Stirb langsam 2 - Die Harder [1990]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. Dezember 2002
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Die Hard 2
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1990
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Renny Harlin
Musik: Michael Kamen
Darsteller: Bruce Willis, Bonnie Bedelia, William Sadler, Franco Nero, John Amos, Dennis Franz


Kurzinhalt:
Es ist einmal mehr Weihnachten. John McClane (Bruce Willis) wartet am zugeschneiten Flughafen darauf, dass der Flieger seiner Frau Holly (Bonnie Bedelia) landet, und würde nicht am selben Tag der Drogenkönig Esperanza (Franco Nero) von Valverde an die USA ausgeliefert werden, hätte der Cop vermutlich einen ruhiges Fest genießen können.
Doch Terroristen verschaffen sich Zugang zu den Flugkontrollen und legen den Tower faktisch lahm; sie wollen Esperanza befreien und anschließend mit einem bereitgestellten Flugzeug in ein Land fliegen, das ihn nicht ausliefert. Die Truppe um Ex-Colonel Stuart (William Sadler) ist nicht nur sehr gut ausgestattet, sondern verfügt auch über Kontakte, die weiter reichen, als irgendjemand geahnt hätte.
McClane läuft die Zeit davon, während Esperanzas Maschine auf sich warten lässt, darf kein weiteres Flugzeug landen – und Hollys Flieger geht langsam der Sprit aus.
Die flughafeninterne Einsatztruppe ist den Terroristen hoffnungslos unterlegen, zumal diese jegliche Mißachtung ihrer Regeln mit tödlichen Konsequenzen für die Flugzeugpassagiere strafen.
Einmal mehr liegt es an John McClane, die Terroristen am Boden zu bekämpfen, um den Geiseln, darunter seine Frau, eine sichere Landung zu ermöglichen.


Kritik:
Mit einem Budget von 70 Millionen Dollar war der Film mehr als doppelt so teuer, wie der erste Teil; ein Großteil des Geldes beanspruchten die Dreharbeiten im Schnee – und die Gage von Bruce Willis. Ein Dutzend verschiedener Orte mussten aufgesucht werden, um die weiße Umgebung zu finden, oder – wie der Star des Films, Willis, in einem Interview sagte – "die Crew jagte dem Schnee hinterher".

Da es ohnehin unmöglich war, den ersten Teil in seinem Genre zu schlagen, sind die Macher auf eine andere Schiene ausgewichen: Statt dem begrenzten Raum eines Hochhauses stand McClane nun ein ganzer Flughafen zur Verfügung; vollgepackt mit Stunts und Action am laufenden Band, machte sich der zweite Teil der Stirb langsam-Reihe, Die Harder, wie der Werbetitel hieß, auf, an das Erfolgsrezept des Helden wider Willen anzuschließen. Und das erfolgreich.

Die Story dreht sich um McClane, der am Flughafen in eine etwas andere Geiselnahme verstrickt wird; der Tower wird lahmgelegt und eine Truppe Terroristen übernimmt die Flugkontrollen – auch wenn der Film lose auf dem Roman "58 Minutes" von Walter Wager basiert, ist die Story nicht unbedingt glaubwürdig.
Doch zum Nachdenken bleibt keine Zeit, das Drehbuch hetzt die Zuschauer von einer actionreichen Szene zur nächsten und lässt kaum Luft zum Atmen. Interessante Wendungen und unerwartete Entwicklungen halten das Gehirn ebenso auf Trab, wie unzählige Anspielungen auf Teil 1 und andere Filme (beispielsweise ist Valverde ein fiktiver latein-amerikanischer Staat, der bereits in Das Phantom Kommando [1985] verwendet wurde, und bei dem auch Steven E. de Souza für das Drehbuch verantwortlich war), und je mehr man von den perfekt organisierten Terroristen zu sehen bekommt, umso mehr fragt man sich, wie McClane all das überstehen soll.

Auch wenn Bruce Willis' Charakter mindestens ebenso viel leiden muss, wie im vorhergehenden Film, schadet dies der Sympathie für ihn keineswegs. Von der ersten Sekunde an sieht man ihn in der gewohnten Rolle, die ihm sichtlich Spaß zu machen scheint. An Sprüchen und überraschten Gesichtsausdrücken mangelt es nicht.
Einzig ein einprägsamer Bösewicht fehlt der Story. William Sadler spielt zwar überzeugend und gemeinsam mit Franco Nero und John Amos bilden sie auch eine gute Gangsterfront gegen den unterlegenen Cop, aber das Katz- und Maus-Spiel mit einem charismatischen Schurken fehlt einfach.

Dafür gibt es wieder eine Reihe interessanter und bekannter Nebencharaktere, bei deren Anblick Kennern von Teil 1 ein Lächeln nicht geradezu aufgezwungen wird. Zum einen ist neben Bonnie Bedelia wieder William Atherton zu sehen, und beide liefern sich im Flugzeug einen interessanten und amüsanten Schlagabtausch.
Reginald VelJohnson hat ebenfalls einen kurzen Auftritt, und McClane selbst stehen viele Helfer zur Verfügung, die für witzige und spannende Szenen sorgen. Als Flughafeningenieur Leslie Barnes ist Art Evans zu sehen, der neben Tom Bower als Marvin am meisten mit Bruce Willis zu tun hat. Fred Dalton Thompson und Sheila McCarthy sind ebenfalls mit von der Partie. Die witzigsten Monologe und Gespräche bekommt jedoch Dennis Franz als Polizei-Captain Lorenzo zugeteilt.

Dass dem in Finnland geborenen Regisseur Renny Harlin die Dreharbeiten im Schnee und bei Minustemperaturen nichts ausgemacht haben, ist eine ebenso interessante Anekdote, wie die Tatsache, dass Harlin einmal mehr die Finnische Hymne von Jean Sibelius musikalisch eingebaut hat – wie in fast allen seinen Filmen.
Überhaupt ist es eine gute Idee gewesen, den zweiten Weihnachts-Stirb langsam-Film in einem schneereicheren Gelände anzusiedeln als Los Angeles. So wird nicht nur ein packenderes Gefühl für die Jahreszeit und die Umgebung der Handlung erzeugt, auch ließen sich dadurch (wie im Film zu sehen ist) viele witterungsbedingte Gegebenheiten in den Film einbringen.
Harlins makellose Inszenierung mit spannendem Szenenaufbau, ruhigen Übergängen und doch atemlosem Tempo nutzt das Breitbild-Format vollends aus und verleiht dem Film eine persönliche Note, die ihn vom Vorgänger unterscheidet und das bewährte Rezept nicht nur kopiert.

Obwohl die Story nicht annähernd so komplex und vielschichtig wie die des ersten Teils ist, und man auch sonst hin und wieder die Logik verzweifelt sucht, mangelt es ihr nicht an Ernst, wenn ganze Flugzeugladungen an Geiseln auf dem Spiel stehen.
Wettgemacht werden die kleinen Skriptmängel durch die sehr gut gefilmten Actionszenen, die dank der hervorragenden Kamera-Arbeit von Oliver Wood ein Fest für die Augen sind. Großaufnahmen von Flugzeugen und dem Flughafen, gut ausgesuchte Zeitlupen bei Schusswechseln und brilliant umgesetzte Explosionen halten den Actionfan bei Laune.
Dem steht die Musik von Michael Kamen in nichts nach, der zwar viele seiner Themen aus Stirb langsam [1988] wiederholt, aber auch einige neue miteinfließen lässt und durch seine Musik immer die Szenen unterstützt, ohne negativ aufzufallen.
Die Spezialeffekte tun trotz ihres Alters ihr übriges, um die visuell-optische Achterbahnfahrt zu komplettieren; sie sind auch nach heutigen Maßstäben gut bis sehr gut.

Einmal mehr ist es die Besetzung, allen voran Bruce Willis, die den Film zu einem Zuschauervergnügen machen. Witzige Kommentare non-stop und eine unübersehbare Chemie zwischen den Charakteren machen den besonderen Reiz der verschiedenen "Teams" aus.

Und bevor McClanes Markenzeichen, der "Yipee-ki-yay"-Spruch, zu hören ist, und das bekannte Vaughn Monroe-Lied "Let it snow" durch die Lautsprecher tönt, wird man als Zuschauer bei dem explosiven Actionfeuerwerk mehrmals in den Fernsehsessel gedrückt, ein Erfolgsrezept, das den Machern weltweit 240 Millionen Dollar einbrachte.


Fazit:
Auch wenn viele Fans diesen Film als den schlechtesten der Reihe ansehen, dem kann ich mich nicht anschließen. Mit Action am laufenden Band, hervorragend photographierten Kampfszenen, überzeugenden und beeindruckenden Kulissen und einem Erzähltempo, bei dem man sich fast anschnallen muss, um nicht herausgeschleudert zu werden, toppt der Film den Vorgänger zwar nicht in Sachen Spannung, Innovation oder Charisma, aber an Bombast.
Bruce Willis verkörpert den Cop erneut mit einer widerspenstigen Lässigkeit, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen. Zusammen mit der schnellen Story und den tollen Actionszenen ergibt sich eine explosive Mischung, die den ersten Teil an Unterhaltungswert beinahe erreicht.
Für Action- und Stirb langsam-Fans ein absolutes Muss.