Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel [2022]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. August 2022
Genre: Animation / Unterhaltung

Originaltitel: Tadeo Jones 3: La Tabla Esmeralda
Laufzeit: 90 min.
Produktionsland: Spanien
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Enrique Gato
Musik: Zacarías M. de la Riva
Stimmen: Óscar Barberán, Luis Posada, Michelle Jenner, Anuska Alborg, Alexandra Jiménez, Tito Valverde, Cecilia Suárez, Berta Cortés, Pablo Gómez, José Corbacho, Manuel Burque, Roser Aldabó, Gloria González


Kurzinhalt:

Auch ohne einen wirklichen Studienabschluss könnte der leidenschaftliche Archäologe Tad Stones (Óscar Barberán) seinem großen Traum kaum näher sein, dass er endlich eine Entdeckung macht, über die er auch sprechen darf. Bei einer Ausgrabung in Mexiko, die er auf Bitten seiner Freundin Sara (Michelle Jenner), selbst eine renommierte Archäologin, begleiten darf, entdeckt er einen ägyptischen Sarkophag. Doch nachdem er die Ausgrabungsstätte ins Chaos stürzt, wird Tad ausgeschlossen. Zurück in Chicago, wartet dort auf ihn die tollpatschige Mumie (Luis Posada), die sich so vernachlässigt fühlt, wie Tad unverstanden. Als er hört, dass der Sarkophag ebenfalls nach Chicago gebracht wird, will er beweisen, was für ein Archäologe in ihm steckt, denn er kennt den Schlüssel, um ihn zu öffnen. Doch damit setzt Tad einen uralten Fluch frei, der eine Gefahr für die Welt darstellt. Mit Hilfe der TV-Astrologin Victoria Moon (Alexandra Jiménez) macht sich Tad auf die Suche nach der ebenso legendären wie magischen Smaragdtafel, um den Fluch zu brechen. Dabei sind ihm nicht nur die Behörden auf den Fersen, ihm läuft auch die Zeit davon …


Kritik:
Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel ist der inzwischen dritte Teil der Animationsfilmreihe von Regisseur Enrique Gato, dessen Titel gebender, sympathischer Held in dem Kurzfilm Tadeo Jones [2004] seine Premiere feierte und seitdem in Tad Stones - Der verlorene Jäger des Schatzes! [2012] sowie Tad Stones und das Geheimnis von Köng Midas [2017] zu sehen war. Nachdem seine vorigen Entdeckungen aus Sicherheitsgründen unter Verschluss gehalten werden, ist es Tads größter Wunsch, endlich als Archäologe anerkannt zu werden. Bereit, beinahe alles zu tun, um sich diesen Traum zu erfüllen, wird er durch die Macht der sagenumwobenen Smaragdtafel in Versuchung geführt. Dass sich diese liebevolle Hommage an den größten Filmabenteurer des 20. Jahrhunderts bewusst an ein junges Publikum richtet, ist kein Kritikpunkt. Vielmehr gelingt den Verantwortlichen ein Familienfilm mit spürbarem Flair – und das „made in Europe“.

Dabei scheint Tad zu Beginn seinem Ziel greifbar nahe, als er bei einer Ausgrabung in Mexiko unter einem Tempel eine Höhle entdeckt, in der sich ein ägyptischer Sarkophag befindet. Doch nachdem er für reichlich Chaos bei der Ausgrabung sorgt, wird er von dieser ausgeschlossen. Die renommierte Archäologin Sarah, Tads Freundin, überführt den Sarkophag zusammen mit den drei bekanntesten Archäologen nach Chicago und als Tad nur einen Blick darauf werfen will, entfesselt er zusammen mit der bei ihm wohnenden Mumie (aus einem vorigen Abenteuer) einen Fluch, der nicht nur die Inka-Mumie verändert, sondern Tads treue Gefährten, Hund Jeff und Papagei Belzoni, werden miteinander verschmolzen. Nachdem die durch TV-Sendungen bekannte Astrologin Victoria Moon Kontakt mit Tad aufnimmt, erzählt sie ihm von der Smaragdtafel, mit der sich der Fluch umkehren lässt, doch die Zeit dafür ist knapp. Darum machen sich Tad, Mumie und „Beljeff“ zuerst auf den Weg nach Paris und später nach Ägypten. Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel ist ein Abenteuer, wie man es sich vorstellt, mit exotischen Orten, Verfolgungsjagden und ein wenig Geschichtsunterricht.

Aber auch, wenn dies beispielsweise bei der Verfolgungsjagd auf der Seine in Paris durchaus actionreich ist, oder später emotional aufwühlend mit Schusswechseln, Verwandlungen und vielleicht sogar Schlimmerem, es ist nicht so düster, oder das Schicksal der Figuren derart in Gefahr, dass ganz junge Zuseherinnen und Zuseher Angst bekommen würden. Schon deshalb, weil sich die Verantwortlichen trotz einer greifbaren Geschichte und Actionmomenten, die durchaus realistisch sein könnten, rechtzeitig von jedem Realitätsanspruch verabschieden. Sei es durch das Design und Aussehen der Figuren, oder wenn bei der Verfolgung in Paris die Naturgesetze einfach außer Kraft gesetzt werden. Zudem ist insbesondere die tollpatschige Mumie arg albern, selbst wenn ihre Abhängigkeit von Smartphone und Sozialen Medien durchaus greifbar präsentiert ist. Nicht zuletzt sorgt mehr als nur ein Pupswitz beim jungen Zielpublikum für Erheiterung, ebenso wie die Ermittlerin Ramirez und der einfältige CIA-Agent, die sich an Tads Fersen geheftet haben.

Das ist teilweise beinahe bedauerlich, da die eigentliche Geschichte von Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel durchaus gefällt und auch die Machart insgesamt überaus gelungen ist. Das Aussehen der Figuren und Hintergründe überzeugt durch natürliche Farben und stellenweise Details, die man kaum erwarten würde. Dass die Figuren gleichermaßen kindgerecht überzeichnet sind, wie bekannte Wahrzeichen, stört dabei nicht, denn das Design ist durchweg nachvollziehbar. Die Inszenierung selbst muss sich nicht vor anderen Produktionen verstecken und glänzt mit vielen bewegten Einstellungen, einfallsreichen Perspektiven und einem gelungen Tiefeneffekt. Was jedoch auffällt, sind mitunter die kargen Landschaften, fehlende Reifenspuren im Sand und auch ein Flirren oder Wabern an Kanten, als sei der Film mit einer niedrigeren Auflösung berechnet und anschließend für die Leinwand hochskaliert worden. Doch sollten diese Feinheiten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Filmemacher Enrique Gato etwas gelingt, woran viele andere Geschichtenerzähler scheitern. Er verleiht seinen Figuren eine geradezu ansteckende Warmherzigkeit. Erzählerisch mag dabei Einiges auf der Strecke bleiben, aber dass man ihnen gern auf ihrer Reise folgt, stört das nicht. Darauf kommt es letztlich an.


Fazit:
Anstatt Tad Stones in seinem dritten Abenteuer als kühnen Helden vorzustellen, ist er vielmehr deprimiert, dass er von seinen bisherigen Entdeckungen niemandem erzählen kann. Ohne einen Abschluss in Archäologie, ist sein Traum, Anerkennung zu erhalten, für ihn unerreichbar. Darum ist sein neues Abenteuer auch eine Reise der Erkenntnis, worauf es wirklich ankommt im Leben. Deren Verlauf ist wenig überraschend, die Legende der Titel gebenden Smaragdtafel aber durchaus interessant. Sehr actionreich und mit viel, vor allem an die Jüngsten gerichtetem Humor erzählt, ist Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel ein kindgerechtes Animationsabenteuer im Stile von Indiana Jones, das es technisch vielleicht nicht ganz mit großen Hollywood-Produktionen aufnehmen kann, was den Charme anbelangt aber durchaus. Da nie wirklich in Frage steht, ob den Helden etwas geschieht, ist das familientaugliche Unterhaltung, bei der die Jüngsten viel zu lachen haben, während Erwachsene Anspielungen auf Genregrößen entdecken können. Inhaltlich nicht tiefgehend und mit viel Potential, das ungenutzt bleibt, ist Enrique Gatos Film als das, was er sein will, überaus gelungen. Dabei wäre gegen ein weiteres Abenteuer des sympathischen Helden und seiner Freunde nichts einzuwenden.