Stretch [2014]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 30. November 2015
Genre: Komödie / Action / ThrillerOriginaltitel: Stretch
Laufzeit: 94 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Joe Carnahan
Musik: Ludwig Göransson
Darsteller: Patrick Wilson, Chris Pine, Ed Helms, James Badge Dale, Brooklyn Decker, Jessica Alba, Ray Liotta, David Hasselhoff, Randy Couture, Matthew Willig, Shaun Toub
Kurzinhalt:
Es gab eine Zeit, da hatte Stretch (Patrick Wilson) fast alles: Er war mit Candace (Brooklyn Decker) glücklich und sein Job als Fahrer für einen Chauffeurdienst hat ihm zumindest genug Geld eingebracht, um über die Runden zu kommen. Inzwischen hat ihn seine Traumfrau verlassen und ihm wird von seinem Buchmacher die Pistole auf die Brust gesetzt. Er muss die restlichen Schulden bis Mitternacht zurückzahlen, sonst ... Also bittet er Charlie (Jessica Alba) in der Vermittlung des Limousinenservice, ihm alle Aufträge weiterzuleiten, die sie bekommt und als Stretch an den exzentrischen Karos (Chris Pine) gerät, scheinen seine Probleme vielleicht gelöst. Wenn er die Nacht überlebt ...
Kritik:
Outtakes – Verpatzte Szenen – beim Abspann einer Komödie sind immer eine Gratwanderung. Im Falle von Stretch wollten die Filmemacher wohl zeigen, was an den jeweiligen Szenen hätte lustig sein sollen. Umso trauriger, dass nicht einmal die Outtakes ein Schmunzeln provozieren können. Wollte man genau benennen, wann Joe Carnahans vermeintliche Actionthrillerkomödie einen Totalschaden erleidet, müsste man wohl schon die ersten fünf Minuten anführen. Was danach kommt, wird zunehmend aussichtsloser.
Der Film beginnt damit, dass der Limousinenfahrer Stretch sein Leben aus dem Off kommentiert und erzählt, wann es seiner Meinung nach die falsche Abzweigung genommen hat. Patrick Wilson mimt den in Selbstmitleid schwimmenden, gescheiterten Schauspieler durchaus überzeugend, doch wer hofft, dass die ständigen, unablässig vulgären Labereien nach den ersten Minuten ein Ende nehmen, der irrt leider. Dieses "Stilmittel" bleibt Stretch bis zum Schluss erhalten und wer vermutet, dass es generell kein gutes Zeichen ist, wenn die Hauptfigur mit sich selbst in der zweiten Person spricht, der erlebt hier außerdem Ed Helms in der Rolle eines toten Kollegen von Stretch, der ihm als Gedankengespinst immer wieder erscheint und ihn zusätzlich beleidigt.
Das klingt nicht lustig und ist es auch nicht, zumal Helms seine Rolle so sehr überstrapaziert, dass jeglicher Humor schon im ersten Moment verpufft. Stretch hat Geldsorgen und muss bis Mitternacht 6.000 Dollar auftreiben, um alte Spielschulden zurückzuzahlen, sonst werden seine Kreditgeber Dinge mit ihm anstellen, die ihm nicht bekommen werden. Also nimmt er jeden Job an, den er nur bekommen kann, was zu Gastauftritten von Ray Liotta und David "The Hoff" Hasselhoff führt. In einem Film, in dem Hollywood als Sündenpfuhl dargestellt wird und Promis als unerzogene, exzentrische Verrückte porträtiert werden, würde man vermuten, dass Carnahan seine Gaststars ihr jeweiliges Image persiflieren lässt, doch weit gefehlt. Außer einer Tirade an Schimpfwörtern und Kraftausdrücken, die alle allesamt so trocken und ironiefrei dargebracht werden, dass einem vom Zuhören bereits schlecht wird, haben beide nichts zu tun.
Was die Geschichte und den Film zu Roger Karos führt, einem von Chris Pine gespielten Milliardär, der großteils nackt und mit Blick auf seine Fortpflanzungsorgane auftaucht und anmutet wie eine verwahrloste Version von Leonardo DiCaprios Porträt des drogenschnüffelnden Wall Street-Gurus in The Wolf of Wall Street [2013]. Der stellt Stretch seine Spielschulden als Trinkgeld in Aussicht, wenn er die Aufgaben erledigt, die Karos ihm stellt.
30 Minuten vor Schluss scheint Stretch dann kurzzeitig der Film zu werden, der er von Beginn an sein wollte, ehe das Ende mit einem ewig lange absehbaren "Twist" zementiert, dass das Drehbuch keine eigenen Ideen vorzuweisen hat und selbiges nur durch Obszönitäten zu kaschieren sucht.
Als Satire auf die Eigenheiten der Promi-Stars ist das ebenso misslungen wie als Actionfilm, zumal Stretch nur einmal buchstäblich in Fahrt kommt und dann ebenso schnell wieder nachlässt. Witzig ist das nur für diejenigen, die sich nicht daran stören, dass Geschmacklosigkeiten am laufenden Band präsentiert werden (wie die Vorstellung, dass Tiere in Clubs von Gästen unter Kokain vergewaltigt werden). So beleidigt Joe Carnahan nicht nur eine unbestimmte Anzahl Personengruppen mit abfälligen Kommentaren, sondern letztlich auch die Intelligenz seines Publikums.
Fazit:
Die Idee eines Protagonisten, der nur wenige Stunden Zeit hat und bis zur Deadline durch eine abstruse, einem Alptraum entsprungene Hölle gehen muss, ist nicht neu und in vielen Filmen gut dargebracht. Aber auch wenn Stretch nur bis Mitternacht Zeit hat, das fällige Geld zu besorgen, da man nie weiß wie spät es ist, entwickelt der Film nie ein Gefühl dafür, dass sich die Schlinge um den Hals des Limousinenfahrers zuzieht.
Die handwerkliche Umsetzung ist nicht schlecht, aber auch nicht überaus einfallsreich, während die Darsteller allesamt so überdreht agieren, dass man vermuten könnte, das Kokain, das die Figuren ständig konsumieren, wäre keine Requisite gewesen. Stretch überspannt den Humor von Anfang an, ist mehr abstoßend als lustig, nie packend und man kann sogar behaupten böswillig widerlich in seinen Aussagen. Ein Film, bei dem es nie zu spät ist, abzuschalten. Zu früh ohnehin nicht.