraschen. Schön wäre es nur, Filmemacher Jonathan Frakes würde sich auf seine Tugenden als Kinoregisseur berufen, und The Quest - Der Fluch des Judas Kelch auch in entsprechende Bilder kleiden. Von einigen wenigen Einstellungen abgesehen, findet sich hier leider nur Standardkost, die insbesondere bei den Blickwinkeln der Innenaufnahmen und Sets den Eindruck einer schnell produzierten Fernsehserie besitzt. Hinzu kommen fragwürdig eingesetzte Farbfilter, die in einer Einstellung dem Südstaatenambiente in New Orleans jegliche warme Farben entziehen, um sie in einer späteren Einstellung wieder zu unterstreichen. Auch hier schafft Frakes kein atmosphärisches Ambiente.

Die Ausgangslage bleibt bei The Quest immer noch interessant, und selbst die Geschichte um den Judaskelch und die Vampire besitzt ihren Reiz. Nur helfen auch ominöse Andeutungen über einen Kampf um Gut und Böse nicht, wenn die Schurken hier nicht böse genug sind, die Bedrohung für die Figuren nie spürbar wird und die Geschichte trotz einiger netter Einfälle nie mitzureißen vermag. Ohne Frage sorgt das dritte Abenteuer um den Bibliothekar für Unterhaltung, insbesondere, da es stimmiger wirkt und weniger Patzer vorweist, als die ersten beiden Filme. Dennoch könnte man mit einem ernsteren Ansatz und einer professionelleren Herangehensweise einen überzeugenderen Film schaffen, der durchaus eine mehrteilige Reihe tragen könnte. Nun scheinen die Macher darum bemüht, die Zuschauer für eine mögliche Fortsetzung interessieren zu wollen. Ob dies geschieht, bleibt abzuwarten, immerhin wurde der Teil mit dem Untertitel angekündigt, es handle sich um den "Beginn einer letzten Reise". Als Jonathan Frakes zuletzt in einem Projekt mitwirkte, das ähnlich beworben wurde, besiegelte der Film das Ende jener Reihe. Schade wäre das bei The Quest durchaus, nur sollte sich Produzent Dean Devlin (unter anderem Independence Day [1996]) entscheiden, ob er nun eine bewusst trashige TV-Produktion machen möchte, oder eine ernst gemeint hochwertige. Diese unbeholfene Mischung überzeugt – auch in der dritten Inkarnation – nicht.


Fazit:
Der Sprung von sagenumwobenen Artefakten mit übernatürlichen Fähigkeiten hin zu blutsaugenden Vampiren, scheint im ersten Moment sehr groß, andererseits haben sich andere Abenteuerfilmreihen überraschend an Aliens versucht. Nichtsdestoweniger kratzt die Geschichte von The Quest - Der Fluch des Judas Kelch nur an der Oberfläche der von ihm selbst eingebrachten Mythologie. Ganz neue Einfälle sind ebenso wenig zu bewundern wie eine innovative Inszenierung oder packende Action.
Dafür wartet die Besetzung um Hauptdarsteller Noah Wyle mit einem nicht zu leugnenden Sympathiebonus auf und dank der ironischen Erzählung, die öfters über die Stränge schlägt, bleibt der TV-Film durchweg unterhaltsam. Mehr aber leider nicht.