The Equalizer 3 – The Final Chapter [2023]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 29. August 2023
Genre: Thriller / ActionOriginaltitel: The Equalizer 3
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Antoine Fuqua
Musik: Marcelo Zarvos
Besetzung: Denzel Washington, Dakota Fanning, Remo Girone, Gaia Scodellaro, Eugenio Mastrandrea, Andrea Scarduzio, Andrea Dodero, Sonia Ben Ammar, David Denman, Salvatore Ruocco
Kurzinhalt:
Bei einem Einsatz auf Sizilien wird der ehemalige Elite-Agent Robert McCall (Denzel Washington) schwer verletzt. Gefunden wird er von dem Polizisten Gio (Eugenio Mastrandrea), der ihn in dem beschaulichen Küstenort zu dem Arzt Enzo (Remo Girone) bringt. Zu vertraut sind die Menschen hier trotz der malerischen Kulisse mit der Gewalt, dass sie keine Fragen stellen. Nur langsam erholt sich Robert, den nicht nur die Erfahrungen seiner letzten, selbstgewählten Mission nicht loslassen. Nachdem er die Agentin der CIA-Finanzermittlung Emma Collins (Dakota Fanning) informiert, wird diese auf ein großes Netzwerk aufmerksam, in dem große Mengen Drogen, Geld und auch Waffen eine Rolle spielen. An sich will Robert die Ermittlerin nur in die richtige Richtung weisen, doch dann muss er erkennen, dass die Mafia auch die Menschen in seiner neugefundenen Heimat terrorisiert. Marco Quaranta (Andrea Dodero), Bruder des einflussreichen Familienoberhaupts Vincent (Andrea Scarduzio), der von Neapel aus operiert, bringt so viel Leid über die Menschen, dass Robert sich einmal mehr einmischt – und sich damit die gesamte Mafia-Familie zum Gegner macht …
Kritik:
Beim dritten, und wie der deutsche Titel bereits verrät, letzten Leinwandabenteuer des Titel gebenden, erfahrenen Agenten Robert McCall bringt Filmemacher Antoine Fuqua nicht nur die Stimmung des zermürbten Hauptcharakters toll zu Geltung, sondern findet eine Geschichte, die genau hierzu passt. Nach einem scheinbar inhaltlich losgelösten Einsatz zu Beginn, präsentiert The Equalizer 3 McCall an einem Ort, an dem er Zuhause scheint, zugehörig. Wenigstens, bis ihn einholt, dass er die Augen vor Ungerechtigkeit nicht verschließen kann. Das ist wie gehabt brachial, aber für ein erwachsenes Publikum durchaus packend.
Worauf man sich diesbezüglich einstellen sollte, vermittelt bereits der Auftakt, in dem ein älterer Mann auf einem Weingut in Sizilien ankommt. Auf dem Weg in den Keller steigt er über zahlreiche schwer bewaffnete und brutal ermordete Leichen, ehe er schließlich vor dem Urheber des Gemetzels zum Stehen kommt. Von unerwarteter Seite lebensgefährlich verletzt, wird Robert McCann wenig später gefunden und in dem kleinen Küstenstädtchen Siziliens Altamonte gepflegt. Die Menschen dort, angefangen von Arzt Enzo über den Polizisten Gio, der Roberts Leben gerettet hat, stehen ihm zwar misstrauisch gegenüber, aber sie sind zuvorkommend und das Leben in der beschaulichen, malerischen Küstengemeinschaft so etwas wie eine neue Heimat für McCann, den seine Taten zunehmend verfolgen, selbst wenn er tut, was er tut, um Unrecht wiedergutzumachen. Beinahe genesen, nimmt er Kontakt mit der CIA-Agentin Emma Collins der Finanzermittlung auf.
Das erste Drittel, bis sogar die erste Hälfte von The Equalizer 3 erzählt Fuqua unerwartet ruhig und langsam. Anstatt McCann von einem Einsatz zum nächsten zu schicken, wird Robert Teil dieser Gemeinschaft. Er wirkt angeschlagen, kann anfangs kaum die Treppen der engen Gässchen nach oben steigen. Sieht man das Zusammenspiel dieser Menschen, wirkt es auf das Publikum umso verheerender, wenn sich auch in diesem Idyll die Gewalt wie ein Geschwür ausbreitet. Für seinen älteren Bruder Vincent Quaranta, Kopf einer der fünf Familien der Camorra / ’Ndrangheta, sammelt Marco nicht nur Schutzgeld ein, er soll den Druck in Altamonte erhöhen, damit die Mafia sich die begehrten Immobilien an der Küste einverleiben kann. Einschüchterung, Erpressung, Körperverletzung oder Mord, es gibt nichts, wovor Quaranta zurückschrecken würde. So wird Robert erneut zu dem Mann, der er sein muss, da er die Augen nicht vor den Verbrechen verschließen kann, die sich hier abspielen.
Fragt man sich zu Beginn noch, wie sich der zweite Handlungsstrang um die von Dakota Fanning gut gespielte CIA-Agentin Collins in die Geschichte einfügt, fallen die Puzzleteile im letzten Drittel alle zusammen und runden The Equalizer 3 inhaltlich merklich ab. Hinsichtlich des gezeigten Gewaltgrades bleibt Regisseur Antoine Fuqua den Vorgängern der Reihe treu, lässt Robert jedoch nicht wie zuletzt unnötig grausam erscheinen. Mitunter einfallsreich, in jedem Fall jedoch kompromisslos stellt sich McCann seinen Angreifern und dezimiert unaufhaltsam wie methodisch ihre Reihen, sobald er entscheidet, Partei zu ergreifen. Dass er jedoch nach seiner Verwundung zu Beginn nie mehr wirklich verletzt wird und unter Zugzwang gerät, er seinen Gegnern stets einen Schritt voraus ist, mindert ein wenig die Spannung.
Dies gleich The Equalizer 3 durch eine durchweg handwerklich erstklassige Präsentation aus. Angefangen von der stimmungsvollen, malerischen Landschaft über die engen Gassen, bis hin zu den Aufnahmen in Neapel, ist auch die Action fantastisch umgesetzt. Dabei stets übersichtlich und ruhig, beinahe bedächtig, ganz der Persönlichkeit von Robert McCann entsprechend, den Denzel Washington einmal mehr gelungen zum Leben erweckt. Trotz oder gerade auf Grund seiner ruhigen Ausstrahlung wirkt seine Präsenz mit dem bohrenden Blick wie ein unaufhaltsamer Sturm. Auch wenn der Hintergrund seiner Figur kaum erweitert wird, der Persönlichkeit werden neue Facetten hinzugefügt, eine Entwicklung weitergeführt, die über den Helden wider Willen hinausgeht. Das ist gelungen und ergibt zusammen mit dem überraschenderweise mehr auf Atmosphäre denn Action orientierten Thriller eine Stimmung, die eine packendere Wirkung entfaltet, als man erwarten würde. Die Verantwortlichen haben sich den besten Film der Reihe für den Schluss aufgehoben, sofern man sich auf die ruhigere Herangehensweise einlässt. Das lohnt für Genrefans umso mehr.
Fazit:
Anstatt sich wie andere Agenten um die Rettung der ganzen Welt zu bemühen, gibt Robert McCall wie zuvor all sein Talent – und mehr –, um im Zweifel nur ein Leben zu bewahren. Oder in diesem Fall das der Menschen in dem Küstenort, die von der Mafia terrorisiert werden. Dass er zuvor in dieser neuen Umgebung auch als Figur angekommen ist, macht seinen letzten Auftrag für ihn nur umso persönlicher. Filmemacher Antoine Fuqua präsentiert die Titelfigur nicht nur seiner Taten müde, sondern sogar dazu bereit, in die andere Richtung zu blicken, wenn es seinem persönlichen Glück nicht im Wege stehen würde. Bis er es eben doch nicht mehr kann. Die Geschichte ist so bedrückend wie glaubwürdig, die Besetzung von einem einnehmenden Denzel Washington toll angeführt und die erstklassige Inszenierung einfallsreicher und der Umgebung angepasster, als man auf den ersten Blick sieht, selbst wenn es dem Finale gerade angesichts des starken Auftakts an Durchschlagskraft mangelt. Auch wenn man hoffen würde, es wäre nicht das Ende, The Equalizer 3 ist ein so gelungener wie würdiger Abschied und ein Abschluss für die Reise dieser charismatischen Figur. Ein harter Thriller für ein erwachsenes Publikum, bei dem die Sympathien immer auf der richtigen Seite liegen. Stark.