The Mentalist: "Kurz und schmerzlos" [2013]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jean-Pierre Paulisch  |   Hinzugefügt am 01. September 2013
Genre: Thriller / Krimi

Originaltitel: The Mentalist: "Behind the Red Curtain"
Laufzeit: 45 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Chris Long
Musik: Blake Neely
Darsteller: Simon Baker, Robin Tunney, Amanda Righetti, Owein Yeoman, Tim Kang


Kurzinhalt:
Das Team des CBI (California Bureau of Investigation) rund um die beiden Hauptfiguren Agent Teresa Lispen (Robin Tunney) und den Berater Patrick Jane (Simon Baker) ermittelt im Fall einer jungen Schauspielerin, die aus dem 9. Stock eines Hotels gestürzt ist. Dass es sich hier um einen Mord handelt ist eben so schnell klar wie der Umstand, dass der Mörder etwas mit dem Musical zu tun haben muss, zu dessen Besetzung die junge Schauspielerin gehörte. Allein Motiv und Mörder geben Jane lange Zeit Rätsel auf. Und auch seine eigenen Ermittlungen in Sachen Red John kommen gehörig ins Stocken, wartet er doch sehnsüchtig darauf, dass Jason Lennon (Christopher Cossins) endlich aus dem Koma erwacht, damit Jane ihn zu seinem selbst erkorenen Erzfeind befragen kann.


Kritik:
The Mentalist ist eine US-amerikanische Krimiserie, deren Hauptfigur Patrick Jane ist. Jane, der früher ein Vermögen damit verdiente, dass er Menschen vorgaukelte, er könne als Medium für sie mit Verstorbenen in Kontakt treten, hat seine Frau und seine Tochter verloren. Beide wurden von dem Serienkiller Red John ermordet, den Jane als Berater der Polizei seinerzeit in einer Fernsehsendung herausgefordert hat, indem er ihn einen Geisteskranken nannte und versprach, ihn schnell zu schnappen. Die Handlung der Serie beginnt einige Zeit nach dem Doppelmord, nach einem Aufenthalt Janes in der Psychiatrie. Er arbeitet nun als Berater für das CBI und ermittelt neben der Arbeit mit dem Team am Red John Fall.

Das Konzept der Serie ist letztlich auf die Fähigkeiten Janes ausgerichtet, scheinbar nebensächliche Kleinigkeiten schnell aufzufassen und in den richtigen gedanklichen Kontext zu bringen. So kann er oft schon nach bloßer Betrachtung einer Leiche viel über deren Herkunft, ihre Gewohnheiten und manchmal auch bereits über den Mörder sagen. Dabei klingen seine Beobachtungen und die Zusammenhänge, die er daraus zieht, in der Regel plausibel. Anders jedoch, als z.B. in der Serie Monk [2002-2009], in der der Hauptdarsteller mit ähnlichen Methoden und Fähigkeiten zu Werke geht, dabei aber ansonsten völlig lebensunfähig dargestellt wird, findet man in Patrick Jane einen charismatischen, oftmals auch manipulativen und überaus intelligenten Charakter, dessen schwacher Punkt das Trauma rund um die Ermordung seiner Frau und seiner kleinen Tochter ist.

In den USA handelt es sich hierbei nach wie vor um eine der quotenstärksten Serien auf dem TV-Markt und auch in Deutschland sind die Quoten, die der Sender Sat.1 mit der Serie The Mentalist erzielt, die regelmäßig zu guten Sendezeiten läuft, nicht zu verachten. So wundert es nicht, dass eine sechste Staffel von dem Sender CBS, für den die Serie ursprünglich konzipiert wurde, bereits bestellt worden ist.

Nun zur Folge selbst:
Die Schauspielerin Sheila (Rose Abdoo) wird ermordet. Ein Unbekannter hat sie aus dem neunten Stock eines Hotels geworfen. Sheila war Mitglied des Ensembles eines Musicals, das in Sacramento verzweifelt nach Sponsoren ringt. Und so kommt ihre Ermordung ausgerechnet am Abend der Aufführung im Rahmen einer Sponsorengala gänzlich ungelegen. Patrick Jane, der sich am liebsten nur auf den Red John Fall und seine neueste Spur, den erst kürzlich festgenommenen Vertrauten des Serienkillers Jason Lennon konzentrieren würde, muss zwangsläufig ebenfalls am Tatort erscheinen und nimmt mehr halbherzig die Ermittlungen auf. Dabei versucht er, in der für ihn bekannten Art und Weise, die einzelnen Verdächtigen aus der Reserve zu locken, um ihnen unbedachte Reaktionen zu entlocken. Erst als er die familiären Zusammenhänge innerhalb des Ensembles und die Feindschaften der Darstellerinnen untereinander entschlüsselt hat, kommt ihm der letztlich entscheidende Gedanke.

Die vorliegende Folge ist einmal mehr ein Beleg dafür, dass die Serie The Mentalist nicht über Action oder groß angelegte Spannung kommt, sondern in der Regel über die Eigenarten und das Charisma der Hauptfigur, perfekt verkörpert von Simon Baker. Und so ist es eher die Spannung, welche Wendung der Fall wieder nehmen wird, oder welches Detail Jane wieder entdecken wird, das zur Aufklärung des Falles beiträgt, die den Zuschauer bei der Stange hält. Die stets unterschwellig laufende Geschichte des Red John gibt dem Ganzen eine zusätzliche Würze und schafft in einigen Folgen hier und da dann doch auch eine gewisse Rasanz und Spannung, wenn es für die Hauptfiguren plötzlich um Leben und Tod geht. Auch wenn die vorliegende Folge wieder einen entscheidenden Schritt in der Red John Sache bedeutet, zumindest für den Zuschauer, der eine Entwicklung sieht, die Jane noch nicht bekannt ist, bleibt hier vor allem der Cliffhanger, der den Zuschauer auf die nächste Woche warten lässt.

Und so kann man das Drehbuch der vorliegenden Folge als für die Serie durchschnittlich gut bezeichnen. Die Handlung ist stimmig und bis auf einen minimalen Logikfehler, der erst bei genauerem Hinsehen auffällt, auch durchgehend passend. Die Stimmung, die in der Folge vermittelt wird, ist ebenso passend, wie die einzelnen Charakterhandlungen.

Wer also keine actionheischende Musik, keine schnellen Kameraschnitte oder Perspektivwechsel braucht, sondern mit konventioneller Kameratechnik, untermalender Musik und einer ausgezeichneten Schauspielleistung bei guter Story zufrieden ist, wird hier voll auf seine Kosten kommen.


Fazit:
Die Folge Kurz und Schmerzlos ist mit Sicherheit nicht die beste der Serie The Mentalist, doch sie hält das durchweg hohe Niveau, was schauspielerische Fähigkeiten der handelnden Figuren und Qualität der Story an sich angeht. Wer Action und Schießereien sucht, ist hier verkehrt. Wer aber eine charismatische Hauptfigur mit hoher Intelligenz und viel Hang zur Dramatik und zur Inszenierung zu schätzen weiß, wird an dieser Folge seine helle Freude haben.