The Bling Ring [2013]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 28. Juni 2014
Genre: Unterhaltung / Drama

Originaltitel: The Bling Ring
Laufzeit: 90 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien / Frankreich / Deutschland / Japan
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Sofia Coppola
Musik: Daniel Lopatin, Brian Reitzell
Darsteller: Katie Chang, Israel Broussard, Emma Watson, Claire Julien, Taissa Farmiga, Georgia Rock, Leslie Mann, Carlos Miranda, Gavin Rossdale, Stacy Edwards


Kurzinhalt:
Auch wenn Marc (Israel Broussard) an der neuen Schule eher ein Außenseiter zu sein scheint, in Rebecca (Katie Chang) hat er schnell eine Freundin gefunden. Dass er mit ihr abends um die Häuser zieht und Handtaschen aus nicht verschlossenen Autos stiehlt, stört ihn nicht. Erst, als er mit ihr wenig später in das Haus eines verreisten Geschäftsmanns einbricht, bekommt er ein ungutes Gefühl, das jedoch schnell verfliegt. Dort findet Rebecca die Accessoires der Superreichen, die sie sich selbst nicht leisten kann. Es ist für sie wie Shopping, nur ohne zu bezahlen.
Und so dauert es nicht lange bis zu ihrem nächsten Einbruch und ehe sich Marc versieht, steigt er mit Rebecca, Nicki (Emma Watson) und Chloe (Claire Julien) in das Haus des Celebrity-Sternchens Paris Hilton ein. Von da an beginnt die Spirale, sich immer schneller zu drehen und mit jedem Einbruch bei einem Anwesen eines Showstars werden sie mutiger – und gieriger ...


Kritik:
Sowohl als Drama, wie auch als sozialkritisches Porträt ist Sofia Coppolas The Bling Ring genau so oberflächlich wie die Figuren, die in seinem Mittelpunkt stehen. Es ist, als wäre die Filmemacherin eher daran interessiert, die Jugendlichen zu beobachten, wie sie in fremde Häuser einsteigen und dort Designerkleider anprobieren, anstatt die Fragen aufzuwerfen, was sie überhaupt so weit gebracht hat. Man könnte sogar so weit gehen zu behaupten, was an Seitenhieben auf den Pomp der Stars zu sehen ist, von ihr gar nicht als Kritik beabsichtigt wurde.

Dabei bieten die Raubzüge der vier bis fünf Einbrecher, je nachdem, in welchem Stadium sie sich befanden, durchaus genügend Stoff für einen Krimi und sicher auch für eine Satire. Wie unstrukturiert die Regisseurin ihre Geschichte erzählt, wird schon daran deutlich, dass sie keinen rechten Anfang findet und kein wirkliches Ende. Statt ihren auf Tatsachen basierenden Film in den Jahren 2008 und 2009 anzusiedeln, als die wirklichen Einbrüche geschahen, verschweigt sie eine solche Jahresangabe, beginnt mit einem Einbruch der Truppe, zeigt, wie sich die von Emma Watson am prominentesten verkörperte Nicki den Reportern stellt und springt dann ein Jahr zurück. Erst dann lernen wir Marc kennen und man könnte denken, dass dies seine Geschichte wäre, doch diesem Ansatz bleibt das Drehbuch ebenfalls nicht treu.

In der neuen Schule wird Marc von einigen schon gehänselt, ehe er wirklich angekommen ist. Anders seine Mitschülerin Rebecca, die ihm unvoreingenommen gegenübersteht. Durch sie hat er seinen Einstieg in die wohlhabende Gesellschaft gefunden mit den Drogen, die dazu gehören, dem Alkohol und den allabendlichen Partys. So kümmert es ihn auch nicht, als Rebecca nachts Handtaschen aus nicht verschlossenen Autos klaut und es ist nur ein kleiner Schritt, bis er mit ihr in das erste Haus einbricht. Dass sie in Kalifornien wohnen macht ihnen den Zugang zu den Häusern von Prominenten einfacher, die so weit von der wirklichen Welt entrückt scheinen, dass sie weder all ihre Türen verschließen, noch eine funktionierende Alarmanlage einsetzen. Man mag es sich kaum vorstellen, wie es einer Gruppe Jugendlicher gelingen konnte, ein Jahr lang wiederholt in Anwesen der Superreichen einzudringen, ohne entdeckt zu werden. Sie scheinen hier weder mit besonderem Werkzeug, noch außergewöhnlichen Kenntnissen vorgegangen zu sein.

Die stärksten Momente an The Bling Ring sind, wenn Rebecca, Marc, Nicki und Chloe in das Haus der Hotelerbin Paris Hilton einsteigen und dort mehr Kleider, Schmuck, Schuhe, Handtaschen und Kostbarkeiten vorfinden, als in einer Edelboutique. Für Rebecca ist es ein Schlaraffenland, als Normalsterblicher muss man sich fragen, wer um alles in der Welt so viel besitzen muss – und wie viel Paris Hilton davon wohl wirklich schon gesehen, geschweige denn selbst getragen hat. Es ist ein solcher Überfluss, dass er grotesk erscheint und sieht man, wie die vier Diebe in diesem "Himmelreich" aufgehen, erkennt man, dass sie diese Besessenheit von materiellen Dingen mit ihren Idolen gemeinsam haben.
Das zu sehen macht einen beim ersten Einbruch in die glamouröse Hilton-Villa noch fassungslos. Kehren die vier später dorthin zurück, ist dieser "Schock" verflogen, doch sie tun es immer wieder und Coppola begleitet sie dabei stets aufs Neue. Dabei ist es ebenso uninteressant, wem die Rolex-Uhren nun gehören, die gestohlen werden, wie die in Designer-Outfits gekleideten Jugendlichen zum fünften Mal zu einem weiteren hippen Song in Zeitlupe auf die Kamera zugehen zu sehen.

Über die Ermittlungen, die zweifelsfrei im Hintergrund betrieben wurden, verrät The Bling Ring ebenso wenig, wie über die Opfer der Einbrüche, die wohl trotz ihres Reichtums an diesen Besitztümern hingen, immerhin konnten sie der Polizei bestimmte Kleidungsstücke nennen, die gestohlen wurden. Wikipedia verrät, dass die Gruppe während dieses Jahres ungefähr drei Millionen Dollar erbeutet haben, doch auch über diese Dimensionen schweigt der Film, der am Ende keinen Ausblick offenbart, was aus den Kriminellen geworden ist. Stattdessen fängt Sofia Coppola wiederholt den Glitzer ein, in dem sie gebadet haben und zeigt, wenn auch nur kurz, wie sie sich auf all das Gute berufen, das sie getan haben oder tun wollen, als sie geschnappt werden. Ob diese Eigenschaft, sich selbst – und ihre Fans, die sich nach ihrer Verhaftung um sie geschart haben – erfolgreich zu belügen, ihnen ebenso zugeflogen ist, wie alles andere? Einen Blick darauf offenbart der Film leider nicht.


Fazit:
Nicht einmal der Soundtrack, der mit Songs vollgestopft ist, den die Hauptfiguren wohl gern beim allabendlichen Partymachen gehört hätten, stammt aus der Zeit, in der die Geschichte spielen soll. Er blendet das interessierte Publikum ebenso wie die grundsätzlich gute Besetzung, die aber nur selten wirklich gefordert ist. Trotz der kurzen Laufzeit ist das unangenehm zäh und nie so tiefgehend, wie man erwarten würde.
Statt einem Blick auf das Leben dieser im Grund privilegiert aufwachsenden Jugendlichen, denen der alltägliche Wohlstand nicht genug war und die von den reichsten der Reichen stehlen wollten, zeigt Filmemacherin Sofia Coppola nur die schimmernde Fassade. Sowohl deren, als auch das ihrer Opfer. Mag sein, dass dahinter nicht viel zu finden ist, aber auch das wäre als Feststellung interessanter, als was The Bling Ring erzählt.